Keine Pfingsterklärung dieses Jahr? Nun ja, bis repetita non placent, aber auf die Süddeutsche und vor allem den Sprecher der "Augsburger Pfingsterklärung" Max Stetter ist Verlaß. Bedenklich immerhin, daß den Verfassern der diesjährigen "Pfingsterklärung" noch immer nicht auffällt, daß man als guter Katholik doch vielleicht besser keine Erklärung zu kirchenpolitischen Themen ausgerechnet zu diesem Termin und ausgerechnet unter dieser Überschrift abgeben sollte. Die fatale, nicht nur semantische Parallele zu Ignaz von Döllingers "Münchner Pfingsterklärung" von 1871 - in der Hochphase des Kulturkampfes - ist den Augsburgern offenbar noch immer nicht aufgegangen.
Die folgende Formulierung im Artikel der "Süddeutschen" find ich dabei eigentlich ganz hübsch:
Auch so kann man Zeichen setzen. Ausgerechnet an Pfingsten, da viele Priester in der Diözese Augsburg ihre Kirche ermahnt haben, Fenster und Türen zu öffnen, den Heiligen Geist wehen zu lassen und die Zeichen der Zeit zu erkennen, hat Augsburgs neuer Bischof Konrad Zdarsa das Hochamt gemeinsam mit Kardinal Walter Brandmüller gefeiert. Dieser Mann steht für viele Christen für eine eindeutig rückwärts gewandte Kirche.
Reimt sich da nicht Geist statt auf Heilig vielmehr auf Zeit? Wer in der WiSiKi-Rhetorik bewandert ist, bei dem rasten bei "Fenster öffnen" eh die Synapsen ein.
Nun hat sich Bischof Zdarsa, zu dessen ersten Amtshandlungen die Entlassung des Leiters des erfolgreichen Leiters des Sankt Ulrich Verlages, Dr. Dirk Hermann Voß gehörte, zunächst bei unseren Augsburger NeuAltkatholiken ganz toll beliebt gemacht. Der Sprecher der altkatholischen Entristen Mangold findet die Entlassung des erfolgreichen Unternehmensleiters Voß zum Beispiel "ganz prima".
Aber inzwischen hat sich offenbar herausgestellt, daß der neue Bischof - huch - doch dem katholischen Glauben anhängt, zumindest der katholischen Liturgie.
Auch Zdarsas erster Hirtenbrief ist bis heute umstritten. Darin betonte er, für ihn sei die Teilnahme an einem Wortgottesdienst keine "Erfüllung der Sonntagspflicht, wo unter zumutbarem Einsatz die Teilnahme an der sonntäglichen Eucharistiefeier möglich ist". Davon fühlten sich viele Laien vor den Kopf gestoßen, die sich eigens ausbilden ließen, um angesichts des Priestermangels den Gemeinden wenigstens Wort-Gottes-Feiern anbieten zu können. "Es gibt einen großen Unterschied zwischen der Einstellung der Theologen und den Bedürfnissen des Durchschnittsbürgers", sagt Diözesanratschef Helmut Mangold. "Hier müssen wir sehen, ob wir langfristig in Gesprächen die Anliegen der Gläubigen und der Geistlichen zusammenbringen."
Nun bietet das ja einen aufschlußreichen Einblick in die Denke derer, die, wie die Memorandisti, stets und ständig den angeblichen Priestermangel beklagen. Den Priestermangel gibt es, aber verglichen mit dem Gläubigenmangel ist der Mangel kein Mangel in der Relation "praktizierende Katholiken" und (das Heilige Meßopfer) "zelebrierende Priester". Dieses Verhältnis hat sich sogar verbessert. Die Zahl der Priester hat sich seit Anno Fuffzig in etwa halbiert. Die Quote der Messbesucher ist gleichzeitig auf ein Fünftel geschrumpft.
Freilich muß ein Katholik, der an einer Messe teilnehmen will, heute weitere Wege in Kauf nehmen. Ist das aber im Mutterland der BayerischenMotorenWerke etwa ein Problem? Echt? Herrscht da nicht nur Mangel an Geist, sondern auch an Sprit? Wers glaubt, läßt sich halt eine WortGottesFeier anstelle einer Heiligen Messe andrehen.
Die anderen lesen im Katechismus:
Die Christen heiligen den Sonntag und die anderen gebotenen Feiertage, indem sie an der Eucharistie des Herrn teilnehmen
Hätt ich nicht an der Eucharistie (ich bevorzuge den Begriff Heiliges Meßopfer) teilnehmen wollen, hätt ich ja auch evangelisch bleiben können, übrigens gleich welcher Geschmacksrichtung und Farbvariante. Die Katholiken, dies gerne evangelisch haben, werd ich nie verstehen. Daß die dann auch noch gleich "euphorisch" werden, und "Aufbruchstimmung" verspüren, versteh ich erst recht nicht.
2 Kommentare:
augsburg ist ein interessantes beispiel dafür, wie es gelingt, einen eher blassen und sicher nicht dem konsesrvatvismus zuneigenden oberhirten mittels einiger warnschüsse gefügig zu machen. dies ist natürlich ein deutliches signal an den papst hinsichtlich weiterer bischofsernennungen (köln, berlin, mainz). man darf gespannt sein - oder eigentlich auch nicht.
Quote der Messbesucher bedeutet aber nicht Zahl.
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