Samstag, 15. Oktober 2011

Die Gottesmutter und das gute Geld


In letzter Zeit muß ich viel über Geld nachdenken. Der Grund ist einfach. In wenigen Jahren werde ich von dem leben müssen, was ich in den letzten Jahrzehnten angespart habe. Wenn es sich herausstellt, daß ich gutes Geld schlechtem hinterhergeworfen habe, wird das sehr schwierig.

Hat das was mit dem Thema dieses Blogs zu tun? Ja, der Titel auf der Münze links deutet es an. "Marien Gros" steht da. Umgangssprachlich Mariengroschen. Eine Kurantmünze, die mehr als dreihundert Jahre lang vor allem in Norddeutschland geprägt wurde. Erstmals im Jahre 1503 geprägt, war diese Münzform bis 1870 im Norddeutschen Raum im Umlauf. Sie definierte sich als 1/36tel oder 1/24tel eines Talers, Zunächst bezogen auf den Reichtstaler mit einem Gehalt von 25,98 gr Feinsilber, später dann auf den preußischen Taler mit einem Silbergehalt von 16,704 gr. Feinsilber. Selbst noch in der Zeit, als der preußische, durch den sogenannten Vereinstaler ersetzt wurde, blieb es in einigen Regionen bei der Prägung von Mariengroschen.

Die erste Münze dieser Art wurde 1503, also in vorreformatorischer Zeit geprägt, und trug auf der "Kopfseite" eine Mariendarstellung. Auch nach der Reformation blieb der Namen Mariengroschen erhalten, war doch diese kleine Silbermünze, in Gegensatz zu den großen und unhandlichen Talern, die Münze, die weitaus am häufigsten im Umlauf war. Die oben dargestellte Münze wurde, wie der Preußenadler und das Jahr 1756 zeigt, im Preußen Friedrichs des Großen geprägt, wahrscheinlich in Niedersachen oder Ostfriesland. Es war ursprünglich keine Scheidemünze, wie das Blech, das wir heute in unseren Portemonnaies mit uns herumtragen und das Spielgeld, das in unseren Brieftaschen knistert, sondern "gutes Geld". Echtes Silber, im Fall dieser Münze enthielt sie theoretisch 1,856 gr Feinsilber. Derzeit hätte sie damit einen reinen Metallwert von heute 1,392 Euro.

Wer sich mit der Geschichte des Geldes beschäftigt, wird feststellen, daß diese Geschichte stets eine Geschichte des Krieges der Münzherren gegen das Volk waren. Immer waren die Münzherren in Versuchung, durch die Verschlechterung des Geldes das Volk zu bestehlen. Im heiligen Römischen Reich hatte das Volk in diesem ungleichen Kampf immerhin eine Chance. Münzen, die den vorgeschriebenen Edelmetallgehalt, in der Regel Silber, unterschritten, wurden amtlich ausgeschieden. Sie wurden "verrufen" und zwar durch eine Institution, die auf dem Recht des Heiligen Römischen Reiches basierte.

Die Silberwährung ist in Europa mehr als ein Jahrtausend alt. Oder besser gesagt, sie war ein Jahrtausend alt, bis sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunächst durch den auf "Banknoten" basierenden Goldstandard, dann - nach dem zweiten Weltkrieg - durch das "Fiat-Geld" ersetzt wurde, mit anderen Worten Geld, von dem die jeweilige Zentralbank durch schlichte Definition erklärt, dies sei Geld.

Und da wird es religiös. Am Anfang der Welt stand das Wort Gottes "Es werde Licht". Dixitque Deus fiat lux facta est lux. Am Anfang unseres Wirtschaftssystem, daß der ordoliberalen Definition nach ein System der  Bettler und Diebe ist stand die Zentralbank, die Papiergeld und wertlose Münzen unter die Leute brachte. Und die Bank sprach, es werde Geld, und es ward Geld. "Fiat-Money" ist übrigens kein Schimpfwort systemkritischer Traditionalisten, die dem "guten Geld" hinterherjammern, sondern ein Fachbegriff der wissenschaftlichen Volkswirtschaftslehre.

Vor der Einführung des Fiat-Geldes existierten im Heiligen Römischen Reich, ebenso wie in allen Staaten vor Ende des 19. Jahrhunderts lediglich gesetzliche Regelungen, die den Silbergehalt der Großmünzen definierten und die Einhaltung der Regelung durch chemische Analyse der von den jeweiligen Münzherren herausgegebenen Münzen regelten. So war der sogenannte Vereinstaler, der auf dem preußischen Taler basierte, definiert als Münze mit einem Feinsilbergehalt von 500/30tel Gramm. Die Münze existierte fast ein Jahrhundert und galt im gesamten deutschsprachigen Raum.

Das heutige Geld ist "Regierungsgeld". Mit dem Fiatgeld unserer Tage ist ein Maximum an Staatlichkeit verbunden. Damit bewahrheitet sich erneut die Vision Donoso Cortez, der vorhersagte, daß das"Thermometer der Politik", das Maß der politischen Regulierung des Lebens des Volkes durch den Staat, um so mehr steige, um so tiefer das "Thermometer der Religion" sinke. Agnostizismus und Etatismus waren stets Zwillingsbrüder, das "schlechte Geld" ist ein integraler Bestandteil der allregulierenden Gewalt des modernen Staats.

Der Marientaler zeigte auf seiner Kopfseite das Bild der Gottesmutter mit dem Kind. Die Blechmünzen des Fiatgeldes sind meist mit dem Konterfei des jeweiligen Staatsoberhauptes versehen.

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