Mittwoch, 13. Juli 2011
Alipius in Allerhöchstform
Der ultimate Beitrag u.a. aber nicht nur zum Dialogprozeß. Zwerchfellerschütterndst. Unbedingt ansehen.
Dienstag, 12. Juli 2011
Ecclesia sedens
"Die Regisseure des Gesprächsforums hatten die Teilnehmer an 39 runden Tischen mit je acht Stühlen platziert" So schreibt die "Welt" am Montag.
Ganz abgesehen davon, daß ich stets die Krise kriege, wenn ich Schlechtschreib wie "platziert" lese, die Ergebnisse des Dialogprozesses bestätigen die These daß nicht nur die Form der Funktion, sondern auch die Funktion der Form folgt. Bei Elsa läßt sich nachlesen, was aus diesen 39 Stuhlkreisen an Inhaltlichem hervorgebracht wurde - 37 Thesen. Es sind, wenn man vom üblichen nichtssagenden Theospeak absieht, die üblichen Forderungen der sogenannten Reformbewegung. Diese 37 Thesen, das ist wirklich alles, was die Elite des deutschen Gremienkatholizismus zu Stande bringen kann.
Sind das unsere 300 Besten? Die unter Millionen deutscher Katholiken erlesene Elite des deutschen Katholizismus? Wenn es so ist, dann wird es Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wer in unserer deutschen Abteilung der Weltkirche was aus welchem Grunde "wird". Wie sich Zentralkommitees rekrutieren habe ich als studierter Jurist in mühseliger Kleinarbeit rekonstruiert. Die Satzungen sagen mir, daß es der wird, der denen dies schon sind, jedenfalls nicht in die Suppe spucken wird. Alles weitere besorgt der Zeitgeist, der jeglicher Demokratur ja schließlich wesensgemäß ist. Da versammeln sich demnach nicht die Katholischen, sondern die vom antirömischen Affekt seit jeher Infizierten.
Es besteht also kein Anlaß, sich zu wundern. Vielmehr besteht Anlaß, eine Marschkapelle zu gründen. Diese sollte bei der nächsten Versammlung mit Pauken, Trommeln und Trompeten den Versammlungssaal umrunden und ad infinitum folgendes, von den Verirrungen der 70iger Jahre bereinigtes Marschlied aufspielen (Vielen Dank für den Text und die Idee, Superpelliceum):
Ein Haus voll Glorie schauet
weit über alle Land,
aus ew'gem Stein erbauet
von Gottes Meisterhand.
Gott! Wir loben dich.
Gott! Wir preisen dich.
O laß im Hause dein
uns all geborgen sein!
Gar herrlich ist's bekränzet
mit starker Türme Wehr,
und oben hoch erglänzet
des Kreuzes Zeichen hehr.
Gott! Wir loben dich.
Gott! Wir preisen dich.
O laß im Hause dein
uns all geborgen sein!
Wohl tobet um die Mauern
der Sturm in wilder Wut;
das Haus wird's überdauern,
auf festem Grund es ruht.
Gott! Wir loben dich.
Gott! Wir preisen dich.
O laß im Hause dein
uns all geborgen sein!
Ob auch der Feind ihm dräue,
Ansturm der Hölle Macht:
Des Heilands Lieb und Treue
auf seinen Zinnen wacht.
Gott! Wir loben dich.
Gott! Wir preisen dich.
O laß im Hause dein
uns all geborgen sein!
Dem Sohne steht zu Seite
die reinste der Jungfraun;
um sie drängt sich zum Streite
die Kriegsschar voll Vertraun.
Gott! Wir loben dich.
Gott! Wir preisen dich.
O laß im Hause dein
uns all geborgen sein!
Viel tausend schon vergossen
mit heil'ger Lust ihr Blut;
die Reihn stehn fest geschlossen
in hohem Glaubensmut.
Gott! Wir loben dich.
Gott! Wir preisen dich.
