Montag, 27. April 2009

"Einen absoluten Sinn zu retten, ohne Gott, ist eitel"


   Oh ja, über meinem Bettchen in meinem Studentenzimmerlein hing ein Sprüchlein meines geliebten Soziologieprofessors Max Horkheimer, der zum Zeitpunkt meines Studiums schon laaaange emeritiert, aber noch gesund und munter war. Als obiges Interview abgeflimt wurde, war ich gerade im 2. Semester Jura. Dazu vielleicht später mal mehr oder vielleicht auch besser weniger. Hier nur ein Filmchen, damit meine lieben Leser wissen wie er so war, der Max.
   Dieser Tage hab ich mal so für mich hin gedacht, was denn wohl der Max zu dem dämlichsten aller Propagandasprüche der Berliner Pro-Ethik-Initiative gesagt hätte: "Religion oder Ethik - Wir machen beides".
   Ganz abgesehen davon, daß ihm die AltNeuLinken eh tierisch auf die Nüsse gingen, hätte er wohl so was ähnliches gesagt, der Max:
Was halten sie von der Gegenüberstellung hie Ethik dort Religion.

Nichts. Das ist blanker Positivismus. Aber aus der Position des Positivismus läßt sich keine moralische Politik ableiten. Wissenschaftlich betrachtet, ist Hass bei aller sozial-funktionellen Differenz nicht schlechter als Liebe. Es gibt keine wissenschaftliche Begründung, warum ich nicht hassen soll, wenn ich mir dadurch in der Gesellschaft keine Nachteile zuziehe. Alles, was mit Moral zusammenhängt, geht logisch letzten Endes auf Theologie, jedenfalls nicht auf säkulare Gründe zurück, wie sehr man sich auch bemühen mag die Theologie behutsam zu fassen.

Woher wissen denn die denkenden Menschen, was gut ist? 

Ich habe geschrieben, dass Politik welche nicht Theologie oder Metaphysik, damit natürlich auch Moral, in sich bewahrt, letzten Endes Geschäft bleibt.

Gute, moralische Politik sei also, meinen Sie, nicht ohne Theologie möglich?

Zumindest nicht ohne Gedanken an ein Transzendentes.
   Nun will ich meine Leser nicht damit quälen, daß ich ihnen auf den nächsten 3768 Seiten erkläre, wie das war mit Max und mit Gott, weil ich denke, daß die beiden mittlerweile einen ganz klaren Begriff davon haben. Aber ich hätte mich doch gefreut, wenn der Max mal kurz vom Himmel herniedergefahren (oder vom Fegefeuer herauf, denn in der Hölle, da ist er ganz bestimmt nicht, der Max) und den Knilchen von SPDGrünenLinksparteiLSVDGEWIKvu(ja,ja,auch die warn dabei)etcpp erklärt hätte, wie das ist mit der Religion und der Moral.
   Ja, das wäre eine Fest gewesen.
   Aber das Fest werden wir ja noch erleben. So long, lieber Prof. Dr. Max Horkheimer.

Sonntag, 26. April 2009

Die Neue Berliner Mauer

   Wowereits zynische Machtstrategie gegen das Volksbegehren "Pro Reli" war erfolgreich. Das Volksbegehren ist gescheitert. Doch der Preis ist hoch. Erneut hat sich in einem politischen Abstimmungsverfahren die Spaltung der Stadt gezeigt. In einzelnen westlichen Stadtteilen stimmten deutlich mehr als 60% der Stimmberechtigten für "Pro Reli", im Osten teilweise fast 80% dagegen.
   Mehr als 40 Jahre antireligiöse Propaganda haben ihre Spuren hinterlassen. Der Osten hat für die "squeezing-out"-Politk des rot-roten Senats gegen den Religionsunterricht gestimmt. 
   

Mittwoch, 22. April 2009

Der Tor spricht in seinem Herzen: es ist kein Gott

  Dz. Dz. Da hat doch die ganze Blogozese den Ehrentag Ihres wichtigsten Heiligen verpasst. Ich würde jedenfalls Anselm von Canterbury als Patron vorschlagen. Gibt es dazu noch Meldungen?

