Freitag, 27. Februar 2009

Ein antipapistischer Haßprediger

   Das Zitieren von Aussagen Dritter ist nicht ungefährlich, wie der Papst ja anläßlich seiner Regensburger Vorlesung feststellen mußte. Jedenfalls, solange man nicht bloß den Papst und den "konservativen" Katholizismus durch den Kakao zieht, beleidigt und lächerlich macht. Dann ist es ganz ungefährlich, hat man doch die traditionell antipapistische deutsche Öffentlichkeit - mittlerweile auch die katholische -  geschlossen hinter sich.
   Einstmals, gab es da den Narren, der es wagte, Kopf und Kragen zu riskieren, um den Herrschenden die Meinung zu sagen. Die heutigen Witzbolde riskieren nichts, außer, daß keiner ihre Scherze, in denen sie sich nicht über die Mächtigen, sondern die Ohnmächtigen lustig machen, noch lustig findet.
   Un so macht sich ein deutscher - katholischer - Pfarrer - indem er "nur" zitiert - auf den deutschen Papst seinen Reim:
"Was glauben Sie, was der Papst ist“, fragte er ungeniert,
es ist Zitat, nicht ich bin es der Euch pikiert,
Er sei ein Narr, das stünde außer frage, mit weißem Schopf
trage er drei Kronen auf einem Kopf.
Die Tiara kommt offenbar zu neuen Ehren in unsren Tagen,
nicht daß der Papst sie würde wieder tragen,
aber der dreifach Narretei im Vatikan macht niemand ein Ende,
dreifach schlagen sich unsre Feinde in die Hände.
Erstens: Der Papst gestattet den Traditionalisten die Messe, wie sie war vorm Konzil
das war kein kultursensibles Sprachen-Spiel,
die verfolgen hinter der Fassade der alten tridentinischen Liturgie,
mit Geschick und verschwörerischer Manie,
das Anliegen revanchistisch vor das Konzil zurückzukehren,
sie wissen gar nicht, was sie da lehren,
sind voller antijüdischer Repression,
und Hierarchisten, nicht mehr wirklich katholischer Konfession.
Schon bin ich bei der Narretei Nummer zwei
Die Karfreitagsfürbitte ist im Reformpaket mit dabei,
man betet für die treulosen Juden und wird nicht einmal rot,
obwohl der Papst sie dann verbot,
hat er den Damm für diese unselige Bande geöffnet und es war eine Narretei,
zu glauben, daß auch nur ein einziger wäre bei denen dabei,
die das Konzil würden akzeptieren,
sie verstehen perfekt zu lavieren
und führen den Papst als Narren vor,
er wirkt nun wirklich wie ein Tor.
Nicht nur – Narretei Nummer 3 – Williamson brachte uns Schande,
sondern die ganze Piusbruder-Bande.
Ein Narr, wer denkt, sie würden sich in die Kirche einfügen,
es bereitet den Brüdern hingegen Vergnügen,
den Papst als Narren vorzuführen und den Eindruck zu erwecken,
daß er selbst hinter dieser „Geste“ tät stecken,
sie nötigten ihn und das war sein Fehler, daß er das mit sich machen ließ,
und die Geste der ausgestreckten Hand noch öffentlich pries,
obwohl er wissen musste, mit wem er es zu tun hatte,
schließlich war er es und Papst Johannes Paul die ihnen einst Grenzen setzten,
als sie das kirchliche Recht verletzten,
Die Verhöhnung der Tiara, die man in bildlichen Darstellungen, etwa in den Erstausgaben der Lutherbibel, der babylonischen Hure, dem Tier aus dem Abgrund und dem Drachen mit den sieben Köpfen aufsetzte, gehört zu den Klassikern der antipapistischen protestantischen Polemik.  Das Bild stammt aus der Ausgabe der Lutherbibel von 1534. Hochwürden Dr. Krenski hat sich ansonsten dadurch ausgezeichnet, daß er in seiner neuen Gottesdienstordnung drei Alltagsmessen und alle vierzehn Tage das Hochamt abschaffte, und sie durch eine Vielzahl zielgruppenorientierter "Events" ersetzte.

Dienstag, 24. Februar 2009

Gelübde

   Das Neue Jahr beginnt bekanntlich mit guten Vorsätzen (mit denen angeblich die Straße zur Hölle gepflastert sein soll). Die Fastenzeit beginnt mit Gelübden. (Z.B. 40 Tage kein Nutella mehr essen.)
   Oder die Prim, die Sext und die Komplet des Breviarium Romanum für mein liebes Eheweib (und wer es auch immer lesen, beten und singen mag) zu übersetzen, zu schreiben, zu formatieren und im pDF-Format abzuspeichern.
   Bei dieser Gelegenheit entdeckt, daß sich zwar auf dieser weiten katholischen Welt keine deutsche Übersetzung des "Iam lucis orto sidere" findet, wohl aber im Evangelischen Gesangbuch, und von Jochen Klepper.
Schon bricht des Tages Glanz hervor
Voll Demut fleht zu Gott empor
Daß was auch diesen Tag geschieht
Vor allem Unheil er behüt.

Er halte uns die Lippen rein;
Kein Hader darf uns heut entzwein
Er mache unser Auge frei
Und zeige, was da eitel sei.