O laß im Hause dein
uns all geborgen sein!
Auf eilen liebentzündet
auch wir zum heil'gen Streit;
der Herr, der's Haus gegründet,
uns ew'gen Sieg verleiht.
Gott! Wir loben dich.
Gott! Wir preisen dich.
O laß im Hause dein
uns all geborgen sein!
Aktion Jericho. Wird Zeit, daß wir der Ecclesia sedens den Marsch blasen. Ich spiele wahlweise Kesselpauke oder Snaredrum.
Die Kapelle braucht ein bißchen, bis sie endlich loslegt, also Geduld. Die Kapelle steht in der Tradtion des Husarenregiments Alexander II. von Rußland (Erstes Westfälisches, was auch die Musikauswahl erklärt). Der Text bestätigt, daß es Zeit wird, das Gotteslob endlich einzustampfen. Das, nachdem es in den letzten Jahren im Sinne der inclusive language gendermäßig durchgearbeitet worden ist, sowieso in GöttInnenlob umbenannt werden sollte.
Der katholischen Tradition zufolge und seit dem Konzil von Florenz 1439 kennen wir die Ecclesia militans, die Ecclesia triumphans und die Ecclesia penitens. Mit der Ecclesia sedens haben wir also nichts zu tun.
Sonntag, 10. Juli 2011
PID, die Neue Heimsuchung
Bevor sich jemand wundert, warum ich einen Beitrag über das PräimpG des ehemaligen evangelischen Pfarrers Peter Hintze u.a. mit einer Darstellung der "Visitatio Mariae" illustriere, ein kleines Rechenexempel. Von dem Evangelisten Lukas wissen wir, daß Maria wenige Tage nach der Verkündigung ihre Verwandte Elizabeth besuchte, die zu diesem Zeitpunkt mit Johannes dem Täufer im 6. Monat schwanger war. Diese wenigen Tagen berechnet die lateinische Kirche nicht, die Feier der Visitatio als Abschluß der Oktav von Fronleichnam ist ein symbolischer Termin. Die Ostkirche allerdings geht davon aus, daß zwischen Verkündigung und Heimsuchung 5 Tage lagen. Jesus Christus, wahrer Mensch, befand sich zu diesem Zeitpunkt morphologisch gesehen im Zustand des Wandels von einer Zygote zu einer Blastozyste, kurz vor der Nidation in die Gebärmutter der seligen Jungfrau Maria.
Eine strafrechtlich gesehen wesentliche Etappe, denn die Verhinderung der Nidation, der Einnistung der Blastozyste in die Gebärmutter, ist seit 1974 keine Straftat mehr, was die Pille, die Mini-Pille, die Spirale und die Pille danach legal macht. Abtreibung ist gesetzlich - allerdings erst seit den Tagen der glorious sexual revolution - als Abtreibung eines Embryos nach der Nidation definiert. Davor ist der menschliche Embryo selbst nach Auffassung unserer Verfassungsgerichts kein menschliches Wesen, dem das Grundrecht auf Leben zukommt.
Die Bibel definiert menschliches Leben offenkundig anders. Jesus Christus ist von Anfang seiner Menschwerdung an wahrer Mensch, und am Hochfest der Heimsuchung feiern wir nicht den Jesus blastozystus, sondern den Herrn. Auf vielen Ikonen, aber auch auf Bildern westlicher Künstler, zeichnen die Ikonenschreiber und Maler Jesus Christus, den Herrn, aufrecht stehend den knienden Johannes den Täufer segnend.
Fünf Tage alt waren auch die Embryonen an denen der Arzt Matthias Bloechle eine Blastozytenbiopsie durchführte, um jeweils festzustellen, ob diese Blastozysten Chromosomenanomalien aufwiesen. An insgesamt neun Embryonen nahm er diese Operation vor, 3 Embryonen durften leben, 5 Embryonen mußten sterben, von der Lebendgeburt eines Kindes wird nur einmal berichtet. Der BGH hielt diese Praxis für legal. Bloechle erstattete nach seiner "Pioniertat" Selbstanzeige. Das weitere Prozedere ist bekannt.
