Mittwoch, 27. August 2008

Bittlinger II: Unlauterer Wettbewerb

Bittlingers Papst-Bashing-Song sei, so behauptet Bittlinger, Ergebnis eines spontanen Entschuß am 10.7.2007 gewesen. Der Vatikan habe "mal wieder" verbreitet, daß es eine Kirche im eigentlichen Sinne . die katholische Kirche - und andere gebe. Aus lauterer Empörung habe er noch im Flieger sein Papst-Bashing-Video komponiert. Wollen wirs glauben? Eher nicht.

In dem am 10.7.2007 veröffentlichten Dokument wiederholt die Glaubenskongregation längst bekannte Lehren, beruft sich auf jahre- bis jahrzehntealte Papiere des Vatikanischen  Konzils von Lumen Gentium über unitatis redintegratio bis Orientalium Ecclesiarum, auf Erklärungen von Paul dem VI wie von Johannes Paul dem II. Nichts daran ist neu, nichts ist für einen leidlich gebildeten katholischen wie protestantischen Christen wirklich aufregend. Das Papier beschreibt nicht viel mehr als die Differenzen, die zwischen den christlichen Glaubensgemeinschaften seit dem 16. Jahrhundert bestehen. Kältester Kaffee, noch aus Zeiten, als dieses Getränk in Europa noch nicht einmal in Gebrauch war.

Daß dieses Papier wirklich Anlaß dieses Songs war, ist kaum bis gar nicht glaubwürdig. Papst-Bashing hat B. vielmehr schon immer betrieben, bei zahlreichen passenden und unpassenden Gelegenheiten. Die neue Qualität, die besondere Schmutzigkeit dieses Sudel-Songs, in dem wirklich alles verwurstet wird, von der Komdomfrage bis zur angeblichen Lehre von der Existenz eines "limbus puerorum" bis zum volksfeindlichen Gerauch einer "toten Sprache" hat andere Gründe.

Das ökumenische Miteinander, daß offenbar von protestantischer Seite von der Illusion getragen wurde, die katholische Kirche werde sich im protestantischen Sinne reformatorisch selbst zerlegen, ist einem militanter werdenden Gegeneinander gewichen.

EKD-Vorsitzender Huber spielt da den Vornehmen, der protestantische Oberbänkelsänger offenbar eher den Schlagetot. Was bei Huber "Ökumene der Profile" heißt, und eher intellektuell-dezent daherkommt, nimmt bei Bittlinger den Charakter einer veritablen Hate-Session an. Mal  mit dem Florett, mal mit der Nagelkeule wird dem Publikum die stets gleiche Botschaft beigebogen. Hie die Kirche der Freiheit - dort das finstere Mittelalter - hie der Ausschluß wiederverheirateter Geschiedener von der Kommunion - dort die folgenlose Scheidung einer "Bischöfin" - hie das Festhalten an einem rein männlichen Klerus - dort die Zulassung von Pfarrerinnen, die Weihe von Bischöfinnen, die Ernennung offen schwuler Pastoren, der Aufstieg verpartnerter Homosexueller in höchste Kirchenämter - hie das Verbot jeglicher künstlicher Empfängnisverhütung - dort das Kondom als Menschenrecht - hie das vollkommen überflüssige Nachdenken über das Seelenheil abgetriebener Kinder (dies war Anlaß und wichtigstes Thema der Internationalen Theologenkommission) - dort die mittlerweile selbstverständliche Teilnahme am staatlichen System der quasilegalen Massenabtreibung - hie das strikte Verbot jeglichen Mißbrauchs menschlicher Embryonen selbst in Form der künstlichen Befruchtung - dort die Moderne, sprich die angeblich "einmalige" Verschiebung des Stichtags des Embryonenschutzgesetzes - hie das standhafte Festhalten an überkommenen Glaubenssätze der Kirche - dort die unverblümte Umdichtung der Heiligen Schrift in Form der Bibel in "gerechter Sprache"

Wären katholische Kirche und EKD Unternehmen und gälte das UWG, die EKD könnte die eingenommene Kirchensteuer schön längst in Form allfälliger Bußgelder wegen Verstoßes gegen die Regeln des lauteren Wettbewerbs an die katholische Kirche weiterleiten. 

Und was die Tirade gegen den Gebrauch des Lateinischen angeht: war da bei Bittlinger nicht vielleicht ein bißchen Antipropaganda gegen die unliebsame künstlerisch-musikalisch Konkurrenz im Spiel?  Ist nicht kommerziell gesehen, das textlich banale wie musikalisch belanglose sogenannte "Neue geistliche Lied" auf dem absteigenden Ast? Ist nicht die lateinisch singende Konkurrenz mittlerweile weltweit deutlich erfolgreicher? Macht es B. nicht vielleicht ein wenig neidisch, daß da ein paar Mönche ohne Poparrangement und Synthesizersound mit uralten lateinischen Gesängen die Charts stürmen, in die es Bittlinger noch nie geschafft hat? Haben die internationalen musikalischen Schwergewichte - nehmen wir mal Sinead O´Connor, nicht die lateinischen Hymnen ihrer Kindheit wiederentdeckt, und singen sie mit neuer Begeisterung.

Auf meinem Plattenteller dreht sich jedenfalls Sinead´s Interpretation von  "o filii et filiae" und nicht des Guitare klampfenden Provinzpfaffen Bittlinger "Aufstehen, aufeinander zugehen"


3 Kommentare:

Tiberius hat gesagt…

Ja!

dilettantus in interrete hat gesagt…

Und wo der Tiberius recht hat, hat er recht!

München1 hat gesagt…

Clemens Bittlinger schafft es aber immer wieder mit Hilfe von ökumenischen Träumern sogar in den katholischten Gegenden die Menschen auf seine Seite zu ziehen.

Im niederbayerischen Vilshofen und an der Maria-Ward-Mädchenrealschule von Osterhofen konnte er mit Hilfe einer protestantischen Frau und einer Gattin eines Pastoralreferenten die Menschen für einen ganz neuen Glauben begeistern. Die Katholische Kirche wird dort immer kritischer gesehen und die Ökumeniker meinen doch tatsächlich, dass sie einen Dienst an der Kirche getan haben.
Soviel Dummheit im Bauernbistum Passau!