Ringt um des Herzens Lauterkeit,
Legt ab des Herzens Härtigkeit
Des Fleisches Hoffart beugt und brecht
Und Trank und Speise brauchet recht

Auf daß, wenn dann die Sonne sinkt,
Und Dunkel wieder uns umringt
Wir ledig aller Last der Welt
Lobsingen dem im Sternenzelt

Lob dem, der unser Vater ist
Und seinem Sohne Jesu Christ
Dem Geist auch, der uns Trost verleiht
vordem, jetzt und in Ewigkeit. Amen
Das Bild zeigt den kunstvollen Einband eines alten Breviarium romanum

Montag, 23. Februar 2009

I think I will not hang myself to-day

   Ein hochinteressanter Nachtrag zu Küngs Artikel über die Demenz seines Freundes Walter Jens findet sich in der heutigen FAZ. Der Artikel referiert ein wütendes Buch des Sohnes von Walter Jens, Tilman Jens, in dem er sich mit seinem Vater und dessen Krankheit und dessen Haltung zum assistierten Selbstmord auseinandersetzt. Auch die Frau von Walter Jens, Inge Jens, hat in einem Nachwort zu Küng/Jens "Menschenwürdig sterben" Nachdenkliches geschrieben.
   Unbedingt zu lesen. 
   Zum Thema eine freihändige Übersetzung der Ballad of Suicide von Gilbert Keith Chesterton.
Der Galgen in meim Garten, hör ich die Leute sagen,
ist neu und nett und hat den richtgen Fall
ich zieh wie´n Kenner nach den Henkerskragen
wie einer ne Krawatte bindet für nen Ball
Doch als die Nachbarn -auf der Mauer -
tief Luft hol´n um "Hurra" zu schrein
packt mich ein jäher Skrupel .. ich erschauer
der heutge Tag wird doch mein Henkerstag nicht sein

Ja morgen, da wird Zahltag sein -
Der Säbel meines Onkels hängt im Saal -
ich seh ne Wolke pink und grau und klein -
Vielleicht ruft mich des Rektors Mutter nicht noch mal -
Ich würd mich freun zu hörn von Mr. Gall -
daß Pilze man auch anders kochen könnte fein -
Ich las noch nie das Werk von Juvenal -
der heutge Tag wird doch mein Henkerstag nicht sein

Auf dieser Welt wird jeder Tag ein Waschtag sein,
Die Dekadenten falln, und die Pedanten leiden Pein,
Herr H.G. Wells entdeckt, daß sich die Kinder freun,
und Bernard Shaw entdeckt, daß Kinder schrein,
Rationalisten werden bald noch rationaler sein,
Im Dicken Wald findst Du nen seltsam dunklen Rain,
so wundersam, daß selbst der Himmel scheint dir klein,
der heutge Tag wird doch mein Henkerstag nicht sein

Schluß

O Prinz, ich höre die Posaun´ des Germinal,
Der Schinderkarren rollt, ich hör den Pöbel schrein,
Noch heut da kommt - vielleicht - dein Prinzenhaupt zu Fall,
der heutge Tag wird doch mein Henkerstag nicht sein

Samstag, 21. Februar 2009

Mord, Modernismus und das goldene Zeitalter

   Hans Küng hat uns ja vor wenigen Wochen gemeinsam mit den üblichen Verdächtigen mit einem flammenden Aufruf gegen den Papst, und gegen den "Antimodernismus"  - also für den Modernismus - erfreut. Heute veröffentlicht er, angesichts des Siechtums seines engen Freundes Walter Jens, ein ebenso flammendes Plädoyer für den assistierten Selbstmord und erinnert daran, was er und Walter Jens vor einigen Jahren in einem gemeinsamen Buch forderten.
„Die Poesie, deren Wesen es ist, in Gleichnis und Bild eine ars vivendi zu lehren, sollte entschiedener als bisher die Partei jener ergreifen, die jenes fünfte Recht der Kranken und Sterbenden ins Blickfeld rücken, das Recht, nicht leiden zu müssen, sondern in Frieden und Würde sterben zu können. Millionen von Menschen könnten, wie Hans Küng und ich, gelassener ihrer Arbeit nachgehen, wenn sie wüssten, dass ihnen eines Tages ein Arzt zur Seite stünde: kein Spezialist, sondern ein Hausarzt wie Dr. Max Schur es war, einer der bewundernswertesten Männer dieses Jahrhunderts, der nicht zögerte, seinem Patienten Sigmund Freud die tödliche Morphium-Dosis zu geben ...“
   Der Artikel ist mit Sicherheit einer der selbst-entlarvendsten Beiträge des Gelehrten Küng und bedarf keines weiteren Kommentars. Jedenfalls endet der Artikel mit dem Aufruf, hinfort doch nicht mehr das böse Wort "Selbstmord" zu gebrauchen und sich doch bitte nicht mehr so extensiv über die Todesmaschinen eines gewissen Juristen aufzuregen. Nur selten hat man die Gelegenheit, den Zusammenhang zwischen Küngs fadenscheiniger Theologie und der passenden fadenscheinigen Ethik zu beobachten.
   Angesichts der Debatte erscheint Chestertons flammendes Pladoyer gegen den - horribile dictu - Selbstmord und die Automaten eines gewissen William Archer beklemmend prophetisch. Das goldene Zeitalter, vor dem sich Chesterton so gefürchtet hat, hat begonnen.
Mr. William Archer suggested that in the golden age there would be penny-in-the-slot machines, by which a man could kill himself for a penny. In all this I found myself utterly hostile to many who called themselves liberal and humane. Not only is suicide a sin, it is the sin. It is the ultimate and absolute evil, the refusal to take an interest in existence; the refusal to take the oath of loyalty to life. The man who kills a man, kills a man. The man who kills himself, kills all men; as far as he is concerned he wipes out the world. His act is worse (symbolically considered) than any rape or dynamite outrage. For it destroys all buildings: it insults all women. The thief is satisfied with diamonds; but the suicide is not: that is his crime. He cannot be bribed, even by the blazing stones of the Celestial City. The thief compliments the things he steals, if not the owner of them. But the suicide insults everything on earth by not stealing it. He defiles every flower by refusing to live for its sake. There is not a tiny creature in the cosmos at whom his death is not a sneer. When a man hangs himself on a tree, the leaves might fall off in anger and the birds fly away in fury: for each has received a personal affront. Of course there may be pathetic emotional excuses for the act. There often are for rape, and there almost always are for dynamite. But if it comes to clear ideas and the intelligent meaning of things, then there is much more rational and philosophic truth in the burial at the cross-roads and the stake driven through the body, than in Mr. Archer's suicidal automatic machines.
Gilbert Keith Chesterton, Orthodoxy