Das PräimpG ist Peter Hintzes Gesetz. Hintze ist der spiritus rector dieses Verfahrens. Wahrscheinlich nicht obwohl, sondern vielmehr gerade weil Hintze der Partei mit dem großen C angehört. Nicht obwohl, sondern gerade weil Hintze von Beruf, und vielleicht sogar einmal von Berufung evangelischer Pastor war. Auch unserer Herr Bloechle ist nach eigenem Bekenntnis gläubiger lutheranischer Christ. Und wie Ex-Pfarrer Hintze seinen Gesetzesentwurf mit der christlichen Nächstenliebe begründet, so begründet der Sohn eines evangelischen Pastors und bekennender Lutheraner Bloechle seine Haltung mit der "Gewissensfreiheit", beruft sich auf Kant und Martin Luther. Daß Bloechle auch noch ein Forum bei "evangelisch.de" bekommt, ist ja schon interessant und gibt Hubers Begriff von der Kirche der Freiheit ein ganz eignes Gschmäckle, notabene einen hautgout, um es in klarem Deutsch zu sagen.
Wie viele Parlamentarier, die für die Legalisierung der PID stimmten, haben ihr Gewissen wohl damit beruhigt, daß doch wohl nicht sittlich verwerflich sein kann, was von einem protestantischen Pastoren und einem evangelischen Pfarrerssohn gutgeheißen wird, ja gar noch als Akt der Nächstenliebe und als Ausdruck der Gewissensfreiheit anzusehen ist? Die Redebeiträge der meisten Parlamentarier, die sich zu diesem Thema geäußert haben, kann man übrigens hier sehen und hören. Auch Hintzes Beitrag, der von der Nächstenliebe handelt. Was sich auch sehr gut beobachten läßt, sind die leeren Abgeordneten-Sitze der Abgeordneten die offenbar Wichtigeres zu tun hatten, als dieser angeblichen "Sternstunde" des Parlaments beizuwohnen.
Daß nun Hintzes Entwurf noch viel weiter geht, als der BGH und Bloechle - bei Bloechle ging es um Embryonen, die nicht lebensfähig waren - soll nicht unerwähnt bleiben. Ich empfehle den Beitrag des Abgeordneten Henke, übrigens Vorsitzender des Marburger Bundes, der Vereinigung der deutschen Klinikärzte. Der Arzt Henke sorgt sich, wie viele andere Ärzte, ob nicht die PID bei der In-Vitro-Fertilisation durch die Legalisierung der PID zum Standardverfahren werden könnte. Ob nicht das Screening auf praktisch alle Arten der Behinderung ausgedehnt werden könnte.
Ob es eine Rolle spielt, daß Hintze Protestant, Henke Katholik ist? Wenn man sich die Zahlen ansieht, durchaus. Von 111 katholischen CDU-Abgeordneten, die sich an der Abstimmung beteiligt haben, haben 92 gegen und 19 für die Zulassung der PID gestimmt. von den 79 protestantischen Abgeordneten 39 für Hintze und 40 dagegen. Daß der Hugenottensproß De Maizière gegen Hintze stimmen mußte, kann man schon bei Max Weber nachlesen.
Ursula von der Leyen, die sich in der Debatte für Hintzes Entwurf einsetzt, hat sich kurz davor für die erneute Bezuschußung der IVF durch die Krankenkassen eingesetzt. Nachdem alle anderen Maßnahmen zur Vermehrung der Geburten wohl nichts gefruchtet haben. Damit hätte wir dann eine im wahrsten Sinne höllische Mischung. Die Übernahme der Kosten der IVF durch die Krankenkassen hat die Zahlen im Jahre 2007 auf mehr als 30.000 steigen lassen. Die IVF ist eine Tortur. Warum diese Tortur auf sich nehmen, wenn man nicht gleichzeitig die Garantie auf ein gesundes Kind hat? Dafür gibt es nach der Legalisierung der PID keinen Grund. Also wird die PID zum Standardverfahren bei jeder IVF werden. Der Widerstand der Ethikkommissionen - wenn sie überhaupt Widerstand leisten - wird schnell abgeräumt werden. Die Klientel ist klagefreudig. Die Justiz ist willig.
