Sonntag, 28. Februar 2010

Solidarität mit Margot!

   Versöhnliche Töne erklingen aus der Blogozese bei Elsa, im Volltext bei dilettantus und musikalisch hinreißend dargeboten von der Petrusbruderschaft.
   Also so superkritisch wie der böse Bösewicht Harald Schmidt wolln wir ja gar nicht sein, ist doch allgemein bekannt, daß Katholische dazu neigen, insbesondere dem in Barriquefässern gereiften Spätburgunder (vulgo für Noaddeutsche : Rotspohn) eine fast schon überirdische Qualität zuzusprechen.
Wherever the catholic sun does shine, you will find laughter and good red wine, at least I always found it so, benedicamus domino. (Hillaire Belloc)
Sicher, sicher, das Sujet der Traubenmadonna hat vor allem eine tiefgehend spirituelle Bedeutung. Aber im Rheinland, jedenfalls in den Ecken wo Wein angebaut wird, sind sie doch gehäuft anzutreffen?

Transfiguratio Domini

   Der zweite Fastensonntag ist für mich immer der Tag, an dem ich vergeblich auf eine Predigt über dieses so wunderbare Geheimnis, das Geheimnis der Transfiguration Jesu (Lk 9, 28b-36)  hoffe. Es ist nämlich auch meistens der Sonntag, an dem unser Bischof Karl seinen Hirtenbrief von den Kanzeln verlesen läßt. Einmal im Jahr muß es sein, und daß sich unser Pfarrer bei der Verlesung mit einem Glas Wasser bewaffnete, ließ schon nichts Gutes erwarten. Es kam, wie es kommen mußte, es war wieder ein unglaublich langer und unfaßbar langweiliger Hirtenbrief, sprachlich und inhaltlich in dem so sattsam bekannten Plätscherton, den wir von unserem Bischof kennen. Nachher bedankte sich der Pfarrer noch ausdrücklich bei den Kindern, daß sie so lange ausgehalten hatten. Ob ich da wohl etwas dezente Kritik an unserem Määnzer Bischof merke?
    An solchen Sonntagen tröste ich mich manchmal im internet mit der Lektüre des berühmten Sermons 51 von Papst Leo dem Großen:
Mt 17,19: Nach sechs Tagen nahm Jesus den Petrus, den Jakobus und dessen Bruder Johannes mit sich und führte sie allein auf einen hohen Berg. Und er ward verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, seine Kleider aber wurden weiß wie Schnee. Und siehe, es erschienen ihnen Moses und Elias, die mit ihm redeten. Petrus aber nahm das Wort und sprach zu Jesus: "Herr, hier ist gut sein für uns: wenn du willst, so wollen wir hier drei Hütten bauen, dir eine, Moses eine und Elias eine!" Während er noch redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke, und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: "Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe. Ihn sollt ihr hören!" Als die Jünger dies hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. Und Jesus trat hinzu, berührte sie und sprach zu ihnen: "Stehet auf und fürchtet euch nicht!" Als sie aber ihre Augen erhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. Und während sie vom Berge herabstiegen, befahl ihnen Jesus und sprach: "Sprechet zu niemand von diesem Gesichte, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist!"vgl. Mk 9,18: Lk 9,28-36

