Posts mit dem Label Politix werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Politix werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Samstag, 27. August 2011

Preußisch-katholisch, nicht ultramontan


Das Bild hat nicht unbedingt mit der Hochzeit des preußischen Kronprinzen mit seiner durchlauchten Verlobten zu tun. Es ist das Bild der Urgroßmutter des Bräutigams. Und ich stelle es nur auf den Blog, weil es mal ein bißchen Glamour vermittelt. Mit Glamour hattens die Preußen bekanntermaßen nicht so. Und die heutige Hochzeit, zu der der Bräutigam Seine Königliche und Kaiserliche Hoheit Kronprinz Georg Friedrich von Preußen im Cut und Zylinder, seine Braut Ihro Durchlaucht Prinzessin Sophie zu Isenburg im Designerkleid und mit Schleppe aber ohne Schleier erschienen, war so recht bürgerlich-konform, sieht man von den ausgeprägt adeligen Nasen des Brautpaars ab.

Einzig der Auftritt des Schneiders, Wolfgang Joop, vermittelt ein bißchen ganz unpreußischen Glitter, aber daß Jopp den Anzug einem britischen Dandy abgekauft hat, sagt ja wohl alles.

Die Reaktion der deutschen Öffentlichkeit, inclusive der deutschen Veröffentlichkeit zeigt mir aber, daß zum modernen deutschen Nationalcharakter, wie ja auch zum modernen Charakter des katholischen Deutschen vor allem die Lust an der nur vermeintlichen Selbstkritik gehört. Denn ebenso wie der deutsche Durchschnittskatholik an der - nehmen wir ein Beispiel und sagen wir es in Achtundsechzigerisch - respressiven Sexualmoral der katholischen Kirche rumnörgelt, nölt der durchschnittliche Feuilletonjournaillist mit Vorliebe über die Preußen.

So wie die katholische Kirche an allem schuld ist, vom Hunger in der Dritten Welt (wg. des Verbots der Pille) über den deutschen Nationalsozialismus (wg. Pius XII) bis zur Aidskatastrophe (wg. Kondome), so ist für das durchschnittsdeutsche Feuilletonnörgeli der Preuße schlechthin an allem schuld, schlichtweg an allem, was in der deutschen Geschichte des vorigen und vorvorigen Jahrhunderts so alles schiefgelaufen ist.

Ich sehe davon ab, hier links zu setzen, denn bis jetzt habe ich kein Beispiel gefunden, wo ein Schreiber mal wenigstens ein bißchen sein erlauchtes Haupt aus dem journaillistischen Schlammbambes erhebt. Auch die katholische Presse setzt sich nicht von der muhenden und mähenden Meute ab.
Heute wird Rainer Maria Woelki in seine neues Amt als Erzbischof von Berlin eingeführt. Im Fernsehen kann man das leider nicht verfolgen. RBB übeträgt lieber eine preußische Prinzenhochzeit.
Schreibt Markus Reder heute in der "Tagespost". Ich habe ja mal ein bißchen als Freizeitjounaillist herumgepusselt. Eins hab ich gelernt. Das wichtigste an der Nachricht ist ihre Relevanz. Je seltener eine Ereignis, desto größer seine Relevanz. Wie häufig ereignete sich im letzten Jahrhundert die Hochzeit eines Kronprinzen des ehemaligen deutschen Kaiserhauses? Und wie häufig ereignete sich die Amtseinführung eines deutschen Bischofs? Ersteres ereignete sich noch weniger häufig als eine in Deutschland beobachtbare totale Sonnenfinsternis, gerade dreimal.

Fünfhundert Jahre lang hat das Haus Hohenzollern die Geschichte der Mark Brandenburg geprägt. Und nun sollte der zuständige Regionalsender darüber nicht berichten dürfen?

Die katholische Selbstbezogenheit und eine gewisse Unfähigkeit zur Realpolitik haben die Katastrophe des preußisch-deutschen Kulturkampfes mit verursacht. Nicht erkannt zu haben, daß nicht die preußischen Könige, sondern die liberale Mehrheit des preußischen und später deutschen Parlaments die treibende Kraft hinter dem Kulturkampf war, war letztlich eine der Ursachen der deutschen Katastrophe. Wo das preußische Königshaus wirklich stand, hätte man am heutigen Ereignis gut nachvollziehen können.

Die Potsdamer Friedenskirche gehört zu den meist gelungenen und kunstvollen Bauten, die Friedrich Wilhelm IV, der Vater des ersten deutschen Kaisers, errichten ließ. Ihr wichtigster Schmuck ist ein altes venezianische Mosaik aus dem 13. Jahrhundert, sie ist nach dem Vorbild einer italienischen Kirche gestaltet, die Anlage orientiert sich am Vorbild historischer Klosterbauten. Der Altar wird überwölbt durch ein Ziborium mit vier kostbaren Säulen aus sibirischem Jaspis, ein Geschenk des russischen Zaren Alexander des I. Ein einzigartiges "ökumenisches" Kunstwerk also.

Auf dem Gelände finden sich die Gräber von Friedrich Wilhelm IV und seiner Ehefrau Elisabeth von Bayern. Der protestantische König war mit einer katholischen Prinzessin verheiratet. Und beendete auch aus persönlichem Interesse den ersten preußischen Kulturkampf, der ja schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann. Auch Kronprinz Georg Friedrich heiratete heute eine Katholikin. An der ökumenischen Hochzeit waren neben einem protestantischen Pfarrer, der für gewöhnlich in Jerusalem wirkt, auch der Altabt des Zisterzienserklosters Heiligenkreuz Gregor Henckel von Donnersmarck.

Heute heiratete ein Nachfahr des preußischen Königs, der einst auch für Katholiken Religionsfreiheit in seinem Land garantierte, in dem jeder nach seiner facon selig werden durfte. Der mit eigenen Mitteln für die Katholiken seiner Hauptstadt eine Kathedrale errichten ließ, in einer Zeit, in der die meisten Länder Nordeuropas noch weit von echter Religionsfreiheit entfernt waren.

Hätte doch einen Bericht wert sein können.

Aber stattdessen lese ich in einem meiner katholischen Aboblätter obiges. Und in der "Vatikan" bekennt sich Mosebach zum Ultramontanismus des 19. Jahrhunderts. Der aber war nicht nur Ausdruck katholischen Selbstbewußtseins und Unabhängikeit, sondern auch Ausdruck der Realitätsferne des politischen Katholizismus des 19. Jahrhunderts.

Im Zeitalter der Nationalstaaten waren die Katholiken noch nicht einmal im 20. Jahrhundert angekommen. Ich besitze eine Ausgabe des Schott aus den dreißiger Jahren. Dort ist nach wie vor unter den großen Fürbitten eine Fürbitte für den Kaiser abgedruckt - den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Das bekanntlich schon im Jahre 1806 den Weg allen Irdischen gegangen war.

Manchmal stehe ich außerhalb meines eigenen Katholischseins. Und bin auf einmal wieder preußisch-hanseatisch. Und finde Katholen einfach doof.

Na ja, so doof auch wieder nicht. Der Spiegel unterbietet jedes denkbare Niveau noch immer mit Leichtigkeit.

Die Welt ist heute allerdings kaum zu toppen: 

"Der Sender übertrug am Samstag im Verbund mit dem SWR und dem Hessischen Rundfunk drei Stunden lang die Hochzeit des Chefs des Hauses Hohenzollern, Georg Friedrich Prinz von Preußen, mit Sophie Prinzessin von Isenburg. Warum? Weil Georg Friedrich heute unser aller Kaiser wäre, wenn nicht die Amis, Franzosen und Briten nach dem Ersten Weltkrieg darauf bestanden hätten, mit einer demokratischen Regierung zu verhandeln – und nicht mit dem Mann, der den Weltenbrand an vorderster Front entfacht hatte. Liebe Programmmacher, liebe Preußen-Profiteure aus Westdeutschland, ihr müsst jetzt tapfer sein: Die Monarchie wurde 1918 in Deutschland abgeschafft. Für seinen Ururgroßvater kann der Prinz von Preußen nichts. Aber wieso soll er nun plötzlich wieder was davon haben?"

Nun, die These von der deutschen Alleinschuld am Ersten Weltkrieg wird von seriösen Historikern nicht vertreten. Das Deutschland des Jahres 1918 war eine konstitutionelle Monarchie,  die letzten Wahlen hatten zu einer parlamentarischen Mehrheit der SPD und des katholischen Zentrums geführt. Eine demokratische Regierung hatte Deutschland im Jahre 1918. Ihr Kanzler war der liberale Aristokrat Max von Baden, seinem Kabinett gehörte unter anderem der Sozialdemokrat Scheidemann an. 