Dann rechnen wir zum Schluß noch einmal. Die Baby-take-home-rate, das Zahlenverhältnis zwischen den eingesetzten befruchteten Eizellen und den Lebendgeburten beträgt 1:32. Nur jede vierte Frau wird nach der Kombination IVF plus PID schwanger. Um eine größere Zahl auszuwählender Embryonen zu haben, werden nach internationalen Standards 8 bis 12 Embryonen bei jedem Versuch befruchtet. Da müßte man in Deutschland allerdings das Emryonenschutzgesetz noch ändern. Wird kommen, jede Wette, die Dämme sind nun endgültig gebrochen.
Die Todesrate liegt damit bei 30.000 mal (mindestens) 8 minus 7500 (Geburten) im worst case scenario. Das bedeutet mehr als 200.000 tote oder "überflüssige" Embryonen. In der Bundestagsdebatte sprach man von wenigen hundert Fällen. Hab ich mich etwa verrechnet? Zählt man die 200.000 "diskreten" Abtreibungen durch Pille, Spirale etc. dazu und die mehr als 100.000 "offiziellen" Abtreibungen, werden dann bald mehr als eine halbe Million ungeborene Kinder per anno sterben müssen. War da nicht von "Nächstenliebe" und "Gewissen" die Rede?
Mittwoch, 6. Juli 2011
6. Juli: St. Maria Goretti und St. Godelieve
Elsa hat liebenswürdigerweise ihren wundervollen Artikel über die bekannteste Heilige des heutigen Tages auf ihrem blog veröffentlicht, so daß hier Raum bleibt, über eine andere Heilige zu schreiben, deren Gedenktag ebenfalls der 6. Juli ist, und die eine gewisse Verwandtschaft mit der Heiligen Maria Goretti zeigt.
Auch die Heilige Godelieve (der Name ist die niederdeutsche Variante des Frauennamens Gottliebe) wurde von einem Mann mißhandelt und umgebracht, und wie die Heilige Maria Goretti hat sie ihren Mörder gesegnet und mit ihrer Güte und Liebe zur Umkehr bewegt.
Die Geschichte spielt in einer anderen Zeit, vor tausend Jahren. Godelieve war die Tochter eines flämischen Edelmannes. Wie die Legende berichtet, war sie von frommer Gesinnung, sie war schön, gütig, großzügig zu den Armen. Viele junge Adelige hielten bei ihrem Vater um ihre Hand an, doch Godelieve lehnte ihre Werbung ab, sie sehnte sich danach, eine Nonne zu werden. Einer der Freier, Bertolf von Gistel, ließ sich aber nicht abweisen, und da sie ablehnte, sorgte er dafür, daß der Herzog von Boulogne ihren Vater Hemfried dazu zwang, ihrer Heirat mit ihrem unnachgiebigen Verehrer zuzustimmen.
Bertolf brachte also Godelieve als Braut auf sein Familienschloß in Gistel, in der Nähe des Hafens von Oostende. Kaum verheiratet, begann Godelieves Leidensweg. Die Mutter Bertolfs hatte nämlich andere Pläne mit ihrem Sohn, und so brachte sie Bertolf dazu, Godelieve noch vor dem Ende der Hochzeitsfeierlichkeiten zu verstoßen. Bertolf überließ Godelieve seiner Mutter, die sie auf dem Schloß, dessen Hausherrin, technisch gesehen, eigentlich Godelieve selbst war, in ein winziges Zimmer sperren ließ. Godelieve wurde wie eine Sklavin gehalten, erhielt nur minimale Essensrationen aus Essensresten und wurde gezwungen, niedrige und schmutzige Arbeiten zu verrichten.
