Freitag, 30. Januar 2009

"Werft mich in die See"


Bischof Williamsons Entschuldigungsbrief:
   
An Seine Eminenz Kardinal Castrillón Horos

Euer Eminenz

   Inmitten dieses ungeheuren Sturmes der Medien, der durch meine gedankenlosen Bemerkungen gegenüber dem schwedischen Fernsehen aufgerührt wurde, bitte ich Euch mit allem schuldigen Respekt, daß Ihr meine vorbehaltlose Bitte um Entschuldigung annehmt, dafür, daß ich Euch und dem Heiligen Vater so viele unnötige Sorgen und Probleme bereitet habe.
   Das einzige, was für mich wirklich Bedeutung hat, ist Die Fleischgewordene Wahrheit und das Wohlergehen Seiner Einen Wahren Kirche, durch die allein wir unsere Seelen retten und Gott in unserer Schwachheit rühmen können. So habe ich nur einen Kommentar zu geben mit den Worten des Propheten Jona I,12 :
   "Packt mich und werft mich in die See, dann wird sich die See beruhigen, denn ich weiß, daß um meinetwillen dieser Orkan über Euch gekommen ist."
   Ich bitte Euch, daß Ihr meinen tief empfundenen Dank annehmt für das Dokument, das vergangenen Mittwoch unterzeichnet und am Samstag veröffentlicht wurde, und daß Ihr diesen Dank dem Heiligen Vater überbringt. Ergebenst will ich für Euch und den Heiligen Vater ein Meßopfer darbringen.

Aufrichtig der Ihre in Christus

Richard Williamson


Hier Williamsons Blog und die Quelle

Warum nur kommt mir Bob Dylans "A hard Rain´s A-Gonna fall" in den Sinn?

Donnerstag, 29. Januar 2009

FSSPX Logo, Logo FSSPX

  Beim Durchsuchen der FSSPX-Seiten auf dieser weiten, weiten Welt, fällt auf den ersten Blick auf, in welchem Land sich die FSSPX zuerst organisiert hat. Natürlich ist die französische Seite die am aufwendigsten gestaltete, die informativste Seite.
   Das Logo erlaubt einige Rückschlüsse auf Geschichte und Position der FSSPX. Es ähnelt nicht nur dem Wappen des Departement Vendée, es ist mit diesem Wappen identisch. Für jeden Franzosen ist der Bezug auf die royalistische und katholische Opposition zur Französischen Revolution, der Bezug auf die Massaker an den Katholiken der Vendée, die Opposition gegen den militanten Laizismus offensichtlich. Im Osten Frankreichs hat man die "colonnes infernales" nicht vergessen.

Mittwoch, 28. Januar 2009

Das Zentralkomitee ...

hat es schon immer gewußt:
Mit Entsetzen und Empörung hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken von der skandalösen Leugnung der Verbrechen am jüdischen Volk durch den Traditionalistenbischof Richard Williamson erfahren. Wir haben immer gewusst: Zwischen der fortdauernden Ablehnung der Ergebnisse des II. Vatikanischen Konzils durch die Traditionalisten und ihrer tief reaktionären und freiheitsfeindlichen Haltung besteht ein enger Zusammenhang. Dass jemand von ihnen nun auch die Verbrechen der Shoa leugnet, kann darum nicht ernsthaft überraschen. Leute wie diese sind eine schwere Belastung für die Kirche.
    Ob Williamson in Wirklichkeit ein bezahlter Agent des Zentralkomitees deutscher Katholiken ist? Und war Dr. Hans Joachim Meyer wirklich empört? Oder nicht in Wahrheit "klammheimlich" erfreut über diese nun wirklich katastrophale Kommunikationspanne.