Der Artikelschreiber läßt übrigens eine Umfrage zu, ob sich die Leser wohl einen deutschen Kaiser wünschen. Die Mehrheit ist dafür. Find ich lustig. Vielleicht hat ja den Lesern auch nur imponiert, daß sich die nordischen konstitutionellen Monarchien Großbrittaniens, Dänemarks, Norwegens und Schwedens aus dem Euroschlamassel rausgehalten haben? Der Frage sollte man mal nachgehen.

Sonntag, 27. Februar 2011

Ad Memorandum 2011: Alice fiel bei Jena


Der Tag, an dem das Feudalzeitalter endete, also das Zeitalter einer auf Privilegien, Standesherkunft und gesellschaftlichem Rang bestehenden Gesellschaftsordnung, läßt sich für Deutschland, genauer gesagt für Preußen, Deutschlands damals größtem und mächtigstem Staat, genau bestimmen. Es war der Tag der Schlacht bei Jena, der 14. Okt. 1806. Dieses Datum sollte man sich genau merken. Denn das Licht der neuen Zeit, die an diesem Tag anbrach, beginnt zu verdämmern. Denn wir befinden uns im Zeitalter der Quote. Wir befinden uns im Zeitalter von Alice Schwarzer. Das Zeitalter der Gleichheit vor dem Gesetz dämmert dahin, es beginnt das Zeitalter der Gleichmacherei nach dem Gesetz.

Aber zurück zur Schlacht von Jena. Die preußische Armee war der napoleonischen teilweise an Mannschaftsstärke und Bewaffnung überlegen. Doch woran sie krankte, und was schließlich die Ursache für ihre Niederlage war, haben die preußischen Militärreformer Gneisenau, Scharnhorst und Clausewitz scharfsinnig analysiert und in wenigen Jahren in tiefgreifenden Reformen beseitigt. Die Armee krankte, kurz gesagt, an der von Privilegien, Traditionen und der Verachtung des niederen Volkes geprägten preußischen Gesellschaft. Sie produzierte eine Armee, deren einfache Soldaten sich vor allem aus dem einfachen Volk rekrutierte, weil die besseren Herrschaften sich eine Exemtion erkaufen konnten. Sie produzierte eine Armee, der Spitzenpositionen ausschließlich durch Adlige besetzt waren, weil anderen die Offizierslaufbahn versperrt blieb, und deren höchste Postionen nicht nach dem Leistungs- sondern nach dem Anciennitätsprinzip besetzt waren.

Aus der Niederlage von Jena und Auerstadt erstand ein neuer Staat, der sich an dem seitdem ehernen Prinzip zu orientieren hatte, daß nur der ein Amt besetzen durfte, der sich dies durch Eignung, Leistung und Befähigung verdient hatte. Dieses Prinzip hat in unserem Land nach wie vor Verfassungsrang.

Vorwärts also zu Neuzeit. Oder dem, was sich dafür hält. Es ist schon bemerkenswert, daß die Neuerer der 70iger Jahre ein System wieder adoptiert haben, daß 170 Jahre zuvor in einer blutigen Schlacht als das unterlegene starb. Das System der Verteilung gesellschaftlicher Position nicht nach Eignung, Leistung und Befähigung, sondern nach persönlichen Eigenschaften. Es wird begründet mit der Behauptung, anders ließe sich die Emanzipation Benachteiligter nicht voranbringen. 

Also schuf man weltweit ein System der Quote. Ein System, das Ämter, und mit der Verhängung einer gesetzlichen Quote für "Diskriminierte" für private Unternehmen, auch gesellschaftliche Postionen nicht nach den für eine postfeudale Gesellschaft geltenden Prinzipien der Eignung, Leistung und Befähigung, sondern nach Geschlecht, Rasse, Hautfarbe, Religion und nach Inkrafttreten der Menschenrechtskarta der EU auch nach "sexueller Orientierung" vergibt. Den Quotenschwarzen hat uns schon die affirmative Action der 60er Jahre beschert, es folgte die Quotenfrau, und den Quotenchristen oder Quotenmuslim gibt es in der unglücklichen libanesischen Gesellschaft und so manch anderem Land schon länger. Der Quotenschwule beglückt uns mittlerweile in jeder Soap-Opera, und in der Politik kann man bestens reüssieren, wenn man erklärt man sei schwul, und das sei gut so.

Tief verankert ist mittlerweile der Irrglaube, daß jeder und jede für Jegliches geeignet sei, und daß es sich um Diskriminierung und die Folge von Diskriminierung handele, wenn gesellschaftliche und staatliche Positionen nicht gleichmäßig nach Maßgabe persönlicher Eigenschaften verteilt werden. So begegnet uns die Refeudalisierung der Gesellschaft unter der Fahne der Nicht-Diskriminierung.

Zeitgeistig wie es ist, ist das Memorandum 2011 von dieser neofeudalen Gesinnung gepägt. Ist es denn wirklich so schwer zu verstehen, daß eine "Lebenspartnerschaft" zweier Homosexueller nicht mit einer Ehe zwischen Mann und Frau gleichzusetzen ist? Offenbar, den der klassische Satz von der Gleichheit vor dem Gesetz ist mittlerweile durch das Gebot der "Nichtdiskriminierung" ersetzt. 

Nein, ich bin kein Militarist. Aber ich bin schon in einer Familie aufgewachsen, in der die Väter- und Großvätergeneration wenigsten zeitweise und mit Stolz eine Uniform trug, meist die des preußischen Heeres oder der kaiserlichen Marine. Und meinen Clausewitz habe ich gelesen. Die Gründe für dieses Studium nenne ich aber besser mal nicht. Zu lernen war, daß Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln sei. 

Freitag, 25. Februar 2011

Für Gott, König und Vaterland?


Wenn die arabischen Massen auf die Strassen strömen, melden sich bei mir nicht unbedingt euphorische Gefühle. Die vielzitierten arabischen Massen haben schon so manches blutrünstige und aggressive Regime an die Macht gebracht. Auch den Aufstand in Libyen finde ich nicht spontan sympathisch. Und die Fahne, die bei den großen Demonstrationen geschwenkt werden, habe ich bisher ignoriert. Bis ich feststellte, daß es sich dabei um die Fahne des libyschen Königreichs handelt. Ghaddafi hat diese Regierung, eine konstitutionelle Monarchie, 1969 durch seine "revolutionäre" Diktatur ersetzt. Es ist also die Fahne einer konstitutionell-demokratischen Vergangenheit. 

Wenn das die Zukunft wäre? Sind nicht die beiden arabischen Monarchien Marokko und Jordanien die modernsten und freiesten Länder der arabischen Welt? Und ist nicht die jordanische Monarchie  uns Christen wohlgesonnen, die Organisatorin der einzigen ernstzunehmenden arabischen Dialoginitiative?


Wikipedia unterhält übrigens eine offenbar brandaktuelle Seite über den libyschen Aufstand.

Sonntag, 23. Januar 2011

Atheists are not meant to stay


Professor Robert Rowthorn hat es in einem Artikel für die Proceedings of the Royal Society mit messerscharfen Argumenten, fundierten Statistiken und mittels untrüglicher wissenschaftlicher Methodik bewiesen:
Atheisten sterben demnächst aus.
Genauer gesagt, nicht Atheisten, sondern Menschen mit einer genetisch angelegten atheistischen Disposition. Das r-Allel, das Religiösitätsgen, wie es Rowthorn nennt, ist aufgrund der spezifisch höheren Fruchtbarkeit von Menschen mit dem r-Allel auf dem Vormarsch. Das n-Allel notwendigerweise auf dem Rückzug. Zwar kann uns Professor Rowthorne nicht begründen, warum religiös veranlagte Menschen mehr Kinder haben, aber das muß er ja als Wissenschaftler auch nicht. Und wir tun es nicht, weil wir ja bescheiden sind. Und es lieber für uns behalten, das fromme Christen einfach mehr Spaß haben.

Die Durchsetzung der Population mit dem r-Allel ist jedenfalls so unausweichlich, wie uns Prof. Rowthorn mit untrüglicher mathematischer Methodik verklickert, daß wir eigentlich schon demnächst alle erzkatholisch, oder erzprotestantisch sein werden. Wobei es für die USA nun allerdings wahrscheinlicher ist, daß in wenigen Generationen etwa 95% der Bevölkerung der USA aus Amish besteht. Also Leute, nehmt schon mal Abschied von Rock´n Roll und amerikanischen Liberals. Der Playboy landet demnächst auf dem Index und die Democrats enden als Sekte unter der 5%-Klausel. Denn auch wenn sich das r-Allel letztlich nicht in gesteigerter Religiosität äußert, was für die USA sowieso kaum noch vorstellbar ist, so äußert es sich - glaubt es, oder laßt es bleiben, die Wissenschaft hat es völlig zweifellos erwiesen - in Autoritarismus und Konservativismus.