Godelieve gelang es schließlich, aus dem Schloß zu flüchten und zu ihrem Vater zurückzukehren. Nachdem ihr Vater sie dazu gebracht hatte, die Gründe für ihre Rückkehr zu berichten, beschwerte sich Hemfried bei dem Herzog von Flandern und dem Erzbischof von Tournai. Beide, die weltliche und die geistliche Macht des Landes, zwangen daraufhin Bertolf, seine Frau zurückzunehmen, und forderten ihn auf, sie von nun an anständig und würdig zu behandeln.
Bertolf und seine Mutter beugten sich zwar der Forderung der weltlichen und geistlichen Macht, heuchtelten Reue und gelobten Besserung, aber Godelieve hatte nach ihrer Rückkehr kein besseres Leben unter dem selben Dach mit einem Mann und einer Schwiegermutter, denen sie verhaßt war. Godelieve wurde weiter mißhandelt und nur wenige Monate nach Ihrer Rückkehr plante Bertolf die Beseitigung seiner lästigen Ehefrau. Bertolf arrangiert die Ermordung seiner Frau, und verließ dann das Schloß zu einer Reise nach Brügge. Godelieve wurde unter einem Vorwand aus dem Schloß gelockt, die beiden von ihrem Mann gedungenen Mörder strangulierten die junge Frau und ertränkten sie in einem Tümpel. Dann brachten sie die Leiche zurück in das Schloß, und legten Godelieve in ihr Bett.
Bertolf ließ trotz der offenkundigen Ermordung seiner Frau verbreiten, Godlieve sei eines natürlichen Todes gestorben. Unmittelbar nach dem Tod seiner Frau beeilte sich der "Witwer", erneut zu heiraten. Das Grab seiner Frau aber entwickelte sich zu einer Wallfahrtsstätte. Godelieve, die schon zu Lebzeiten von ihren Untertanen verehrt wurde, wurde nun als Märtyrerin verehrt.
Die zweite Ehefrau Bertolfs starb nach der Geburt einer Tochter. Das Kind war seit seiner Geburt blind. Die zweite Ehefrau Bertolfs wurde neben Godelieve begraben. Eines Tages betete Bertolfs blindeTochter vor dem Grab Godelieves in der Meinung, es sei das Grab ihrer Mutter. Als sie dabei um Gesundung von ihrer Blindheit bat, wurde ihr die Augen geöffnet, und sie sah, daß sie vor dem Grab Godelieves kniete.
Die Verehrung des Volkes für Godelieve war durch ein Wunder bestätigt. Bertolf bewegte dieses Wunder endlich dazu, sich zu seiner Schuld zu bekennen. Bertolf begab sich nach Rom, um um Absolution für sein furchtbares Verbrechen zu bitten. Nach einer Pilgerschaft in das Heilige Land ging er in das Kloster Bergues-St.-Winnoc, um dort sein Leben als Büßer und Beter zu beenden.
Godelieve gilt als die "Heiligste Frau Flanders" sie wird bei Halserkrankungen angerufen, aber auch bei Familienproblemen. Das Bild stellt einen Ausschnitt aus dem Godelieve-Altar dar.
Montag, 4. Juli 2011
Requiescat in pace ...
Otto von Habsburg ist heute nach einem langen Leben in christlicher Demut gestorben. Er hat sich nie gebeugt.
Endlich! Der Papst unterstützt den schwarzen Block!