Freitag, 20. Februar 2009

Et beata ubera ...



Sacrosánctæ et indivíduæ Trinitáti, 
crucifíxi Dómini nostri Jesu Christi humanitáti, 
beatíssimæ et gloriosíssimæ sempérque Vírginis Maríæ fœcúndæ integritáti, 
et ómnium Sanctórum universitáti 
sit sempitérna laus, honor, virtus et glória ab omni creatúra, 
nobísque remíssio ómnium peccatórum, 
per infiníta sæcula sæculórum.
R. Amen.
V. Beáta víscera Maríæ Vírginis, quæ portavérunt ætérni Patris Fílium.
R. Et beáta úbera, quæ lactavérunt Christum Dóminum.   

So heißt es am Ende des Gebetes nach dem Stundengebet.

Der Allerheiligsten Einen Dreifaltigkeit
unsres gekreuzigten Herrn Jesu Christi Menschheit,
der seligsten und glorreichsten allzeit jungfräulichen Gottesmutter Mariae Reinheit,
und der Gemeinschaft aller  Heiligen Einigkeit,
sei ewiglich Lob, Ehre, Kraft und Ruhm von aller Kreatur
und uns sei Vergebung aller Sünden
von Ewigkeit zu Ewigkeit

V.: Gebenedeit sei der Leib (wörtlich:die Eingeweide), der den Sohn des ewigen Vaters trug,
R.: Und gebenedeit seien die Brüste, die Christus den Herrn säugten.  

Mit Mühe, aber keineswegs ohne Ertrag arbeite ich mich durch mein Lieblingsbuch.

Wenn man dieses Gebet knieend nach dem Stundengebet spricht, kann man, nach Pius X. einen Ablaß von 3 Jahren erwerben.(S. Pen. Ap., Dec. 1, 1933) Aber nur, wenn man kniet. Stehen gilt nicht. 

