Sonntag, 14. Februar 2010

Karneval und die rSkK

  Nein, einen Beitrag zum "Mißbrauchsskandal" an einem Jesuitengymnasium werd ich nicht schreiben. Unter anderem, weil mir die küchenpsychologische Ableitung der Mißbrauchsfälle (die sich übrigens in der Hochphase der "Sexuellen Revolution" der 70er und 80er Jahre ereignet haben) aus der rSkK (für Nicht68er: der repressiven Sexualmoral der katholischen Kirche) tierisch auf die Nüsse geht.
   Jaja, ich war selber einer. Ein 68er. Und was die 68er (jedenfalls manche) über diesen Quatsch zu sagen haben, hat Thomas Schmid (anno Tuback Mitglied der Gruppe "Revolutionärer Kampf") in einem Beitrag für die Welt bestens zusammengefasst. Da könn wir nur unsere grauen Häupter wiegen. Recht so, Genosse Thomas.
   Die These, die katholische Kirche sei düster, freudlos, lustfeindlich wird jedenfalls durch das katholische Leben keineswegs bestätigt.
   In diesen Tagen schon gar nicht. Tobt der Karneval etwa in den Redaktionsstuben des Spiegel? Könnte man sich Rudolf Augstein vorstellen, eine Bütenrede haltend? Gehn unsere protestantischen Mitbrüder - vorzugsweise die unteren und mittleren Chargen - die schön zeitgeistig mal wieder an der lustfeindlichen Kirche rumnörgeln nicht gerade dieser Tage mal wieder zum Lachen in den Keller?
   Jo. Ich zieh mir derzeit am allerliebsten die Alternativsitzungen im Fernsehn rein. Pink Punk Pantheon oder die Stunksitzung. Gerade bei den (Ex-)Linksalternativen ist Fastnacht nämlich das, was der in der Wolle katholisch gefärbte Karneval sein sollte. Witzisch. Chaotisch. Manchmal ein bißchen brutal. Trunken. Und bei den "Alternativen" kommt das eben authentischer als bei dem berüchtigten Sitzungskarneval, der je größer, je fernsehorientiert auch umso langweiliger ist. Und umso politischer. Daß die "Kritik" an den politischen Verhältnissen zur Kernbotschaft des Karneval gehört, gehört ja zur Ideologie der "Großen Vereine". Bei dem Auftritt des Mainzer "Till", der in bieder gereimten Verschen ein bißchen die Politiker kritisiert, schlaf ich regelmäßig- und ungelogen - ein. 
   Den "Rechenschaftsbericht" von Pink-Punk-Pantheon sollte man sich unbedingt reinziehen. Endet er doch mit dem Schreckensruf: "am End wern wir alle protestantisch und saufen Mineralwasser!". Vor diesem schröcklichen Ende bewahre uns der gnädige HERR.

Ein bißchen Jesuitenkritik konnt ich mir doch nicht verkneifen. Das Bild stellt die Gründerin des japanischen Kabuki-Theaters dar, Izumo no Okuni. Das bemerkenswerteste an ihrer Ausstattung dürfte wohl der Rosenkranz sein, in der typischen Fassung des 16. Jahrhunderts mit einem dreiteiligen Credokreuz. Okuni lebte in der Zeit, als tapfere Jesuiten in Japan missionierten. Eine durchaus erfolgreiche Mission, die erst mit der Verfolgung und Vertreibung des Ordens und der Ermordung ihrer wichtigsten Missionare endete. Was wohl die jesuitischen Märtyrer zu ihren heutigen, meist in Holzfällerhemden und Jeans gekleideten Ordensbrüdern zu sagen hätten? 
Das frühe Kabuki-theater kann man sich durchaus  als eine Kulturform vorstellen, die für den Karneval typische Elemente aufweist. Die These daß das Kabuki-theater beeinflußt wurde durch die bei den Jesuiten beliebten Mysterienspiele, wird zumindest diskutiert.

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