Samstag, 30. Mai 2009

Einfach nur Musique


  Nachdem Elsa und Alipius Musikalisches austauschen und Elsa den guten alten, heißen Lambada ausgräbt, mal ein Stück von jemand der wirklich richtig Bandoneon spielen kann. Mein Lieblingsstück von Astor Piazzola. Tristezas a un doble A. 

Freitag, 29. Mai 2009

Die Europäer wählen. Wirklich?

   Nikodemus hat in einem Eintrag auf die Europawahl hingewiesen. Nun ja, mein Beruf ist der eines Fachanwalts für Verwaltungsrecht (und - gewissermaßen ein stets mitzudenkender Nebenberuf - für Verfassungsrecht). Ich habe mir die 500-Seiten-Schwarte Lissabon-Vertrag durchgelesen. Wenigstens das. Die Zahl der Fachjuristen, die sich wirklich als Experten in Sachen Lissabon-Vertrag bezeichnen dürften, wird wohl ein paar Dutzend nicht übersteigen. Obwohl für uns (Juristen) Europarecht mittlerweile alltäglich geworden ist.
   Kurz zusammengefasst halte ich dieses Werk im Einklang mit so völlig unterschiedlichen Juristen wie Peter Gauweiler und Gregor Gysi für einen Angriff auf fundamentale Verfassungsprinzipien. Beide klagen vor dem BVerfG gegen dieses Vorhaben, weil sie es für verfassungswidrig halten. Nicht etwa für verfassungswidrig im Sinn des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland, sondern im Sinne jeder denkbaren, auf dem Fundament der Volkssouveränität und der Achtung vor unveränderbaren und überzeitlichen Grundrechten errichteten Verfassung jedes demokratischen Staates. 
   Ich bin nicht so vermessen, dieses Urteil in einem kurzen Blogeintrag zu begründen. Nur so viel: dieses Werk ist ein Angriff selbsternannter und demokratisch nur schwach legitimierter politischer Eliten auf das Prinzip der Volkssouveränität. Ich will versuchen, es nur an einem kleinen Beispiel zu erläutern.
   Die Juristen Europas arbeiten seit Jahrzehnten mit der Europäischen Menschenrechtskonvention. Dies Konvention beruht auf den Verfassungstraditionen der Mitgliedsländer, sie hat sich bewährt, vor allem hat sie sich bewährt, weil sie von der traditionellen Zurückhaltung der europäischen Verfassungstradition geprägt ist. In dieser Tradition haben Grundrechte wesentlich den Charakter, daß sie den Bürger vor Eingriffen der Staatsmacht schützen sollen. Seit der Magna Charta von 1215 - die übrigens von einem Kardinal der katholischen Kirche entworfen und formuliert wurde - hat sich diese Verfassungstradition fortentwickelt zu einem Katalog von Grundrechten, der im allgemeinem für elementar angesehen wird, und der im übrigen ohne Verständnis für die jüdisch-christliche Tradition Europas überhaupt nicht zu begreifen ist.
   Mit der Grundrechtecharta, die Teil des Lissabon-Vertrages ist wird dieses traditionelle Konzept der Abwehrrechte aufgegeben. Es entsteht ein Katalog von Gestaltungspflichten, die sich letztlich nicht gegen den Staat, sondern gegen die Gesellschaft richten. Dieser Richtungswandel ist bereits teilweise in Neu-Formulierungen der EMRK umgesetzt worden, vor allem aber in der Rechtsprechung des EGMR. 
   So bedeutete in der europäischen Verfassungstradition, wie sie sich etwa im deutschen GG widerspiegelt "Gleichheit" lediglich Gleichheit vor dem Gesetz. Die Charta ist indessen vom Konzept der "Nichtdiskriminierung" geprägt. Dies ist ein anderes. Gleichheit im traditionellen Sinn verpflichtete den Staats dazu, Gleiches gleich, aber auch Ungleiches ungleich zu behandeln. Nichtdiskriminierung bedeutet das Verbot der Ungleichbehandlung. Es schließt also Gleicheit im negativen Sinne, im Sinne der gebotenen Ungleichbehandlung ungleicher Sachverhalte gedanklich gerade aus. Um es am Text zu verdeutlichen:
Art 21. Diskriminierungen, insbesondere wegen des Geschlechts, der Rasse, der Hautfarbe, der ethnischen oder sozialen Herkunft, der genetischen Merkmale, der Sprache, der Religion oder der Weltanschauung, der politischen oder sonstigen Anschauung, der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, des Vermögens, der Geburt, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung, sind verboten
  Scheinbar kein großer Unterschied zur bisherigen Fassung. Dort wurde allerdings der Begriff der Gleichbehandlung erst 1998 durch das Verbot der Diskriminierung ersetzt. 
  Eine kleine Beifügung zeigt, worum es geht. Die Ergänzung  des bisherigen Artikels um das Merkmal "sexuelle Ausrichtung" ist ein sensationeller Erfolg der Homosexuellenlobby, der niemals gelungen wäre, wäre diese Charta nicht in den Hinterzimmern europäischer Bürokraten sondern in einem demokratischen Prozeß verabschiedet worden. Was das "gemeine Wahlvolk" im allgemeinen von solchen Artikeln hält, läßt sich in Kalifornien besichtigen. Dort hat das durchaus liberal denkende Volk in einer mit Mehrheit verabschiedeten Proposition die Homosexuellen-"Ehe"verboten. Hier wird sie ausdrücklich nicht etwa nur erlaubt, sondern als logische Folge des Konzepts der Nichtdiskrimierung zur Pflicht, die sich an den nationalen Gesetzgeber richtet. Andere Neuregelungen stehen damit in Einklang und zeigen die Richtung. Man vergleiche Art. 9 Grundrechtecharta und Art. 12 EMRK. Hier - in der Grundrechtecharta - ist nur von Ehe und Familie die Rede, es fehlt jedoch das, was in der Verfassungsdiskussion mittlerweile entscheidend geworden ist, die Definition der Ehe als grundsätzlich unauflösliche Verbindung eines Mannes und einer Frau, die auf Gründung einer Familie ausgerichtet ist. Art. 12 EMRK spricht noch ausdrücklich von Männern und Frauen, setzt also die "traditionelle" (tatsächlich naturrechtliche) Definition voraus.
   Das Prozedere spricht für sich. Die nette Frau Justizministerin würde ja gerne das Grundgesetz ändern, um Homosexuellenehen rechtlich mit der "bürgerlichen" Ehe völlig gleichzustellen. Daß dies politisch aussichtslos ist, weiß sie. Die Mühe muß sie sich aber gar nicht machen, wenn sich das Machwerk Lissabon-Vertrag durchsetzt. Wer die Rechtsprechung des EGMR kennt - in dem übrigens und zum Beispiel russische und georgische Richter für Westeuropäer verbindliches Recht sprechen - weiß, was folgen wird.
   Man merkt die Absicht. Die mögliche Umgehung demokratischer Regularien via EuroBürokratie ist genau das Problem, das z.B. ein Peter Gauweiler mit diesem Machwerk hat. Mir jedenfalls ist nicht nach der Wahl einer Partei zumute, die dieses Projekt umsetzen will. Auch wenn dieser Partei honorige Persönlichkeiten angehören mögen, denen wie mir die Linie ganz und gar nicht paßt. Nikodemus hat, denke ich, die richtige Idee.

