Freitag, 30. September 2011

Herr Vizibiliduxi


Für die zahlreichen Fans von spätbarocken Putten mußte dieses Bild einfach sein. Und wie jedes Jahr hab ich es auch dieses Jahr nicht geschafft, meinen Post zum Michaelsfest rechtzeitig hinzukriegen. Immerhin lebe ich ja unter einem doppelten Patronat, das ist Pfarrgruppen, Pfarrverbünden Seelsorgeeinheiten u.ä. schließlich so eigen. Als Schola und Chormitglied bin ich deshalb in zwei Kirchen zu Hause, deren eine der B.M.V. und deren andere dem heros invincibilis dux michael geweiht ist.

Zum Ausgleich habe ich fleißig daran gearbeitet, eine vollständige Fassung des "O heros invincibilis, dux Michael" ins Netz zu stellen.

Der Herr Vizibiliduxi kommt in einer Geschichte Gottfried Kellers vor.

Sonntag, 25. September 2011

Bericht aus Berlin: Wort für Wort


Braut des Lammes hat zwei wordles der Predigt im Olympiastadion und in Etzelbach ins Netz gestellt. Hier ein wordle der Ansprache vor dem Bundestag. Ein geniales tool, dieses wordle. Auf einen Blick erschließt sich, was wirklich das Thema der Rede war. Zu der noch viel mehr zu sagen wäre. Für mich jedenfalls war diese Rede eine Rede, die mich frösteln ließ. Nicht wegen des Papstes, der wie immer voll Mitgefühl und Wärme gesprochen hat, sondern wegen der bitteren Realität, die diese Rede offenlegt.

Ich komme darauf noch zurück. Für einen Juristen jedenfalls war von allen wundervollen Reden und Ansprachen und Predigten, die der Papst in seinem Vaterland (ja, das hat er gesagt) gehalten hat, DIE REDE. Zu DER REDE wird noch einiges zu sagen sein. Unter anderem auch von mir.

Bericht aus Berlin


Nun fand die Papstmesse doch nicht vor dem Charlottenburger Schloß statt (im Bild die Charlotte, nach der selbiges Schloß benannt ist) sondern im Olympiastadion. Ein Ort, bei dem es mir dann doch erst mal etwas umheimelig wird. Nach einigen Stunden und nach der Messe mit dem Heiligen Vater hatte ich mich dann mit diesem Ort, nun ja, nicht angefreundet, hatte mich aber doch ein bißchen eingewöhnt. Bericht folgt. Zunächst nur eine kleine musikhistorische Anmerkung zu einer kleinen Notiz in der Predigt Benedikts des XVIten.

Mittwoch, 14. September 2011

Mein oller Philosophieprof

ist Deist und Freimaurer. Och nö. Hätt ich mir aber denken können. Und daß auch Maxe Horkheimer bei den Freimaurern war, daß macht mich ja jetzt echt traurig, wütend und betroffen.

Tja, wenn sich die Philosophister von heute einen Gott ausdenken, dann sieht er komischerweise so aus, wie ihn sich die aufgeklärichten Tröpfe des 18. Jahrhunderts auch schon ausgedacht hatten. Die Welt als Maschine. Mann, mann, womit und mit wem hab ich bloß meine Zeit verplempert.

Die haben einfach nichts in der Hose. Das isses.

14. September Fest Kreuzerhöhung



Mit dem Fest Kreuzerhöhung konnte ich bisher wenig anfangen. Wird das Kreuz denn nicht ständig "erhöht"? Doch das Fest erinnert an einen ganz konkreten historischen Vorgang. Das Kreuz ist bei archäologischen Grabungen im vierten Jahrhundert die die Mutter Kaiser Konstantins, Helena, veranlasste, wieder aufgefunden worden. Konstantin ließ an der Stelle des wiederaufgefundenen Grabes eine Basilika errichten, in der das Kreuz verehrt wurde.

614 fielen Truppen des Perserkönigs Chosrau II in Jerusalem ein, das Kreuz wurde als Beute in das persische Sassanidenreich verschleppt. Nach dem Sieg des oströmischen Kaisers Herakleios über die Sassaniden wenige Jahre später brachte der Kaiser das Kreuz in einem Triumphzug wieder zurück nach Jerusalem. An diesen Triumph erinnert das Fest an diesem Tag.