Dienstag, 27. Januar 2009

Priestermangel unbekannt

   Zur Aufhebung der Exkommunikation der Bischöfe der Pius-Bruderschaft hört man von Seiten jüdischer Funktionäre nicht eben freundliche Kommentare. Salomon Korn, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Frankfurts, kippt da mit seinem Kommentar gleich einen ganzen Kindergarten mit dem Bade aus. Dennoch lehrt uns diese Einlassung einiges, unter anderem, daß die Kritiker eine völlige Verkennung der "katholischen Realität" auszeichnet.
Der Papst steht einer Kirche mit über einer Milliarde Katholiken vor. Umso unverständlicher finde ich es, dass er einer Bruderschaft, zu der gerade einmal 500 Priester und rund eine halbe Million Gläubige gehören, so viel Gewicht beimisst.
   Das kann ich dem Salomon Kern gerne erklären. Eine Relation von 1000 Katholiken auf einen Priester ist  katholischer Weltrekord,auch ein Verhältnis von 500 Priestern zu 200 Seminaristen ist rekordverdächtig. , so weist die deutsche katholische Kirche rein statistisch gesehen nur eine Relation von  1 zu 1.600 auf, faktisch ist die Relation noch viel schlechter. Daß ein einziger Priester in einer Großstadtgemeinde - wie der meinigen - für mehr als 4.500 Katholiken zuständig ist, ist ganz normal. Nun ist die andere Seite der Medaille, daß für gewöhnlich gerade mal 300 Katholiken zur sonntäglichen Messe erscheinen, gerade mal ein bißchen mehr als 6 % der Gemeindemitglieder. 
   Wachstum, Engagement, missionarischer Eifer findet sich in der katholischen Kirche praktisch ausschließlich im traditionalistischen Milleu.  Die traditionellen Organisationen, wie die Petrus- und Pius-Bruderschaft haben über Zulauf nicht zu klagen, den traditionalistischen Orden mangelt es nicht an Novizen. 
   Benedikt weiß schon sehr gut, daß hinter der hohen Zahl von einer Milliarde Katholiken sich eine niederdrückende Zahl von Karteileichen verbirgt, daß die scheinbar geringe Zahl von "nur" 500.000 Anhängern der Pius-Bruderschaft hingegen eine beeindruckende Wachstumsdynamik repräsentiert. Schließlich ist die Pius- ebenso wie die genauso dynamisch sich entwickelnde Petrus-Bruderschaft (180 Priester und 120 Seminaristen) vor gerade mal 20 Jahren entstanden.

Sonntag, 25. Januar 2009

Singet dem Herrn ein neues Lied


   Die Versuche, auch in den Muttersprachen der Gläubigen eine ansprechende und musikalisch qualitätsvolle Liturgie zu gestalten, sind häufig gescheitert. Gerade im deutschen Sprachraum grassiert eine Experimentierwut, die häufig alberne Schlagermelodien mit banalen Texten zu einem schrecklichen Brimborium zusammenbraut, das meist peinlich, immer unschön und jedenfalls unansehnlich und unanhörlich ist.
   Neuere Kompositionen, die gut anzuhören, und der Würde und Feierlichkeit einer Heiligen Messe angemessen sind, finden sich extrem selten. Aber Sie finden sich. Mehr davon hier.

Montag, 19. Januar 2009

God of Multikulti


   Also sprach Gene Robinson, bekennender Schwuler und Bischof der Anglikanischen Kirche anläßlich der Inauguration Barack Obamas:
O God of our many understandings, we pray that you will:
...
Bless us with anger ­ at discrimination, at home and abroad, against 
refugees and immigrants, women, people of color, gay, lesbian, bisexual and 
transgender people.
 Tja, wie soll man das übersetzen. Etwa so?:
O Gott unserer multiplen Sichtweisen, wir beten, daß Du uns mit Zorn segnest. Zorn gegen die Diskriminierung von Immigranten, Frauen, Farbigen, Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transen.
   So ähnlich hätte das auch Oswalt Kolle beten können, nur daß der absolut nicht an Gott glaubt, auch nicht an den MultikultiGott "of our many understandings", und sich auf jeden Fall niemals so einen dämlichen Kaffeewärmer auf den Kopf gesetzt hätte.

Freitag, 16. Januar 2009

Gibt es katholische Vampire?