Geliebteste! Das verlesene Evangelium, das durch unser Ohr zu unserem Innern sprechen will, ladet uns zum Verständnisse eines großen Geheimnisses ein. Dazu werden wir mit Hilfe der göttlichen Gnade um so leichter gelangen, wenn wir zuerst das betrachten, was weiter oben erzählt ist in dem unserem Evangelium vorangehenden Kapitel, wo sich Christus als Sohn Gottes und als leidensfähigen und sterblichen Menschen bekennt. Wollte doch unser Erlöser Jesus Christus, dessen Glaubenslehre die Sünder zur Gerechtigkeit und die Toten zum Leben zurückruft, seine Jünger durch Mahnworte und Wundertaten darin unterweisen, daß man Christus gleichzeitig für den "eingeborenen Sohn Gottes" und für den "Menschensohn" halten müsse. Eins wie das andere wäre für sich allein für unsere Erlösung ohne allen Nutzen gewesen. Denselben Schaden brächte es, wollte man in unserem Herrn Jesus Christus nur an eine göttliche Natur und nicht zugleich auch an eine menschliche oder nur an eine menschliche und nicht zugleich auch an eine göttliche glauben. Zu beiden müssen wir uns in gleicher Weise bekennen. Wie in Gott wahre Menschheit wohnte, so auch im Menschen wahre Gottheit. Um nun die so heilsame Erkenntnis dieses Glaubenssatzes zu bestätigen, richtete der Herr an seine Jünger die Frage, wofür sie selber ihn bei den widersprechenden Meinungen der Leute hielten und welche Ansicht sie über ihn hättenvgl.Mt 16,13 ff.; Mk 8,27 ff.; Lk 9,18 ff. Da erschaute der Apostel Petrus, der infolge einer Erleuchtung durch den himmlischen Vater die Schranken durchbrach, die ihm als körperliches Wesen und als Mensch gesetzt waren, mit geistigem Auge den "Sohn des lebendigen Gottes". Und diesem Glauben an die Majestät der Gottheit verlieh er auch in seinen Worten Ausdruck, weil er eben nicht allein auf die Substanz des Fleisches und des Blutes blickte. S o sehr erregte Petrus durch dieses über alles Irdische sich erhebende Bekenntnis das Wohlgefallen des Herrn, daß dieser ihm das Glück der Seligkeit verlieh und ihn zu jenem heiligen, starken und unverletzlichen Felsen machte, auf dem die von ihm gegründete Kirche den Pforten der Hölle und den Gesetzen des Todes trotzen sollte.S o sehr gefiel er dem Herrn durch jenes Bekenntnis , daß in allen Fällen, in denen es sich um Lossprechung oder um Vorbehaltung handelt, nur dann ein Urteil im Himmel Geltung hat, wenn Petrus der Richter war.
   Wer weiter lesen will, bitte hier. Manchmal ist das internet doch ein rechter Segen.

Samstag, 27. Februar 2010

Kirche, Sex und Suff

Gerade, als die Nachricht von Margot Käßmanns Rücktritt über den Ticker lief, fiel mir unsere Lokalpostille in die Hände. Seite eins: die geschiedene "Bischöfin" Margot tritt zurück wg. bekannten Vorfalls, Überfahren einer roten Ampel im - sagen wir es offen - Vollsuff. (Wir Strafverteidiger sagen es rund heraus, Zeit ist Sesterz).
Seite eins im Lokalteil: der neue Pfarrer meiner prot. Ex-Gemeinde! Toller Typ! So nett! Und natürlich mit Patchworkfamilie! (2 Frauen, drei Kinder) So sympathisch! Ein Mensch wie Du und ich!
Na ja der Amtsvorvorgänger - ein begnadeter Prediger mit Stentorstimme und von barockem Format - fiel manchesmal besoffen von der Kanzel, was ihm seine Gemeinde eigentlich nicht so richtig übel nahm. Bis er dann in der Trinkerheilanstalt landete, nach seiner Ehescheidung, deren Ursache wiederum nicht in erster Linie der Suff, sondern der Sex war. Der Sex mit der falschen Frau.
Dann gab es dann noch den Amtskollegen des Amtsvorvorgängers, der, nun ja, auch schon in zweiter Ehe verheiratet war mit einer lieben Frau, die wiederum Mutter eines nichtehelichen Kindes mit unbekanntem Vater gewesen ist. Und genau genommen, kenne ich persönlich eigentlich so gut wie keinen protestantischen Pfarrer notabene Pfarrerin, der/die nicht geschieden ist. Kennt jemand die Scheidungsquote von Pfarrern? Ist die nun niedriger oder höher als die gesellschaftsübliche von 50 %.? Aus meiner Erfahrung würd ich eher sagen, sie ist höher. Und die Alkoholiker- notabene Quartalssäuferquote scheint mir ja auch nicht so niedrig.
Wer Vorbild sein will, das ist wohl die Lehre nicht nur aus dem casus Käßmann, scheitert manchesmal gerade an der Last, ein Vorbild sein zu sollen.
Ich will ja jetzt die katholischen Priester ganz und gar nicht ausnehmen. Den Säufer und den Hurenbock (die frieren selbst im wärmsten Rock) trifft man auch im Amt des katholischen Pfarrers.
Aber es gibt da doch ein Heilmittel. Die Mutter eines Priesters, hat es mir mal verraten. Ein Priester, der sich in die selige Jungfrau und Gottesmutter verliebt, ist davor gefeit, sich in eines seiner Groupies (ja, ja, die gibt es) oder den Alkohol zu verlieben. Und so hat das Nachlassen der Verehrung der Gottesmutter vielleicht doch eine ganze Menge mit der aktuellen Krise des Standes zu tun. Nur ist, wenn die Priestermutterthese stimmt, die Krise des protestantischen Pfarrers chronisch. Und die des Priesterstandes heilbar.