Der Introitus "Nos autem gloriari", der zu diesem Fest gehört, wird an diesem Tag und am Gründonnerstag gesungen. Hier in einer gregorianischen-polyphonen Version und zur Einstimmung auf die kommenden Tage mit unserem Papst Benedikt XVI.

Sonntag, 11. September 2011

Der Mann im Feuer. Was mich mit 9/11 verbindet.


Es ist einige Jahre her, daß mich in einer Marienkapelle, die ich regelmäßig besuche, eine Vision heimsuchte. Auf einer weißen Wandfläche, links nebem dem Hochaltar mit dem Gnadenbild der schmerzhaften Mutter Gottes entstand vor meinen Augen das Bild eines Mannes im Feuer. Ich sah ein mir bekanntes Gesicht, wußte aber nicht auf Anhieb, wen ich da sah. Ich benötigte einige Zeit, um dieses Bild mit einer Person verbinden zu können. Schließlich wurde mir klar, wen ich da vor Augen hatte. Ich erkannte das Gesicht von Wilfried (Bonifatius) Böse.

Ich habe, nachdem ich begann, an meiner geistigen Gesundheit zu zweifeln, die Hilfe eines Priesters gesucht. Ich bin heute noch sehr froh, daß ich auf einen Priester traf, dem der Glauben an die Existenz der unsichtbaren Welt nicht gänzlich abhanden gekommen war. Er sagte mir, daß an diesem Ort seit mehr als einem Jahrtausend Menschen beten. Hier sei die Grenze zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt gleichsam dünner, die Chance - oder das Risiko - diese Grenze zu durchdringen größer. Er glaube, daß die armen Seelen, die der Hilfe des Gebets der Lebenden bedürfen, an dieser Grenze warten, in der Hoffnung auf Hilfe. Es könne sein, daß ich eine Seele gesehen habe, die im Fegefeuer brennt.

Bonifaz war nicht direkt ein enger Freund. Um das Jahr 1970 hatten wir uns in einer obskuren anarchistischen Organisation getroffen, der "Föderation Neue Linke". Es handelte sich um eine abseitige Gruppe dogmatischer Anarchisten die gleichwohl einigen Zulauf hatte. Nachdem die Zugehörigkeit zu dieser Organisation nicht unbedingt ein Ruhmesblatt ist, verzichte ich aus Rücksichtnahme auf heute noch lebende Personen darauf, die Liste der prominenten Personen aufzuzählen, die ihr angehörten. Davon abgesehen prägten nicht die Prominenten oder später prominent Gewordenen die FNL, sondern eine kleine Gruppe entschlossener Krieger, ein informeller Kader, der alle Fäden in der Hand hielt und in der Lage war, mißliebige Personen auszugrenzen.

Zwei der Personen, die zu diesem Kader gehörten, Hannes Weinrich und Bonifatius Böse, die Gründer der "Revolutionären Zellen" , haben sich als exquisit gnadenlose Terroristen hervorgetan, und mit ihrer Aktion wurden sie Teil einer Bewegung, deren grauenvoller Höhepunkt der Anschlag auf die Twintowers  ist.

Die Befassung mit den "bleiernen Jahren", kann uns lehren, daß das Böse sich nicht ausschließlich islamistischer Terroristen als Werkzeug bedient. Der "godfather of terrorism", der Begründer der blutigen Tradition des Terrors im mittleren Osten, der Kampfgenosse der blutigsten und gewalttätigsten Terrororganisationen des Westens, der deutschen "Revolutionären Zellen" und der japanischen "Roten Armee", der Geld- und Auftraggeber des gefürchtetsten Terroristen der 70er Jahre, Ilich Ramirez Sanchez, genannt Carlos, war Christ. George Habasch, Chef der palästinensischen PFLP stammte aus einer christlich-orthodoxen Familie, ebenso wie die zweite Hauptperson der PFLP Wadi Haddad. Es waren diese beiden und ihre Organisation,  die als erste eine Aktionsform entwickelten, deren sich auch die Attentäter des 11. September bedienten.

