Freitag, 19. August 2011

Sabberwocky and the pope


1.500.000 junge Menschen werden zum Weltjugendtag in Spanien erwartet. 5.000 nicht mehr ganz so junge demonstrieren dagegen. Wenn ich die Qualitätszeitung aufschlage, die ich abonniert habe, mit dem heutigen Bericht über den Weltjugendtag, wird da auf Seite Eins über die Demonstration der 5.000 berichtet, auf den Seiten Zwei und Drei - immerhin - über die Begegnung der 1.500.000 mit dem Papst. Ich lese die Tabloid-Version, die ist immer noch ein bißchen schlechter als das klassische Format.

Garniert wird der Artikel auf Seite Eins mit dem Bild zweier junger Schwuler mit Dreitagebart, die sich - Papamobil im Hintergrund - so richtig ausgiebig besabbern. Die schwule Szene in Spanier hat nämlich anläßlich des Papstbesuches zu einem Kiss-In aufgerufen.

Anderen Menschen beim Austausch von schleimigen und klebrigen Körperflüssigkeiten zuzusehen turnt mich nicht nur überhaupt nicht an, sondern verursacht bei mir Brechreiz. Ganz unabhängig von der vielzitierten sexuellen Orientierung. Bei den in der modernen Filmkunst unvermeidlichen Knutsch und Vögelszene drück ich den Fast-Forward-Knopf. Ebenso beim Auftritt des unvermeidlichen Quotenschwulen notabene der unvermeidlichen Quotenlesbe.

Könnte mir gut vorstellen, daß sagen wir mal 85 Pro Zent der Betrachter dieses Titelbildes sich gleich anschließend den Finger in den Hals gesteckt haben, um mal wieder so richtig ausgiebig zu kotzen.

In der Gänze ein sehr hübsch anschauliches Beispiel dafür, daß der deutsche Journaillismus eigentlich voll schräg drauf ist. Da sind offenbar nicht nur die politischen, sondern auch die ästhetischen Maßstäbe völlig aus dem Lot. Wieviel Prozent der Leser fanden dieses Titelbild wohl so richtig schlecht? To say the least. Oder wollte da ein catholic-Guerilla-Fotojournalist zeigen, wie man diese Art der Demos finden soll?

Zum Kotzen nämlich.

Wer diesen Blog kennt, weiß ja, daß ich als Ex-Sex-Pol-Ober-Aktivist Härten gewohnt bin. Pornos fand ich mal waaaaaahnsinnig emanzipatorisch.

Hat sich gelegt. Nix ist unerotischer als der klassische Rammel-Bammel-Porno. Nix turnt mich mehr ab als die alljährliche Softporno-CSD-Parade. Aber die mittelalten Typen, die Zeitungen mit Müll volltexten den wahrscheinlich keine Sau liest, oder mit Fotos garnieren, die keiner sehen will, sind offenbar heute da angekommen, wo ich als pubertierender Sexpolaktivist mit Sweet-Seventeen angefangen habe. Wenn man als Pickelschlacks keine abkriegt, kommt man manchmal auf komische Ideen. Vielleicht auch auf die Idee, andere pickelige Schlackse vollzusabbern.

War ne harte Zeit. Hat mich mindestens eine Zillion Tuben Clearasil gekostet, um diese harten Zeiten endlich hinter mir zu lassen. Aber in der Zeit hab ich auch eine Menge geistiges Clearasil verpasst bekommen.Das fehlt offenbar den meisten Journaillisten, die ja, wie man weiß, meistens keine abgekriegt haben. Sondern in ihrem unfreiwilligen Zölibat offenkundig auf genau so schräge Ideen kommen wie oben zitierter Pickelschlacks.

Sabberwocky auf Seite Eins. Währggs.

Wie man liest, haben die jungen Menschen, die in Reichweite dieser besonders aggressiven Sorte von politisch korrekten Idioten geraten sind, mit gemeinsamen Gebeten reagiert. Könnt ich nicht. An der Sorte geistigem Clearasil gebricht es mir leider. Mir fällt da eher ganz spontan mein Lieblingsgedicht vom Sabberwock, äh Jabberwock ein. Geschrieben von einem zölibatär lebenden anglikanischen Diakon, dem geliebten Lewis Carroll.


Jabberwocky

 'Twas brillig, and the slithy toves 
Did gyre and gimble in the wabe; 
All mimsy were the borogoves, 
And the mome raths outgrabe. 

 "Beware the Jabberwock, my son! 
The jaws that bite, the claws that catch! 
Beware the Jubjub bird, and shun 
The frumious Bandersnatch!" 

 He took his vorpal sword in hand: 
Long time the manxome foe he sought-- 
So rested he by the Tumtum tree, 
And stood awhile in thought. 

 And as in uffish thought he stood, 
The Jabberwock, with eyes of flame, 
Came whiffling through the tulgey wood, 
And burbled as it came! 

One, two! One, two! and through and through 
The vorpal blade went snicker-snack! 
He left it dead, and with its head 
He went galumphing back. "

And hast thou slain the Jabberwock? 
Come to my arms, my beamish boy! 
O frabjous day! Callooh! Callay!" 
He chortled in his joy. 

 'Twas brillig, and the slithy toves 
Did gyre and gimble in the wabe; 
All mimsy were the borogoves, 
And the mome raths outgrabe. 

 Ein christliches Thema, so to say, die Tötung des Drachen durch den tapferen Kämpfer, der die Unschuld verteidigt. Bei einem christlichen Diakon kann man wohl davon ausgehen, daß er bei diesem Gedicht an St. Georg oder den St. Michael, Archangel, gedacht hat. Mehr über den Jabberwocky hier

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