Mittwoch, 16. September 2009

Johannes Paul II und der "Babycaust"

 Wieder einmal diskutiert die Blogozese über das Thema, ob man denn den Holocaust (übrigens ein veralteter Begriff, die politisch korrekte Bezeichnung ist - siehe den von mir schon häufiger zitierten Roy Schoeman mittlerweile "Shoa") mit dem weltweiten Massenmord an ungeborenen Kindern vergleichen dürfe. Vorherrschende Meinung, siehe Alipius, ElsaFlorian, scheint zu sein, daß das monströse Verbrechen des Holocaust keinesfalls vergleichbar sei. David scheint das unter Berufung auf Johannes Paul anders zu sehen. Das Zitat, auf das sich David beruft, stammt aus Johannes Pauls "Erinnerung und Identität". Johannes Paul zieht hier aber nicht nur Parallelen zwischen der Judenvernichtung und der Legalisierung der Abtreibung, er scheut sich nicht, darauf hinzuweisen, daß sich das selbe Böse nicht nur in der Judenvernichtung, sondern auch in der Vernichtung der Roma, der Aushungerung der ukranischen Bauern durch Stalin, der Vernichtung der polnischen Intelligenz durch Nazis und Kommunisten zeigt. Der Zeitzeuge Johannes Paul II, selbst Verfolgter des Naziregimes und des Stalinismus hat keinen Sinn für die "Einzigartigkeit" der Verbrechen Hitlers. Wie auch, sieht er doch die Wurzeln nicht in der einzigartigen Bösartigkeit der Nazis sondern in der Leugnung der Existenz Gottes in der neuzeitlichen philosophischen Tradition der europäischen Aufklärung.
"Wenn der Mensch allein, ohne Gott, entscheiden kann, was gut und was böse ist, dann kann er auch verfügen, daß eine Gruppe von Menschen zu vernichten ist. Derartige Entscheidung wurden z.B. im Dritten Reich gefällt von Menschen, die nachdem sie auf demokratischen Wegen zur Macht gekommen waren, sich dieser Macht bedienten, um die perversen Programme der nationalsozialistischen Ideologie zu verwirklichen, die sich an rassistischen Vorurteilen orientierten. Vergleichbare Entscheidungen wurden in der Sowjetunion .... auch von der kommunistischen Partei getroffen."
   Es hilft also nichts, damit zu argumentieren, Johannes Paul habe ja nicht vergleichen wollen. Er hat verglichen. Und erntete sofort den Protest der "Die Shoa ist einzigartig"-Dogmatiker. Paul Spiegel protestierte mit der entlarvenden Äußerung, man dürfe doch die Shoa nicht vergleichen mit etwas "was Frauen mit ihrem Körper machen".
   Roy Shoeman hat in seinem sehr lesenswerten Buch "Das Heil kommt von den Juden" auf die ideologischen Entsprechungen zwischen den vor allem von der Eugenik beflügelten Aktivisten der Pro-Abtreibungs-Bewegung der 20er und 30er Jahre und den Nazis hingewiesen. Ja, es ist der selbe Geist. Auf Margaret Sanger, IPPF-Gründerin, die noch vor Hitler Arbeitslager für "disgenische" Personen gefordert hat, habe ich vor kurzem aufmerksam gemacht. Was für Sanger gilt, gilt auch für Harmsen, den "pro familia"- Gründer. Praktisch alle prominenten Vorkämpfer für die "sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung", wie es heute so beschönigend heißt, waren Rassisten, deren Ziel die Vernichtung minderwertigen Lebens war.

3 Kommentare:

Elsa Laska hat gesagt…

Ja, es mag stimmen, dass die geistige Verwandtschaft da ist, auch das habe ich ja in meinem Eintrag zumindest mal angerissen.
Aber nicht jeder Rassist hat die Shoah zu verantworten und mitangezettelt. Die rassistischen Wurzeln - die Ideologie also mithin - erlaubt eben dennoch nicht, einfach den Holocaust-Vergleich zu bringen. Wir sollten ohne das auskommen.
Wobei die Leute ja schon aufschreien, wenn der Vergleich gar nicht "in echt" gezogen wurde, sondern nur Holocaust und Abtreibung nebeneinander gestellt werden bzw. "in einem Atemzug" genannt werden.
Die vehementen Holocaust-Vergleich-Verfechter machen es sich aber, finde ich, zu einfach. Immerhin hat Stalin mehr Menschen ermordet - von dem höre ich aber NIE was? Warum wird der Vergleich nicht herangezogen?
Im Übrigen lässt sich ein Götzenopfer wie die Abtreibung es ist, nicht mit welchem Genozid auch immer vergleichen - wenn schon ein Vergleich, dann greift doch eher der mit den Opfern an den Sonnengott(götzen) der Inka, oder meinetwegen Azteken, ich schau jetzt nicht nach, welche das waren.
Lieg ich jetzt total falsch?

Johannes hat gesagt…

Nein, Du liegst da ganz richtig. Aber der Gedanke an das Opfer ist richtig. Edith Stein hat ihre Ermordung als Opfer verstanden. "Ich gehe für mein Volk". Ebenso ist die Ermordung eines ungeborenen Kindes ein Opfer. Aber ein Opfer für den Bösen.

Stanislaus hat gesagt…

Man sollte grundsätzlich festhalten, daß Vergleich nicht automatisch Gleichsetzung bedeutet.