Die erste Flugzeugentführung, die die PFLP 1969 organisierte, wurde von der heute noch wie eine Heldin verehrten Leila Khaled durchgeführt. Von dort beginnt eine Spur, die zu immer gewalttätigeren und brutaleren Aktionen führte. In dieser ersten Phase dominierten keine islamistischen Gruppen, sondern die von Christen geführte PFLP, Hand in Hand mit westlichen Gruppen, die man wohl noch am präzisesten als Nihilisten bezeichnen könnte.

1970 scheiterte eine Flugzeugentführung, bei der der Partner Leila Khaleds, Patrick Arguello von israelischen Skymarschalls getötet wurde. Die Entführungsaktion war Teil einer militärischen Kampagne mit der, angeführt durch DFLP und PFLP, Palästinenser das "prowestliche" jordanische Königshaus stürzen und die Macht in Jordanien an sich reißen wollte. Der Aufstand wurde niedergeschlagen, die PLO mußte Jordanien verlassen.

In einer Racheaktion überfielen daraufhin 1972 drei Mitglieder der japanischen Roten Armee, die von der PFLP angeleitet und ausgebildet worden waren, den Flughafen Lod in Israel und ermordeten insgesamt 26 Personen, unter anderem eine elfköpfige christliche Pilgergruppe aus Puerto Rico.

1975 überfiel im Auftrag der PFLP und im Auftrag Ghadafis eine bewaffnete Gruppe unter dem Kommando von "Carlos"die in Wien tagende OPEC-Konferenz. Teilnehmer waren Mitglieder der "Revolutionären Zellen", die erste Aktion, bei der Mitglieder der früheren "FNL" hervortraten.

1976 entführten zwei Mitglieder der Revolutionären Zellen, Bonifatius Böse und Brigitte Kuhlmann (Codename Halimeh) ein Flugzeug der Air France nach Entebbe. Die Operation diente der Gefangennahme jüdischer Geiseln  und war eine "Auftragsarbeit" der PFLP. Die Operation scheiterte, der israelischen Armee gelang es, die Geiseln zu befreien und die Entführer zu liquidieren. Was mit Bonifatius geschehen war, hat mich seitdem beschäftigt. Es gab Gerüchte. Bonifatius habe sich ergeben, und sei trotzdem erschossen worden. Hatte er aufgegeben? Ist er "umgekehrt"? Ist er rettungslos verloren? Was habe ich da gesehen in dieser Kapelle? Einen Verdammten in der Hölle? Oder einen meines Gebets Bedürftigen im Fegefeuer?

1977 entführte ein "Kommando Martyr Halimeh"- Motiv unter anderem: Rache für Entebbe -  das Lufthansa-Flugzeug Landshut. Mit dem Scheitern dieser Entführung und dem Selbstmord der inhaftierten RAF-Gründer kulminierte der "Deutsche Herbst" zu seinem Höhepunkt.

Ein Jahrzehnt lang beherrschte eine Gruppierung, die von christlichen Palästinensern gegründet worden war, die Terrorszene. Waren sie die Lehrer von Al Qaida? Ich glaube schon. Thesen, wonach zwar nicht alle Muslime Terroristen, aber alle Terroristen Muslime seien, halte ich für geschichtsblind. Al Qaida hat den Terror noch einmal um mehrere diabolische Varianten erweitert, aber zu den Vorgängern von Al Qaida gehört die von Christen dominierte "marxistische" PFLP, gehören die Zellen des fortschrittlich-aufgeklärten "antifaschistischen" "westlichen" Linksterrorismus. Das Böse ist nicht wählerisch. Jeder ist willkommen.

An Tagen wie diesem suche ich eine bestimmte Marienkapelle auf. Ich habe zu beten.

Donnerstag, 8. September 2011

8. September: Mariä Geburt


Der 8. September vermittelt stets einen Hauch Melancholie, denn der 8.9. wird von alters her als meteorologischer Herbstbeginn angesehen. "Zu Mariä Geburt fliegen die Schwalben furt". Zum Glück wohnen wir in fußläufiger Entfernung zu einem Marienwallfahrtsort, dessen Patrozinium jedes Jahr am 8. September gefeiert wird. Mit allem, was dazu gehört, Fußwallfahrt, Pontifikalamt und Eucharistischer 24StundenrundumdieUhr-Anbetung. Die Kirche selbst ist in Teilen wohl mehr als tausend Jahre alt, das Gnadenbild stammt aus dem 15. Jahrhundert und die Ausstattung stammt aus Renaissance und Barock. Die Kirche besitzt zwei wunderschöne barocke Altäre, den Hauptaltar und einen aus Sandstein gearbeiteten Außenaltar, vor dem bei großen Wahlfahrten und Prozessionen die Gottesdienste stattfinden.