Das Glasfenster zeigt neben Anselm von Canterbury den Heiligen Augustinus, in den Händen halten beide ihre jeweils wichtigsten Werke, Anselm das Proslogion und das Monologion, Augustinus das "De civitate Dei". Die Glasfenster gehören zur Kapelle der Emmanuel College in Cambridge.

Montag, 20. April 2009

Ave Maris Stella

 
   Engelsmusik nicht? 
   Zur Vesper des Officium parvum Beatae Mariae Virginis gehört der Hymnus "Ave Maris Stella". Zunächst im gregorianischen Choral in einer älteren Fassung, die noch etwas altertümlicher, aber auch spannender klingt als die in den meisten Antiphonalen etc. abgedruckte, anschließend in der Vertonung eines der genialsten Komponisten der Renaissance, Guillaume Du Fay

Sonntag, 19. April 2009

Was ist falsch an diesem Bild?

   1. Die Gemeinde versammelt sich nicht vor dem Altar sondern um den Tisch. (Es handelt sich wirklich um einen Tisch, ein garantiert reliquienfreies Holzgestell)
   2. Die Osterkerze ist keine, sondern ein weißes Wachsteil mit der Aufschrift "schön". (Passender wäre eine anderes Wort, das mit dem selben Zischlaut beginnt)
   3. Der Chor steht mit dem Arsch zum Allerheiligsten. (Die Auffassung, daß Frauen im Altarraum nichts zu suchen haben, wird ja nur noch von vorgeblich "kryptofaschistischen Randgruppen" halb außerhalb  der Kirche geteilt, soll also hier nicht als Fehler angekreidet werden)
   4. Die ganz sicher "kreative" musikalische Untermalung mittels Bongo, Klampfe und Querflöte kann man auf diesem Bild glücklicherweise nicht hören.
   5. Die Erstkommunionkinder tragen Einheitskutten (Symbolik "Taufkleid" statt Symbolik "Hochzeitsmahl des Lammes") glücklicherweise fehlt der in Bayern sonst obligatorische rote Strick.
   6. Die Altarkerzen sind als überflüssiges Beiwerk auf dem Fußboden abgestellt.
   7. Das Augustinus-Wort" Empfangt was Ihr seid, seid, was Ihr empfangt" könnte manin diesem - offenkundig anthropozentrischen Kontext - allenfalls noch in die hindustisch-bhuddistische Tradition einordnen. Diese Aussage ist dem "tat twam asi" der Veden jedenfalls näher als der jüdisch-christlichen "Sehnsucht nach dem ganz anderen", wie mein alter Soziologieprofessor zu sagen pflegte.

Dem aufmerksamen Beobachter (auch die Beobachterinnen sollen sich, wie immer angesprochen fühlen) werden ganz bestimmt noch weitere Fehler auffallen. Das HiFi-Rack links hinten ist kein HiFiRack sondern firmiert als "Allerheiligstes", im Altarraum steht ansonsten noch ein Taufbecken mit der Anmutung einer Sondermülltonne aus PVC. Ganz besonders apart, die bei jungen Messdienern offenbar zum liturgischen Outfit gehörenden Turnschuhe des Meßdieners links. Die Gemeinde, die diese architektonisch-liturgische Blasphemie vor dem Liturgieausschuß des Jüngsten Gerichts wird verantworten müssen, nennt sich übrigens "Maria Geburt". Nicht nur die lateinische Sprache, sondern auch deren Grammatik scheint abhanden gekommen zu sein.

Unheimlich starker Auftritt

  Trägt man heute noch solche Erstkommunionkleider? Nö. Inzwischen gibt es ja die zwar häßlichen, aber praktischen Einheitskutten, die so recht zu unserer gegenderten Unisexkultur passen. Mit dem Hosenanzug zog auch die Unisexkutte ein, meist in Gemeinschaft mit einem roten Strick, den die armen Mädchen und Jungen um den Bauch tragen müssen. Völlig daneben, jedes schwedische Schulkind könnte den unbedarften Erstkommunionsausstattungsbeauftragten unserer Seelsorgeeinheiten erklären, daß die Farbe rot Symbol des Martyriums ist. (Zur Ausstattung der Santa Lucia gehört - hab ich von meiner Enkeltochter gelernt - selbstverständlich ein roter Gürtel.)
   Die Kleidung der Erstkommunionkinder hat bis zum Siegeszug unserer innerkatholischen Soixante-huitards (einer meiner Lieblingswörter) eine eindeutig bräutliche Botschaft getragen. Daß in der Tradition der Trachten die Kleidung der Brautjungfern identisch ist mit der Kleidung der Erstkommunion war einmal selbsterklärend. 

