Samstag, 7. Februar 2009

"Geliebter Heiliger Vater,

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.. im Auftrag der Polnischen Bischofskonferenz möchte ich Eurer Heiligkeit Dank sagen, für die Gesten und Maßnahmen, die uns zeigen, daß die stete Sorge des Nachfolger von Sankt Peter der Einheit der Kirche gilt.
   Die Tür für den Dialog zu öffnen, im Hinblick auf die Überwindung einer schmerzhaften Spaltung ist ein Akt großen Mutes und wahrer pastoraler Liebe ...
   Wir vertrauen darauf, daß diese väterliche Geste von seiten der Bischöfe und Gläubigen der Bruderschaft des Heiligen Sankt Pius des Xten mit dem gleichen guten Willen und der gleichen Offenheit beantwortet wird, und daß diese Geste die Bruderschaft dazu führen wird, ohne Vorbehalte die vollständige Lehre der Kirche und ihre Disziplin anzunehmen, einschließlich des Zweiten Vatikanischen Konzils und des Lehramtes der in jüngster Vergangenheit amtierenden Päpste.
   In Beantwortung des Aufrufs zum Gebet, seien Sie versichert, Heiliger Vater, daß die Kirche in Polen stets den Nachfolger des Heiligen Petrus in seiner Sorge um alle Kirchen unterstützt, und zum Herrn betet, daß alle Bemühungen um die Wiedervereinigung der Christgläubigen Frucht bringen mögen.

Warschau, den 6. Februar 2009

Jozef Michalik, Präsident der Polnischen Bischofskonferenz
Stanislaw Gadecki, Vizepräsident
Stanislaw Budzik, Generalsekretär

gelesen auf rorate caeli

Geht doch!
Verglichen mit der säuerlichen und im Stil des Schlußplädoyers eines Oberstaatsanwaltes abgefaßten Anmerkung des deutschen Vorsitzenden der Bischofskonferenz Zollitsch ein echter Lichtblick. Allein die Diktion (statt "schismatische Bewegung" "Bruderschaft der Heiligen Sankt Pius des Xten") , zeigt, daß bei den Gliedern der katholischen Kirche, die wirklich ohne Vorbehalte hinter dem Papst stehen, die Freude vorherrscht, und nicht die Furcht. Interessant im übrigen, daß die Bischöfe der polnischen Märtyrerkirche, für die tausende Priester, Ordensleuten und Gläubige unter dem nazistischen und kommunistischen Terror starben, von St. Pius dem Xten sprechen, Zollitsch nur von Pius X. 
Der Ton macht bekanntlich die Musik. 