   Ganz bestimmt. Twilight ist jedenfalls so christlich-katholisch inspiriert, wie es ein Liebesfilm für Teenies nur sein kann. Ewige Liebe, kein Sex vor der Ehe, also alles was man für einen christlichen Schmachtfetzen so braucht. Das Romeo und Julia-Motiv ist gleichsam bereits biologisch vorgegeben, weil Romeo blöderweise ein Vampir ist.  Oder glücklicherweise, denn keuscher kann man einen Herzallerliebsten wohl kaum anschmachten, als wenn der ein Unsterblicher ist.
    Die Romance ist gewollt, schließlich ist Stephenie Meyers, die Autorin der literarischen Vorlage, von der Sittenlehre ihrer mormonischen Kirche hunderprozentig überzeugt. Jedenfalls ist die Verfilmung von Twilight derzeit die absolute Nummer eins in den amerikanischen Charts. Und sie ist es, weil sie einen bewußten Kontrapunkt zur sex-and-drugs-and-rock-and-roll-scene setzt.
    Sehr zum Ärger des deutschen Feuilletons, tummeln sich da doch die im wahrsten Sinn des Wortes abgefucktesten Vertreter - oder Adepten - der in Unehren ergrauten Hippie-Generation.
   Der eine oder die andere hat da richtig Schaum vorm Mund. "Ausgeburt amerikanischer Prüderie", "Träumereien von einem höchst fragwürdigen bürgerlichen Idyll", "totale Teenie-Keuschheit", "langweiliges Spießertum", textet Susan Vahabzadeh vom Zentralorgan des deutschen Linksliberalismus, der Süddeutschen.
   Andererseits:
Diese Typen sind der Hit auf jedem Pausenhof. Catherine Hardwicke, seit "Thirteen" sozusagen Hollywoods Fachfrau für Pubertätsfragen, hat ein feines Gespür bewiesen, als sie den englischen Knaben Robert Pattinson als Teenietraumvampir Edward Cullen in der Verfilmung von "Twilight - Biss zum Morgengrauen", dem ersten Teil von Stephenie Meyers Bestseller-Reihe, besetzte - der ist genau der Richtige für die Rolle. Alle starren ihn an, nicht nur der Klassenneuzugang Bella Swan (Kristen Stewart), als er die Schulcafeteria durchschreitet, mit solch lasziver Arroganz, dass einem die Zeitlupe, in der er sich bewegt, geradezu natürlich vorkommt.
   Vielleicht träumt sie ja in Wirklichkeit von einem Starschnitt von Robert Pattinson? Oder gleich vom ganzen Robert Pattinson. Der nicht auf dem weißen Roß, aber doch wenigstens auf schwarzen Lederschwingen einschwebt.

Montag, 12. Januar 2009

New moral code

   Der Selbstmord Adolf Merckles hat nicht nur die vielen tausend Mitarbeiter seiner zahlreichen Unternehmen erschüttert. Daß einer der erfolgreichsten Unternehmer der neueren Geschichte, dazu ein engagierter evangelischer Christ, sich das Leben nimmt, weil etwas geschehen ist womit ein Spekulant - der er auch war - immer rechnen muß,  nämlich daß die anderen im großen Börsen-Casino gewinnen, ist das wirklich Erschütternde.
   Ist der Glaube, selbst bei einem so fest im Glauben Verwurzelten, so schwach, daß er nicht einmal mehr Trost für die Zocker bietet, die doch wissen, was sie riskieren?
   Sicher, das war keine Partie Canasta, bei der um ein paar Cent ging. Es ging hier um Milliarden Cent. Aber es war doch nur ein Spiel.
   Zeit für die großen Talkrunde, Zeit für den Aufmarsch der Zeitgeister, Zeit für Anne Will.
   Klar, daß die wichtigste Talkshow des Fernsehens sich mit Merckle und den letzten Dingen beschäftigen muß. Die Rund ist illuster. Bischof Mixa, Katrin Göring-Eckardt, der unsägliche Ex-Justizsenator Kusch, die Mutter eines jungen Mannes, der sich umgebracht hat, und Oswalt Kolle. Oswalt Kolle? Wieso Oswalt Kolle? Doch nicht der Chefpropagandist der "sexuellen Revolution" der 60iger und 70iger? Doch, genau der. Diesmal in seiner Rolle als Betroffener. Oswalt Kolles unheilbar und schwer krebskranke Frau hat sich in Holland im Beisein ihres Ehemannes durch Ärzte ganz legal töten lassen.
    In dieser Debatte hat Kolle eine unschlagbare Trumpfkarte, als leidender Hinterbliebener einer Schwerstkranken. Nahezu unangreifbar. Daß ihm in dieser Rolle niemand Paroli bieten, versteht sich fast von selbst.
    Nun, Kolle hat sich in einer Kurzbiographie selbst beschrieben. Sein Ziel, so sagt er es selbst auf seiner Homepage, sei es gewesen, einem "new moral code" zum Durchbruch zu verhelfen. Diesen code beschreibt er kurz und bündig.
Mein neuer innerer Auftrag umfasste viele Facetten: Die Idiotie der Jungfräulichkeit, Homosexualität, Abtreibung und natürlich die Sexualität zwischen Mann und Frau.
   Diesen Code hat Kolle als einer der erfolgreichsten Volkserzieher des 20igsten Jahrhunderts nicht nur propagandistisch durchgesetzt, er hat sein Ideal auch gelebt. Immerhin können wir ihn für seine große Offenheit loben. So hat Kolle die Legalisierung der Abtreibung niemals tränenreich (und mit falschen Statistiken untermauert) mit den angeblichen Opfern illegaler Abtreibungen begründet. Er hat die Legalisierung der Abtreibung stets, wie sein großes Vorbild Wilhelm Reich unverblümt als konsequente Voraussetzung für das Ausleben einer "freien Sexualität" angesehen. Wie der andere große Sexualrevolutionär, Carl Djerassi, hat sich Oswalt stets zur dunklen Seite eines freien Sexuallebens bekannt, daß er, der Propagandist der "freien Sexualität" nun auftritt als offenkundig wirksamer Propagandist des "Freitodes" läßt mich frösteln.