Die Tea-Party ist damit keineswegs eine vorübergehende Erscheinung sondern Ausdruck unausweichlicher genetischer Prozesse. Die mathematische Formel ist gefunden. Das nächste Jahrhundert gehört damit wieder eindeutig der monarchistischen Bewegung. Erwarten wir also, daß sich das nördliche Nordamerika unter der Regierung eines protestantischen Großherzogs, dem Duke of New York, wieder dem Commonwealth anschließt und sich dem Regime des wieder zum Katholizismus konvertierten englischen Königshaus unterwirft - vorausgesetzt die Frage der Teesteuer läßt sich zur allseitigen Zufriedenheit lösen.

Hingegen wird sich die südliche USA voraussichtlich dem mexikanischen Kaiserreich anschließen, man müßte ja noch nicht einmal die Städtenamen ändern, bloß anders aussprechen.

Das klingt ja schon alles ein bißchen sonderbar, und bei wissenschaftlichen Artikeln in englischer Sprache frage ich mich häufig, ob der Inhalt eher dem british humour als sorgfältiger wissenschaftlicher Analyse geschuldet. Aber hat nicht schon Augustinus Andeutungen in dieser Richtung gemacht?
Tu excitas, ut laudare te delectet, quia fecisti nos ad te et inquietum est cor nostrum, donec requiescat in te.
Zu Dir hin hast Du uns erschaffen.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Et lux perpetua luceat ei, Loki Schmidt

Ich kann mich nicht dran erinnern, Helmut Schmidt jemals anders gesehen zu haben als in korrektem dunkelblauen Anzug, mit wohlgekämmter Frisur, und allem, was einen hanseatischen Gentleman ausmacht. Ebensowenig wie ich mich an ein Bild von Loki Schmidt erinnern kann, das nicht das kühl-damenhaft-nordische Flair der gebürtigen Hanseatin rüberbringt. Hamburg eben (Hammurch, phon.).

Ich erinnere mich noch gut an den Auftritt des damals 65jährigen Schmidt auf dem SPD-Parteitag 1983, hanseatisch kerzengerade, angetan mit dem obligatorischen dunkelblauen Dreiteiler, zwischen nicht mehr ganz taufrischen Middleage-Feministinnen im Schlabberlook und wuscheligen SoziÖkoPaziFreaks mit Bart und Fischerpullover, wie er da völlig ungerührt vom pazifistischen Zeitgeist den von ihm vorangebrachten Nato-Doppelbeschluß verteidigte und in der Abstimmung, ohne seine stets etwas leicht grimmige Miene zu verziehen, eine 386:14 Abstimmungsniederlage hinnahm.

So standfest und stur, wie Helmut Schmidt seine gänzliche eigene Meinung verteidigte, so standfest blieb er auch an der Seite seiner Ehefrau, mit der er 68 Jahre verheiratet blieb. Allein schon ein Grund, Loki Schmidt ein ehrendes Gedenken zu bewahren, angesichts der Politikerrealitäten, wo selbst katholische Christdemokraten nichts mehr dabei finden, sich Nebenfrauen zuzulegen, oder uns mit der fröhlichen Patchwork-Familie mit deutlich jüngerer Zweitfrau zu erfreuen.

Den Wert schmidtscher Gradlinigkeit habe ich, wie viele meiner Generation, zu spät erkannt.

Die Schmidts werd ich heute in mein Gebet einschließen.

Samstag, 16. Oktober 2010

Warum Juchtenkäfer die besseren Menschen sind


Im Prinzip könnte einem katholischen Blogger ja das Stuttgarter Bohei um Stuttgart 21 völlig igual sein. Haben wir etwas zu sagen über die Frage der Gefährdung der Gebäudesicherheit entlang der Trasse der Stuttgarter Untergrundbahn? Nö. Unter uns sind ein paar Theologen, professionelle und weniger professionelle, aber keine Geologen. Eigentlich schade, denn die 10.000 oder mehr, die da jedesmal demonstrieren, scheinen alle geologietheoretisch voll drauf zu sein.

Also wären wir in der Diskussion also völlig untermunitioniert, weil darum geht es ja. Und um den Juchtenkäfer. Ja, es gab mal Zeiten, da war jeder Baum mein Freund und ich hatte die Erde von meinen Kindern und Enkelkindern (an die ich damals noch nicht dachte) nur geborgt, und damals hätte ich wahrscheinlich auch mich an Bäume gekettet, zwegens dem Juchtenkäfer und so. Aber das ist heute nicht mehr so. Es ist nicht mehr so, weil ich heute den Ökologismus für die zweite Ersatzreligion nach dem chiliastischen Sozialismus des letzten Gefechts halte, eine, die ich noch für weit gefährlicher halte, als den Sozialismus/Kommunismus.

Nun ist die ökologistische Religion die weitaus mächtigste der Bundesrepublik ein_e ökologistische_r Bundeskanzler_in wird ganz gewiß demnächst unser Land regieren. Und alles wegen dem Juchtenkäfer.

Mich hat - und das war einer der Gründe für meinen Abfall vom rechten ökologistischen Glauben - schon immer gewundert, warum unsere ökologistischen Wortführer vor gar nicht langer Zeit, Spontis, Anarchos, Kommunisten, KBWichtigs, DKPler waren. Ist nicht Winfried Kretschmann, der sich jetzt am runden Stuttgarter Tisch breitmacht, ehemaliges Mitglied des Kommunistischen Bundes Westdeutschland? Ja der ist sogar heute noch Mitglied eines waschechten Zentralkomitees. (Das uns bekanntlich NICHT vertritt) Und war Trittin nicht einstmals Mitglied des Kommunistischen Bundes? Und war Gangolf Stocker, Sprecher der Stuttgart-21-Gegner nicht bis 1990 DKP-Mitglied, später dann PDS-Landesgeschäftsführer?

Welcher Geist treibt eine Bewegung an, deren maßgebliche Köpfe und wichtigste Unterstützer einstmals Anhänger einer militant antireligiösen säkularen Ersatzreligion waren? Die dermaleinst kein Höheres Wesen rettete, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun, sondern allein der Weltgeist in Gestalt des Proletariats und der unterdrückten Völker. Die nicht auf Demokratie setzten - nebenbei gesagt - sondern auf die Räterepublik?

Mir scheint es ist der Geist, der die Entferntenliebe predigt. Die Liebe zum Baum, unserem Freund. Und zum Juchtenkäfer. Und den Haß auf die eigene Spezies. (Siehe das oben zitierte fünfte Gebot)

Wie wird eine Gesellschaft enden, die den mehr als hundertausend Kindern, die jedes Jahr in diesem Land abgetrieben werden, keine Träne nachweint, und die vielmehr die wenigen, die ihre Trauer zeigen, beschimpft und drangsaliert? Die dafür mit unübersehbaren Massenaufmärschen um ein paar Dutzend Käfer barmt, sowie um den Baum, unseren Freund?

Montag, 27. September 2010

Ich las: DAS BUCH


Nun hab ich ES wirklich gelesen, während einer grippebedingten Zwangspause. DAS BUCH, das die versammelte politische KLASSE, von Angela Merkel bis KURTI BECK nicht lesen WILL. Während SIGGI POP behauptet, es gelesen zu haben, was aber gar nicht stimmt, wie der, dessen Namen NIEMALS genannt werden darf, glaubhaft versichert, jedenfalls für mich glaubhaft, nachdem ich ES gelesen habe.

Seitdem warte ich auf mögliche GENETISCHE VERÄNDERUNGEN, die sich bei mir bemerkbar machen könnten. Jedenfalls beobachte ich seit Tagen die Oberseite meiner Hände und meine, bereits Anzeichen WILDEN HAARWUCHSES zu erkennen. Mein Herzallerliebste meint zwar, da wäre gar nichts zu sehen, aber sie ist schließlich Brillenträgerin, was will man da erwarten. Außerdem erkenne ich ganz deutlich frühmorgens beim Zähneputzen, daß mein obligatorisches allmorgendliches ZÄHNEFLETSCHEN  jetzt schon viel, viel gefährlicher aussieht.