Dienstag, 23. Februar 2010

Quatember, eine Verlustanzeige.

Die Farbe Violett nahm im "alten" Kirchenjahr vor der Kalenderreform der 60er Jahre noch einen weit größeren Raum ein, als in der nachkonziliaren Zeit. Nicht nur während Fastenzeit und Advent, sondern auch während der dreiwöchigen Vorfastenzeit, und an den Quatembertagen.

Quatember? Daß es so was überhaupt gibt, ist mir, ehrlich gesagt erst sehr sehr spät aufgefallen. Erst, als mir ein "richtiger" Schott in die Hände fiel (ich meine den "vorkonziliaren", der ja auch noch Texte von Anselm Schott enthielt, und der nicht zum bloßen Markennamen-Schott verkommen ist).

Also Quatember (im englischen noch kürzer, nämlich "Ember"), so habe ich gelernt, leitet sich aus der korrekten lateinischen Bezeichnung jejunia quattuor temporum, also Fasten der vier Jahreszeiten ab. Und so sind denn die Quatembertage auch auf die vier Jahreszeiten verteilt, jedenfalls die vier kirchlichen Jahreszeiten, die so in etwa den metereologischen Jahreszeiten entsprechen.

Die Popularität der Quatember läßt sich daran ablesen, daß es in allen Sprachen hübsche Merkverse für die zeitliche Lage der Quatembertage gibt. Im Deutschen etwa: "Nach Aschermittwoch, Pfingsten, Kreuz (Kreuzerhöhung 14, September), Luzei (Lucia, 13 Dezember), merk dir dass Quatember sei". Oder auf englisch: "Lucy, ashes, dove and cross".

Kirchengeschichtlich gesehen, ist das Quatemberfasten typisch römisch-katholisch, der Ostkirche ist diese Tradition unbekannt. Dennoch läßt sich diese Fastentradition auf vor- und frühchristliche Traditionen zurückführen. Das gilt vor allem für die Verteilung der Fastentage auf Mittwoch, Freitag und Samstag. Das Fasten an zwei Wochentagen, Dienstag und Donnerstag, entspricht jüdischer Tradition. Die frühen Christen verlagerten diese beiden Fasttage auf Mittwoch, zum Gedenken an den Tag, an dem Christus verraten wurde, und Freitag, den Tag der Kreuzigung des Herrn (vgl. 8.1. der Didache). Das Quatemberfasten läßt sich nun für Rom schon auf die Zeit der Päpste der ersten 5 Jahrhunderte zurückverfolgen. Die "legenda aurea" nennt den Märtyrerpapst Calixtus (217 - 222) als den Papst, der das Quatemberfasten als erster anordnete.