Stephen Langton, oben erwähnter Mitverfasser der Magna Charta, wird die Pfingstsequenz zugeschrieben. Also bitte übermorgen gut zuhören. 

Donnerstag, 28. Mai 2009

The wind cries: Mary!


   Hab heute in der Tagespost gelesen, daß die Beatles und Jimi Hendrix ja auch schon große Marienverehrer gewesen sind. Jo. Fiel mir damals nicht auf. Jedenfalls gibt es einen Song von Jimi Hendrix, in dem von einer gewissen Mary die Rede ist. Wie ja auch die Beatles - die Tagespost schreibts - ein Lied über Mother Mary schrieben (Let it be). Wobei ich Jimis Originalversion, vor allem die Lifeversionen, eigentlich nicht soooo toll finde. Jedenfalls sieht man dem kaugummikauenden, ins Mikrophon nuschelnden Hendrix deutlich an, daß er überhaupt keine Lust hatte, auf der Bühne zu stehen. Jimis Paradies war das Studio, wo er dann die Verstärkerröhren zum Wimmern, Kreischen und Heulen brachte. Deshalb heute die Coverversion von Jamie Cullum.

Hier ein Übersetzungsversuch:

Endlich sind alle Spring-Teufel in der Kiste
und all die Clowns gehn jetzt zu Bett
Du kannst Glück hörn wie´s die Straße langstolpert
Fußstapfen in Kleidern, rot
Und der Wind flüstert: Mary.

Ein Besen, traurig, kehrt auf n`Haufen,
die toten Trümmer des Gestern-Lebens
irgendwo eine Königin: weinend
irgendwo ein König: ohne Weib
Und der Wind schreit. Mary!

Die Straßen-Lichter bleichen blau: Morgen
leuchten ihre Leere über mein´m Bett
das kleine Eiland im Strom: versunken
Denn: das Leben, ist tot, verlebt
Und der Wind kreischt: Mary!

Wird der Wind sich jemals erinnern,
der Namen, die er früher mal blies,
Mit seinen Krücken, uralt, und weise
Flüstert: Nein. vorbei, das war´s
Und der Wind schreit: Mary!

Montag, 25. Mai 2009

Uaaahhh!

   Die Paramentik war einst eine Kunstform. Vor allem die kontemplativen Frauenklöster - verdienten sich ihren Unterhalt mit der Gestaltung liturgischer Gewänder und liturgischer Textilien. Der Niedergang der Paramentenstickerei im Gefolge der Liturgiereform trug mit zur Verarmung der kontemplativen Orden bei, die dann sehr bald auch geistlich und personell ausbluteten. Durch einen Bericht auf "Summorum pontificum" bin ich auf eine Seite gestoßen die die Dramatik des heutigen liturgischen Geschehens in höchst dramatischen Bildern veranschaulicht. Laßt es mich offen sagen, Jungs und Mädels, was ihr da als vorbildlich auszeichnet, sieht einfach sch.... aus.

Das Bild zeigt die Rückseite einer Casula, die im Beuroner Stil in meiner Lieblings-Abtei St. Hildegard gestaltet wurde. Über den Bildersturm, der dort in den sechziger Jahren gewütet hat, habe ich ja schon hin und wieder berichtet. 

Sonntag, 24. Mai 2009

Heimat

  Hej-mat spricht man dieses Wort. Und dieser Altar ist für mich Heimat. Es ist der Alter der Kirche von Oerel, der Kirche in der mein Vater getauft wurde, und in der meine Eltern geheiratet haben. Die Gemeinde ist lutherisch, die Kirche steht auf früherem Bremer Land, fast nebenan. Die Bremer aber sind calvinistisch-reformiert (igitt, hätte meine Großmutter gesagt und das klingt wie igejitt, aber schreiben kann man das eigentlich nicht, es ist jedenfalls ein Ausdruck abgrundtiefen Widerwillens). Nun ja, die Bremer haben auch auf dem Land die Reformation durchgesetzt, aber dort hat man nur eine äußerst milde Form akzeptieren wollen, und so viel geändert haben die konservativen Bauren nicht. Schon gar nicht den Altar.
   Nein, diesen Altar hatten die armen Geestbauern von den kargen Erträgen ihres entweder sumpfigen oder trockenen und jedenfalls armseligen Landes bezahlt.  So kommt es, daß heute noch in dieser protestantischen Kirche ein Marienaltar steht. Nicht Christus, wie bei den meisten protestantischen Altären üblich, sondern Maria steht im Mittelpunkt. Links ist die Verkündigung dargestellt, rechts die Anbetung der drei Könige. Das Kruzifix stammt aus der Gothik, und ist wohl früher Teil eines Vortragkreuzes gewesen. Meine Konversion hat ein paar grummelige Kommentare provoziert, aber, nachdem ich meinen Lieben erklärt habe, daß man hierorts doch eigentlich immer ein bißchen katholisch geblieben ist, und ich eben jetzt wieder ein büschen mehr katholisch bin, wars dann auch gut.

Die Kirche von Oerel ist wohl mehr als tausend Jahre alt. Der Altar stammt jedenfalls, wie das Kruzifix, aus "katholischer Zeit".

