Freitag, 14. Mai 2010

ÖKT: Die Fußkranken der Geschichte dünken sich als Avantgarde

So sieht sie sich wohl gerne, die Frau Käßmann, die "Freiheit führt das Volk", die protestantische Avantgardistin stürmt den christlichen Massen voran, sie in die lichte Zukunft einer papismusfreien Zukunft führend, ins wonnige Paradeis eines weichgespülten Allerweltschristentums.

Aber wenn ich lese, was die Frau Ex-Bischöfin da auf dem "Reichsparteitag des organisierten Christentums" in Sachen Pille (und zu anderen Themen) daherredet, überkommt mich irgendwie das Gefühl, daß sie ihre Brille vergessen haben muß. Und versehentlich im Heimatmuseum das Redemanuskript eines längst vergessenen Suffragettenkongresses der 60iger Jahre erwischt hat.

Diese Kongresse habe ich im Gegensatz zu Frau Käßmann ja noch lifehaftig erlebt (meine damalige Herzallerliebste hat mich zur Strafe für mein Mannsein noch auf die allerblödeste Feministinnendemo mitgeschleift). Und ebendeshalb weht mich aus diesen hachsorevolutionär klingenden Thesen ein brechreizerregender Moderduft an. Jeder Satz dieser wahrhaft bizarren Ansprache wäre einen mehrseitigen Kommentar wert, ich fasse mich kurz
Wir können sie (die Antibabypille) aber auch als Geschenk Gottes sehen.
Oh nein, liebe Frau Bischöfin a.D. (sagt man so?), nicht der Schöpfer des Himmels und der Erden hat uns die Pille geschenkt, sondern, und unter anderem Margaret Sanger, eine Eugenikerin, eine Rassistin, Eine Atheistin, die mit ihrer Organisation, der International Planned Parenthood Federation nicht den Armen helfen, sondern sie dezimieren wollte.
Denn da geht es um die Erhaltung von Leben,
die Pille tötet, wußten sie das nicht? Sogar der Stern weiß es.
um Freiheit,
wenn ich da ein altes Thesenpapier zitieren darf: "Die Anti-Baby-Pille liefert das biologische Fundament, auf dem sowohl die bewußte Bestimmung der Frau über ihren Körper als auch neue Formen der Versklavung des Körpers und des Bewußtseins aufbauen könne. Die Anti-Baby-Pille kann auch dazu dienen, der Frau ihr letztes natürliches Argument aus der Hand zu schlagen, wenn sie sich verweigern will." (Bundesvorstand des AUSS 1971, da war man also schon weiter)
die nicht gleich in Pornografie ausarten muss,
"nicht gleich?" aber später dann schon?
so sehr die Sexualisierung unserer Gesellschaft natürlich ein Problem ist.
höre ich da Selbstkritik?
Es geht um Liebe ohne Angst und um verantwortliche Elternschaft.
Planned Parenthood nicht?
Und für Frauen in der Tat um Sorge für das eigene Leben und das der eigenen Kinder.
Diese Sorge hat Millionen ungeborener Kinder das Leben gekostet. Und ist nicht die Sorge, wie es die frühen Christen sahen, die größte aller Sünden?
Und es gehe auch um die Entscheidung für ein Leben ohne Kinder, „die unsere Kirchen nicht immer gleich abwerten sollten.“
Falscher Zungenschlag. Die Kirche hat ein Leben ohne eigene Kinder niemals abgewertet. Lebten nicht Jesus, Paulus, lebten nicht Millionen der glühendsten Anhänger des Herrn Jesus Christus ohne eigene Kinder? Aber sie lebten niemals ohne Kinder. Die Dinkie-Kultur unserer Zeit ist hingegen die sterilste, lebensfeindlichste Lebensweise der Geschichte.
Käßmann erinnerte an die hohe Sterblichkeit von Müttern und Säuglingen. Jedes Jahr stürben mehr als 300.000 Frauen an den Folgen von Schwangerschaft oder Geburt, 99 Prozent von ihnen in den armen Ländern. „Wer solches Elend von Müttern und Kindern verhindern will, wer den Segen des Gebärens nicht zum Fluch werden lassen will, wird
für die Verbesserung der sozialen Situation und medizinischen Versorgung von Frauen und Kindern und nicht
für
die billige Methode der bloßen
Geburtenkontrolle, für einen offenen Zugang zu Verhütungsmitteln eintreten“, sagte Käßmann.
Übrigens eins der nicht nur ältesten, sondern aufgrund seiner logischen Schwachpunkte auch dümmsten und entlarvendsten Argumente der Bewegungen um Margaret Sanger und Marie Stopes. Margaret Sanger war da wenigstens offener und ehrlicher. Es ging ihr nicht darum, den Armen, schon gar nicht den Armen der Dritten Welt zu helfen, sondern darum, sie zu dezimieren
Diese Thesen sind nicht von gestern. Die Thesen von gestern waren klüger und nachdenklicher als das dumme Gewäsch das wir von den kirchenbeamtenmäßig alimentierten und mit Pensionsanspruch gesegneten Möchtegernrevoluzzern im BischöfInnentalar hören. Wir haben die "sexuelle Revolution" begrüßt, aber zugleich fürchteten wir uns vor dem, was in der schwer verständlichen Sprache unserer Zeit "Repressive Entsublimierung" hieß.

Wir waren schon ziemliche Flegel. Aber ich frage mich, ob wir auf die Idee gekommen wären, uns im Predigertalar in eine katholische Kirche zu schleichen, um dort von der Kanzel die Thesen der sexuellen Revolution zu verkündigen. Nun, es gebrach uns an der Achtung vor gewissen bürgerlichen Konventionen. Aber waren wir auch herzlos?

Postscriptum.: Zu den gesundheitlichen Risiken der Pille empfehle ich diesen Artikel von Frau Dr. Gabriele Marx. Und zur NFP-Methode diesen Artikel aus dem Stern. Auch weil er die altbackene These von der Pille als "Geschenk des Himmels" noch ein bißchen altbackener aussehen läßt.

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