Bei solchen Beiträgen frage ich natürlich ob ich nicht ein hoffnungslos altmodischer Romantiker geworden bin. Aber heute werde ich erst gegen Abend in die Kirche gehen. Die überdimensionalen Kindergeburtstage, zu denen der "Weiße Sonntag" ausgeartet ist, inclusive der anwesenden Verwandtschaft, die in ihrer übergroßen Mehrheit offenkundig noch nie oder seit langem nicht mehr eine katholische Kirche aufgesucht hat, ist mir seit Jahren ein Graus. 

Samstag, 18. April 2009

Quem terra, pontus, aethera


Das Officium Parvum Beatae Mariae Virginum beginnt zu nachtschlafender Zeit mit dem uralten Hymnus, "Quem terra, pontus, aethera." Hier in einer Aufnahme aus den fünziger Jahren, noch auf Vinyl *schnief*, mit echten Kratzern.

Dienstag, 14. April 2009

Mission not completed

   Vor Beginn der Fastenzeit hatte ich mir vorgenommen, für den Hausgebrauch einen kleinen Ausschnitt des Breviers zusammenzustellen, zu übersetzen, in meinem alten Antiphonale nachzusehen, ob es Melodien dafür gibt, in der Hoffnung, eine kleine, handhabbare Fassung des Breviers für nicht ganztägig dem Gebete sich Hingebende zu erarbeiten.
   Daß dies für einen normal berufstätigen Menschen ein wenig zu viel des Guten war, fiel mir alsbald auf. Aber ein Ergebnis hat das ganze Projekt denn doch. Immerhin ist es ja erhebend, bei dieser Arbeit festzustellen, daß andere ihre Mühe auch schon diesem Projekt widmeten. Ein "Kleines Officium" gab es schon immer. Die Damen und Herren auf dem obigen Bild - es handelt sich um eine Skizze, die Hans Holbein d.J. als Vorarbeit für ein Gemälde anfertigte - halten vermutlich eine kleines Gebetbuch mit dem Officium parvum BMV in Händen.
   Was da an wunderschönen Büchern unter dem Namen "Stundenbuch" so manche Museumssammlung ziert, war nichts anderes, als eben dieses "Kleine Officium", das "Officium parvum Beatae Mariae Virginis". Am Ende des 14. Jahrhunderts gab es eine richtige Konjunktur für diese kleinen Büchlein, meist wundervoll ausgeschmückt und mit viel Liebe gebunden. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts ersetzte das Officium parvum für kleine Ordensgemeinschaften und Laien das "große" Brevier.
   Daß in meiner norddeutschen Heimat die Begeisterung für das kleine Officium so groß war, daß man zur Zelebration sogar eigene "Marientiden"-Kapellen baute, wußte ich bisher nicht.
   Diese Andachts- und Gebetspraxis fiel unter anderem der Reformation zum Opfer, denn vor allem in Nord- und Westeuropa war das Officium parvum zu hause. Den Rest besorgte dann die Liturgiereform (ich behaupte ja nicht, das die LF an allem schuld war, aber in diesem Fall sind Täter und Opfer eindeutig zu identifizieren)

Die Skizze gehört zu einem durch einen Brand verloren gegangenen Bild des Haushalts des Lord Chancellor Henry VIII, St. Thomas Morus.

Freitag, 10. April 2009

Quasi diluculum preparatus est egressus ejus

 In der alten Leseordnung der tridentinischen Messe am Karfreitag beginnt die Lesung mit Hosea 6, 1-6. Sie wurde gelesen als Prophetie der Passion einerseits aber auch als Prophetie der Auferstehung.  Wie die Morgenröte wird ER kommen, so läßt sich der Text übersetzen. 