Samstag, 23. Mai 2009

Dumm Tüch

  Während des bremischen Evangelischen Kirchentags wird auf diesem Blog natürlich platt snakt, na kloar. Aber in Maßen und mit Übersetzung, denn sonst versteht mich ja kein Mensch. Also "dumm Tüch" bedeutet dummes Zeug, und dummes Zeug wird auf selbigem Kirchentag und drumher in überreicher Weise geredet. Zum Beispiel von dem altehrwürdigen Herrn Harpprecht, den ich schon mal erwähnte. Sein Aufsatz in der Zeit ist - da geb ich Alipius recht - ist überaus lesenwert. Als Dokument der überkonfessionellen Kenntnislosigkeit. In den folgenden Sätzen wimmelts es von groben theologischen, ekklesiologischen, liturgischen und juristischen Schnitzern:
Den Evangelischen, die in der Austeilung von Brot und Wein einen »symbolischen« Nachvollzug des Opfers Christi erkennen, bereitet es in der Regel keine Schwierigkeit, das Abendmahl nach katholischem Ritus zu empfangen, der sich auf die leibhaftige Gegenwart des Blutes und Fleisches gründet.
   Luther hätte sich wohl dreimal bedankt für die Zumutung an der  - wie es im 16. Jahrhundert bei Protestanten hieß - "vermaledeiten Abgötterei" einer katholischen Messe teilzunehmen. Die Hostienfrömmigkeit der Katholiken war für Lutheraner wie Reformierte in Zeiten, in denen in diesen Kreisen noch theologische Bildung, Frömmigkeit und konfessionelle Selbstachtung verbreitet war, nichts als blanke Idolatrie.  Ebenso bedankt hätte sich Luther für die Behauptung, er halte das Abendmahl nur für einen "symbolischen" Nachvollzug des Opfers Christi. Offenbar ist die Marburger Disputation bei den harmoniebedürftigen Neuprotestanten völlig in Vergessenheit geraten. Erst mit der Leuenberger Konkordie wurden diese Differenzen nicht bereinigt sondern vielmehr als nebensächlich definiert.
Ein Interesse an der Art der Gegenwart Christi im Abendmahl, ..., läuft Gefahr, den Sinn des Abendmahls zu verdunkeln.
   heißt es da. 1973 war das. Müsli-Theologie halt. Und so geht es weiter:
Katholiken aber sind von der Exkommunikation bedroht, wenn sie das protestantische Abendmahl zu sich nehmen.
  No Sir. Wieder falsch. Vielmehr beschloß die Gemeinsame Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1975 folgendes
Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, daß ein katholischer Christ - seinem persönlichen Gewissensspruch folgend - in seiner besonderen Lage Gründe zu erkennen glaubt, die ihm seine Teilnahme am evangelischen Abendmahl innerlich notwendig erscheinen lassen ... Bei der Entscheidung, vor die er sich gestellt sieht, darf er weder das Beheimatetsein in der eigenen Kirche gefährden ... noch Verleugnung des eigenen Glaubens (riskieren) ... oder anderen eine solche Deutung nahe legen
  Also nichts mit Exkommunikation - es sei denn, die Aktion artet zur Demonstration gegen den katholischen Glauben aus. Was dann später Johannes Paul den II veranlaßt hat, die Sache wieder restriktiver zu regeln.
Deshalb müssen die katholischen Gläubigen bei allem Respekt vor den religiösen Überzeugungen ihrer getrennten Brüder und Schwestern der Kommunion fernbleiben, die bei ihren Feiern ausgeteilt wird, damit sie nicht einer zweideutigen Auffassung über das Wesen der Eucharistie Vorschub leisten und so die Pflicht versäumen, für die Wahrheit klar Zeugnis abzulegen.
   Aber auch hier nichts mit Exkommunikation. Weshalb auch Harpprechts dröhnende Philippika
Hier demonstriert sich eine Härte, die man in der Erinnerung an den gemeinsamen Opfertod von protestantischen und katholischen Mitgliedern des Widerstands als Verrat, als Treulosigkeit oder wenigstens als schnöde Vergesslichkeit empfinden muss
   eher in die Kategorie Kitsch oder protestantischer Agitprop einzuordnen ist. Obendrein ist nicht bekannt, daß ein Dietrich Bonhoeffer, eine Edith Stein oder ein Alfred Delp sich mit synkretistischen Albernheiten beschäftigt hätten. 
   Angesichts dieser dröhnenden ("Verrat", "schnöde", "Treulos") und hochaggressiven Propaganda wird mir recht seltsam zumut. Ich weiß ja nicht, ob es paßt, aber mir fällt da eine Episode der Bremer Geschichte ein. Die Bremer haben sich früh für die Reformation begeistert. Den Erzbischof konnten sie ja noch nie leiden. ( Der berühmte Bremer Roland blickt drohend zum Dom, als Repräsentant des Bremer Bürgerstolzes gegen den bischöflichen Fürsten und Landesherrn) 
   Die Reformation war die Gelegenheit, den Fürsten sich endlich vom Hals zu schaffen. Die noch verbliebenen Katholiken hat man dann mit blankem Terror vertrieben. Schrittweise wurde der katholische Gottesdienst verboten. 1532 besetzten die Protestanten während der Palmsonntagsmesse den damals noch katholischen Dom und hielten den versammelten "Altgläubigen" eine Zwangspredigt. Go-In würde man heute dazu sagen. Die Katholiken, in deren Besitz der Dom doch blieb, mußten daraufhin 15 Jahre lang den Gottesdienst einstellen. 
   Nun, das immer militanter geforderte "Gemeinsame Abendmahl" - Harpprechts miserabler Artikel stellt da einen gewissen Höhepunkt dar - hat ja nicht etwa zu tun mit vertieften theologischen Überzeugungen, einem neuen Höhepunkt eucharistischer Frömmigkeit, einer Blüte liturgischer Festlichkeit, sondern mit einem  - quod erat demonstrandum - erschreckenden Verlust an ebendiesem, bis hin zur völligen Kenntnislosigkeit. Die Leuenberger Konkordie - nur z.B. - stellt ja nicht etwa den Höhe- sondern den Tiefpunkt protestantischer Frömmigkeit dar. Was will man? Haben wir - die wir an urchristlichen und urkatholischen Glaubensüberzeugungen festhalten wollen - demnächst Go-Ins und Eat-Ins in katholischen Kirchen zu erwarten? Worauf dann das von Harpprecht erträumte Einknicken der "Hierarchie-" vor den reformbereiten katholisch/evangelisch/ökumenischen Massen folgte? 
   Genau genommen erleben wir dieses Go-In ja nahezu jeden Sonntag. Manchmal mit dem Gemeindepriester an der Spitze. Beispiele? Gerne! Demnächst in diesem Theater.

Das Bild zeigt einen Abendmahlskelche und eine Patene aus dem 13. Jahrhundert, die bei Ausgrabungen im Bremer Dom gefunden wurden. Die Katholiken des 16. Jahrhunderts mußten mit Gewalt aus dem Dom vertrieben werden. Die heutigen Katholiken werfen ihre Patenen selber weg.    

Freitag, 22. Mai 2009

Dreimal werden wir noch wach

  heissa, dann ist der Evangelische Kirchentag endlich vorbei. Zum Einstieg erst mal ein superblöder Artikel von Klaus Harrpprecht in der Zeit. (Der unter anderem behauptet, Katholiken würden exkommunziert, wenn sie an einem protestantischen Abendmahl teilnähmen - isgarnichtwahr.) Dann eine superpeinliche "Bibelarbeit" von der superpeinlichen "Bischöfin" Margot Käßmann. (Die es gar nicht peinlich findet, Seit´an Seit´mit einem bhuddistischen Zen-Meister namens namen Thich Thien Son für eine neue, vöööllllig regelfreie "Spiritualität" zu plädieren). Dann ein gaaanz toller Beitrag eines Akademiker-Ehepaars, das zu berichten weiß, daß der Bericht der Genesis über die Vertreibung aus dem Paradies "fälschlicherweise" als "Sündenfall" bezeichnet werde, usw. usf. O weh! In dieser Stadt bin ich geboren. Und dieser Kirche (ichsachmalso) hab ich angehört. Irgendwo wird bestimmt "Kumbaya" angestimmt mit kurzen Hosen und Klampfe. Und alle laufen mit dem Kirchentagshalstuch rum. 
   Das find ich diesmal allerdings nicht schlecht (Achtung! Bremische Grammatik!  für Nicht-Bremer: wahnsinnig-super-affengeil). Das Kirchentagsmotto lautet "Mensch wo bist du?" (Genesis 3,9). Auf den Halstüchern steht "Hier bin ich" (Jes. 6,8). Jau, auch Evangelische können witzig sein (jedenfalls bremische Evangelische).
   Also ich hab ja noch einen fortschrittlichen  ökologischen Kirchentagslöffel von dem Kirchentag von Anno 1987. Fand ich damals toll. Ist aber jetzt ziemlich verrostet. Ob das wohl eine tiefe, innere Bedeutung hat? Jedenfalls werf ich den nicht weg. Ich mag ihn. Meinen Löffel. Manchmal mag ich sogar die Evangelen.