Dienstag, 6. Januar 2009

Kymbalon alalazon - zur verlorenen Liturgie der Fastnacht

   Kommt Fastnacht denn in der Liturgie der Kirche überhaupt vor? Gibt es - liturgisch gesehen - eine katholische Fastnacht? Nicht, daß Fastnacht nicht katholisch wäre, aber kennt die Kirche eine fastnachtliche Liturgie? Sie kannte. Bis zur Liturgiedekonstruktion durch Herrn Bugnini und Co. kannte das Meßbuch eine Vorfastenzeit, und in der Lesung des Fastnachsonntags, des Sonntags Quinquagesima eine theologisch eindeutig fastnachtliche Lesung.
    Gemeint ist der letzte Sonntag vor der  Fastenzeit "Estomihi" nach dem Text des Introitus, der heute nur noch am 6. Sonntag im Jahreskreis gesungen oder gelesen wird und deshalb keinen eindeutigen Bezug mehr zum Fastnachtsonntag hat. Gelesen wurde an diesem letzten Vorfasten-Sonntag Paulus Brief an die Korinther, Vers 13, 1-13, der nach der Luther-Übersetzung mit den Worten beginnt:
Wenn ich mit Menschen-und mit Engelzungen redete, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle (im griechischen Urtext kymbalon alalazon, was so zu verstehen ist, wie es klingt, scheppernde Zymbel)
    Womit der Prediger einen eleganten Einstieg für eine Fastnachtspredigt hatte. Schelle = Narrenschelle. Oder anders gesagt, bis zur Liturgiereform konnte jeder Katholik in der dazugehörigen Sontagslesung nachvollziehen, was es mit dieser Symbolik der Fastnacht theologisch auf sich hatte.
   Von der klingenden Schelle hört man übrigens in unserem heute angeblich viel reicheren Lesungskatalog überhaupt nichts mehr, 1. Korinther 1-13 wird heute nur noch verkürzt gelesen, ohne das tönend Erz und die klingende Schelle.

Montag, 5. Januar 2009

Die zwölfte Nacht und die Bohne


   Shakespeare hat für zwei Nächte des Kirchenjahres je eines seiner berühmten Theaterstücke geschrieben, das bekanntere für die Mittsommernacht, die St. Johannis Nacht, das weniger bekannte für die "Twelfths Night", die zwölfte Nacht der Weihnachtszeit, die Nacht vor dem Dreikönigsfest, die erste Nacht der Fastnachtszeit. Im deutschen Sprachraum ist das Stück nur unter dem Titel "Was Ihr Wollt" bekannt, doch im Englischen, heißt der genaue Titel "Twelfths Night Or What You Will".
   Bekanntlich handelt das Stück – eine Komödie - von einer jungen Frau, die als Mann verkleidet auftritt und in die sich fatalerweise eine Frau verliebt, in die ein Mann unglücklich verliebt ist, in den wiederum die als junger Mann verkleidete junge Frau hoffnungslos verliebt ist. Wem das Sujet Männer in Frauenkleidern und Frauen in Männerkleidern bekannt vorkommt, liegt, wenn er das als Fastnachtsklassiker ansieht, vollkommen richtig. Am Vorabend des Dreikönigsfestes des Jahres 1601 soll Shakespeares Stück uraufgeführt worden sein.
   Womit wir denn auch zur Bohne überleiten können. Auch die gehört zur klassischen Fastnacht. Denn am zwölften Abend wurde in fröhlicher Gesellschaft für gewöhnlich der Fastnachtskuchen verspeist, und wer die in diesem Kuchen eingebackene Bohne fand, war Bohnenkönig. 
   Im amerikanischen Fastnachts-Melting-Pot New-Orleans heißt der Fastnachtskuchen "Kings Cake" und in dem findet sich zwar keine Bohne, aber dafür ein kleines Püppchen, das Jesus Christus symbolisieren soll, das Kind, um das es am Tag der Heiligen Drei Könige ja eigentlich geht. Eine der ältesten Fastnachtsgesellschaften New Orleans heißt übrigens "Twelfth Night Revellers", die "Zwölfte-Nacht-Feierer", und mit dem Ball dieser Gesellschaft am 6. Januar und dem Umzug der Phunny Phorty ("40") Phellows beginnt der Mardi Gras. Natürlich hat auch die Zahl vierzig ihren Bezug zur Fastenzeit. Wie ja auch der "Mardi Gras", der "Fette Dienstag" nichts anderes ist als die zeitlich genüßlich ausgedehnte Feier des letzten Tages vor Aschermittwoch.
   Allen also ein frohes Fest zum "Heiligen Abend" der Fastnacht.