Donnerstag, 9. April 2009

Dum dicitur canticum Benedictus ...

exstinctis prius omnibus candelis in candelabro triangulari, praeter unam, quae accensa remanet in summitate candelabri, extinguntur paulatim sex candelae positae super altare, ita ut ad ultimum versum cantici exstinguatur ultima candela.

Während der Chor in der Laudes des Gründonnerstages das Benedictus-Canticum singt, werden die Kerzen auf dem Altar gelöscht, zunächst die Kerzen des Candelabers, bis auf eine, dann die sechs Kerzen des Altars, sämtliche Lichter in der Kirche werden gelöscht. Nur eine einzige Kerze bleibt übrig. Während der kleinen Horen entfallen Hymnus, Gloria, Antiphonen Lesungen und Responsorien, nur eine einzige, feierliche Antiphon wird gesungen, während der Chor kniet: Christus factus est pro nobis obediens usque ab mortem. 

Mittwoch, 8. April 2009

St. Coelestin, ora pro nobis

   Mehr als 200 Todesopfer hat das Erdbeben gefordert, daß in der Region um L´Aqulia mehrere Ortschaften zerstört und Gebäude in der historischen Altstadt schwer beschädigt hat. Doch dies ist keinesfalls das erste, und auch nicht das schwerste Erdbeben, das die Stadt in ihrer Geschichte betroffen hat. Das schwerste Beben am 31. Juli 1786 forderte mehr als 6.000 Tote und zerstörte die mittelalterliche Stadt völlig.
   Warum baute man diese Stadt an dieser Stelle wieder auf? Vielleicht weil dies ein besonderer und heiliger Ort ist. 1230 ließ der seltsame Kaiser Friedrich II die Stadt an dieser Stelle errichten. Nach seinem Kaiserwappen, dem Adler, erhielt die Stadt ihren ursprünglichen Namen. 1274 empfing Pietro del Murrone, der spätere Papst Coelestin V. eine Vision der Jungfrau Maria, die im empfahl, an dieser Stelle, bei Aquila eine Kirche zu errichten.
   In seiner Kirche ist das Grab Coelestins. Auch die Kirche wurde bei dem Erdbeben schwer beschädigt. Bitte für uns und die Bürger Deiner Stadt, Heiliger Coelestin.

Dienstag, 7. April 2009

Die Masken der Semana Santa

   Die Antwort auf die Frage, warum die Teilnehmer an den Prozessionen der spanischen Semana Santa den Capirote tragen, eine Maske mit spitzem Hut, fällt manchmal verwirrend aus. So kann man  nachlesen, daß diese Prozessionen ja während der Zeit der großen Pest im 14. Jahrhundert aufkamen, und deshalb der Capirote auf die Masken der Pestärzte anspielt, andere behaupten, dies habe damit zu tun, daß die Kirche im 14 Jahrhundert öffentliche Bußprozessionen verbot, und die Büßer deshalb Masken trugen, um ihre Identität zu verbergen.
  So in etwa dürfte das sogar richtig sein. Jedenfalls verbot Clemens VI tatsächlich im Jahr 1349, dem Jahr der großen Europäischen Pestepidemie, mit seiner Bulle "Inter Sollicitudines" die Geißlerbewegung und deren Prozessionen. Clemens wollte auch die mit diesen Prozessionen einher gehenden Gewalttaten unterbinden. Häufig endeten die Geißlerprozessionen in Judenpogromen.  Private Bußübungen wurden nicht verboten,  doch die Geißlerbewegung war in Verruf, und man tat gut daran, sich nicht unbedingt in der Öffentlichkeit zu sehr mit Bußaktionen hervorzutun.

Das Bild von Francisco Goya zeigt den engen Zusammenhang zwischen der Geißlerbewegung und den Prozessionen der Semana Santa. Bei der mitgeführten Marienstatue handelt sich offenbar um die in Zaragoza verehrte Virgen de las Lagrimas.