Donnerstag, 21. Mai 2009

Vatertag

  Gerade hab ich mit einer meiner Töchter darüber diskutiert, warum es eigentlich den Vatertag gibt, bzw. warum ausgerechnet an Christi Himmelfahrt Männer lustige Strohhüte aufsetzen, sich auf einen Bollerwagen setzen und viel Bier trinken. Das Ergebnis dieser Debatte war, trotz Google-Rechereche, eher unbefriedigend.
   Aber daß das Strohhuttragen im sonnigen Vorsommer einer guten alten - wie alles Gute, Alte - katholischen Traditionen entspricht zeigt dieses Bild. Der Papst trägt heute wieder seinen Saturno! Danke für diesen Tip, Elsa!

Dienstag, 19. Mai 2009

Der wahre Dialog, Versuch einer Entschlüsselung


   Uff! Das ist mal eine lange Überschrift, aber kurz fassen bei Bischof Lehmann, das ist wahrlich unmöglich. Dennoch kurz gefasst die Nachricht:
   Alles falsch! Lehmann hat Kermani gar nicht rausgekegelt, schon gar nicht rausgeekelt! GRRRRRRROSSES DEMENTI. Es war alles ganz anders! Natürlich wollte Karl Lehmann nichts anderes als den Dialog! Aber eben nicht irgendeinen Dialog. Sondern, wie heute zu lesen ist den WAHREN DIALOG. RÄTSEL ÜBER RÄTSEL! 
   Denn: was ist denn nun der WAHRE DIALOG?
   Leider enthält die kurze Nachricht nur wenig Erläuterung außer: der WAHRE DIALOG, das ist der Dialog, den wir "in der Ökumene seit Jahrzehnten praktizieren."

OHA!

   Ja, ja, der WAHRE DIALOG, den wir in der Ökumene seit Jahrzehnten praktizieren, ist mir sehr wohl bekannt. Um uns dem WAHREN DIALOG zu nähern, sollte man sich mit dem Verständnis von WAHREM DIALOG beschäftigen, den der ständige Partner des WAHREN DIALOGES hat, Professor Dr. Peter Steinacker. Dieses Verständnis vom WAHREN DIALOG erläutert Steinacker im Feuilleton der FAZ vom 16. Mai 2009. Kermani - so liest man da in der Unterüberschrift hat die Regeln des Dialogs MISSACHTET. Wie wir seit heute wissen, die Regeln des WAHREN DIALOGES. Wie aber lauten nun die Regeln des WAHREN DIALOGES?
   1. Die Gesprächspartner räumen sich gegenseitig das Recht auf Selbstinterpretation ihres Glaubens ein. Kann man ja echt nix gegen sagen.
   2. Die Differenzen müssen und dürfen in aller Klarheit benannt werden. Wer sollte etwas anderes behaupten wollen.
    3. Der streitige Dialog wird angehalten (welch sensible Begrifflichkeit, da fiel mir ganz spontan das alte Rührstück "Stop in the name of love, before you break my heart" ein, meine absolute Lieblingsschnulze) wenn eine Seite sich von der anderen verletzt FÜHLT. Fühlt !!! Da haben wir ihn, den Betroffenheitskult der Nach68er Müslikultur.
   Da MUSS ich einfach mit angemessenen Worten reagieren:

Du, Peter, das macht mich jetzt aber echt betroffen, Du. Damit kann ich ECHT nicht ungehen, Du!

   Was dieser WAHRE DIALOG wirklich bedeutet, davon kann die Blogozese ein Lied singen. Sind wir doch von der antiklerikalen Presse unter dem Beifall des feinen Herrn Steinacker zur Emma gemacht worden, weil wir es gewagt haben, uns darüber zu beschweren, daß der feine Herr Bittlinger unseren Papst in einem wirklich widerlichen Haßsong angepisst hat.
   Und angepisst hat er ihn, weil die Glaubenskongregation zum wiederholten Male - weil die Freunde des Dialogsbeidemsichkeinerverletztfühlendarf es ja ständig vergessen - erklären mußte, daß Kirche im eigentlichen Sinn nach katholischen Verständnis die eine, die sichtbare, die ecclesia catholica et apostolica ist.
   Da hat sich Bittlinger, Steinackers Hoftroubadour, verletzt GEFÜHLT. Und weil wir ihm, dem Bittlinger, Bescheid gestoßen haben, hat sich dann auch der feine Herr Steinacker verletzt GEFÜHLT. Und hat dann richtig auf die interkonfessionelle Kacke gehauen.
   Nun ich habe da eine ganz plastische Vorstellung vom WAHREN DIALOG.

       
—     —     —
                     
—     —     —
                     
—     —     —
                     
—     —     —
                     
—     —     —
       

Sonntag, 17. Mai 2009

Kermani, Lehmann, Mosebach


   Nur auf den ersten Blick ist es erstaunlich, daß sich der katholische Schriftsteller Mosebach in einem Artikel auf der ersten Seite des FAZ-Samstags-Feuilletons auf die Seite Kermanis stellt. Zwischen beiden besteht zumindest kollegialiter ein enge Freundschaft. Es war der muslimische Schriftsteller Kermani, der bei der Büchnerpreis-Verleihung im Jahre 2007 an Mosebach die Laudatio hielt.
   Lehmann kennt sich in der Szene aus. Wollte er vielleicht auch deshalb nicht auf dem Podium neben Kermani stehen, weil er in Kermani einen "Bruder im Geiste" Mosebachs sieht? Mosebach erlaubt sich, seiner Eminenz unter anderem folgende Fragen zu stellen:
9.
Können Sie sich vorstellen, daß es in der religiösen Auseinandersetzung noch etwas Besseres geben kann, als eine Toleranz, die nicht mehr Duldung des für falsch Erkannten, sondern Relativismus und Indifferenz bedeutet;  könnte eine durch Liebe und Vernunft gezügelte Leidenschaft zur Erkenntnis nicht die angemessenere Gefühlslage für die Beschäftigung mit den Religionen sein?

10.
 Gibt es bei dem großen Projekt einer "Zähmung der Religion", mit dem manche auch ihren Namen verbinden wollen, eine historische Kontinuität des Mainzer Bischofsstuhles seit Dalberg, dem Botschafter des Josephinismus in Deutschland?