Sonntag, 4. Januar 2009

Weihnacht III. Ökumenische Offenbarung in Malmö

   Wer als Ausländer in Malmö eine katholische Messe besucht, wird - so ging es uns - vielleicht eine besonders "moderne", besonders "protestantische" katholische Messe erwarten. Denn die tägliche Erfahrung im angeblichen deutschen Mutterland der Reformation ist doch, daß man im schon längst nicht mehr mehrheitlich protestantischen Deutschland besonders eifrig dem "modernen" protestantischen Vorbild nacheifert.
   Nun ist ja Schweden mit Sicherheit das protestantischste Land Europas. Gesetzlich garantierte Religionsfreiheit gibt es - kaum zu glauben - in Schweden erst seit 1951. Und erst 1999 (!) wurde die lutherische Staatskirche der bis dahin der schwedische König als nicht nur politisches, sondern auch geistliches Oberhaupt vorstand, als Staatskirche aufgelöst.
   Mitte des 20igsten Jahrhunderts bekannten sich in einem fast ausschließlich protestantischen Land ganze 6 Promille der Bevölkerung zum katholischen Glauben. Der katholische Bevölkerungsteil hat sich vor allem aufgrund der massiven Einwanderung katholischer Vietnamesen, Philippinos und Polen um das dreifache erhöht, doch auch ein Bevölkerunganteil von fast zwei Prozent ist immer noch eine sehr kleine Diaspora.
   Doch die schwedische katholische Kirche ist stolz und selbstbewußt. Sie lebt in einem Land das zumindest katholischem Brauchtum gegenüber (Luciafest!) stets offen geblieben ist. Sie steht einer protestantischen Kirche gegenüber, die in ihrem strengen Lutheranertum in manchem konservativer ist als die katholische Kirche selbst. 
   Und die katholische Kirche Schwedens ist jung. Dreimal mehr Kinder werden getauft, als Verstorbene zu Grabe getragen werden. Die Kirche ist geprägt durch die großen Familien junger Emigranten. Der Klerus setzt sich mehrheitlich aus Ordenspriestern zusammen - ein europäisches Unikum. Und dieser Klerus verkleidet sich in der Öffentlichkeit nicht in Holzfällerhemden und Bluejeans. Die Ordenspriester - wie der Bischof selbst, der dem Orden der Carmeliten angehört - tragen außerhalb der Messe selbstverständlich ihren Habit, die Weltpriester ihre Soutane.
    In der Regel wird die Messe hier streng nach den Vorgaben des Römischen Meßbuchs zelebriert, die großen Gebete werden in latein gesprochen, einen anderen Meßkanon als den in Deutschland als vorkonziliar verpönten römischen Meßkanon habe ich hier noch nicht gehört. Die Handkommunion ist üblich, doch in den Kirchen kann jeder, der dies wünscht, auf einer Kommunionbank Platz nehmen.
    Auch das Pontifikalamt des schwedischen Bischofs, dem ich am 1. Januar beiwohnte, folgt dem römischen Meßbuch. Mit großer Selbstverständlichkeit werden die Teile der Messe zelebriert, die die deutschen Reformpfarrer demonstrativ ignorieren. Die Gemeinde beginnt mit dem gemeinsamen Schuldbekenntnis, sie singt das Kyrie in griechisch, gefolgt von dem lateinischen Gloria, das Große Glaubenskenntnis singt die Gemeinde im Wechselgesang mit dem Kantor in latein. Der Bischof orientiert sich am römischen Meßkanon und die Eucharistiefeier zelebriert er nicht vor dem Volxaltar "ad populum" sondern zum Hochaltar gewandt "ad orientem".
    Es bleibt in diesem Fall auch gar nichts anderes übrig, denn einen Volxaltar gibt es in dieser Kirche nicht. Die Pontifikalmesse der schwedischen Bischofs findet nämlich - im sonst so ökumenebesoffenen Deutschland undenkbar - in der protestantischen St. Petri Kirche statt, einer wunderschönen hochgotischen Kirche, mit dem - so sagen es die Kunsthistoriker - größten und bedeutendsten Renaissance-Hochaltar Schwedens. Und daß die Kommunion mal wieder im Stehen ausgeteilt wird, statt an den in jeder lutherischen Kirche vorhandenen Kommunionbänken ist dann auch nicht so schlimm.
    