Dienstag, 17. Februar 2009

Der Papst ist unfehlbar

     ... was aber nicht heißt, daß der Papst immer recht hat.
   Ob die Lesart des Heiligen Vaters, nach der das II. Vatikanische Konzil in der Kontinuität der Kirche steht, wohl immer und in jedem Fall richtig ist?
   Was den Umgang mit dem Stundengebet angeht, hab ich so meine Zweifel. In der Konstitution Sacrosanctum Concilium Kapitel 83. ff. findet sich eine Radikalreform des Stundengebets. Die Matutin kann als Lesehore zu einer beliebigen Zeit des Tages gebetet werden und verliert damit den Charakter des Nachtgebets (Kapitel 89 c). Die Prim entfällt (Kapitel 89 d). Die Psalmen könne auch auf mehrere Wochen verteilt werden (Kapitel 91). 
"Die Leidensgeschichten und Lebensbeschreibungen der Heiligen sollen so gefaßt werden, daß sie der geschichtlichen Wahrheit entsprechen."(Kapitel 92 c). Die Konstitution unterwirft sich damit einem fragwürdigen, "wissenschaftlichen" Wahrheitsbegriff. Die Hymnen sollen bereinigt werden, dabei"soll beseitigt oder geändert werden, was mythologische Züge an sich trägt".
   Wer die traditionelle Begründung des Stundengebetes kennt, etwa bei Benedikt von Nursia, der sich vorwiegend auf das Alte Testament bezieht, muß sich wundern, daß lediglich Zitate aus dem Neuen Testament herangezogen werden. So entsteht der Eindruck, daß Stundengebet sei lediglich christliches Erbe, wo es tatsächlich jüdisch-christliches Erbe ist.
   Benedikt jedenfalls interpretierte die jüdische Tradition wie folgt:
Es gelte was der Prophet sagt: (Ps 119,164) "Siebenmal am Tag singe ich dein Lob."
   Diese geheiligte Siebenzahl wird von uns dann erfüllt, wenn wir unseren schuldigen Dienst leisten zur Zeit von Laudes, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper und Komplet;
   denn von diesen Gebetsstunden am Tag sagt der Prophet: (Ps 119,164) "Siebenmal am Tag singe ich dein Lob."
   Von den nächtlichen Vigilien sagt derselbe Prophet: (Ps 119,62) "Um Mitternacht stehe ich auf um dich zu preisen."
   Zu diesen Zeiten lasst uns also unserem Schöpfer den Lobpreis darbringen wegen seiner gerechten Entscheide, nämlich in Laudes, Prim, Terz, Sext, Non Vesper und Komplet. Auch in der Nacht lasst uns aufstehen, um ihn zu preisen.
   Der Verzicht auf Prim und Matutin bricht damit mit der jahrtausendealten jüdischen wie benediktinischen Tradition. Die Verteilung der Psalmen auf mehr als eine Woche kommentiert Benedikt wie folgt:
Mönche, die im Verlauf einer Woche weniger singen als den ganzen Psalter mit den üblichen Cantica, sind zu träge im Dienst, den sie gelobt haben.
   Es nimmt nicht unbedingt wunder, daß insbesondere bei den Orden der Traditionsbruch zu heftigen Reaktionen und Spaltungen geführt hat. Heute läßt sich feststellen, daß bei den Orden, die das traditionelle Gebet bewahrt haben, ein Aufschwung festzustellen ist, während die "liberalen" Orden buchstäblich aussterben. Barroux - mittlerweile wieder in der Gemeinschaft mit der Kirche, ist eine blühende Abtei, während die Entwicklung der Ordensberufungen eines der furchtbarsten Dramen der nachkonzilaren Entwicklung darstellt. 
   Das Stundengebet in der traditionellen jüdisch begründeten und benediktinisch formulierten Form ist heute wieder lebendig. Das Breviarium in der vor 1962 gültigen Fassung ist in einer sehr edlen und wertvollen Fassung wieder aufgelegt worden. Auch eine Fassung für Laien, die nur die Prim, Sext und Komplet für die Wochentage, Laudes, Prim, Sext, Vesper und Komplet für die Sonn- und Feiertage umfaßt ist im Verlag der Pius-Bruderschaft zu haben. Wenn auch leider nur mit einer englischen Übersetzung.

Daß in der Übersetzung des Stundenbuches das Programm der Entmythologisierung unerbittlich durchgesetzt wurde, gehört zu einem anderen Kapitel. So übersetzt das "Kleine Stundenbuch" das Responsorium der Komplet "In manus tuas, domine, commendo spirituum meum" mit "Herr auf Dich vertraue ich, in Deine Hände lege ich mein Leben". Dies ist keine Übersetzung, sondern eine glatte Umdichtung.  Lege statt befehle (commendo), Leben statt Geist(spirituum). Aus den auf das Jenseits gerichteten letzten Psalmworten (Psalm 31,5) Jesu am Kreuz  (Lukas 23,46), einer klassischen "imitatio christi", wird eine auf das Diesseits gerichtete Bitte des Beters um Gottes Begleitung.
Die Illustration stammt aus einem mittelalterlichen Stundenbuch.

Donnerstag, 12. Februar 2009

La Pitié n`est pas revolutionnaire

   In seinem Interview mit dem Spiegel weist Bischof Williamson erneut auf die historischen Bezüge der in Frankreich besonders stark verankerten FSSPX hin.
"Als in Frankreich die Menschenrechte proklamiert wurden, sind in ganz Frankreich Hunderttausende umgebracht worden."
   Mit den Hundertausenden meint Williamson in erster Linie die Opfer der "Depopulation"(so der Zeit- und Augenzeugen Gracchus Babeuf)  der Vendée.  So ermordeten die republikanischen Truppen nach der Niederlage der Armée catholique et royal am 23. September bei Savenay alle 6.000 Gefangenen, darunter Frauen und Kinder. Der siegreiche General Westermann meldete dem Wohlfahrtsausschuß unter seinem jakobinischen Parteigenossen Robespierre Vollzug:
"Citoyens républicains, il n'y a plus de Vendée ! Elle est morte sous notre sabre libre, avec ses femmes et ses enfants. Je viens de l'enterrer dans les marais et les bois de Savenay. Suivant les ordres que vous m'avez donnés, j'ai écrasé les enfants sous les sabots des chevaux, massacré les femmes qui, au moins pour celles-là, n'enfanteront plus de brigands. Je n'ai pas un prisonnier à me reprocher. J’ai tout exterminé ...les routes sont semées de cadavres. On fusille sans cesse à Savenay, car à chaque instant il arrive des brigands qui prétendent se rendre prisonniers. [...] Nous ne faisons pas de prisonniers, Il faudrait leur donner le pain de la liberté et la pitié n'est pas révolutionnaire.”
"Bürger der Republik, es gibt keine Vendée mehr! Sie ist unter unseren freien Schwerter gestorben, mit ihren Frauen und Kindern. Ich habe sie in den Sümpfen und Wäldern von Savenay beerdigt. Wie ihr mir befohlen habt, habe ich die Kinder unter den Hufen unserer Pferde ausgerottet, ich habe ihre Frauen gemordet, damit sie keine neuen Aufrührer gebären. Ich habe keine Gefangenen gebracht. Ich habe sie alle hingerichtet ... die Straßen sind mit Leichen gesäumt. Wir haben in Savenay ohne Unterbrechung füsiliert, denn in jedem Moment kamen Aufrührer, die sich in Gefangenschaft begeben wollten. Wir haben keine Gefangenen gemacht, wir haben sie stattdessen mit dem Brot der Freiheit gefüttert, Mitleid ist nicht revolutionär."
   Die genaue Zahl der insgesamt durch die Armée der Aufklärung Ermordeten ist nicht bekannt. Die Mörder haben ihre Spuren verwischt. Unstrittig ist, daß dem geplanten und durch die "colonnes infèrnales" exekutierten Massenmord, der Politik der verbrannten Erde mindestens ein Viertel der Bevölkerung der Vendée zum Opfer fiel. Hundertausende erlitten den Tod.