11.
Kermani berichtet im selben Artikel, seine Tochter, die einen katholischen Kindergarten in Köln besuchte, sei dort in Kenntnis ihrer Zugehörigkeit zum Islam mit den anderen Kindern zur Kommunion geführt worden. Kermani kommentiert dies sarkastisch, er wünsche sich, die katholische Kirche sei manchmal etwas weniger liberal". Könnte es sein, daß Ihnen diese Äußerung und Kermanis bewundernde Wort über Papst Benedikt in einem Aufsatz in der "Süddeutschen Zeitung" ebenso sehr mißfielen, wie der Anfang seines Aufsatzes über das Bild des Gekreuzigten?
Die zeitgenössische Zeichnung eines Augenzeugen zeigt Marie-Antoinette auf dem Weg zum Schaffott, Mosebachs Rede bei der Preisverleihung verursachte Skandal im Deutschen Blätterwald, nachdem er es wagte, Parallelen zu ziehen zwischen der Ideologie des Terreur und der Ideologie der deutschen Nazis.

Samstag, 16. Mai 2009

Ain´t gonna work for Maggie´s brother no more.


   Eines hab ich mir aus meinen Zeiten als Streetfighting man bewahrt. Die Abneigung gegen die, wie man mit einem unübersetzbaren amerikanischen Begriff sagt, "Liberals". Mit liberal hat dieser Begriff nichts zu tun. Eine adäquate Übersetzungen wäre wohl "scheißliberal".Gemeint sind die "guten Leute, die Freunde der allgemeinen Toleranz und des Friedens".
   In Bob Dylans aus den sechziger jahren stammenden Song repräsentiert Maggies Brother die guten Leute.
I ain't gonna work for Maggie's brother no more
No, I aint gonna work for Maggie's brother no more
Well, he hands you a nickel
He hands you a dime
He asks you with a grin
If you're havin' a good time
Then he fines you every time you slam the door
I ain't gonna work for Maggie's brother more.
   Ja, das sind so die Synapsen, die bei mir einrasten, wenn ich dieser stets milde lächenden Prälaten der deutschen Behördenkirchen ansichtig werde.

Freitag, 15. Mai 2009

Theologischer Hintersinn

     Der Papstbesuch im Heiligen Land ist beendet. Seine Ansprache auf dem Flughafen hat Benedikt XVI noch einmal für einen flammenden Friedensappell genutzt. Aber auch für theologisch Hintersinniges, das sich nur dem erschließt, der die kurzen biblischen Hinweise zu deuten weiß. 
Herr Präsident, Sie und ich haben einen Olivenbaum bei Ihrer Residenz am Tag meiner Ankunft in Israel gepflanzt. Der Olivenbaum ist, wie Sie wissen, ein Bild, das vom heiligen Paulus gebraucht wird, um die sehr engen Beziehungen zwischen Christen und Juden zu beschreiben. Paulus führt im Römerbrief aus, daß die Kirche der Völker wie ein wilder Oliventrieb ist, der in den edlen Olivenbaum des Bundesvolkes eingepfropft wurde (vgl. 11,17-24). Wir werden von den gleichen spirituellen Wurzeln genährt.:
17 Ob aber nun etliche von den Zweigen ausgebrochen sind und du, da du ein wilder Ölbaum warst, bist unter sie gepfropft und teilhaftig geworden der Wurzel und des Safts im Ölbaum,
    18 so rühme dich nicht wider die Zweige. Rühmst du dich aber wider sie, so sollst du wissen, daß du die Wurzel nicht trägst, sondern die Wurzel trägt dich.
    19 So sprichst du: Die Zweige sind ausgebrochen, das ich hineingepfropft würde.
    20 Ist wohl geredet! Sie sind ausgebrochen um ihres Unglaubens willen; du stehst aber durch den Glauben. Sei nicht stolz, sondern fürchte dich.
    21 Hat Gott die natürlichen Zweige nicht verschont, daß er vielleicht dich auch nicht verschone.
    22 Darum schau die Güte und den Ernst Gottes: den Ernst an denen, die gefallen sind, die Güte aber an dir, sofern du an der Güte bleibst; sonst wirst du auch abgehauen werden.
    23 Und jene, so nicht bleiben in dem Unglauben, werden eingepfropft werden; Gott kann sie wohl wieder einpfropfen.
    24 Denn so du aus dem Ölbaum, der von Natur aus wild war, bist abgehauen und wider die Natur in den guten Ölbaum gepropft, wie viel mehr werden die natürlichen eingepropft in ihren eigenen Ölbaum.
   Nun geht diese Zitat ja noch ein bißchen weiter, nämlich so:
25 Ich will euch nicht verhalten, liebe Brüder, dieses Geheimnis (auf daß ihr nicht stolz seid): Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren, so lange, bis die Fülle der Heiden eingegangen sei
    26 und also das ganze Israel selig werde, wie geschrieben steht: "Es wird kommen aus Zion, der da erlöse und abwende das gottlose Wesen von Jakob. Und dies ist mein Testament mit ihnen, wenn ich ihre Sünden werde wegnehmen."
  Was ja bekanntermaßen (oder auch nicht) die Grundlage für die von Benedikt formulierte "Neue Karfreitagsfürbitte" ist.
   Doch die Rede enthält noch mehr Hintersinn.
Ebenso möge anerkannt werden, daß das palästinensische Volk ein Recht auf eine souveräne, unabhängige Heimat, auf ein Leben in Würde und auf Reisefreiheit hat. Die Zwei-Staaten-Lösung möge Wirklichkeit werden und nicht ein Traum bleiben. Von diesen Ländern her soll sich der Frieden ausbreiten, sie sollen als ein „Licht für die Völker“ (Jes 42,6) dienen und den vielen anderen Regionen, die unter Konflikten leiden, Hoffnung bringen.
6 Ich der HERR habe dich gerufen in Gerechtigkeit und habe dich bei deiner Hand gefaßt und habe dich behütet und habe dich zum Bund unter das Volk gegeben, zum Licht der Heiden,
  Nun ist dieses "Du" der Gottesknecht des Jesaja, die Weissagung, die Christen stets auf Jesus Christus bezogen. Muß man das alles interpretieren? Vielleicht besser nicht, wer weiß was Charlotte, Micha, Michael und SpON dazu sagen würden.