Außerdem ist das die Gelegenheit mal wieder ein Nazarener-Bildchen auf diesem Blog zu zeigen Diesmal Julius Schnorr von Carolsfeld (diese Namen!) "Die Armee der Sarazenen vor Paris 730-732 AD."  (Sarrazin=Sarazene). Psychodelisch,  diese Nazarener, nicht?

Sonntag, 26. September 2010

Der Rheinische Merkur wird abgewickelt. Und was lernen wir?


Möglicherweise war es bereits ein Fehler, einer eigentlich katholisch sein sollenden Zeitung den Namen "Rheinischer Merkur" zu geben. Denn der Zeitungstitel geht zwar auf den katholischen Autor Joseph Görres zurück, doch als Görres den Rheinischen Merkur aus der Taufe hob, hätte man Görres selbst bestenfalls als nationaldemokratisch-liberal-freimaurerischen Publizisten einstufen können. Als sich Görres zu einem der wichtigsten Vertreter der politischen Katholizismus wandelte, war der Rheinische Merkur schon längst Geschichte. Hätte man sich wirklich auf Görres berufen wollen, so hätte es wohl näher gelegen, diese Zeitschrift auf den Namen Athanasius zu taufen. Aber da hätte man ja Parallelen zum den sogenannten Kölner Kirchenstreit ziehen können, in den sich Göres wortgewaltig einmischte. Was denn nun zum staatsfrommen, harmoniesüchtigen Nachkriegskatholizismus so gar nicht gepaßt hätte.

Nun ist aus der von der DBK lange Jahre hochsubventionierten Zeitung, die doch ein bißchen die ehrenvolle Tradition des politischen Katholizismus fortführen sollte, nichts geworden. Vielleicht lags an der Namenswahl, die sich auf eine liberale, nationaldemokratische Zeitung zurückbezieht, aber nicht eigentlich auf den katholischen Autor Görres.

Wer sich auf der Homepage des Merkurs umschaut, wird recht schnell feststellen, was die Ursache des jahrelangen Siechtums war und ist. Der Merkur hat sich stets linksliberal verortet, hat man doch vor Jahren etwa die Abonnentenkartei des unter anderem von dem Ex-Streetfighter und passionierten Katholikenfressers Jörges geleiteten "Woche" übernommen. Geholfen hat es nichts. Ebensowenig die Übernahme der liberalen, staatskirchenprotestantischen "Christ und Welt". Damit gehen nun gleich drei Zeitungen unter, zwei davon zum zweiten Mal, Die Woche, Christ und Welt und Rheinischer Merkur. 

So läßt sich am Niedergang des Merkurs die bittere Realität des linksliberalen protestantisch-katholischen Lagers nachvollziehen. Die locken nicht nur keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor, immer weniger Menschen in die Kirchen, sondern auch keinen Leser mehr an die Kioske. Die Schrumpfung des Abonnentenstamms dieses Organs des iberalen Protestantismus wie des nachkonziliaren Deutschkatholizismus hat aber bislang niemanden zum Umdenken veranlaßt. Das Blatt wird vielmehr als subventionierte Zeitungsleiche weiter existieren, konsequenterweise als Beilage zur gleichfalls im Zweifel antiklerikalen "Zeit". So wie ja auch der Staatsprotestantisums den ungeneigten Leser weiter mit seiner "chrismon" nervt.

Aber den behördenkirchlichen Langeweilern Huber und Lehmann bleibt wie auch der unsäglichen Frau Käßmann in chrison damit weiter ein kirchenoffizielles Blättgen erhalten, das sich nicht mehr am Markt beweisen muß, und deshalb weiter die Illusion nährt, man höre ihnen in Deutschland noch zu. Und auch die brutalstmöglichen Kirchenreformer Klaus Mertes und Wunibald Müller können sich sicher sein, daß es in diesem unseren Lande noch eine sich christlich gebende Redaktion gibt, die ihre Ergüsse ganz toll findet. Nur daß ihnen keiner ihre Thesen mehr für bare Münze abkauft.

Ja, Alkohol vertrag ich schlecht, aber dennoch werde ich an Sylvester ein Fläschlein edlen Spätburgunders auf den endgültigen Untergang dieses publizistischen Wechselbalgs kippen.

Dennoch reißt eine Lücke auf. Eine Zeitung, die von ihrem Selbstverständnis einen christlichen Hintergrund hat, und die wirklich unabhängig ist - die Tagespost ist es nicht -  und nicht vorwiegend auf kirchliche Themen fokussiert ist, existiert in Deutschland nicht. Die ehemals lebendige und einflußreiche katholische Tagespresse, etwa die "Kölnische Volkszeitung" oder die in Berlin erscheinende "Germania" wurde im Dritten Reich zunächst gleichgeschaltet dann liquidiert, und erstand nach 1945 nicht wieder. 

Nun bemüht sich die "Junge Freiheit" um den Titel des "Rheinischen Merkur". Eigentlich keine gute Idee. Wenn man sich schon um alte, einstmals anspruchsvolle Zeitungstitel bemüht, läge eigentlich der Titel der Berliner Germania näher. Aber bitte sehr in altdeutsch Fraktur. 

Samstag, 11. September 2010

Italienische Verhältnisse?


Der Sarrazinskandal - skandalös ist an dieser Sache der Umgang der politischen Klasse und der veröffentlichten Meinung mit Herrn Sarrazin - wie auch der Erika Steinbach-Skandal -  hier geht es um die Ausgrenzung der letzten noch verbliebenen waschechten Konservativen in der CDU - macht eines überdeutlich: Selten war die Kluft zwischen Volk und Regierung wie auch zwischen Volk und publizistischer Nebenregierung größer als heute. Sarranzins Kernthesen treffen zu. Sie sind wissenschaftlich untermauert und werden von einer weiteren Bestsellerautorin - der verstorbenen Richterin Heisig und für einen begrenzten Bereich, nämlich den der Ausländerkrimininalität - bestätigt. Beider Bücher stehen auf der Bestsellerliste Platz 1 und 2 und werden sich dort vermutlich noch lange halten.

Sarrazins Thesen werden von der Mehrheit der Bevölkerung geteilt. Auch die Mehrheit der Wähler von CDU,SPD, FDP und der Partei der LINKEN stimmen diesen Thesen zu. Die versammelte politische Klasse tut so, als sei alles in Ordnung, als beruhe der wachsende Unmut auf nur auf Illusionen, als hätte das Volk sich nur am Sonntagsbraten den Magen verdorben. Doch hinter dieser Ignoranz steckt  zynisches Machtkalkül. Denn wen sollten die frustrierten CDU, SPD, FDP und LINKE-Wähler denn wählen?

So wurschtelt man also weiter und pflegt die persönlichen Hobbys, zu denen vor allem die Pflege der linksliberalen Schickimickiszene gehört, der man sich selbst zurechnet. 

Aber dieses System könnte schneller zusammenbrechen, als die hochmütigen Politikaster und die arroganten Chefredakteure meinen. Ein Blick nach Italien könnte helfen. Wo blieb die Democrazia cristiana? Nur noch eine kleine Splittergruppe trägt den ehrenvollen Namen dieser Partei. Wo blieben die einst starken Kommunisten? Dito. 

Was wäre denn wenn. Was geschähe, würde in Deutschland ein Geert Wilders auftreten. Dessen PVV ist mittlerweile nach den Umfragen die stärkste Partei mit 32 % der Wählerstimmen. In Deutschland wurde gerade ein CDU-Politiker aus der Fraktion im Berliner Senat gefeuert, weil er es gewagt hat, diesen "Rechtspopulisten" nur zu einer Diskussion einzuladen. Hatten wird nicht mal eine Diskussion, ob man nicht Österreich aus der EUdSSR werfen müsse, weil die ÖVP dort mit Haider koalierte? Auch in Österreich schreiten die "Populisten" von Wahlerfolg zu Wahlerfolg.

Wie siehts denn aus? Was geschähe, würde die Bundesregierung das Volk an der Entscheidung beteiligen, ob die Türkei der EUdSSR beitreten soll. Jeder weiß, daß eine krachende Niederlage die Folge wäre. Was wäre geschehen, hätte man das Volk über den Lissabon-Vertrag entscheiden lassen. Dito. Was ist Volkes Meinung zum Lieblingshobby der linksliberalen Politikasteria - der Schwulenehe oder dem Adoptionsrecht für Schwule. Kalifornien läßt grüßen. 