Volxaltäre gibt es leider auch hier, und je häufiger ich an der großen Prozession und dem vorausgehenden Amt teilnehmen, desto mehr stört es mich, daß der Zelebrant (heute war es ein Abt) mit dem Rücken zum Gekreuzigten zelebriert. Zumal der Volxaltar des Außenaltars zur frugalen Sorte im Baumarktstil gehört.

Zu einer Prozession gehören gaaaaanz lange Prozessionslieder und hierorts ist das einerseits das Lourdes-Lied, für das es mindest eine Zillion Strophen gibt und das traditionelle "Maria wir dich grüßen". Heißt in der nachkonziliaren Määnzer Version "Krone aller Frauen" und stammt textlich aus den 70iger Jahren dieses Jahrhunderts. Nicht mehr gaanz lang, dafür gaaanz fade. Die alte Version find ich da knackiger:
  1. Maria, wir Dich grüßen, O Maria, hilf! Und fallen Dir zu Füßen, O Maria, hilf! Maria, hilf uns all' in diesem Jammertal 
  2. Voll Zuversicht wir bitten, Durch das, was Du gelitten. 
  3. Durch Jesu Kreuz und Sterben, Wollst Gnade uns erwerben. 
  4. Dass wir Verzeihung finden, Für uns're vielen Sünden. 
  5. Dass wir vor Gott bestehen, Den Weg der Tugend gehen. 
  6. Neid, Zwietracht, Schmach und Schande Halt' ab von jedem Stande. 
  7. In Trübsal, Angst und Leiden, Gib Trost und Seelenfreuden! 
  8. Sieh an die Not der Armen, Weck' Mitleid und Erbarmen.
  9. In Krankheit und Beschwerden, Lass Heil und Hilfe werden. 
  10. Den Witwen und den Waisen, Auf Pilgerfahrt und Reisen. 
  11. Vor Mord und Kriegsgefahren, Wollst Volk und Fürst bewahren. 
  12. Die Strafen von uns wende, Den lieben Frieden sende. 
  13. Vor Teurung, Pest und Brande, Gib Schutz dem Vaterlande. 
  14. Bitt', dass die Frucht der Erde, Gesegnet reichlich werde. 
  15. Den wahren Glauben mehre, Tilg' aus die falsche Lehre. 
  16. Bitt', dass auch bald hier werde Ein Hirt und eine Herde! 
  17. Bitt' Gott für unsere Freunde, Bitt' Gott für unsere Feinde.
  18. Im Leben und im Sterben, Wollst Gnade uns erwerben. 
  19. Auf dass wir all' dort oben, Mit Dir Gott ewig loben.

Strophe 13. ist ja hochaktuell, und nachdem ich mir ökumenemäßig korrekt am Samstag ein Bittlinger-Konzert reinziehen mußte, gefällt mir vor allem Strophe 15. ausnehmend gut.

Eine Audio- wie auch eine pdf-Datei des Liedes gibt es in der "Cäcilia".

Mittwoch, 7. September 2011

Arnd Brummer und die alte Schachtel EKD


Arnd Brummer, Chefredakteur des protestantischen Subventionsblättgens "Chrismon", immerhin die auflagenstärkste - weil aus Kirchensteuergeldern finanzierte - "christliche" Zeitung Deutschlands, hat ein artiges Artikelchen geschrieben, wohl dem Heiligen Vater zum Gruß, den er in diesem Artikel nach allen Regeln der Kunst in die Pfanne haut. Benedikt des XVIten Kritik am "Relativismus" - umgangssprachlich könnte man sagen am "everything goes", das ja bekanntlich im protestantisch-staatskirchlichen Biotop besonders prächtig gedeiht- soll den Exkatholiken Brummer in die Arme der rheinisch-protestantischen Staatskirche betrieben haben.