Donnerstag, 14. Mai 2009

Der Terror des Banalen


  Manchmal frage ich mich ja wirklich, warum ich mir das Abonnement einer Tageszeitung antue. Dieser Artikel war jedenfalls erstklassig geeignet, um mir mehr als nur die Frühstückslaune zu versauen. Vom jordanischen Welttheater, auf dessen Bühne ein Papst und ein Prinz (und Nachfahre des Propheten Muhammad) auftreten, führt diese Posse in die tiefen Niederungen einer hessischen Provinzbühne auf der Schmierenkomödianten ihre Version des Stückes "interreligiöser Dialog" aufführen.
   Aber mal schön langsam: Die Hessische Landesregierung verleiht einen Kulturpreis, der in diesem Jahr an "verdiente" Akteure des interkonfessionellen und interreligiösen Dialogs verliehen werden sollte, also an einen Katholiken (Karl Lehmann) einen Protestanten (Prof. Dr. Kirchenpräsident a.D. Peter Steinacker) einen Juden (Salomon Korn) und an einen Muslim. Als Muslim war nun zunächst Fuat Sezgin vorgesehen, der aber zurückzog, weil er nicht gemeinsam mit Salomon Korn ausgezeichnet werden wollte, der sich nach seinem Geschmack in der aktuellen Krise allzu unkritisch auf die Seite Israel gestellt habe.
   Also blies man die Preisverleihung zunächst ab und fand alsbald mit dem Schriftsteller Navid Kermani würdigen Ersatz. Bis Kermani in der Neuen Zürcher Zeitung eine Meditation über ein Altarbild Guido Renis veröffentlichte, das für einen Christen - zunächst - despektierlich erscheinen muß:
"Kreuzen gegenüber bin ich prinzipiell negativ eingestellt. (…) Es ist eine Absage. Gerade weil ich es ernst nehme, lehne ich das Kreuz rundherum ab. Nebenbei finde ich die Hypostasierung des Schmerzes barbarisch, körperfeindlich, ein Undank gegenüber der Schöpfung (...) Ich kann im Herzen verstehen, warum Judentum und Islam die Kreuzigung ablehnen. Sie tun es ja höflich, viel zu höflich, wie mir manchmal erscheint. (…) Der Koran sagt, dass ein anderer gekreuzigt worden sei. Jesus sei entkommen. Für mich formuliere ich die Ablehnung der Kreuzestheologie drastischer: Gotteslästerung und Idolatrie. (…)“
   Soweit das Zitat der Hessischen Staatskanzlei, die sich allerdings bedauerlicherweise das weitere Zitieren genau an der Stelle spart, wo es spannend wird, denn der Artikel endet - für einen Muslim geradezu revolutionär - mit dem Satz:
Ich fand (endlich)„den Anblick so berückend, so voller Segen, dass ich am liebsten nicht mehr aufgestanden wäre. Erstmals dachte ich: Ich - nicht nur: man -, ich könnte an ein Kreuz glauben.“
   Ein Muslim, der die Ablehnung der Kreuzestheologie formuliert, kann ja nun nicht überraschen, eher schon ein Muslim, der den Anblick des Kreuzes "berückend" findet, oder gar bekennt, daß er an ein Kreuz glauben könnte.
   Doch Kermani fand keine Gnade. Nun war es an den Herren Lehmann und Steinacker zu fordern, daß sie mit dem auf gar keinen Fall gemeinsam zu einer Preisverleihung erscheinen wollen, den Kermani habe ja einen Kernpunkt des christlichen Glaubens infrage gestellt.
    Eine erstaunliche Kritik. Wir haben doch noch Zollitschs Dementi im Ohr, nach der es  karfreitags  nicht um Christi Sühnetod, sondern um die "Solidarität Gottes" ginge, wir erinnern uns an einschlägige Beiträge protestantischer Prälaten, denen die Kreuzestheologie auch nicht mehr genehm ist, wir denken an unser Lieblingsbischöfin Margot Käßmann, die den toten Jesus am Kreuz abnehmen und durch spielende Kinder ersetzen wollte. 
   Und auch die beiden Geehrten haben sich ja nicht immer als glaubensfest erwiesen. Lehmann´s Versprecher in einer Diskussion mit dem unsäglichen Herr Schmidt-Salomon er "glaube nicht an die Kirche" ist mir jedenfalls unvergessen. Und daß Käßmann und Steinacker um des lieben Dialogs willen sogar die Bibel umdichten ließen zu einer "Bibel in gerechter Sprache", sollte mal erwähnt werden. Da wird dann aus Jesu prophetischer Verkündung "ich aber sage euch" ein windelweiches, aber vorgeblich dialogkompatibles "ich aber lege euch das heute so aus."
   Daß nun ausgerechnet diese beiden, bei denen wir schon viel zu häufig Glaubensstärke und Glaubensmut vermissen mußten, einen Muslim düpieren, der doch nur ausgesprochen hat, was man schon vor mehr als tausend Jahren in Talmud und Koran nachlesen konnte, ist nicht zu ertragen. 
Es gibt da ein paar gute Leute, die Freunde der allgemeinen Toleranz und des Friedens. Diese guten Leute scheinen zu glauben, dass ein Gespräch dann besonders fruchtbar ist, wenn von Anfang an alle einer Meinung sind.
  So schließt der FAZ-Artikel - auch die NZZ hat da nicht viel freundlicheres zu sagen. Daß da ausgerechnet die Windelweichen einen ausgrenzen, der nichts anderes getan hat, als den eigenen Glauben auszusprechen (im übrigen auch den Glauben der Juden), nenne ich den Terror des Banalen, oder  sollte ich besser den Terror der Banalen sagen?

Mittwoch, 13. Mai 2009

Also ...

ich finde His Royal Highness Prince Ghazi bin Muhammad bin Talal cool. Auch wenn ich einen Krummdolch stilechter gefunden hätte als eine Rolex, so wirkt eine Rolex eindeutig dialogorientierter.  Diese Rede ist - natürlich außer den Reden, die unser Heiliger Vater gehalten hat - vielleicht die interessanteste, die während des Aufenthalts des Heiligen Vaters in Jordanien und Israel und Palästina gehalten wurde.
   HRH Prince Ghazi bin Muhamad bin Talal ist wohl der geistige Vater der von 138 muslimischen Repräsentanten und Gelehrten unterzeichneten Erklärung "A common word". Interessanterweise endet seine Rede nicht nur mit einem Lob für die Encycliken des Papstes, sondern auch mit einem Lob für dem Mut, zu handeln und zu sprechen ohne Angst vor dem Zeitgeist, und für das motu proprio "Summorum Pontificum".
Second, we receive Your Holiness as Pope Benedict XVI, in particular whose reign has been marked by the moral courage to do and speak his conscience, no matter what the vogue of the day, who is personally also a master Christian theologian, responsible for historic encyclical letters on the beautiful cardinal virtues of charity and hope, who has refacilitated the traditional Latin Mass for those who choose it, and who has simultaneously made intrafaith and interfaith dialogue a top priority of his reign, in order to spread good will and understanding throughout all peoples of the world.
  Was sich doch sehr wohltuend abhebt vor den geistlich und theologisch völlig hohlen Phrasen deutscher Ökumeniker und Dialogisierer. "The moral courage to do and speak his conscience" ist, so lernen wir, nicht Hindernis, sondern Voraussetzung für ein interreligiöses Gespräch im Geist des gegenseitigen Respekts.

Samstag, 9. Mai 2009

Vööööllich losgelöööööst!!