Ich will ja nicht vergessen, daß dies ein chrislticher Blog ist, und deshalb möchte ich schon zum Schluß was sagen, zu der Christin, die in diesem Scheißspiel niedergemacht wurde. Wer hat eigentlich die ollen Verlautbarungen ausgegraben der beiden Vertreter des Bundes der Vertriebenen? Wer hat eigentlich diese völlig überflüssige Diskussion vom Zaun gebrochen? Und wer schließlich hat das Protokoll der Fraktionssitzung an die Öffentlichkeit lanciert aus dem offenbar einzigen Grund, Frau Steinbach zu desavouieren, wohlwissend, daß die Scharfrichter der political Correctness von Claudia Roth bis Herrn Kramer von dem anderen ZK ihren Kopf fordern würden?

Frau Steinbach hat ja vor Jahren schon einmal das Weite gesucht, als die EKHN gegen den erbitterten Widerstand der konservativen Protestanten die "Einsegnung" schwullesbischer "Lebenspartnerschaften" einführten, Erika Steinbach verließ damals die Landeskirche und ging zur SELK.

Wie muß sich jemand fühlen, der nun erneut ausgegrenzt wird? 

Gäbe es Alternativen in Gestalt einer christlich-konservativen Partei, deren Profil von Menschen wie Steinacker, Merz, Kirchhoff geprägt würde, gäbe es eine sozialdemokratische Partei, die Menschen wie Buschkowsky und Sarrazin nicht nur nicht ausgrenzt, sondern sie auch anhört, gäbe es eine liberale Partei, die sich um die Menschen kümmert, die die Arbeit machen, die Kinder großziehen, die Steuern zahlen und sich an die Gesetze halten, die ausgemerkelte Republik könnte morgen zu Ende sein.

Die Democrazia cristiana ging 1993 nicht deshalb unter, weil sie freiheitlich, konservativ und christlich war, sondern weil sie es nicht mehr war. Der Dreiklang der politischen Grundwahrheiten auf die sich die DC berief, Nation, Familie, Freiheit ist moderner als - um Dutschke zu zitieren - die Charaktermasken der herrschenden Politikasterclique glauben.

Donnerstag, 9. September 2010

Ausgemerkelt


Bestellt hab ich DAS BUCH ja, und hoffe inständig, daß es von einem Boten mit hochgeschlagenem Mantelkragen und in einem NEUTRALEN Umschlag geliefert wird. Tja so ändern sich die Zeiten, als ich noch jung war (das ist so vierzig Jahre her) bekam man die Kondome in einem neutralen Umschlag und trug die Bücher offen mit sich herum. Heute prangen an jeder Ecke RIESENPLAKATE mit GIGANTISCHEN Kondomen, aber Bücher kriegt man nur noch unter dem Ladentisch.

Vor wenigen Tagen war ich Ohrenzeuge eines Gesprächs in einem Buchladen. Kundin: "Ist der Sarrazin wieder da?" Verkäuferin: "Ja, ausgelegt ist der bei uns nicht, aber ich glaube wir haben eine Lieferung bekommen, ich weiß es aber nicht so genau." Kundin: "Lassen Sies gut sein, ich glaub sowieso nicht mehr, daß ich den noch zu kaufen kriege, der wird bestimmt bald verboten."

Die Frau war völlig ernst, kein Anflug leiser Ironie.

Mittlerweile ist wohl das nächste Opfer der Sarrazin-Hysterie zu beklagen. Erika Steinbach hat Angela Merkel den Bettel vor die Füße geworfen. Sie fand (u.a.) den Umgang mit Sarrazin einfach Scheiße. Keine Böcke mehr, das konservative Feigenblatt einer ausgemerkelten CDU zu spielen.

Hört man die Schnulzensänger der 68er-Westalgie, herrschte in den fünzigern eitel Finsternuß, bis der Luziferus des 68er-Genies die dumme, dunkle, dumpfe Welt der Adenauerzeit erleuchtete, und der Wind of Change den "katholischen Mief" hinwegblies.  Rückblickend und nicht nur als Kind der 50er, sondern auch als politisch interessierter und leidlich informierter Mensch sehe ich die 50er Jahre als die wohl freieste, kreativste Periode der Republik, eine Zeit nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch geistiger Prosperität.

Erstaunlich, daß dagegen in einer Gesellschaft wie der heutigen, in der alles beliebig, alles frei wählbar ist, sogar das eigene Geschlecht, die freie Meinungsäußerung, jedenfalls eine Meinung, die nicht mit dem Mainstream konform geht, zum existentiellen Risiko wird. Herman, Mixa, Sarrazin, Steinbach. Wer ist wohl der nächste, der unters Fallbeil muß?

Freitag, 3. September 2010

Jetzt ist alles Klar: Renate Künast ist ein Alien!


Wie konnte ich das nur übersehen! 15 Jahre habe ich einer Partei angehört, deren Farbe ausgerechnet GRÜN ist. Die Farbe der Hoffnung? Hah! Noch nie was von GRÜNEN Männchen gehört? Und das Aliens GRÜNES BLUT haben, weiß doch jeder! Schon mal einen Romulaner gesehen, der sich in den Finger geschnitten hat? Eben! Der Hinweis ist doch eindeutig!

Klar, daß das dumme Fußvolk sich vorwiegend aus Humanoiden rekrutiert. Aber vor der VÖLLIGEN GEISTIGEN ÜBERNAHME bin ich wahrscheinlich nur deshalb bewahrt worden, weil ich vor 15 Jahren aus der Partei ausgetreten bin, bevor die Nanoprobes, die mir wahrscheinlich bei jedem Bundesparteitag clandestin injiziert worden wären, ihr Werk verrichtet hätten. Ich stand kurz vor der Wahl zum BUNDESDELEGIERTEN! Gerade noch bin ich vor der GEISTIGEN ÜBERNAHME bewahrt worden!

Inzwischen ist auch klar, daß selbst erheblichE Teile der Bevölkerung, nämlich die GRÜN(!!!)-WÄHLER geistig übernommen sind. Wie haben die GRÜNWÄHLER die letzte Umfrage zu Sarrazins These beanwortet, daß die türkischen und arabischen Einwanderer zu erheblichen Teilen weder integrationswillig noch integrationsfähig sind? 69% SIND DAGEGEN!!!! Während die CDU-, SPD-,FDP- und LINKE-Wähler dieser These ZUSTIMMEN!!!

SOWIESO IST SARRAZIN AUCH EIN ALIEN!!! Der Name sagt doch schon alles. SARAZENE! Vorgestern die Sarazenen, gestern die Türken, heute die Araber, morgen die ROMULANER!!! Die wollen doch nur wissen, ob auch der letzte REST XENOPHOBIE getilgt ist. ÜBERHAUPT IST DAS GANZE BOHEI EIN TEST, WIE WEIT DIE GEISTIGE ÜBERNAHME SCHON FORTGESCHRITTEN IST.!!!! BERLIN steht kurz vor der Übernahme!!! Nach der letzten Umfrage haben die GRÜNEN(!!!)  in Berlin schon 27%!!!! "GRÜNE planen großen Angriff auf das ROTE Rathaus." DAS SAGT DOCH SCHON ALLES! GRÜN GEGEN ROT!

Aber jetzt haben sie sich verraten: dies ist der Beweis: RENATE KÜNAST IST EIN ALIEN! Schon die eigentümlich Physiognomie von Renate ist ein deutlicher Hinweis. Diese vorgeschobene Kinnpartie! Die eigentümlich HOHE STIRN, hinter der sich wahrscheinlich ein auf Nanotechnologie basierendes künstliches Gehirn verbirgt, daß uns WEIT, WEIT ÜBERLEGEN ist!

Schon vor mehr als einem Jahr fiel mir auf, daß Renate offenkundig darauf eingestellt ist, daß ihre ÜBERLEGENE RASSE  über WARP-TECHNOLOGIE und die Technik des BEAMENS verfügt, denn wie kann man das folgende Reiseprogramm ohne diese Technologie absoliveren:
An meinem letzten Tag reise ich morgens nach Vancouver-Island in Kanada zu den Walen. Stundenlang werde ich diese unglaublichen Urtiere vom Schiff aus beobachten.
Auf der Rückreise nach Europa blättere ich in einem meiner Gartenbücher. Ich lese in den letzten Stunden keine Buchstaben mehr, sondern spaziere in Gedanken durch die kontemplative Stimmung japanischer Steingärten und englischer Landschaftsgärtnerei.
Alles in 24 Stunden? Berlin-Vancouver-Reise nach Vancouver-Island-Berlin? Das geht nicht mal mit Überschall!!! Sondern bloß mit einem privaten Raumgleiter mit WARP-TECHNOLOGIE!!! IN WIRKLICHKEIT kreist wahrscheinlich schon längst ein ROMULANER-Raumschiff um die Erde, das den RENATE-KÜNAST-ROBOTER an Bord zurückbeamt und durch die wahre Renate Künast ersetzt, wenn Renate erst einmal die WELTHERRSCHAFT übernommen hat.