Goldisch, würde man hierorts sagen. Nun wähnt sich ja der Brummer, der das Lehramt schon aus Gewissensgründen ebenso ablehnt, wie die russischen Anarchisten die "Autorität der anderen", nicht nur im Besitz der Nicht-Wahrheit, sondern glaubt sich, wie alle Antiautoritären auf der Seite der Jungen, der Zukunftsorientierten, der künftigen Sieger der Geschichte, kurz des jugendlich-revolutionären Fortschritts. Die alte Kirche, gemeint ist konkret die katholische, mitgedacht ist aber wie immer auch der "konservative" Protestantismus, habe ja kein langes Leben mehr vor sich.
An ihnen (den Dogmen) verzweifeln aufgeklärte Katholiken. Warum nimmt der römische Apparat das in Kauf? Warum spielt er die Karte der Abgrenzung und hetzt immer deftiger gegen die Protestanten? 
Zwei mögliche Antworten: Die aus Sicht Roms von der Nachbarschaft mit reformatorischen Kirchen infizierten und von der Diktatur des Relativismus bedrohten katholischen Diözesen, in denen der Priestermangel weite Landstriche gemeindlich verödet, sollen einer Art Gottesurteil unterworfen werden: Entweder dieser Teil des Kontinents wird weiter entkatholisiert oder es geschieht ein Wunder und die Schäflein kehren in den Pferch der einzig wahren Kirche zurück. Oder: In Rom hat man tatsächlich verstanden, dass ein mit der Moderne versöhnter Glaube entweder reformatorisch oder unmöglich ist. Aus der berechtigten Sorge, die europäische und nordamerikanische Entwicklung könnte in Südamerika, Asien und Afrika Schule machen, hat man eine Theologie des Unmöglichen entwickelt, um dem reformatorischen Element standzuhalten. Der globale Glaubenskonzern gibt Mittel- und West europa auf, um in anderen Welt gegenden fundamentalistischen Entwicklungen mit rabiatem Konservativismus standhalten zu können.
Die berechtigte Sorge, die europäische und nordamerikanische  Entwicklung könnte in Südamerika, Asien und Afrika Schule machen. Dieser Meinung kann man allenfalls sein, wenn man seine tägliche Lektüre beschränkt auf die Käseblätter des linkschristlichen Spektrums. Die Realität ist ja eine andere. Den siechen europäischen und nordamerikanischen christlichen Gemeinschaften des progressistischen Spektrums vom liberalen europäischen Staatsprotestantismus bis zum protestantoformen Linkskatholizismus, dem die Gläubigen weglaufen -und in noch größerem Maße - wegsterben, stehen junge, dynamische christliche Gemeinschaften in der übrigen Welt gegenüber, die sich den Progressimus der "Alten Welt" mit gutem Grund und zutreffenden Argumenten vom Leib halten. Die Vorgänge in der anglikanischen Weltkirche, wo mittlerweile eine "konservative" Mehrheit in Afrika und anderen ehemaligen britischen Kolonien einer "progressiven" Minderheit gegenübersteht ist symptomatisch. Den Zustand der AltweltAnglikaner ist der einer schrumpfenden Sekte.

Kein neues Szenario. Schon der "Fürstenknecht" Luther lebte ja in der Überzeugung, daß die "veraltete" Kirche alsbald verschwinden würde. 500 Jahre später ist der Lutherische Weltbund eine schrumpfende Sekte mit weltweit gerade einmal 60 Million Gläubigen, die katholische Kirche hingegen eine noch immer wachsende Gemeinschaft von aktuell 1,181 Milliarden Menschen.

Die progressiven (Alt)Katholiken und modernen Staatsprotestanten des 19. Jahrhundert sahen sich nicht anders. Die "aufgeklärten" Christen des 19. Jahrhunderts, denen Wilhelm Busch sozusagen ihren Lieblingscomic, den "Pater Filucius" zeichnete, erkannten sich in der Figur der hübschen jungen "Angelika"wieder, ihre Konkurrenten in der dicklichen alten (katholischen) Petrine, und der verhärmten (lutheranischen) Jungfer Pauline.