  Überhaupt einer meines liebsten Deutschrocksongs. Aber heute hat mich der Beitrag des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert dazu inspiert, diesen Song mal wieder einzuspielen.
Das Nein der Bischöfe zum einzigen Kandidaten für das Amt des ZdK-Präsidenten, Heinz-Wilhelm Brockmann, hat nach Einschätzung Lammerts Wirkungen über den Raum der Kirche hinaus. Die Verschiebung der Präsidentenwahl habe nicht nur innerkirchlich Bedeutung, sondern wirke auch in die Politik hinein. Das ZdK sei seit Jahrzehnten eine der mächtigen Institutionen des Landes und stehe für rund 25 Millionen Menschen.
   Wenn sich da die verquere Sicht des Kapitäns des Raumschiff Reichstag mit der verqueren Sicht eines ZKdK-Politikasters paart, kann das Ergebnis nur lächerlich sein. Von der "mächtigen Instution" haben wir in den letzten Jahren vorwiegend Banales, Obskures, vor allem völlig Überflüssiges, meist nichts Katholisches gehört. Selbst die ganz und gar nicht katholikenfreundliche FAZ kam da nicht nur einmal zum Ergebnis, daß, wer (nämlich die Katholische Kirche) solche Freunde (nämlich das ZK der deutschen Katholiken) habe, keine Feinde mehr brauche.
   Daß dieses ZK für 25 Millionen Menschen stehe, stimmt allein schon deshalb nicht, weil sich an PGR-Wahlen seit Jahren allenfalls 20% der Katholiken beteiligen. Deren Einfluß wird dann vielfach durch bis zu vier Instanzen gebrochen (Pfarrgemeinderat, Seelsorgerat, Dekanatsrat, Diöszesanrat), auf allen Ebenen durch Kooptationen und das Stimmrecht der Hauptamtlichen verbogen, schließlich durch das Stimmgewicht der Funktionäre majorisiert.
   Die Vollversammlung des Zk besteht aus 230 Personen, darunter 97 Repräsentanten "katholischer Organisationen" - meist hauptamtliche Funktionäre, lediglich 84 Vertreter aus den Diözesanräten, dazu 45 wiederum kooptierte "Einzelpersönlichkeiten" - hautsächlich hauptamtliche Politiker, wie der Herr Lammert - eine Versammlung deren demokratische Legitimation milde gesagt, dünn ist, eigentlich gar nicht vorhanden. Der klassische Typus des einflußreichen ZKlers ist ein Multifunktionäre, der gleich mehreren "Organisationen" angehört, und damit über ein Maximum an politischem Einfluß inclusive mehrfachem Stimmrecht verfügt.
   Das Zk ist nicht demokratisch, sondern ständisch, oder genauer gesagt, funktionärisch verfasst. Dieser Verein, sehr geehrter Herr Lammert, repräsentiert niemanden, nur sich selbst, und keineswegs "25 Millionen Katholiken".
   Die Lösung für die Krise dieser Institution ist eigentlich ganz einfach, und entspricht dem Gundkonsens jeder Demokratie: One man one vote. 

Urbi et Gorbi

   Ja, ja, den Herr zur rechten, von deutschen Rocksängern weiland zärtlich mit dem Namen Honi gerufen, wird Herr Meyer, derzeit Vorsitzender des Zentrrrralkomitees der Deutschen Katholiken ja noch ganz gut kennen. Nicht auszuschließen, daß er dermaleinst dem Herrn brüderlich-sozialistisch die Wange geknutscht hat, war Meyer doch dunnemals als stellvertretender Direktor für Ausbildung und Erziehung an der DDR-Humboldt-Uni für die kommunistische Erziehung und die Verwirklichung der Grundsätze sozialistischer Kaderpolitik zuständig.
   Auf den Herrn zur linken, bei deutschen Staatsbürgern meist unter dem Kurznamen Gorbi bekannt, wartet man wohl bei o.g. Zentrrrrralkomitee vergeblich. Mit dem unsäglichen Papier zum "Verbot" der Judenmission hat man sich bei den deutschen Bischöfen, die ja Härten von Seiten des ZK gewöhnt sind, gewaltig in die Nesseln gesetzt. Nun wird da noch ein einziger Kandidat für das Amt des Vorsitzenden präsentiert, der als Mitgründer des penetranten Papsthasserkäsblättgens "publik-forum" bei den deutschen Bischöfen keineswegs beliebt, als Mitgründer von donum vitae voraussehbar höchst unbeliebt sein dürfte. Ergebnis = Ablehnung durch die deutschen Bischöfe, ein einmaliger Vorgang in der langen Geschichte des ZK.
   Auf einen Gorbi, der aus den Reihen des ZK stammen müßte, werden wir noch warten müssen. Aber vielleicht fängt da ja doch schon einer an zu üben. Also bitte die Lippen spitzen und dann ganz langsam: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben". Vor allem aber "Wir brauchen die Demokratie so nötig wie die Luft zum Atmen". Oder "Eine spirituelle Wiedergeburt ist für die Gesellschaft so nötig wie Sauerstoff."
   Wer sich einmal mit den Rekrutierungsmechanismen des ZK beschäftigt hat wird wissen, daß das ZK satzungsmäßig eine sich selbst befruchtende und sich selbst wechselseitig kooptierende Runde abgehobener Verbandsfunktionäre ist. Wahlen ohne Alternativen vervollständigen das Bild eines in die Wolken entschwebten Funktionärsklüngels, der mit der katholischen Welt, wie sie wirklich ist, wenig zu tun hat. 
   Waiting for Gorbi also. Aber wer weiß, Michail hat ja schon den richtigen Vornamen, nur daß er leider ja immer noch Atheist sein soll. (Vielleicht hat er ja auch aus taktischen Gründen verschwiegen, daß er DOCH in Assisi zum Katholizismus übergetreten ist, der Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit wäre doch ein Klacks, und als Politikaster ist es doch völlig easy, von den Zentralkatholiken in das Kommitee kooptiert zu werden, Gorbi als Vorsitzenden abzulehnen, würden sich die deutschen Bischöfe im Leben nicht wagen, und dann ...) 
   Hallo Gorbi?