Nachdem der Mittwoch als allgemeiner Fastentag abgeschafft wurde - von den Orden abgesehen -, und nur noch der Freitag als Abstinenztag blieb, sind die Quatembertage damit die einzige Zeit des Kirchenjahres, in der diese alte Tradition der frühen Christen geübt wird.
Oder besser wurde. In Folge des II. Vatikanischen Konzils hob Paul VI die Quatember zwar nicht auf, überließ jedoch die Regelung den nationalen Bischofskonferenzen, die dann das Quatemberfasten schlicht aufhoben (wie in den USA) oder (wie in Deutschland) zeitlich verschob. Auch wenn es für die Quatember in Deutschland nach wie vor Meßformulare gibt, besiegelte diese Reform das Ende einer liturgischen Tradition, die sich bis in das 3. Jahrhundert zurückverfolgen läßt.

Die Quatembertage endeten mit einer Vigil, die sich unter anderem durch sieben Lesungen auszeichnete. Sieben deshalb, weil nach alter Tradition in der Samstagsvigil der Quatember Weihen stattfanden. Da die vorkonziliare Kirche sieben Weihegrade kannte (Ostiarius (Türsteher), Lektor, Exorzist, Akoluth (Helfer), Subdiakon, Diakon und Priester) wurden dann nach jeder Lesung die Kandidaten für den jeweiligen Weihegrad geweiht. Womit wir bei der nächsten Verlustmeldung wären. Die "niederen Weihen", wie auch der Subdiakon sind so nicht mehr existent. Und von Türstehern, die etwa darüber zu wachen hatten, daß kein Ungetaufter und kein Büßer an der Eucharistie teilnahm, mag man ja gar nichts mehr hören. Aus den Märtyrerlisten der ersten Jahrhunderte wissen wir aber, daß unter den heiligen Märtyrern so mancher Ostiarius oder Exorzist war.

Bei Stanislaus lese ich, daß ab und zu doch noch mal jemand ein Quatemberamt feiert. Bei NLM findet sich ein interessanter Artikel über die Lesungen des Quatemberamtes, und wer sich noch weiter informieren will, unter anderem über frühkirchliche Texte, die sich mit den Quatembertagen befassen, kann bei den Fischfressern nachlesen.

Sonntag, 21. Februar 2010

Lampenfieber

Erster Auftritt unserer kleinen Gemeindeschola bei der ersten gregorianischen Messe in unserer Gemeinde.
Ganz kleine Gemeindeschola, wenn man sich die Seiten für die Messe zum Ersten Fastensonntag ansieht. Im Gewürm der Neumen des Graduale Triplex findet sich sowie so kein Mensch zurecht, der die Gregorianik nicht mit der Muttermilch eingesogen hat oder mindestens acht Mal am Tag das Stundengebet singt. Immerhin haben wir jetzt den Introitus geschafft und dafür das Graduale Triplex noch einmal mit scholaeigenen Bleistiftanmerkungen verziert.
Ans Graduale haben wir uns noch nicht gewagt, der Tractus ist vier Seiten lang. Ja, das ist im überlieferten Ritus meist ein Bußpsalm, vor allem für die Schola, die sich an dieses Monstrum dranwagt. Singt das überhaupt irgendwer? Hallo da draußen!