Dem letzten NAIVEN sollte mittlerweile klar sein, was los ist, nachdem sich der RENATE-KÜNAST-ROBOTER verplappert hat, und überall rumerzählt, daß er das Buch von SARRAZIN auf der Bahnfahrt von Hamburg nach Berlin gelesen hat! Das sind laut Fahrplan 99 Minuten! 4,686868686869 Seiten PRO MINUTE! Und das ist in Wahrheit gelogen. Ein Alien braucht für so ein Buch wahrscheinlich höchstens 10 Nanosekunden um es auswendig zu scannen!

Hat einer von Euch die Telefonnummer von Cpt. Kirk?

Donnerstag, 15. Juli 2010

Nicht die Gläubigen verlassen uns...

sondern die Ungläubigen.

Ich widerspreche nur ungern (gelogen; ich widerspreche von Berufs wegen), jedenfalls widerspreche ich ungern Alipius. Aber diesmal muß es sein. Ich widerspreche der These - die wohl eher eine Vermutung ist - daß uns die "Gläubigen" verlassen. Gemeint ist es sicher anders, aber die Wortwohl ist irreführend. Nicht die Gläubigen verlassen uns, sondern die Ungläubigen. Nicht die verlassen die katholische Kirche, die sich den Katechismus zu Herzen nehmen, ihrer Sonntagspflicht genügen und darüber hinaus noch viel mehr tun, die den Heiligen Vater in Rom nicht nur so nennen, sondern ihn auch dafür halten. Die verlassen die Kirche, deren Bindung an den Glauben ohnehin schwach ist, und die Zahl dieser eher Ungläubigen als Gläubigen ist in Deutschland hoch.

In Deutschland bezeichnen sich nur 43 % der Bevölkerung als religiös, weit weniger als formal einer Kirche oder Religionsgemeinschaft (66 %) angehören. Es sind diese reliös eher indifferenten, die in Krisenzeiten wie diesen geneigt sind, die Kirche zu verlassen.
Ob jemand einen Kirchenaustritt erwägt, hängt in erster Linie von seinen religiösen Bindungen ab. Konfessionsmitglieder mit starker religiöser Verankerung sind kaum für Austrittsgedanken anfällig, dagegen sehr wohl diejenigen, in deren Leben Religion eigentlich keine nennenswerte Rolle spielt. Von den Konfessionsmitgliedern, für die der Glauben eine große Rolle spielt, haben 9 Prozent schon einmal an einen Austritt gedacht, von den religiös völlig Indifferenten 69 Prozent.
Sagt uns Allensbach.

Noch einer weiteren Alipius-These bin ich geneigt zu widersprechen.
wo der schwindende Katholizismus ein Vakuum entstehen läßt, drängt das nach, was am nächsten sitzt. Und das ist zumindest in Europa immer noch der Protestantismus.
Die These widerspricht den nackten Zahlen der Statistiker. Der Kirchenaustritt führt nur in den seltensten Fällen zu einer anderen Kirche, in den meisten ins Vakuum. Und noch immer hat die Ev.Ki. mehr mit Austritten zu kämpfen, als die katholische.Kirche. Wie nicht nur bei Allensbach. nachzulesen, ist die religiöse Bindung der Protestanten geringer als die der Katholiken und das wachsende Spektrum der Konfessionslosen speist sich vor allem aus dem protestantischen Reservoir. 19 % der Konfessionslosen war einmal katholisch aber 35 % waren evangelisch.

Die religiöse Lücke wird - Standarthema dieses Blogs - vielmehr gefüllt mit der Sakralisierung der Person, der Gesellschaft und der Politik. Die Sozialisten hatten schon immer den Nimbus einer ersatzreligiösen Bewegung. Bekanntlich rettet uns keine höhres Wesen. Und die Ökos habe ich schon deshalb weit hinter mich gelassen (ich habe es getragen fuffzehn Jahr), weil der pseudoreligiöse Glaube an die Reinheit und Wahrheit eines in weiten Teilen aus den 70er Jahren stammenden Programms alles überstrahlt, vor allem die politische Vernunft.

Nicht zuletzt dürfte der Eso-Boom vom Nachlassen der Bindungswirkung der Religion profitieren, was ja - siehe Court de Gébelin und seine Jünger - schließlich schon immer so war.

Und schlußendlich protestiere ich - jawoll - gegen die These, wir beobachteten eine "Protestantisierung" der Kirche. In liturgischer Sicht mag dies stimmen, in ethisch-moralischer Sicht stimmte das noch nie. Schon Max Weber hat in seiner zugegeben milde antikatholischen Studie über Protestantismus und Kapitalismus darauf hingewiesen, daß der "moralische Rigorismus" der Calvinisten stärker ist, und immer stärker war, als der der in gewisser Weise stets geduldigeren und liberaleren katholischen Kirche.

Kandidierte nicht gerade vorgestern ein *piep*liberaler Pro-Choice-Katholik (Kerry) gegen einen in ethischen Fragen wesentlich standhafteren Pro-Life-Protestanten (Bush)?

Sicher, die mehrheitlich *piep*liberale Landeskirche kann man in fast jeder Hinsicht in der Pfeife rauchen, doch es gibt Traditionen und Vereine, die eine aufrecht-christliche Haltung pflegen. Auf das flammende Plädoyer evangelischer Diakonissen für das Zeichen der Ehelosigkeit habe ich ja schon hingewiesen. Und auf die Lehren des Kulturkampfes. Da waren es durchaus nicht die Protestanten, die gegen die Katholiken "auf der anderen Seite der Barrikade" standen. Und das Zentrum war zwar mehrheitlich katholisch, aber keinesfalls eine Konfessionspartei.

Wir sollten uns klar machen, daß Christen entgegen den Mitgliedsstatistiken in unserem Land längst eine kleine Minderheit darstellen, bedauerlicherweise vor allem unter den Jüngeren. Doch das Bewußtsein, eine Minderheit zu sein, kann auch Motor einer religiösen Gegenbewegung sein. So steigt die Identifikation mit der eigenen Kirche bei den verbliebenen Protestanten wie Katholiken:
Am Beginn der neunziger Jahre verbanden 52 Prozent der Konfessionsmitglieder mit ihrer Mitgliedschaft die Möglichkeit, zum Beispiel die Heirat und die Geburt eines Kindes gebührend zu feiern, heute 65 Prozent. Ruhe, Gelegenheit zu Reflexion und Meditation sahen zu Beginn der neunziger Jahre 25 Prozent als Gratifikation ihrer Kirchenmitgliedschaft, heute 39 Prozent. Der Anteil, der aus seiner Kirchenmitgliedschaft Trost in schwierigen Lebensmomenten zieht, hat sich von 25 auf 33 Prozent erhöht.
Und gerade unter den Jugendlichen, die in ihrer Altersgruppe noch mehr zu einer religiösen Minderheit gehören, als die Älteren, wächst neue Stärke, die das Überleben der Religion wahrscheinlicher scheinen läßt, als ihr, wie es Marx nannte, "Absterben".
Die Minderheit der religiösen jungen Menschen unter 30 Jahren unterscheidet sich in vieler Hinsicht von den religiös indifferenten Altersgenossen: durch eine stärkere Familienhinwendung, ein überdurchschnittliches soziales Verantwortungsgefühl, Aufgeschlossenheit, Bildungsorientierung und eine signifikant größere Bereitschaft, sich mit gesellschaftlichen Entwicklungen wie mit Fragen nach dem Lebenssinn auseinanderzusetzen, sowie unterdurchschnittlich ausgeprägten Materialismus.
Unter der jungen Generation sind die Christen in einer ähnlichen Lage wie es die Christen am Beginn des christlichen Zeitalters waren. Sie waren in der Minderheit, aber sie waren Anhänger einer zukunftsfähigen Moral, sie waren sozial verantwortlicher, politisch engagierter, gebildeter und leistungsfähiger als die Anhänger einer zum Sterben verurteilten Kultur. Die Kultur des Todes ist selbst nicht überlebensfähig.