Montag, 9. Februar 2009

Das Konzil ist nicht das Superdogma

Das Zweite Vatikanische Konzil gegen Mgr. Lefebvre als Wertvolles und Verbindendes der Kirche zu verteidigen ist und bleibt eine Notwendigkeit. Aber es gibt eine einengende Haltung, die das Zweite Vatikanum isoliert und die Opposition hervorgerufen hat. Viele Ausführungen vermitteln den Eindruck, daß nach dem Vatikanum II jetzt alles anders ist und das Frühere alles keine Gültigkeit mehr haben kann, oder, in den meisten Fällen, diese nur noch im Lichte des Vatikanum II hat. Das Zweite Vatikanische Konzil behandelt man nicht als Teil der lebendigen Tradition der Kirche, sondern direkt als Ende der Tradition und so, als fange man ganz bei Null an. Die Wahrheit ist, daß das Konzil selbst kein Dogma definiert hat und sich bewußt in einem niedrigeren Rang als reines Pastoralkonzil ausdrücken wollte; trotzdem interpretieren es viele, als wäre es fast das Superdogma, das allen anderen die Bedeutung nimmt.
Der vollständige Text dieses Vortrags aus dem Jahre 1988, mit dem Joseph Ratzinger bereits vor 20 Jahren nahezu alle heutigen Einwände erledigte (etwa Bischof Lehmanns Meinung, bei der FSSPX handele es sich lediglich um eine politische Bewegung, oder Bischof Müllers Meinung es ginge nur um ein bissel Liturgie) findet sich hier.

Sonntag, 8. Februar 2009

Alles Müller oder was?



Bischof Müller, der sich inzwischen zu meinem Lieblingsbischof entwickelt, zu den Bemühungen um die Reconziliation der Pius-Bruderschaft:
1. Gibt es ein „Zurück“ hinter das II. Vatikanische Konzil?

Diese Frage kann sich jeder leicht selbst beantworten. Eindeutig: Nein! Selbstverständlich bleiben wir in der Mitte der Kirche und gehen ihren Weg in Lehre, Liturgie und Leben als gute katholische Christen mit. Die vier schismatischen Bischöfe haben den Primat des Papstes anerkannt. Damit ist auch die Pflicht eines jeden Katholiken verbunden, die oberste lehramtliche Autorität aller Konzilien zu respektieren, wie besonders auch das II. Vatikanische Konzil, das von den Päpsten Johannes XXIII. und Paul VI. einberufen und bestätigt worden ist.
Darüber wird es mit der Piusbruderschaft der „Lefebvrianer“ auch keine Verhandlungen geben. Aber man kann ihnen den Sinn dieser verbindlichen Texte besonders über den Ökumenismus, das Verhältnis zu den Juden und zur Religionsfreiheit besser erläutern
   Woran erinnert mich das nur? Nach langem Nachdenken geht es mir endlich auf. Richtig, Politiker, die auch noch nach der xten Wahlniederlage der festen Überzeugung sind, daß sich an ihrer Politik nichts ändern müsse, man müsse sie dem Wahlvolk nur besser erläutern. Doch Unverständnis ist nicht nur das Problem der Piusbrüder. Selbsterklärend sind die Ergebnisse des Vaticanums keineswegs, teilweise (wie das berühmt berüchtigte "Subsistit") auch kaum erklärbar, sonst wäre das Vaticanum nicht, um es mit einem deftigen Ausspruchs Luthers zu sagen "aller Rottenmeister Gaukelsack." So geht es weiter:
Viele Anhänger der Piusbruderschaft teilen nicht die Aggressivität gegen den Papst und das Konzil und distanzieren sich von antisemitischen Machenschaften. Sie nehmen wohl nur wegen der alten Form der Liturgie an den Gottesdiensten der Piusbruderschaft teil. Ich rufe diejenigen im Bistum auf, die vielleicht ein wenig damit sympathisieren, wieder ausschließlich die Gottesdienste der katholischen Kirche in voller Gemeinschaft mit Papst und Bischof mitzufeiern. Es besteht ohnehin die Möglichkeit der außerordentlichen Form der Liturgie, wie der Papst sie vor einem Jahr großzügig gewährt hat.
   Jetzt aber zack zack ins Körbchen. Herzerwärmend. Wie "großzügig" die deutschen Bischöfe das motu proprio des Papstes umsetzen, läßt sich auf den entsprechenden Seiten laufend nachlesen.
   Aber über folgenden Satz konnte ich mich richtig amüsieren:
Unsere Geistlichen, Religionslehrer und alle pastoralen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bitte ich mit viel seelsorgerlichem Geschick, denjenigen, die etwas liebäugeln mit den konzilskritischen Richtungen, die zentralen Aussagen des II. Vaticanums zu erklären.
   Über die Ausbildung der Mitarbeiter der katholischen Kirche in Deutschland ist schon treffendes gesagt worden . Eine Diskussion eines dieser armen unbedarften Menschen mit einem Piusbruder kann eigentlich nur zu einem traumatischen Ereignis werden.