Montag, 6. April 2009

Pueri hebraeorum portántes ramos olivarum

   Palmbuschen werden eigentlich überall in Europa von Kindern für Palmsonntag gebastelt (natürlich auch von Erwachsenen). Besonders schöne gibt es in Slovenien, sie nennen sich Butarica. Sieht gar nicht so komplizert aus. Die Butarica werden aus immergrünen Pflanzen u.a. aus Buchs und Wacholder und aus bunten Holzspäne hergestellt.
   Am Palmsonntag fiel mir wieder (oder zum ersten Mal?) auf, daß bei der Palmsonntagsprozession seit uralter Zeit die Kinder eine ganz besondere Rolle spielen. Den "pueri hebraeorum" den Kindern der Hebräer ist eine eigene Antiphon gewidmet, die bei der Palmweihe im Wechsel mit den Psalmen 23(24) und 46(47) gesungen wird. Klar, daß die Kinder der Hebräer durch die Kinder dargestellt werden, die an der Spitze der Prozession gehen, gleich hinter dem Priester, oder früher, gleich hinter dem Palmesel (der wiederum den auf einem Esel reitenden Priester ersetzte, der ganz früher der Prozession voranritt).
   Wie so vieles, fiel auch dieser Brauch der "Aufklärung" zum Opfer. Auch die Prozession am Palmsonntag ist nach diversen Liturgiereformen nicht mehr ganz das, was sie einst war, die dramatische Darstellung des Triumphzugs Jesu durch die jubelnde Stadt Jerusalem.

Sonntag, 5. April 2009

Attende Domine, et miserere

  Gib acht auf uns, o Herr, und erbarme Dich unser, denn wir haben gegen Dich gesündigt.
  Bei Nikodemus gibt es den vollständigen Text und einen kleinen Film mit zwei begabten Damen, die uns dieses Lied vorsingen. Außerdem gibt es noch eine  - wie er sagt - zwar unpoetische, aber dem Sinn entsprechende Übersetzung. Schade, daß dieses Lied im Gotteslob (GL 160) nicht als Original wiedergegeben wird, sondern nur in Form einer teilweise fragwürdigen Neudichtung mit den merkwürdigen "Kartoffelnoten", die das GL für die Wiedergabe gregorianischer Gesänge nutzt. 
   Zur Geschichte dieses Wechselgesangs habe ich noch diesen interessanten Text bei Miss Kelly gefunden. Das Lied stammt aus der mozarabischen Liturgie. Liturgische Vielfalt hat es in der lateinischen Kirche eben immer schon gegeben. Auch wenn es nicht so ganz einfach war, die selbständige Existenz dieses Ritus durchzusetzen. Aber ab und zu haben die Päpste ja ein Einsehen. Das Tridentinische Konzil hat die mozarabische Liturgie  als selbständigen Ritus formell anerkannt, m.E. keine schlechte Entscheidung.

Freitag, 3. April 2009

De ore leonis, libera me, Domine

et a cornibus unicornium humilitatem meam. 

   Vor dem Rachen des Löwen errette mich, Herr, und meine Niedrigkeit vor dem Horn des Einhornes. Dies ist der Text des Responsoriums der Sext, des mittäglichen Stundengebetes in der Ordnung des vorkonziliaren Breviers für die Passionszeit.
   Diese Textstelle ist, oder besser war, nachdem die Vulgata wie auch die Lutherbibel von "modernen" Bibelübersetzungen abgelöst wurde, der letzte Zufluchtsort des Einhorns vor seinen Verächtern. Denn, so hören wir, das Einhorn war mit dem hebräischen Re´em des Urtextes (z.b. Psalm 22,21), das die griechische Septuaginta mit monoceros übersetzte, ja gar nicht gemeint. Moderne Übersetzungen übersetzen also mit "Auerochs" oder "wilder Stier".
   Was nun mit dem hebräischen Re´em gemeint war, weiß in Wirklichkeit keiner dieser modernen Übersetzer so ganz genau. Und ich habe da meine Zweifel, ob die Übersetzer des 20.igsten Jahrhunderts es wirklich so viel besser wissen können, als die legendären 70 Gelehrten, die die hebräische Bibel im 3. bis 2. Jahrhunderts vor Christi Geburt in die griechische Verkehrssprache der jüdischen Diaspora übersetzten. Eher wollten sie wohl deutlich machen, daß mit dem monoceros ein wildes, gefährliches Tier von gewaltiger Kraft gemeint ist, ein Tier wie der gewaltige, fliegende Ziegenbock, den der Prophet Daniel im 8 Kapitel beschreibt.
   Ich glaube an das Einhorn.