Die Ernennung von Rainer Maria Woelki hat ja so manchen Journaillisten zu rattenscharfen Kommentaren inspiriert. Da schäumt es nur so aus den Kolumnen, daß man unwillkürlich das Morgenblättchen waagerecht hält, damit der Sabber nicht auf den Boden tropft. Sonst gediegen und moderat formulierende Qualitätsschreiber versteigen sich dann zu Verbalexzessen wie "neofundamentalistische Feuilleton-Katholiken" oder "schwarzer Block". Nun ist ja die Technik der Zuspitzung eine, die jeder Journalist und Blogger beherrschen muß, weil, sonst liest uns ja wieder kein Schwein. Und inhaltlich ist der Kommentar von Matthias Kamann in der "Welt" eigentlich gar nicht so unfreundlich.
Kamann ist durchaus aufgefallen, daß die katholische Gemeinde in der dem Katholizismus schon immer eher feindlich gesonnenen Hauptstadt einen durchaus konservativen Zug hat. Eine Feststellung, die man auch andernorts machen kann, wo die Katholiken in einer extremen Diasporasituation leben. Gerade einmal 9% der Einwohner Berlins gehören der katholischen Kirche an, Berlin dürfte ja die einzige Hauptstadt der Welt mit einer agnostisch-atheistischen Bevölkerungsmehrheit sein. Und in Vorpommern, das auch noch zum Bistum gehört verlieren sich ganze 13.335 Katholiken.
In der Stadt, in der sich einst der fatale "Moabiter Klostersturm" zugetragen hat, macht man sich als Katholik ja heute schon ganz naturgemäß unbeliebt, steht man doch unter dem Verdacht, die repressiveSexualmoralderkatholischenKirche (auf diesem Blog stets mir rSkK abgekürzt) auch noch gut zu finden, und das "Gut so" des Regierenden Bürgermeisters zu seiner offen zur Schau getragenen Schwulität eher ungut. Klar, daß hier der CSD der größte der Republik, die Zuschauer am zahlreichsten sind, und daß der CSK beim Besuch des Papstes hier gleich weiter macht mit seiner Soft-Porno-Lack-und-Leder-Show.
Aber Berlin ist heute auch eine Stadt tief gläubiger katholischer Migrantengemeinden vor allem aus Osteuropa, rund 18% der Katholiken haben einen "Migrationshintergrund". Berlin ist Standort rühriger und lebendiger Gemeinden, die das Prädikat traditionalistisch nicht für abträglich halten, sondern Tradition im Sinne Chestertons als "Demokratie für die Toten" verstehen. Wer in Berlin etwa eine Sonntagsmesse im usus antiquior sucht, kann zwischen mehreren Möglichkeiten wählen.
"Meisner", "Opus Dei" sind offenbar die Stichworte, bei denen bei einem deutschen Journalisten die Synapsen einrasten. Alles fügt sich zu einem Bild von einem "schwarzen Block", zu dem sich angeblich die Gegenspieler von Lehman und Zollitsch zusammengetan haben.
Das Klima ist, behauptet Facius, rauer geworden. Die Polarisierung zwischen Traditionalisten und "Reformorientierten" habe sich verschärft. Diese Traditionalisten möchten "heiße Eisen" wie Zölibat, Frauen-Diakonat und Sexualmoral "fernhalten".
Heiße Eisen? Eher kältester Kaffee, der jedes Jahr ein bißchen mehr Null Grad Kelvin entgegenfröstelt. Wer sich die Reformriege ansieht, die sich dieser Themen widmet, wundert sich über diese Versammlung älterer ProfessorInnen knapp vor oder jenseits der Pensionsgrenze, garniert von gleichfalls älteren Damen in Violett und Batik, die in schrecklichen Klamotten Mahltische umtanzen, journalistisch hochgejazzt von zotteligen Journalisten mit Ho-Chi-Minh-Bart und Krankenkassenbrille.
Klar, die "Jugendlichen" sind ja auch für Frauenordination, Abschaffung des Zölibats und für die "Homosexualisierung der Gesellschaft" - sofern sie schon jenseits der vierzig angekommen sind.