Nachdem Bilder mehr sagen als Worte, obiges Bild zeigt Karfreitag im Priesterseminar Zaitzkofen Und dieses Bild. zeigt die Kapelle des Mainzer Priesterseminar nach seiner "im Geist von VII" erfolgten Umgestaltung

Samstag, 7. Februar 2009

"Antimodernistische Exclave"

   So heißt es in einer Erklärung einer Versammlung ganz spezieller Freunde der katholischen Kirche (darunter zweier "geweihter Priesterinnen") wobei ich insbesondere die Liste der Erstunterzeichner dem geneigten Leser zum genauen Studium anempfehlen möchte (Demel, Grabmeier, Hassenhüttl, Häring, Küng, um nur die bekanntesten zu nennen):
Die Unterzeichnenden werten es als klare Richtungsanzeige, dass Papst Benedikt XVI. diese Aufhebung in direkter zeitlicher Nähe zum symbolträchtigen 50. Jahrestag der Ankündigung der Einberufung eines Konzils durch Papst Johannes XXIII. vollzogen hat. Diese Rückwärtswendung lässt die Rückkehr von Teilen der römisch-katholischen Kirche in eine antimodernistische Exklave befürchten
   Da der Begriff "Modernismus" nicht mehr jedem geläufig sein dürfte, obige hübsche Karikatur, aus der sich ohne weiteres erklärt, was unter Modernismus zu verstehen ist.(die Damen und Herren Unterzeichner haben doch wohl bewußt nicht das Adjektiv "antimodern" sondern "antimodernistisch " gewählt)
 Hier die Übersetzung: Christentum - Die Bibel ist nicht inspiriert -  Der Mensch ist nicht nach Gottes Ebenbild gemacht - Es gibt keine Wunder - Jesus ist nicht Sohn der Jungfrau - keine Gottessohnschaft  - Vater und Sohn sind nicht wesensgleich - es gibt keine Auferstehung - Agnostizismus - Atheismus.

"Geliebter Heiliger Vater,

.
.. im Auftrag der Polnischen Bischofskonferenz möchte ich Eurer Heiligkeit Dank sagen, für die Gesten und Maßnahmen, die uns zeigen, daß die stete Sorge des Nachfolger von Sankt Peter der Einheit der Kirche gilt.
   Die Tür für den Dialog zu öffnen, im Hinblick auf die Überwindung einer schmerzhaften Spaltung ist ein Akt großen Mutes und wahrer pastoraler Liebe ...
   Wir vertrauen darauf, daß diese väterliche Geste von seiten der Bischöfe und Gläubigen der Bruderschaft des Heiligen Sankt Pius des Xten mit dem gleichen guten Willen und der gleichen Offenheit beantwortet wird, und daß diese Geste die Bruderschaft dazu führen wird, ohne Vorbehalte die vollständige Lehre der Kirche und ihre Disziplin anzunehmen, einschließlich des Zweiten Vatikanischen Konzils und des Lehramtes der in jüngster Vergangenheit amtierenden Päpste.
   In Beantwortung des Aufrufs zum Gebet, seien Sie versichert, Heiliger Vater, daß die Kirche in Polen stets den Nachfolger des Heiligen Petrus in seiner Sorge um alle Kirchen unterstützt, und zum Herrn betet, daß alle Bemühungen um die Wiedervereinigung der Christgläubigen Frucht bringen mögen.

Warschau, den 6. Februar 2009

Jozef Michalik, Präsident der Polnischen Bischofskonferenz
Stanislaw Gadecki, Vizepräsident
Stanislaw Budzik, Generalsekretär

gelesen auf rorate caeli

Geht doch!
Verglichen mit der säuerlichen und im Stil des Schlußplädoyers eines Oberstaatsanwaltes abgefaßten Anmerkung des deutschen Vorsitzenden der Bischofskonferenz Zollitsch ein echter Lichtblick. Allein die Diktion (statt "schismatische Bewegung" "Bruderschaft der Heiligen Sankt Pius des Xten") , zeigt, daß bei den Gliedern der katholischen Kirche, die wirklich ohne Vorbehalte hinter dem Papst stehen, die Freude vorherrscht, und nicht die Furcht. Interessant im übrigen, daß die Bischöfe der polnischen Märtyrerkirche, für die tausende Priester, Ordensleuten und Gläubige unter dem nazistischen und kommunistischen Terror starben, von St. Pius dem Xten sprechen, Zollitsch nur von Pius X. 
Der Ton macht bekanntlich die Musik. 

