2. Nicht von Mann´s Blut (3.) noch von Fleisch / Allein von dem heil´gen Geist / Ist Gott´s Wort worden ein Mensch / Und blüh´t ein Frucht Weibes Fleisch (4.)
3. Der Jungfrau´n Leib schwanger ward / Doch blieb Keuschheit rein bewahrt / Leucht hervor manch´ Tugend schon / Gott da war in seinem Thron
4. Er ging aus der Kammer sein / Dem kön´glichen Saal so rein (6.) / Gott von Art und Mensch ein Held / Sein´n Weg er zu laufen eilt
5. Sein Lauf kam vom Vater her / Und kehrt´ wieder zum Vater / Fuhr hinunter zu der Höll / Und wieder zu Gottes Stuhl
6. Der du bist dem Vater gleich / Führ´ hinaus den Sieg im Fleisch / Daß dein´ ew´ge Gott´sgewalt / In uns das krank´ Fleisch erhalt´(8.)
7. Dein´ Krippen glänzt hell und klar(9.) / Die Nacht gibt ein neu Licht dar / Dunkel muß nicht kommen drein / Der Glaub´´ bleibt immer im Schein
8. Lob sei Gott dem Vater ton / Lob sei Gott sein´m ein´gen Sohn / Lob sei Gott dem Heil´gen Geist / Immer und in Ewigkeit!
Der lateinische Urtext gehört zu den "ambrosianischen" Hymnen der Kirche, und geht wahrscheinlich auf das Jahr 397 zurück. Luther hat sich 1524 bei seiner Kontrafaktur um eine möglichst sinngerechte und doch poetische Übertragung bemüht. Bedauerlicherweise findet sich der vollständige Text heute in den meisten Gesangbüchern nicht mehr. Das mag daran liegen, daß der Text stellenweise dunkel und mystisch wirkt. Dies hat nun weniger mit der altertümlich wirkenden Sprache Luthers, als mit seinem Bemühen, den alten Text möglichst getreu in die deutsche Sprache zu übertragen. Nicht nur für „Heutige“ wirkt der Text rätselhaft, auch für die Menschen vergangener Jahrhunderte, wie wir aus einem Brief der Lieselotte von der Pfalz wissen. Aber gerade das dunkel-mystische des Textes macht auch seine Faszination aus.
- Nach dem ambrosianischen Hymnus „Intende, qui regis Israel “. Zum besseren Verständnis des lutherschen Textes sind im folgenden die Entsprechungen des Urtextes mit wörtlicher Übersetzung wiedergegeben.
- „Ostende partum virginis“: Mache kund die Geburt aus der Jungfrau
- „Non ex virile semine“: Nicht aus des Mannes Samen, Joh 1,13
- „fructusque ventris floruit“: Und die Frucht des Leibs erblüht.
- „Claustrum pudoris permanet“: Das Tor der Scham bleibt geschlossen
- „Procedat e thalamo suo, pudoris aula regia“: Er trete hervor aus seinem Brautgemacht, aus der Königshalle der Scham.
- „ad inferos“, Luther übersetzt Hölle, wörtlich eigentlich Unterwelt
- „carnis tropaeo accingere, infirma nostris corporis, virtute fimans perpeti“ : rüste dich mit dem Sieg über das Fleisch, stärke unsere Leiber mit der immerwährenden Kraft der Tugend
- Ab hier wandelt sich der Advents- zum Weihnachtshymnus (und wird konsequenterweise nach den Anweisungen im Stundenbuch erst ab dem „Großen Advent“, dem 17. Dez. gesungen)
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