Der Realität entsprach das schon damals wohl kaum. Die Krise des preußischen Staatsprotestantismus, die zur ersten Phase des Kulturkampfes führt,  wurde von tiefgläubigen jungen Katholikinnen ausgelöst, in die sich protestantische Beamte verliebten, die aus den Preußischen Kernländern zur Verwaltung in die westfälischen Provinz geschickt wurden. Daraus entstanden dann Ehen, deren weiblicher Teil sich kirchenrechtlich korrekt aber zivilrechtlich unkorrekt mit der katholischen Erziehung der gemeinsamen Kinder durchsetzen konnte und wollte. Eine Staatskrise, ausgelöst von "modernen" protestantischen Herren mittleren Alters und gläubigen jungen katholischen Frauen. Sie endete übrigens mit dem Sieg der jungen Katholikinnen, nachdem auch der preußische König Friedrich Wilhelm IV eine reizende junge bayerische Katholikin geheiratet hatte, in die er sich - völlig gegen die Staatsräson - verliebt hatte.

Wer die Augen aufmacht, wird auch heute feststellen, daß das modernistische linkskatholisch-linksprotestantische Wassersuppenchristentum seine glühendsten AnhängerInnen eher unter spätfeministischen Damen jenseits des Klimakteriums und pensionierten Eigentümern einer Beamtenheimstätte hat. Daß sich der ganz besonders fortschrittliche BDKJ durch einen mittelalten schon nicht mehr ganz taufrischen Berufsjugendlichen jenseits der 40er repräsentieren läßt steht hier pars pro toto.

Junge Menschen, die sich vom Wassersuppenchristentum des staatsprotestanischen Anbiedermeier beeindrucken lassen, sind mir nicht bekannt. Brummer Bekennntis er habe als Teenie "mit roten Ohren" die Frohe Kunde von der protestantischen Beliebigkeit vernommen, halte ich für das Ammenmärchen eines skrupellosen Chefredakteurs, der uns eine veritable Lügengeschichte auftischt.
Mit roten Ohren lag ich auf dem Bett und nahm auf, dass Wyclif den Priestern absprach, Hostien und Wein tatsächlich in Leib und Blut Christi verwandeln zu können. Ich war sehr froh darüber, als zwölf-, dreizehnjähriger Knabe zu erfahren, dass die Evangelischen in der benachbarten Kreuz- oder in der Pauluskirche neben meinem Gymnasium die Worte Jesu „Das ist mein Leib / mein Blut“ nicht wortwörtlich nahmen. Und noch mehr begeisterte mich, dass bei den Protestanten Leute gemeinsam zum Abendmahl gingen, die durchaus unterschiedliche Vorstellungen von der Bedeutung des Mahles hatten. Die einen nahmen Brot und Wein zum Gedächtnis an Christi Erlösungstat, die anderen nahmen die verwandelte Substanz Christi in sich auf.
Nachdem ich ja selbst mal ein dreizehnjähriger Knabe war, möcht ich das doch entschieden in Frage stellen. Ich erinnere mich noch gut an rote Ohren, aber da ging es um die heißen Strophen des Hohen Liedes und ähnlicher "heißer" Stellen im Alten Testament.. Daß ein sehr junger Mensch auf die Infragestellung seiner eigenen, in diesem Alter meist tiefernsten Glaubensüberzeugung "begeistert" reagiert, kann ich nicht glauben, und ein bissel älter als der Herr Redaktör bin ich ja schon. Nun ja, Konvertiten können ja manchmal schon ziemliche Stinkstiefel sein, aber es geht auch anders, wie das Beispiel der hübschen Dame oben zeigt.

Die Ehefrau des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV, Königin Elisabeth von Preußen, hat wohl maßgeblich dazu beigetragen, daß sich die preußische Religionspolitik wieder auf den toleranten Großen Friedrich zurückbesonnen hat. Friedrich Wilhelm beendete den Kulturkampf und stellte im übrigen auch für die Altlutheraner, die unter der Religionspolitik Preußens zu leiden hatten, die volle Religionsfreiheit wieder her. Ihren katholischen Glauben mußte sie, als sie in das refomierte Herrscherhaus Preußens einheiratete, nicht aufgeben. Später trat sie dann doch zur reformierten Kirche über. Eine vorbildliche Konvertitin. Als Reformierte leider nicht zur Heiligsprechung zugelassen.

Freitag, 2. September 2011

Musike



Mein Lieblingsinstrument mit meiner Lieblingsinterpretin. Barbara Dennerlein auf einer Hammond NewB3 und Rhoda Scott auf einer Orginal B3 mit Leslie-Boxen. Nur so als Kontrastprogramm.

Hippies use backdoor.