Viel zu spät stellt sich der Papst an die Seite des schwarzen Blocks. Wie das obige Bild zeigt, hätten wir anno 1973 die Unterstützung der Schweizergarde dringend benötigt. (Gut, das Bild stammt aus dem Familienalbum, scheint so, daß mich der Schwarze Block einfach nicht losläßt)
Sonntag, 3. Juli 2011
Nuptial Mass at Monaco
War doch eigentlich sonnenklar, daß, wo die Braut ein Brautkleid mit dieser Wahnsinnsschleppe trägt, die Kommunion keine popelige vonderHandindenMundKommunion sein konnte.
Hier noch mehr Bilder. Irgendwie tröstlich, daß wenigstens der katholische Adel noch Sinn für Rituale und ein Herz für die katholische Liturgie besitzt.
Sonntagsnews
Ärger-Nachrichten und Grummelposts könnte man eigentlich tagtäglich schreiben. Ich dachte mir, daß ich den Sonntag in Zukunft vorbehalte für Nachrichten, die Freude machen. Wie dieser Bericht über den Rückbau einer nachkonziliar umgestalteten Kirche mit allem, was des Katholiken Herz nicht freut, wie Volxaltar und Altarinsel, zu einer Kirche, die sich architektonisch wieder "ad orientem" ausrichtet. Oder "ad dominum", was das selbe bedeutet.
Besonders angetan hat es mir das "neue" alte Baptisterium, vor allem deshalb, weil ich vor einigen Monaten Zeuge einer Taufe - des Kindes von lieben Freunden - wurde, die unseren Pfarrer gebeten hatten, die Taufe doch im älteren Ritus zu zelebrieren. Erst bei diesem Ritual wurde mir klar, warum das Baptisterium in Kirchen, die vor den 60er des vergangenen letzten Jahrhunderts des vergangenen Jahrtausends errichtet wurden, meist links neben dem Altarraum vorgesehen ist. Weil die Taufe im alten Ritus als Prozession gestaltet wurde, die uns mit vielen Zitaten aus der heiligen Schrift nicht nur durch die Jahrtausende führt, sondern auch durch die ganze Kirche. Der Endpunkt dieser Prozession ist die Taufkapelle nahe des Altars.
... and the Baptistery looks like a place where something important is going to happen:
Samstag, 2. Juli 2011
2. Juli Visitatio
Bei uns gehen die Uhren ein bißchen anders. Auch der Kalender geht manchnmal ein bißchen anders. Das hat damit zu tun, daß unsere Schola in letzter Zeit häufiger zu gregorianischen Messen eingeladen wird, die Kunst des gregorianischen Chorals ist ja nun nicht mehr sehr verbreitet, und so hat unsere Dorf-Schola ein, wie es im Politjargon heißt, Alleinstellungsmerkmal zu bieten. Also war heute "Heimsuchung Mariens". Nicht daß wir das einfach draufhaben, zwei Wochen Üben war schon nötig.
Das Fest der Heimsuchung erinnert an die Begegnung der schwangeren Maria mit der schwangeren Elizabeth, und an die Stunde, da zum ersten Mal das Magnificat gesungen wurde (Ich bin mir jedenfalls ganz sicher, daß es gesungen wurde, das Magnificat kann man einfach nicht nur sprechen). Im 13. Jahrhundert hat der große Bonaventura das Fest für den Franziskanerorden eingeführt, seit dem 16. Jahrhundert wurde es in der ganzen Kirche begangen. Es wird noch immer gefeiert, allerdings aufgrund des wie immer so auch hier unergründlichen Ratschlusses der Bugninianer am 31. Mai. Es ist ja nicht ganz falsch, daß es ziemlich unlogisch ist, ein Fest, das an die Begegnung der beiden Ungeborenen, Jesus und Johannes, erinnert, nach der Geburt Johannes zu feiern. Bonaventura hat es als Oktavtag des Johannistages gedacht.