Mittwoch, 30. Juni 2010

Lieber Lutheria als Cafeteria


Wer hats erfunden? Den Tin-grin mein ich. Ich würde mal auf Dale Carnegie tippen. Ja, den, den Bob Dylan mit seinem "How to win friends and influence your uncle" veralbert hat. Seitdem grassiert die Seuche, die zu einer chronischen Verunstaltung der Gesichts-Züge unschuldiger Menschen führt, vor allem in Nordamerika. Nancy Pelosi ist offenkundig eines ihrer bedauernswerten Opfer. Besonders intensiv grassiert diese grausame Form dauerhafter Gesichtsmienenentgleisung, wie eine kurze internet-Recherche zeigt, offenbar in Kreisen der sogenannten cafeteria-catholics. Möglichweise hilft eine Botox-Ganzkörpertherapie.

Aber das lenkt mich vom Thema ab: DIE WAHL. Haben wir da nicht geradezu eine Karikatur des Cafeteria-Katholiken als Kandidaten der Christliberalen? Nicht nur, daß unser herzallerliebster Möchtegern.Präsident Wulff seine gleichaltrige Ehefrau und Mutter seines Kindes alleingelassen hat, um sich einer Jüngeren zuzuwenden - eine mortal sin, wie der Amerikaner sagt - , daß er meint, sich zu drängenden Reformanliegen der katholischen Kirchel äußern zu müssen, wie dem sogenannten Zwangszölibat - klar dagegen - und der Zulassung von Frauen zu Weiheämtern - klar dafür -, nun stellt sich auch noch heraus, daß - horribile dictu - der "Kleine Prinz" sein Lieblingsbuch ist.

DAS IST EINDEUTIG ZUVIEL!!!!

Diese gräusliche Sammlung von AllzweckAllerweltsGlückskekssprüchen, die ich inzwischen in deutschen reformliturgischenHolyghostevents bis zum Überdruß verkostet habe. Daß ich - des Allzuguten Allzuzuckrigsüßen überdrüssig - nur noch heftiges Arschzwicken verspüre, wenn ich dieses Buchs und seiner ubiquitären Bilder- und Sprücheseligkeit auch nur von GANZGANZWEIT ansichtig oder anhörig werde.

Schade, daß es der andere leider nicht wird. Auch wenn ich Gauck´s Sexleben ebensowenig goutieren kann wie Wulff´s - immerhin kann es ja beidesmal durch ein ungnädiges Schicksal bedingt sein - so habe ich den kantigen und offenkundig zu selbständigem Denken fähigen älteren Herrn doch schätzen gelernt. Einer der dem Volk nach lutheranischer Altvätersitte zwar aufs Maul schaut, aber nicht nach demselben redet. Der sich in Sachen Afghanistan linkspopulistischer Sprüche enthält, und den verlogenen Neopazisten der SED-PDS-Linken vorhält, daß ihnen keiner ihren neuentdeckten Pazifismus abnimmt, wo sie jahrzehntelang doch jeder Befreiungsarmee zujubelten, und sei sie noch so blutrünstig. Einer, der am eigenen Leib verspürt hat, daß die DDR doch gewiß eines war, ein Unrechtsstaat nämlich, und das auch ohne Rücksicht auf rotrotgrüne Ambitionen unverblümt zu sagen wagt.

Aber genau deshalb darf er´s nicht werden. Ist er doch Kandidat, weil SPD und Grüne CDU und Liberale vorführen wollte. Dabei führt er eigentlich seine Unterstützer vor. Kann Rotrotgrün denn Schlimmeres passieren, als die Wahl des langjährigen Leiters der Gauck-Behörde? Einer, der vom allerhöchsten Olymp der Republik mit schöner Regelmäßigkeit und höchst sachkundig verkünden wird, daß man sich die sogenannte Linke, wie wir im hohen Norden so sagen, mit der Mistforke vom Leib halten sollte.

Kann nicht im Ernst die Absicht von Rotgrün gewesen sein, die in ihrem Linkstraditionalismus doch mindestens genau so bräsig dumpf denkt und handelt, wie unser Hosenanzugskabinett in Personalfragen.

P.S. HOOORAY! WULFF SCHEITERT IM ERSTEN WAHLGANG!

P.P.S. Auch im zweiten Wahlang reicht es nicht für Wulff. Aber mit 15 Stimmen mehr für Wulff und 9 Stimmen weniger für Gauck im zweiten Wahlgang zeichnet sich das Ergebnis schon ab. Daß die "Linke" über ihren Schatten springt, wie Gabriel hofft, glaubt er wohl selbst nicht. Ein paar Luc Jochimsen-Wähler sind aber offenbar über ihren Schatten gesprungen und haben jedenfalls nicht Jochimsen gewählt. Daß es noch mehr werden, glaub ich im Leben nicht. Dafür sitzen in der Versammlung zuviele Apparatschiks und zu wenig Personen, die es gewohnt sind, selbständig zu denken. Die Linke ist verbohrt, die CDU unbeweglich und denkfaul. Sie wird die Chance, die Linke endgültig auszuschalten, wieder einmal verpassen. Wenden wir uns also wieder dem Fußball zu. Dort wenigstens gibt es ein paar junge und gar nicht denkfaule Menschen, die in der Lage sind, Vorlagen in Torchancen umzuwandeln.

P.P.P.S Die Linke hat ihre Kandidatin zurückgezogen und angekündigt, sich im dritten Wahlgang zu enthalten. Auf daß der Mainstream obsiege. Immerhin haben ein paar Dutzend Mandatsträger geistige Beweglichkeit zeigen können. Aber ein kleines Fünklein Hoffnung bleibt. Daß nämlich doch ein paar mehr noch nicht tun, was sie nach Meinung ihrer Parteiobern tun sollen. Aber dazu war ich zulange im Politikgeschäft, als daß ich nicht wüßte, daß diese Hoffnung geradezu mikroskopisch klein ist.

Freitag, 18. Juni 2010

Katholische Renaissance


Schon bemerkenswert, daß zwei der beliebtesten Politiker Europas zum katholischen Hochadel zählen. Dieses hier wäre nun das Konterfei eines Herrn, der sich im Umgang mit der veröffentlichten Meinung schlicht Karel Schwarzenberg nennt. Karel- bleiben wir einen Moment bei diesem Alias - wurde mit seiner Familie 1948 aus Tschechien vertrieben. Nach der Wende konnte Karel Schwarzenberg, der den antikommunstischen tschechischen Widerstand lange unterstützt hatte, zurückkehren, stieg zum Kanzler des Staatspräsidenten Havel auf, wurde Senator, schließlich Außenminister. Karel gilt als Mitbegründer der bei den letzten Wahlen sehr erfolgreichen TOP 09 als beliebtester Politiker Tschechiens.

Nun ist Karel allerdings nur ein Pseudonym, denn wie es sich für den alten Adel gehört begnügt sich Karel eigentlich nicht mit einem einzigen Vornamen, schon gar nicht mit einem einzigen Titel.

Für die, die sich einen Spaß daraus machen, ellenlange Namen auswendig zu lernen. Karel heißt mit vollem Namen und Titel "Seine Durchlaucht Karl Johannes Nepomuk Josef Norbert Friedrich Antonius Wratislaw Mena Fürst zu Schwarzenberg, Graf zu Sulz, gefürsteter Landgraf im Kleggau und Herzog zu Krummau." Und nun tief Luft holen, es folgt der zweite, äußerst beliebte adelig-katholische Politiker Europas.

Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg.

Wenn mir jemand nun erklären kann, warum der Hochadel stets mindestens neun Vornamen trägt, wäre ich sehr verbunden. Wobei natürlich einmal Freiherr nicht so viel hermacht, wie Fürst, Graf, gefürsteter Landgraf und Herzog.

Bei der letzten Bundestagswahl war Karl-Theodor usw.usf. mit 68,1 % der Erststimmen übrigens bundesweit absoluter Spitzenreiter. Absoluter Spitzenreiter ist Karl-Theodor usw.usf. sowieso bei den Damen, aber auch bei den Bundesbürgern, dort liegt er seit geraumer Zeit stets an der Spitze der Politiker-Beliebtheitsskala.

Die beiden Familien sind seit langer Zeit verbunden. Karl-Theodors Urgroßonkel Karl Ludwig, einer der maßgeblichen Personen des Kreisauer Kreises war mit Therese Prinzessin zu Schwarzenberg verheiratet. Therese Maria Ida Benedikta Huberta Stanislava Martina Prinzessin zu Schwarzenberg, um genau zu sein.

Gute Voraussetzungen für eine katholische Renaissance. Wenn nur diese ellenlangen Namen nicht wären.

