Gerade, als die Nachricht von Margot Käßmanns Rücktritt über den Ticker lief, fiel mir unsere Lokalpostille in die Hände. Seite eins: die geschiedene "Bischöfin" Margot tritt zurück wg. bekannten Vorfalls, Überfahren einer roten Ampel im - sagen wir es offen - Vollsuff. (Wir Strafverteidiger sagen es rund heraus, Zeit ist Sesterz).
Seite eins im Lokalteil: der neue Pfarrer meiner prot. Ex-Gemeinde! Toller Typ! So nett! Und natürlich mit Patchworkfamilie! (2 Frauen, drei Kinder) So sympathisch! Ein Mensch wie Du und ich!
Na ja der Amtsvorvorgänger - ein begnadeter Prediger mit Stentorstimme und von barockem Format - fiel manchesmal besoffen von der Kanzel, was ihm seine Gemeinde eigentlich nicht so richtig übel nahm. Bis er dann in der Trinkerheilanstalt landete, nach seiner Ehescheidung, deren Ursache wiederum nicht in erster Linie der Suff, sondern der Sex war. Der Sex mit der falschen Frau.
Dann gab es dann noch den Amtskollegen des Amtsvorvorgängers, der, nun ja, auch schon in zweiter Ehe verheiratet war mit einer lieben Frau, die wiederum Mutter eines nichtehelichen Kindes mit unbekanntem Vater gewesen ist. Und genau genommen, kenne ich persönlich eigentlich so gut wie keinen protestantischen Pfarrer notabene Pfarrerin, der/die nicht geschieden ist. Kennt jemand die Scheidungsquote von Pfarrern? Ist die nun niedriger oder höher als die gesellschaftsübliche von 50 %.? Aus meiner Erfahrung würd ich eher sagen, sie ist höher. Und die Alkoholiker- notabene Quartalssäuferquote scheint mir ja auch nicht so niedrig.
Wer Vorbild sein will, das ist wohl die Lehre nicht nur aus dem casus Käßmann, scheitert manchesmal gerade an der Last, ein Vorbild sein zu sollen.
Ich will ja jetzt die katholischen Priester ganz und gar nicht ausnehmen. Den Säufer und den Hurenbock (die frieren selbst im wärmsten Rock) trifft man auch im Amt des katholischen Pfarrers.
Aber es gibt da doch ein Heilmittel. Die Mutter eines Priesters, hat es mir mal verraten. Ein Priester, der sich in die selige Jungfrau und Gottesmutter verliebt, ist davor gefeit, sich in eines seiner Groupies (ja, ja, die gibt es) oder den Alkohol zu verlieben. Und so hat das Nachlassen der Verehrung der Gottesmutter vielleicht doch eine ganze Menge mit der aktuellen Krise des Standes zu tun. Nur ist, wenn die Priestermutterthese stimmt, die Krise des protestantischen Pfarrers chronisch. Und die des Priesterstandes heilbar.