Noch unlogischer war es allerdings, das Fest, wie geschehen, nun auf den 31. Mai zu verlegen. Wohl, weil es irgendwie mit Maria zu tun hat, und deshalb in den Maienmonat "paßt". Aber da hat es nun weder einen Bezug zu Johannes (an den Bonaventura gedacht hat), noch einen Bezug auf die Überlieferung des Lukasevangeliums. Danach besuchte Maria "einige Tage" nach der Verkündung des Engels Ihre Verwandte Elizabeth, die im 6. Monat mit Johannes schwanger war. Der Besuch wäre dann logischerweise auf Ende März zu datieren, was die Ostkirche ja auch tut. Dort wird am 30. März der Heimsuchung gedacht. Bei den Anglikanern und den Evangelen ist es bei dem 2. Juli geblieben.
Die Messe fand interessanterweise in der Kapuzinerkirche in Aschaffenburg statt. Also ein franziskanisches Fest reinster Güte, so to say. Pfarrer und Gemeinde, vor allem aber meine Herzallerliebste waren mit unserem Vortrag zufrieden. Die Akkustik war excellent, so daß unsere heute nur aus sechs Sängern bestehende Schola nach viel mehr klang. Wir haben uns gleich um unseren nächsten Auftritt beworben.
Der Introitus Salve, sancta parens, geht auf Sedulius zurück. Leider keine Version im internet gefunden, die mir gefällt.
Von unserem marianischen Renommier-Offertorium, das wir auch heute gesungen haben, gibt es eine schöne Aufnahme, nur damit die Stimmung ein bißchen rüberkommt:
Advent - 4th Sunday of Advent: Offertory from Corpus Christi Watershed on Vimeo.
Jacopo da Pontormo, der diese Darstellung der Visitatio geschaffen hat, gilt als der Begründer des Manierismus. Mir gefällt an dieser Darstellung, daß der Altersunterschied der beiden wie auch ihr Status als Jungfrau (Maria trägt eine Art Schapel) und Ehefrau (Elizabeth trägt einen Schleier) deutlich zum Ausdruck kommt, und damit das doppelte Wunder, die Geburt aus der Jungfrau und die Schwangerschaft einer alten Frau, die schon die Hoffnung aufgegeben hat, noch ein Kind zu gebären. Die Botschaft des Bildes dürfte heute ohne Erklärung nicht ohne weiteres zu erkennen sein.
Freitag, 1. Juli 2011
Heiligstes Herz Jesu
Die Herz-Jesu-Verehrung schien mir früher als absolut kitschigster Ausdruck katholischen Volksglaubens. Der Sinn des Fests war mir nicht so recht klar, warum es ausgerechnet heute, Freitag in der Woche nach Fronleichnam, gefeiert wird, hat mich drum wenig interessiert. Nun wird es in unserer Gemeinde ganz besonders feierlich begangen, heute mit einer gregorianischen Messe, bei der ich leider fehlen mußte.
Ein paar Gedanken muß ich mir also noch machen, aber eine passende Illustration hab ich in jedem Fall gefunden.
Übrigens wäre heute eigentlich auch noch das Fest des Heiligsten Blutes unseres Herrn zu feiern. Pius IX hat es 1849 nach seiner Rückkehr aus dem Exil für die ganze Kirche ausgerufen. Pius flüchtete 1848 aus Rom, nachdem dort die Revolution ausgebrochen war, und nachdem sein Premierminister einem Mordanschlag zum Opfer fiel. Das Fest wurde während der Kalenderrevolution wieder abgeschafft. Schon eine merkwürdige Koninzidenz der Ereignisse. Ob sich die Kalenderrevolutionäre Gedanken über diesen bemerkenswerten Zusammenhang gemacht haben? Vielleicht gerade. Verstanden sie sich doch eher in der Tradition der "Aufklärung" als in der der Kirche.
Eine, ich würde sagen psychedelische Darstellung der Heiligen Margareta Maria Alacoque, auf deren Visionen das Fest zurückgeht. Corrado Giaquinto 1765. Rococo, für die oder genauer gesagt, den Rococo-Fan.
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