Freitag, 6. Februar 2009

Leichen im Fluß

   Erzbischof Zollitsch, nicht nur ein geschworener Gegner der Pius-Bruderschaft, sondern auch der aus der Pius-Bruderschaft hervorgegangenen aber papsttreuen Petrus-Bruderschaft, die in seinem Bistum keine Messe lesen darf, "erwartet ein endgültiges Zerwürfnis" mit der Bruderschaft. Nun arbeitet er - siehe sein Verhalten gegen die Petrusbrüder - ja selbst mit allen Kräften für dieses Zerwürfnis. Wer die unverschämten Forderungen etwas des Bischofs Müller liest, wer um die Sabotage-Politik der deutschen Bischöfe gegen das Motu Proprio weiß, kann gar nicht übersehen, daß das deutsche Episkopat buchstäblich alles dafür tut, um die Verhandlungen zum Scheitern zu bringen.
   Bischof Müller kündigte bereits an, daß seine erste Amtshandlung darin bestünde, käme es zu einer Einigung, das Priesterseminar der Piusbrüder in Zaitzkofen zu schließen.
   Angesichts solcher Signale wirkt die Handlung eines Williamson, dessen völlig wirres Interview zu einem schweren Rückschlag in den Einigungsbemühungen geführt hat, vollkommen rational. Welches Interesse sollte Williamson denn an der Unterwerfung unter die päpstliche Monarchie haben? Muß er nicht riskieren, daß dem Oberhaupt der Kirche irgendwann einmal seine britischen Exzentrizitäten zu viel werden?
   In ihrem jetzigen Status kann die Bruderschaft Priorate bauen wo sie will, ohne auf die die Müllers, die Zollitschs oder wie sie auch heißen Rücksicht nehmen zu müssen. Sie müssen nicht, wie ihre braven Brüder von der Petrusbruderschaft untertänig um ein Plätzlein betteln, wo sie ihre geliebte Heilige Messe feiern können. 
   Keine bischöfliche Bürokratie nervt sie, sie müssen sich nicht mit Pfarrgemeinderäten, Priesterräten, Katholikenräten, Diözesanräten, Seelsorgeräten und der ganzen hochbürokratischen neukatholischen Rätedemokratie, der "sitzenden Kirche" herumärgern. Sie sind nicht für die bräsigen Peinlichkeiten deutscher Bischöfe veranwortlich, sie können über die vergifteten Kommuniqués des letzten Zentralkommitees auf europäischem Boden herzlich lachen, weil sie für diese besten Feinde des römischen Katholizismus keine Kirchensteuer zahlen.
   Und sie können warten. Die Amtskirche schrumpft, es fehlt an Priestern, es fehlt an Familien, es fehlt an Kindern, es fehlt an Gläubigen, es fehlt an Kirchgängern. Für 3000 deutsche Katholiken steht ein einziger Gemeindepriester zur Verfügung, den 9.000 Gemeindepfarrern, die die Hauptlast der Gemeindearbeit leisten, fehlt es an Nachwuchs, weniger als 900 Seminaristen besuchen die deutschen Priesterausbildungsstätten. Die Piusbrüder haben bei 600.000 Gläubigen rund 500 Weltpriester, das Verhältnis Priester/Seminaristen ist nicht eins zu zehn, sondern besser als fünf zu zwei. 215 Anwärter besuchen ihre Seminare. Die Zahl ihrer Anhänger hat sich in den letzten 18 Jahren versechsfacht.
   Scharfmacher und Saboteure wie Willamson denken sich vielleicht: Warum sollten die Pius-Brüder hart an Kompromissen arbeiten, warum sollten sie sich der Jurisdiktion ihrer geschworenen Feinde unterwerfen, warum sollten sie sich nicht an den Fluß setzen und warten, bis die Leichen ihrer Feinde, der verbohrten Prälaten dieser sterbenden Kirche an ihnen vorübertreiben?
   Die Bruderschaft hat wirklich ein Interesse an der Aufhebung der Spaltung. Aber sie hat es gewiß nicht eilig. Meine Prognose lautet, daß sie warten wird, bis die Zahl ihrer Priester die Zahl tausend überschritten, und die Zahl Ihrer Gläubigen siebenstellig geworden ist. Dann wird die Zeit reif sein, über einen Status zu verhandeln, der gewiß nicht so aussehen wird, daß sich die Bruderschaft gegenüber einem Herrn Müller verantworten muß.

Donnerstag, 5. Februar 2009

Exponentielles Wachstum

  Einem Artikel aus Cicero ist zu entnehmen, daß sich die Zahl der Anhänger der Pius-Bruderschaft seit 1991, dem Jahr des Todes von Bischof Lefebvre bis heute von 100.000 auf 600.000 erhöht hat. Wir können unter anderem aufgrund des Verhältnisses der Priester zu den Priesteranwärtern (493 zu 215) davon ausgehen, daß hinter dieser Entwicklung kein lineares, sondern ein exponentielles Wachstum steckt. Geht das Wachstum so weiter, wird die Millionengrenze bald erreicht sein. Schon heute ist jeder 3. katholische Seminarist in Frankreich ein Piusianer. Die mit der FSSPX verwandte, aber kirchentreue FSSP ist im Hinblick auf das Durchschnittsalter ihrer Priester die absolut jüngst Priestervereinigung der Kirche. 
   Die katholische Kirche, die in Europa schrumpft, nicht wächst, verhandelt mit den "Traditionalisten" nicht aus einer Position der Stärke.

Mittwoch, 4. Februar 2009

Motu Proprio für Pfarrer Lang!