Freitag, 6. Februar 2009

Leichen im Fluß

   Erzbischof Zollitsch, nicht nur ein geschworener Gegner der Pius-Bruderschaft, sondern auch der aus der Pius-Bruderschaft hervorgegangenen aber papsttreuen Petrus-Bruderschaft, die in seinem Bistum keine Messe lesen darf, "erwartet ein endgültiges Zerwürfnis" mit der Bruderschaft. Nun arbeitet er - siehe sein Verhalten gegen die Petrusbrüder - ja selbst mit allen Kräften für dieses Zerwürfnis. Wer die unverschämten Forderungen etwas des Bischofs Müller liest, wer um die Sabotage-Politik der deutschen Bischöfe gegen das Motu Proprio weiß, kann gar nicht übersehen, daß das deutsche Episkopat buchstäblich alles dafür tut, um die Verhandlungen zum Scheitern zu bringen.
   Bischof Müller kündigte bereits an, daß seine erste Amtshandlung darin bestünde, käme es zu einer Einigung, das Priesterseminar der Piusbrüder in Zaitzkofen zu schließen.
   Angesichts solcher Signale wirkt die Handlung eines Williamson, dessen völlig wirres Interview zu einem schweren Rückschlag in den Einigungsbemühungen geführt hat, vollkommen rational. Welches Interesse sollte Williamson denn an der Unterwerfung unter die päpstliche Monarchie haben? Muß er nicht riskieren, daß dem Oberhaupt der Kirche irgendwann einmal seine britischen Exzentrizitäten zu viel werden?
   In ihrem jetzigen Status kann die Bruderschaft Priorate bauen wo sie will, ohne auf die die Müllers, die Zollitschs oder wie sie auch heißen Rücksicht nehmen zu müssen. Sie müssen nicht, wie ihre braven Brüder von der Petrusbruderschaft untertänig um ein Plätzlein betteln, wo sie ihre geliebte Heilige Messe feiern können. 
   Keine bischöfliche Bürokratie nervt sie, sie müssen sich nicht mit Pfarrgemeinderäten, Priesterräten, Katholikenräten, Diözesanräten, Seelsorgeräten und der ganzen hochbürokratischen neukatholischen Rätedemokratie, der "sitzenden Kirche" herumärgern. Sie sind nicht für die bräsigen Peinlichkeiten deutscher Bischöfe veranwortlich, sie können über die vergifteten Kommuniqués des letzten Zentralkommitees auf europäischem Boden herzlich lachen, weil sie für diese besten Feinde des römischen Katholizismus keine Kirchensteuer zahlen.
   Und sie können warten. Die Amtskirche schrumpft, es fehlt an Priestern, es fehlt an Familien, es fehlt an Kindern, es fehlt an Gläubigen, es fehlt an Kirchgängern. Für 3000 deutsche Katholiken steht ein einziger Gemeindepriester zur Verfügung, den 9.000 Gemeindepfarrern, die die Hauptlast der Gemeindearbeit leisten, fehlt es an Nachwuchs, weniger als 900 Seminaristen besuchen die deutschen Priesterausbildungsstätten. Die Piusbrüder haben bei 600.000 Gläubigen rund 500 Weltpriester, das Verhältnis Priester/Seminaristen ist nicht eins zu zehn, sondern besser als fünf zu zwei. 215 Anwärter besuchen ihre Seminare. Die Zahl ihrer Anhänger hat sich in den letzten 18 Jahren versechsfacht.
   Scharfmacher und Saboteure wie Willamson denken sich vielleicht: Warum sollten die Pius-Brüder hart an Kompromissen arbeiten, warum sollten sie sich der Jurisdiktion ihrer geschworenen Feinde unterwerfen, warum sollten sie sich nicht an den Fluß setzen und warten, bis die Leichen ihrer Feinde, der verbohrten Prälaten dieser sterbenden Kirche an ihnen vorübertreiben?
   Die Bruderschaft hat wirklich ein Interesse an der Aufhebung der Spaltung. Aber sie hat es gewiß nicht eilig. Meine Prognose lautet, daß sie warten wird, bis die Zahl ihrer Priester die Zahl tausend überschritten, und die Zahl Ihrer Gläubigen siebenstellig geworden ist. Dann wird die Zeit reif sein, über einen Status zu verhandeln, der gewiß nicht so aussehen wird, daß sich die Bruderschaft gegenüber einem Herrn Müller verantworten muß.