Donnerstag, 7. Mai 2009

Liberale Witzfiguren

   Ja, da war er noch jung und sportlich der Herr Marktgraf Otto von Lambsdorff, seine Partei noch einflußreich, und beinahe im Ruch der Seriösität doch dieser Tage findet sich Ottos Unterschrift unter einem Antrag seiner Fraktion im Europäischen Parlament, inhaltlich so skandalös, politisch so windig, in seiner Diktion so voller abgedroschener Phrasen., daß ich mich unwillkürlich frage, ob der Graf bei der Unterzeichnung dieses blamablen Dokuments noch im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten war.
[Das Europäische Parlament] betont die Bedeutung der Förderung der mit der Sexual- und Fortpflanzungsgesundheit verbundenen Rechte als Voraussetzung für eine erfolgreiche Bekämpfung von HIV/AIDS, das gewaltige Verluste an Menschenleben und enormen Schaden hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung verursacht und insbesondere die ärmsten Regionen der Welt betrifft; verurteilt nachdrücklich die jüngsten Äußerungen von Papst Benedikt XVI., in denen er die Benutzung von Kondomen verboten und davor gewarnt hat, dass der Gebrauch von Kondomen die Ansteckungsgefahr sogar erhöhen könne; zeigt sich besorgt darüber, dass Äußerungen solcher Art ein ernsthaftes Hindernis für die Bekämpfung von HIV/AIDS darstellen werden; weist darauf hin, dass die Stärkung der Rolle der Frau ebenfalls dazu beiträgt, HIV/AIDS entgegenzuwirken; fordert die Regierungen der Mitgliedstaaten zum gemeinsamen Handeln auf, um die mit der Sexual- und Fortpflanzungsgesundheit verbundenen Rechte und die diesbezügliche Bildung zu fördern, einschließlich hinsichtlich des Gebrauchs von Kondomen als wirksames Mittel bei der Bekämpfung dieser Geißel.
    Ich schäme mich ja schon fast, das zu kommentieren, als ehemaliges eingeschriebenes Mitglied der Freien Demokratischen Partei. Muß man einem doch summa summarum in Ehren ergrauten Parlamentarier wirklich erklären, daß dieses Zitat Benedikts milde gesagt, nicht ganz korrekt ist? Daß eine Papstkritik nun wirklich nicht in den Zusammenhang gehört, in dem dieser Antrag diskutiert wird? Es ging hier um den Menschenrechtsbericht der EU um Folterknechte, Diktatoren, Menschenschinder, Vergewaltiger. Welche Assoziation bilden sich heute (wieder) in liberalen Köpfen, wenn sie an das Oberhaupt der katholischen Kirche denken?

Samstag, 2. Mai 2009

Terribilis ut castrorum acies ordinata

   I. Mai. Wie jedes Jahr erscheine ich am 1. Mai nicht etwa zum Kampftag der Arbeiterklasse - sondern zum Auftakt der Maiandacht in meiner Gemeinde. Der Pfarrer gibt sich nicht soooo viel Mühe, sondern liest aus Gotteslob 783. "Wer ist sie, die erscheint wie das Morgenrot, wie der Mond so schön, strahlend rein wie die Sonne, prächtig wie Himmelsbilder."
   Ist mir bisher nicht aufgefallen, heute stutze ich. Gerade vor ein paar Stunden habe ich eine Antiphon zu einer Marienvesper übersetzt. Da findet sich ein ganz anderer Text. Nicht "prächtig wie Himmelsbilder" sondern "terribilis ut castrorum acies ordinata" - Luther übersetzt "schrecklich wie Heerscharen", Buber (der den masoretischen Text der hebräischen Bibel vor Augen hat)"furchtbar wie die Fahnenumschwungnen". Der Text des Gotteslob stammt aus der "Einheitsübersetzung", deren liturgisch-theologische Untauglichkeit ja inzwischen Legion ist.
   Woher stammt dieser Text? Wem verdanken wir diese Zuckerguß-Maria? Kann mir da jemand helfen?

Die Illustration zu diesem Text ist eine allegorische Darstellung der Seeschlacht von Lepanto, Maria in einer Darstellung als Heerführerin.

Proudly presents

   Nach wochenlanger Mühe und nach wochenlangem Kampf mit Textverarbeitungsprogrammen, widerspenstigen Fonts und der Tücke von unzureichenden Dateien ist es mir gelungen, einen kleinen Teil meines Rekonstruktionsprogramms umzusetzen. Mittlerweile steht über meinen Blog Marientid nun auch der Text des Officium Parvum B.M.V. Ad Vesperam mit Noten und deutscher Übersetzung im Netz.
    Diverse englische Seiten, die sich mit dem "Little Office of Our Lady" beschäftigen, sind ja schon online, leider gibt keine auch die Noten des Officiums wieder. Immerhin gibt es bei Baronius einen kleinen lateinisch-englischen Neudruck des Officiums, den man sich, wenn man ein paar Tage warten kann, auch bestellen kann. Die Noten meiner Fassung stammen im wesentlichen aus einem Antiphonale für das benediktinische Officium aus dem Jahre 1934.

Das Bild stammt aus einem Stundenbuch, das um 1500 verfasst und illustriert wurde. Es läßt sich  im internet einsehen, und gehört zur Biblothek der Codices Electronici Ecclesiae Coloniensis (CEEC). Der Codex trägt die Nummer 1117

Freitag, 1. Mai 2009

Vorrrrwärrrts und nicht verrrrrgessen.



   Tja, wenn ich bestimmte Begriffe höre, dann rasten bei mir häufig meine in langjähriger Übung trainierten linksradikalen Synapsen ein. So bei dem Wort "So-li-da-rrrrri-tät".
Vorrrwärrrrts und nicht verrgessen,
worrrrin unsre Stärrrke besteht,
beim Hungärrr und beim Essen
Vorrrwärts und nicht verrrgessen
die So-li-darrrrrr-i-tät.
   Schönes Lied. Stammt allerdings nicht von Venantius Fortunatus o.ä. sondern von Brrrrrecht und Eislerrrrrr.
   (Heute assoziiere ich allerdings bei der Grrrrroßen Nährrrrrerrrrin, eher die Mater Dei alma. Was mit "Erhabene Mutter Gottes" o.ä. bezeichnenderweise meist falsch übersetzt wird, richtig wäre Mutter Gottes und Nährerin.)
   Ansonsten zeigt dieses forchterliche Interviu unseres Grrroßen Vorrrsitzenden Zollitsch wieder einmal die Vorliebe der nachkonziliaren Reformepiskopen für schwabbelige Wieselworte, vorzugsweise solche, die der Mottenkugelduft des soziopsychologischen Allerweltsjargons der 60er und 70er Jahre umweht. 
   Heute nun fiel mir - Zufälle gibts ja nicht - ein kleines Zitat aus Chesterton´s Orthodoxy in die Augen. 
"Most of the machinery of modern language is labour-saving machinery; and it saves mental labour very much more than it ought. Scientific phrases are used like scientific wheels and piston-rods to make swifter and smoother yet the path of the comfortable. Long words go rattling by us like long railway trains. We know they are carrying thoausands who are too tired or too indolent to walk and think for themselves."
   Ja, vor langen, wissenschaftlichen oder wissenschaftlich klingenden Worten sollten wir uns hüten. So-li-da-ri-tät zum Beispiel. Das sind fünf Silben. Eine genügt. Kreuz! Leid! Tod! Heil! Zwei Silben gehen auch noch gerade so. Teufel! Hölle! Sünde! 
   Oder Eu-cha-ri-stie-fei-er. Sechs Silben. Viel zu viel. Meß! Opf! Er!. Viel besser. Aber genau davor, vor der Eindeutigkeit der überkommenen katholischen Liturgiesprache scheut der moderne, in der verstaubten Sprache der Sozialpädgogie der 60er und 70er  geschulte Reformpriester offenbar zurück.
   Solo Dios Basta! So muß katholisch klingen.