 Nachdem heute die FAZ über das Priorat der Pius-Bruderschaft in Kleinwallstadt berichtet hat. ist wohl ein Postscriptum fällig. So erfährt man dort, daß der Bau der Kirche keineswegs ohne Probleme verlief. Ein örtlicher Unternehmer hatte der Bruderschaft ein Grundstück in der Ortsmitte angeboten. Dagegen habe sich aber "entschlossener Widerstand" erhoben. Von wem dieser Widerstand ausging - man könnte es ahnen.
   Nun erfahren wir in diesem Artikel interessanterweise von folgender Ansicht des Ortspfarrers:
"Bis (zu einer Entscheidung der Deutschen Bischofskonferenz) hält Pfarrer Lang aus Kleinwallstadt sich an die Regeln seiner Mutter Kirche zur tridentinischen Messe. Diese dürfe nach wie vor nur mit besonderer Erlaubnis des Bischofs gelesen werden – und zwar nur von damit eigens beauftragten Geistlichen. Gegen diese Bestimmung verstoße die Pius-Bruderschaft."
  Seltsame Sache das. Das "motu proprio" - das ja ganz anderes besagt - scheint im Bistum Würzburg noch nicht angekommen zu sein. Ob es wohl wieder zu einer "Panne" in Rom gekommen ist? Die Kommunikationsstrukturen scheinen ja doch wohl verbesserungsbedürftig, wie uns die causa Williamson zeigt.

Sonntag, 1. Februar 2009

Kleinwallstädter Mystik

   Nein, ich bin nicht der investigative Undercover-Journalist, der sich in eine (hier bitte alle gängigen Adjektive einfügen) Gemeinde der Pius-Bruderschaft einschleicht. Ich feiere mit den Gläubigen einer kleinen bayerischen Gemeinde die Heilige Messe. Die Kirche ist fast winzig, mit mehr als den rund hundert Personen, die hier beten, wäre sie wahrscheinlich ziemlich überfüllt. Dafür gibt es hier am Sonntag gleich zwei Morgenmessen. 
  Mir fällt auf, daß der Priester noch ziemlich jung ist, mit einer leisen, fast piepsigen Stimme spricht. 
  Die Gemeinde ist besser durchmischt als die meisten katholischen Gemeinde am Sonntag. Einige sehr alte Menschen sind dabei, aber es fehlt die Generation der Jungen und Jugendlichen nicht, die in den meisten unserer katholischen Gemeinden fehlt.
   Die ersten Reihen sind besetzt von Familien mit Kindern, die die Heilige Messe mit kindlichem Ernst mitfeiern. Kinderwortgottesdienste bietet hier keiner an. Auch nicht diese überdimensionalen Kindergeburtstage genannt Familiengottesdienst, die ein so typisches Merkmal unserer zielgruppenorientierten allerweltskatholischen Eventkultur sind. Hier ist heute Sonntag. Mit den komplizierten Ritualen, mit denen ich als Neukatholik noch immer so meine Probleme habe, hat hier offenbar keiner ein Problem. Die Kinder schon gar nicht.
   Ich glaube nicht, daß hier jemand den großen Pädagogen Bruno Bettelheim gelesen hat. Daß Kinder ernstzunehmende Personen sind, die man nicht mit Talmi und Tand abspeist, weiß man hier einfach.
   Nicht daß ich den fränkischen Neobarock, in dem diese Kirche gestaltet ist, für eine architektonische Offenbarung halte. Aber wer auf diese Kirche zufährt, hat den Eindruck, sie stünde immer schon da. Der Eindruck ist gewollt. Dies ist die katholische Kirche, wie sie immer schon war, dies ist die Heilige Messe, wie sie immer schon gefeiert wurde.
   Die politische Gemeinde hatte kein Problem mit der Genehmigung einer Kirche im baurechtlichen Außenbereich. Auch nicht mit dem Aufstellen eines Schildes am Ortseingang, der auf die regelmäßigen Heiligen Messen in St. Judas Thaddäus hinweist. Die Diözese wollte das Hinweisschild mit "rechtlichen Schritten" verhindern. Wäre ein spannender Rechtsstreit geworden.
    Die Kirche liegt am fränkischen Marienweg und wenige hundert Meter von der Kirche entfernt steht eine kleiner Bildstock. Eine Infotafel weist darauf hin, daß auch in der Aschaffenburger Sandkirche die tridentinische Messe gefeiert wird. Allerdings nur am Samstagabend. Ob das wohl ein konkurrenzfähiges Angebot ist?