Donnerstag, 5. Februar 2009

Exponentielles Wachstum

  Einem Artikel aus Cicero ist zu entnehmen, daß sich die Zahl der Anhänger der Pius-Bruderschaft seit 1991, dem Jahr des Todes von Bischof Lefebvre bis heute von 100.000 auf 600.000 erhöht hat. Wir können unter anderem aufgrund des Verhältnisses der Priester zu den Priesteranwärtern (493 zu 215) davon ausgehen, daß hinter dieser Entwicklung kein lineares, sondern ein exponentielles Wachstum steckt. Geht das Wachstum so weiter, wird die Millionengrenze bald erreicht sein. Schon heute ist jeder 3. katholische Seminarist in Frankreich ein Piusianer. Die mit der FSSPX verwandte, aber kirchentreue FSSP ist im Hinblick auf das Durchschnittsalter ihrer Priester die absolut jüngst Priestervereinigung der Kirche. 
   Die katholische Kirche, die in Europa schrumpft, nicht wächst, verhandelt mit den "Traditionalisten" nicht aus einer Position der Stärke.

Mittwoch, 4. Februar 2009

Motu Proprio für Pfarrer Lang!

 Nachdem heute die FAZ über das Priorat der Pius-Bruderschaft in Kleinwallstadt berichtet hat. ist wohl ein Postscriptum fällig. So erfährt man dort, daß der Bau der Kirche keineswegs ohne Probleme verlief. Ein örtlicher Unternehmer hatte der Bruderschaft ein Grundstück in der Ortsmitte angeboten. Dagegen habe sich aber "entschlossener Widerstand" erhoben. Von wem dieser Widerstand ausging - man könnte es ahnen.
   Nun erfahren wir in diesem Artikel interessanterweise von folgender Ansicht des Ortspfarrers:
"Bis (zu einer Entscheidung der Deutschen Bischofskonferenz) hält Pfarrer Lang aus Kleinwallstadt sich an die Regeln seiner Mutter Kirche zur tridentinischen Messe. Diese dürfe nach wie vor nur mit besonderer Erlaubnis des Bischofs gelesen werden – und zwar nur von damit eigens beauftragten Geistlichen. Gegen diese Bestimmung verstoße die Pius-Bruderschaft."
  Seltsame Sache das. Das "motu proprio" - das ja ganz anderes besagt - scheint im Bistum Würzburg noch nicht angekommen zu sein. Ob es wohl wieder zu einer "Panne" in Rom gekommen ist? Die Kommunikationsstrukturen scheinen ja doch wohl verbesserungsbedürftig, wie uns die causa Williamson zeigt.

Sonntag, 1. Februar 2009

Kleinwallstädter Mystik

   Nein, ich bin nicht der investigative Undercover-Journalist, der sich in eine (hier bitte alle gängigen Adjektive einfügen) Gemeinde der Pius-Bruderschaft einschleicht. Ich feiere mit den Gläubigen einer kleinen bayerischen Gemeinde die Heilige Messe. Die Kirche ist fast winzig, mit mehr als den rund hundert Personen, die hier beten, wäre sie wahrscheinlich ziemlich überfüllt. Dafür gibt es hier am Sonntag gleich zwei Morgenmessen. 
  Mir fällt auf, daß der Priester noch ziemlich jung ist, mit einer leisen, fast piepsigen Stimme spricht. 
  Die Gemeinde ist besser durchmischt als die meisten katholischen Gemeinde am Sonntag. Einige sehr alte Menschen sind dabei, aber es fehlt die Generation der Jungen und Jugendlichen nicht, die in den meisten unserer katholischen Gemeinden fehlt.
   Die ersten Reihen sind besetzt von Familien mit Kindern, die die Heilige Messe mit kindlichem Ernst mitfeiern. Kinderwortgottesdienste bietet hier keiner an. Auch nicht diese überdimensionalen Kindergeburtstage genannt Familiengottesdienst, die ein so typisches Merkmal unserer zielgruppenorientierten allerweltskatholischen Eventkultur sind. Hier ist heute Sonntag. Mit den komplizierten Ritualen, mit denen ich als Neukatholik noch immer so meine Probleme habe, hat hier offenbar keiner ein Problem. Die Kinder schon gar nicht.
   Ich glaube nicht, daß hier jemand den großen Pädagogen Bruno Bettelheim gelesen hat. Daß Kinder ernstzunehmende Personen sind, die man nicht mit Talmi und Tand abspeist, weiß man hier einfach.
   Nicht daß ich den fränkischen Neobarock, in dem diese Kirche gestaltet ist, für eine architektonische Offenbarung halte. Aber wer auf diese Kirche zufährt, hat den Eindruck, sie stünde immer schon da. Der Eindruck ist gewollt. Dies ist die katholische Kirche, wie sie immer schon war, dies ist die Heilige Messe, wie sie immer schon gefeiert wurde.
   Die politische Gemeinde hatte kein Problem mit der Genehmigung einer Kirche im baurechtlichen Außenbereich. Auch nicht mit dem Aufstellen eines Schildes am Ortseingang, der auf die regelmäßigen Heiligen Messen in St. Judas Thaddäus hinweist. Die Diözese wollte das Hinweisschild mit "rechtlichen Schritten" verhindern. Wäre ein spannender Rechtsstreit geworden.
    Die Kirche liegt am fränkischen Marienweg und wenige hundert Meter von der Kirche entfernt steht eine kleiner Bildstock. Eine Infotafel weist darauf hin, daß auch in der Aschaffenburger Sandkirche die tridentinische Messe gefeiert wird. Allerdings nur am Samstagabend. Ob das wohl ein konkurrenzfähiges Angebot ist?