Donnerstag, 18. Februar 2010

Beck und Kolle aufgemixt

Die Kunst der und die Neigung zur Zuspitzung einer gesellschaftspolitischen Debatte ist ja meist Politikern zu eigen. Bischöfe - vorzüglich die 3M´s - sind da aber manchmal auch nicht schlecht. Es geht - wenn ich da mal ein bißchen aus dem Nähkästchen eines alten Politikasters plaudern darf - um Einschaltquoten, Schlagzeilen und nicht zuletzt darum, den Gegner aus der Deckung zu locken, auf daß er beim zornigen Gegenangriff ein hübsches Eigentor schießt. Also Bischof Mixa hat das im Zusammenhang mit der Debatte um die Mißbrauchsfälle an jesutitischen Gymnasien so gemacht:
Die sogenannte sexuelle Revolution, in deren Verlauf von besonders progressiven Moralkritikern auch die Legalisierung von sexuellen Kontakten zwischen Erwachsenen und Minderjährigen gefordert wurde, ist daran sicher nicht unschuldig.
Ist das so falsch? Sicher nicht, daß sich die Mißbrauchsfälle vorwiegend in den 70iger und 80iger Jahren ereignet haben, in der Hochphase der sexuellen Revolution und einer aufschäumenden Debatte um die Entkrimininalisierung der Pädosexualität ist mindestens statistisch signifikant.
Und die "besonders progressiven Moralkritiker" haben sich dann auch sofortissimo zu Wort gemeldet. Allen voran Volker Beck, Grünen-Abgeordneter und parlamentarische Speerspitze des schwulen Verbandsfunktionärswesens. Ursache sei vielmehr die "systematische Unterdrückung von Sexualität" (durch die auf diesem Blog schon öfter erwähnte rSkK). Mixas Thesen seien "historisch absurd".
Ja wirklich? 1988 verkündete Beck in einem rechtspolitischen Beitrag für ein Buch mit dem Titel "Der pädosexuelle Komplex" folgende Thesen:
„Eine Entkriminalisierung der Pädosexualität ist angesichts des jetzigen Zustandes ihrer globalen Kriminalisierung dringend erforderlich … Vorgeschlagen wird hier als langfristiges Ziel…, die ‚Schutz’-Altersgrenze zu überdenken und eine Strafabsehensklausel einzuführen.“ (S.266)

„Allein eine Mobilisierung der Schwulenbewegung für die rechtlich gesehen im Gegensatz zur Pädosexualität völlig unproblematische Gleichstellung von Homo- und Heterosexualität … und für die Rechte der Homosexuellen wird das Zementieren eines sexualrepressiven Klimas verhindern können – eine Voraussetzung, um eines Tages den Kampf für die zumindest teilweise Entkriminalisierung der Pädosexualität aufnehmen zu können.“ (S.268)
Schauschau. Das war in Zeiten, als grüne Parteitage die völlige Entkrimininalisierung des beschönigend als "Pädosexualität" bezeichneten Kindesmißbrauchs forderten. Was denen damals wenigstens die Wahlergebnisse verhagelte.
Hat Beck sein "langfristiges Ziel" aufgegeben? Wüßten wir ja gerne. Aber sein mittelfristiges, nämlich die "sexuelle Ausrichtung(Identität)" in den Verfassungsrang zu erheben haben die Sexualrevolutionäre ja auf europäischer Ebene schon erreicht. Artikel 21 der mit dem Lissabon Vertrag verbundenen Menschenrechtscharta verbietet eine Diskriminierung nicht nur wegen unverfügbarer Merkmale der Person wie Rasse, Geschlecht, Religion, Behinderung und Alter, sonder auch wegen der "sexuellen Ausrichtung". Ein Begriff, der eben kein unverfügbares Merkmal wie das angeborene Geschlecht bezeichnet, sondern zunächst nur die persönliche, letztlich subjektive Vorliebe. Welche Grenzen gibt es, hat man einmal den Schutz der sexuellen Ausrichtung ins Gesetz geschrieben, davor, daß auch Polygamisten und - sagen wirs mal biblisch - Knabenschänder den Schutz ihrer Sexuellen Identität verlangen?
Sie tuns ja schon.