Weihnacht II: Erleuchtung in Freiburg


   Ein hübsches Bild von der Adelhauser Kirche, die nicht in Adelhausen steht, sondern in Freiburg, weil Adelhausen nicht mehr existiert, und die Nonnen der dortigen Klöster hinter die sicheren Stadtmauern Freiburgs flüchten mußten. Die Kirche ist fast winzig, aber überfüllt von den Pretiosen, die die Flüchtlingen mit sich brachten. So findet sich auch ein prachtvoller und wunderschöner Hochaltar in der Kirche, vor dem seit dem 6. Jan. 2008 die Messe im usus antiquior gefeiert wird.
   Nun ja, der Fotograf hat sich viel Mühe gegeben, um eine Position zu finden, von der aus man den besch... Volxaltar nicht sieht, der auch hier einen architektonischen Kontrapunkt zum Hochaltar bildet. (Gibt es eigentlich einen Schutzheiligen der Denkmalpfleger?). Ich habe Glück, auch am 1. Weihnachtsfeiertag findet eine Messe statt.
   Ein alter Priester betritt die Kirche, ich bin skeptisch, doch der rüstige alte Herr singt nicht nur mit kräftiger und volltönender Stimme die Messe, er hält auch noch eine wundervolle, mystische Predigt über mein Lieblingsevangelium, das johanneische, und flicht sogar Zitate meines Lieblingsschriftstellers Franz K. ein. Hingerissen folge ich der Predigt, hingerissen der Messe.
   Der Kantor hat die mächtige Stimme eines Opernsängers, die Gemeinde ist bunt gemischt, wie in anderen Messen des usus antiquior sind bemerkenswert viele Familien mit kleinen Kindern anwesend. Alles ist feierlich und gemessen, und am Ende der Messe reißt der Himmel auf, die Kirche ist überflutet vom Licht des winterlichen Mitttags. Offenbar hat der usus antiquior auch im Himmel einen Förderer.
   Es ist Weihnachten.

Weihnacht I : Christmette in der Seelsorgeeinheit

   Weihnacht auf Reisen. Schwiegervater feiert in Umkirch, Tochter lebt in Schweden. Also automobilen gen Süd, dann gen Nord. Notwendigerweise Christmette in Umkirch. In der Regel entfliehen wir dem Einzugsbereich unseres DBK-Vorsitzenden Zollitsch in Richtung Colmar, wo ein junger Priester der Petrus-Bruderschaft Messen im Usus antiquior feiert, heute geht das aus familienpolitischen Gründen nicht.
    Die Kirche ist voll, der Musikverein spielt, es zelebriert ein eingefleischter Zollitischianer. Nun ja, Ringelpietz mit Anfassen rund um den Altar sind wir gewohnt, auch die übliche sozialpolitisch und tagespolitisch profilierte Predigt übergehe ich mit Nicht-Hin-Hören, doch daß der Herr Pfarrer aus seinem offenbar ganz eigenen Meßbuch liest, daß er kreativ umgestaltet (statt: sieh nicht auf unserer Sünden, sieh nicht auf unserer Lieblosigkeit etc.) läßt mich mit den Zähnen knirschen. 
   Als die Gemeinde das protestantische Liedlein "O du fröhliche" trällert, singe ich demonstrativ und laut den lateinisch-katholischen Originaltext ("O sanctissima"), was mir einen Schienbeintritt meines geliebten, aber gewalttätigen Eheweibs einbringt.
    Der barocke Hochaltar ist wunderschön und liebevoll restauriert, aber die Ansicht verstellt ein Volxaltar der die Anmutung eines High-Fi-Racks der 70iger Jahre hat.
   Sehe mich in einer wunderschönen Vision als PPPreßlufthammerpaule.