Was für ein Gewand trägt der Herr da rechts? Na klar: ein Harlekinskostüm! Kleidungsstücke dieser Art scheinen unter modernen Priester - vor allem denen im Einzugsbereich des
DLI - ja neuerdings modern zu sein. Auch der neue Trierer
Bischof trug zu seiner Amtseinführung einen solchen Fummel. Von liturgischer Symbolik kaum noch eine Ahnung, vor allem aber keine Ahnung von der Anti-Symbolik des Harlekinskostüm.
Der Harlekin, von italienisch Arlecchino, der wiederum auf den noch älteren altfranzösischen ((H)arlekin, (H)erlekin, (H)ellequin, Harlequin u.ä.) aus dem 12. Jahrhundert zurückgeht, ist eine der Dienerfiguren aus der Commedia dell’arte der Renaissance. Er ist in ein buntes Flickengewand aus rautenförmigen Stoffteilen gekleidet und trägt eine Kappe mit Stoffhörnern und/oder Hahnenfeder oder Fuchsschwanz, manchmal eine Halbmaske.
Sein Name lässt sich über italienisch (H)ellechin(n)o ("kleiner Teufel") erklären (in(n)o ist die männliche Verkleinerungsform). Dante Alighieri erwähnt im 21. Gesang des Inferno seiner Göttlichen Komödie einen Dämon namens Alichino (Eistreter in der deutschen Übersetzung).
Die ursprüngliche französische Gestalt geht wahrscheinlich auf einen uralten mythischen Luftgeist zurück, der mitsamt seinem Gefolge (Herlekinsleute) ganz nach Art des auch hierzulande bekannten sagenhaften wilden Jägers Menschen erschreckte.
Die dämonischen, teuflischen Züge vererbten sich auch an den derben Spaßmacher und Possenreißer Harlekin, in Form der Hörnerkappe und der schwarzen Halbmaske oder fratzenhaften Mimik.
So lesen wir bei
Wikipedia. Ein wohl recherchierter Text. Lauter kleine Teufelchen hüpfen also auf unseren Kanzeln herum, jedenfalls dann, wenn sie sich im Stil des Deutschen Liturgischen Instituts kleiden und das - siehe Ackermann - scheint ja grad ganz große Mode zu sein.
Obiges Teufelchen ist mir leider, leider heute mal wieder über den Weg gelaufen und hat mir den Sonntag versaut. Und Anlaß für dieses Artikelchen gegeben. Es war wie befürchtet, die Messe beginnt mit einem ellenlangen Sermon, der mit dem Anlaß der Heiligen Feier rein gar nichts zu tun hat. Es folgt eine Abfolge von Liedern (man kennt die "liederlichen" Messen, in denen kein originärer Meßtext mehr vorkommt), vorzugsweise solchen, die die Gemeinde nur mitbrummeln kann (ein alter Katholik hat mir mal erzählt, diese Form der participatio actuosa nenne man das "Thurmair-Brummeln"). Schließlich eine Predigt, in der der Herr Pfarrer vor allem über sich erzählt, was er in der Zeitung gelesen hat, wem er heute begegnet ist, was er so denkt und empfindet und zwar ganz spontan und so eben, irgendwie heutig). Kein Wort über die Heilige Dreifaltigkeit, deren Fest wir doch heute begegnen. Nur über die "Liebe" von der die postkonziliaren Reformpriester so gerne reden, weil sie zu einem Allerweltsthema geworden ist, höchst beliebt bei Hochzeitsfeiern, wo man sich das sogenannte "Hohelied der Liebe" "bestellen" kann.
Warum nur springt mir bei dieser Predigt bloß Bob Dylans böser
Song "love is just a four letter word" in den Sinn?
Noch hält es mich auf dem Sitz, ich bin schließlich Härten gewöhnt. Dann aber geht es tierisch zur Sache. Kein einziger Satz, kein einziges Wort des Messbuchs taucht in dieser Eucharistiefeier auf, noch nicht einmal der reichlich banale des Zweiten Hochgebetes. Alles, alles ist offenbar aus der kreativen Feder des Zelebranten geflossen. Kein Wechselgebet mit der Gemeinde, kein "erhebet die Herzen", Jesus wurde nicht ausgeliefert und unterwarf sich nicht aus freiem Willen dem Leiden, er war auch nicht von seinen Jüngern umgeben, sondern von den "Seinen". Und so geht es weiter. Bei der Wandlung erhebt der Pfarrer nicht etwa die Hostie, sondern hält sie während des ganzen Sermons hoch, wie als wollte er verhindern, daß sich da irgendwer nach den Wandlungsworten ehrfürchtig bekreuzigt und verneigt.
Spätestens in diesem Moment setze ich mich, statt zu knien. Nachdem es dann im hochkreativen Stil - selbstverständlich unter ängstlicher Beachtung der ehernen Regel der inclusive language - weitergeht, verlasse ich den Saal, der mir nicht mehr als Kirche erscheint. Ich scheide mit dem dumpfen Gefühl, daß dort vorne nicht der Leib Christi, sondern leere Plätzchen verteilt werden.
Erwähnenswert wäre wohl noch, daß der Zelebrant nicht etwa ein kleiner Provinzpfarrer ist, der es gut meint, und vielleicht nicht besser weiß. Der Herr ist Leiter der Hochschulgemeinde einer Großstadt und
Vorsitzender der Konferenz für Katholische Hochschulpastoral. Natürlich Mitunterzeichner der Petition Vaticanum II, und - folgt man den
links auf der Seite seiner Gemeinde - Unterstützer der Initiative Homosexuelle und Kirche.
Auch wenn ich mir vielleicht wieder Schimpfe bei einzelnen Mitgliedern der Blogozese einhole: könnte es sein, daß sich auf die Kanzeln unserer Pfarreien vielleicht das eine oder andere "kleine Teufelchen" verirrt hat?