Darstellungen des Einhornes finden sich auf Tapisserien und Bildern, aber auch auf Altären des Mittelalters. Diese stammt aus dem 15. Jahrhundert 

Donnerstag, 2. April 2009

Pelagius ick hör dir trapsen

   Mein Lieblings-ZK (das der deutschen Katholiken) hat wieder zugeschlagen. Dafür gibt es heute eine besonders schöne Darstellung der "Fünf Lehrer" des modernen Gutmenschentums. 
   "Nein zur Judenmission - Ja zum Dialog" nennt sich dieses Werk, und die theologischen Implikationen dieses bemerkenswerten Produktes katholisch-jüdischer soixante-huitards auszuloten fehlt hier leider, leider der Platz. Ein paar Kernsätze sollte man sich aber auf jeden Fall merken:
Es ist der Ertrag jüdisch-christlichen Gesprächs, daß Juden respektieren können, wenn Christen das Erlösungshandeln Gottes durch Jesus für ihre Weltsicht bezeugen. (eine geradezu klassische Definition des ethisch-religiösen Relativismus) Christen vertreten heute gemeinsam mit Juden, daß das ethische Handeln aller Menschen einen Weg zu Gott eröffnet, jenseits der Glaubensunterschiede. (das meinte ich mit dem trapsenden Pelagius, dem Urpropheten des modernen Gutmenschentums)
Der frühere (the Hermeutics of Discontinuity, isn´t it?) theologische Missionsbegriff besagt, daß die Kirche in ihrer Mission den Auftrag Jesu wahrnimmt, allen Menschen seine Botschaft zu verkünden und sie zu taufen. ... Das Zweite Vatikanische Konzil hat den allgemeinen Heilswillen Gottes von Neuem ausdrücklich vertreten und lehrt in Übereinstimmung mit älteren kirchlichen Traditionen, daß auch Menschen ohne Taufe das Heil erlangen können, wenn sie dem Ruf ihres Gewissens Folge leisten.
Seitdem (seit dem VII nämlich) gibt es auch keine organisierte Judenmission mehr und es darf sie auch nicht geben.
Allerdings (Oha! hier etwa beginnen die Streicher mit dramatischem Gefidel, die Kesselpauken mit grollendem Grummeln ) hat sich die Situation nach der erweiterten Wiederzulassung der außerordentlichen Form des römischen Ritus mit der von Papst Benedikt XVI revidierten Karfreitagsbitte verändert.
   Was schließen wir daraus? Benedikt steht nicht auf dem Boden des Konzils! Jedenfalls nicht auf dem Boden, den das ZK  für den Boden des Konzils hält.
   Mit konzilsfester Theologie hat indessen dieses unter anderem von 23. Professorii et Doctorii unterzeichnete Papier nun allerdings überhaupt nichts zu tun , denn ganz im Gegensatz zu den Behauptungen meines Lieblings-ZKs (es ist schließlich das einzige, das wir noch haben! Schluchz!) erklärt das Konzil:
Den katholischen Gläubigen wendet die Heilige Synode besonders ihre Aufmerksamkeit zu. Gestützt auf die Heilige Schrift und die Tradition, lehrt sie, daß diese pilgernde Kirche zum Heile notwendig sei. Christus allein ist Mittler und Weg zum Heil, der in seinem Leib, der Kirche, uns gegenwärtig wird; indem er aber selbst mit ausdrücklichen Worten die Notwendigkeit des Glaubens und der Taufe betont hat (vgl. Mk 16,16; Joh 3,5), hat er zugleich die Notwendigkeit der Kirche, in die die Menschen durch die Taufe wie durch eine Türe eintreten, bekräftigt. Darum könnten jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollten. (Lumen gentium, Abschnitt 14)