Samstag, 20. März 2010

Ein päpstlicher Hirtenbrief und "How to be a jewish journalist"

Eines der wundervollsten und humorvollsten Bücher über die stets schwierige Beziehung von Müttern und Söhne ist für mich Dan Greenburgs "How to be a jewish mother". Selbstverständlich hab ich mich unterstanden, meiner geliebten Mutter dieses Buch zu Weihnachten zu schenken, auch wenn die im Greenburgschen Sinne zweifellos eine ganz und gar jüdische Mutter war (selbstverständlich im geistlichen Sinne, auch wenn ich mich manchmal gefragt habe, ob in unserem Familienstammbaum nicht vielleicht doch eine Angehörige des auserwählten Volkes verantwortlich war für ihre völlig unfriesischen kastanienbraunen Haare und bernsteinfarbenen Augen, manchmal wurde so etwas gemunkelt).
Kurz gesagt ist eine jewish mother dadurch zu charakterisieren, daß es ihr stets gelingt auch dem aufmerksamsten, liebevollsten, stets um sein Mütterlein besorgten Sohn zu vermitteln, daß er seine arme alte Mutter sträflich vernachlässigt, wo er unter anderem sogar ihre Telefonnummer vergessen hat, weil er sie niemals anruft.

Etwas so: Mutter schenkt ihrem angebeteten Sohn zwei nicht soo sonderlich kleidsame Hemden. Der stets um sein Mütterlein besorgte Sohn trägt selbstverständlich eines dieser Hemden, wenn Mutter zu Besuch ist, um dann einen traurigen Blick zu ernten: "Und das andere Hemd gefällt Dir wohl gar nicht?" (Das Beispiel hat Paul Watzlawick so begeistert, daß er es in sein Buch "Anleitung zum Unglücklichsein" aufgenommen)

Nun, diesem Muster folgt offenbar die Beziehung des deutschen Papstes und der deutschen Journalisten, denn auf den mit Spannung erwartete Hirtenbrief des Papstes zu den wohlgemerkt irischen Mißbrauchsfällen und an die irischen Katholiken reagiert die deutsche Qualitäts- und Staatspresse "enttäuscht" und nahezu unisono mit "Papst äußert sich mit keinem Wort zu den Fällen in Deutschland"; "Papst schweigt zu Mißbrauchsfällen in Deutschland"; "Kein Wort zu Deutschland"; "Papst schweigt zu Mißbrauch in Deutschland."; "Papst schweigt zu Deutschland.". Ja führt Euch, liebe Schreiberlinge, denn ein ghostwriter die Feder? S´wird wohl der Zeitghost sein.

Da erscheint vor meinem geistigen Auge mein armes, altes Mütterlein, wie sie mich aus ihren bernsteinfarbenen Augen trauerumflort und ganz ganz traurig anblickt "und das andere Hemd gefällt Dir wohl gar nicht?". Ja und offenbar habe ich ihre Telefonnummer vergessen. Jüdische Mütter erwarten eben, daß sie für den Sohn, den sie mit Schmerzen geboren und mit Mühen aufgezogen haben, für den sie auf alles verzichtet haben, der Mittelpunkt dieser Welt sind. So wie deutsche Journalisten erwarten, daß für den deutschen Papst sein nicht sonderlich inspirierendes Vaterland nebst seiner milde verblödeten Journaille der Mittelpunkt der Welt ist.

Vielleicht läßt sich ja einer unserer begabten Blogozesen-Schreiber zu einem netten Essay inspirieren. "Der deutsche Papst und die deutsche Presse: How to be a jewish journalist."

Der griechische Ganymed-Mythos diente Platon zur Verherrlichung der zu seiner Zeit vor allem unter griechischen Aristokraten weitverbreiteten Ephebophilie. In deutschen Reformschulen soll ja vor allem das hellenische Erbe ganz besonders liebevoll gepflegt worden sein. In geistlicher und leiblicher Hinsicht, so to say.

Donnerstag, 28. Januar 2010

Politisch Verfolgte genießen Asylrecht - in Amerika

Endlich hat es die Bundesrepublik nach jahrelangen Bemühungen geschafft, in die Liga der Verfolgerstaaten aufzusteigen, insbesondere der Staaten, in denen eine Verfolgung aus religiösen Gründen stattfindet. Seit´ an Seit´ mit Nordkorea, dem Iran, der Volksrepublik China, Somalia, den Malediven etc., gehört die Bundesrepublik nunmehr zu einem erlesenen Club. Zu einem vorderen Platz auf dem Welt-Verfolgungs-Index wirds nicht reichen, aber immerhin, man ist auf dem besten Weg.
Jedenfalls gab ein amerikanischer Richter am 26. Januar dem Asylantrag der deutschen Familie Romeike statt, die aus der Bundesrepublik geflüchtet waren, nachdem sie über mehrere Jahre vergeblich um die Erlaubnis nachgesucht hatten, ihre Kinder außerhalb des staatlichen Schulsystems selbst unterrichten zu dürfen. Ihnen ging es um die fehlende Vermittlung christlicher Werte, um den Zwang zum Sexualkundeunterricht, um Mobbing und Gewalt. Schließlich stand die Polizei vor der Tür, die die Kinder zwangsweise in die zuständige Staatsschule abführte. Ein Antrag an das Bundesverfassungsgericht blieb erfolglos und brachte den Romeikes lediglich eine höchstrichterliche Warnung ein, daß man ihnen womöglich das Sorgerecht entziehen könnte.
Der zuständige us-amerikanische Richter urteilte nun, daß das Verfolgungsmerkmal der Zugehörigkeit zu einer besonderen sozialen Gruppe zutreffe.
"Menschen, die ihre Kinder zu Hause unterrichten wollen, sind eine besondere soziale Gruppe, die die deutsche Regierung zu unterdrücken versucht."
So - juristisch völlig korrekt das zuständige Gericht. Blamiert fühlt sich in Deutschland aber nun offenbar niemand, vielmehr müssen sich die Romeikes die geballte Kritik der veröffentlichten Meinung anhören - sofern sie überhaupt noch deutsche Zeitungen lesen.
Für mich bestätigt dieses Urteil meine alltägliche Erfahrung, daß die deutschen Behörde einschließlich der meist willfährigen Verwaltungsgerichtsbarkeit an Verbohrheit, Weltfremdheit, und Starrsinn weltweit kaum zu übertreffen sind.
In den USA werden rund 2 Millionen Kinder aus diversen Gründen von ihren eigenen Eltern selbst beschult. Wie alle anderen beteiligen sie sich an den Abschlußprüfungen der kommunal geführten Highschools - und schließen im Durchschnitt meist weit besser ab, als ihre staatlich "beschulten" (so heißt das wirklich im deutschen Behördenjargon, ich schwör´s) Mitprüflinge. Um das berühmte Kindeswohl kann´s da ja dann offenbar nicht gehen. Eher schon um die preußisch-staatssozialistische Macke der deutschen Anhänger des vormundschaftlichen Staates.

Sonntag, 11. Oktober 2009

Verpaßte Chance?

   Eine der Merkwürdigkeiten im Zusammenhang mit der Verleihung des FNP an Barack Obamao ist, daß keiner der Auguren Obama im Ernst auf dem Zettel hatte. Andere waren im Gespräch, zum Beispiel Prinz Ghazi bin Muhammad bin Talal, der jordanische Kronprinz, dessen ebenso entspannter wie intelligenter Auftritt beim Besuch des Heiligen Vaters im Heiligen Land ich ja schon einmal kommentiert habe. Heute dürfte es auf muslimischer Seite wohl keinen geben, der sich um den Austausch zwischen Christen und Muslimen in ähnlicher Weise verdient gemacht hat.
   Aber vielleicht ist es ja ganz gut so. Der Friedensnobelpreis, oder besser die, die ihn verleihen, sind nach Jahrzehnten einer vom Zeitgeist, wie sie offen zugeben, von der Ideologie der political correctness oder schlichter Ignoranz geprägten Verleihungspraxis weitgehend kompromittiert. Mit diesem Preis kann sich nach all den Fehlgriffen des Kuratoriums niemand mehr blicken lassen. 

Samstag, 6. Juni 2009

Europawahl. Oke, oke.


Langweilige Wahlspots mit dem obligatorischen Kindchen mit den obligatorischen Blümchen mit der obligatorischen sonoren Männerstimme mit den obligatorischen volkspädagogischen Sprüchen kann ich absolut nicht ab. Dennoch werde ich morgen diese Langeweiler-Partei wählen, weil sie in Deutschland die einzige ist, die uns vor der Allmacht der Eurokraten bewahren könnte. Auch wenns für die 5% - Klausel wohl nicht reichen wird.