Ich nutze die Gelegenheit, um mal wieder ein Bild eines meiner Lieblingsmaler, William Adolphe Bouguereau ins Netz zu stellen. Bevor es von der europäischen Gesinnungspolizei in den Giftschrank verbannt wird. Das Bild stammt aus Zeiten, da man für ausgeübte Homosexualität noch die schlimmsten Höllenstrafen erwartete. Im Hintergrund der mit den spitzen Ohren, im der Mitte Vergil und Dante und davor zwei männliche Wesen (scheinbar) ihre sexuelle Identität praktizierend. (Um Mißverständnisse zu vermeiden, so hat das Bougereau nicht gemeint, aber es sieht so aus)

Sonntag, 14. Februar 2010

Karneval und die rSkK

  Nein, einen Beitrag zum "Mißbrauchsskandal" an einem Jesuitengymnasium werd ich nicht schreiben. Unter anderem, weil mir die küchenpsychologische Ableitung der Mißbrauchsfälle (die sich übrigens in der Hochphase der "Sexuellen Revolution" der 70er und 80er Jahre ereignet haben) aus der rSkK (für Nicht68er: der repressiven Sexualmoral der katholischen Kirche) tierisch auf die Nüsse geht.
   Jaja, ich war selber einer. Ein 68er. Und was die 68er (jedenfalls manche) über diesen Quatsch zu sagen haben, hat Thomas Schmid (anno Tuback Mitglied der Gruppe "Revolutionärer Kampf") in einem Beitrag für die Welt bestens zusammengefasst. Da könn wir nur unsere grauen Häupter wiegen. Recht so, Genosse Thomas.
   Die These, die katholische Kirche sei düster, freudlos, lustfeindlich wird jedenfalls durch das katholische Leben keineswegs bestätigt.
   In diesen Tagen schon gar nicht. Tobt der Karneval etwa in den Redaktionsstuben des Spiegel? Könnte man sich Rudolf Augstein vorstellen, eine Bütenrede haltend? Gehn unsere protestantischen Mitbrüder - vorzugsweise die unteren und mittleren Chargen - die schön zeitgeistig mal wieder an der lustfeindlichen Kirche rumnörgeln nicht gerade dieser Tage mal wieder zum Lachen in den Keller?
   Jo. Ich zieh mir derzeit am allerliebsten die Alternativsitzungen im Fernsehn rein. Pink Punk Pantheon oder die Stunksitzung. Gerade bei den (Ex-)Linksalternativen ist Fastnacht nämlich das, was der in der Wolle katholisch gefärbte Karneval sein sollte. Witzisch. Chaotisch. Manchmal ein bißchen brutal. Trunken. Und bei den "Alternativen" kommt das eben authentischer als bei dem berüchtigten Sitzungskarneval, der je größer, je fernsehorientiert auch umso langweiliger ist. Und umso politischer. Daß die "Kritik" an den politischen Verhältnissen zur Kernbotschaft des Karneval gehört, gehört ja zur Ideologie der "Großen Vereine". Bei dem Auftritt des Mainzer "Till", der in bieder gereimten Verschen ein bißchen die Politiker kritisiert, schlaf ich regelmäßig- und ungelogen - ein. 
   Den "Rechenschaftsbericht" von Pink-Punk-Pantheon sollte man sich unbedingt reinziehen. Endet er doch mit dem Schreckensruf: "am End wern wir alle protestantisch und saufen Mineralwasser!". Vor diesem schröcklichen Ende bewahre uns der gnädige HERR.

Ein bißchen Jesuitenkritik konnt ich mir doch nicht verkneifen. Das Bild stellt die Gründerin des japanischen Kabuki-Theaters dar, Izumo no Okuni. Das bemerkenswerteste an ihrer Ausstattung dürfte wohl der Rosenkranz sein, in der typischen Fassung des 16. Jahrhunderts mit einem dreiteiligen Credokreuz. Okuni lebte in der Zeit, als tapfere Jesuiten in Japan missionierten. Eine durchaus erfolgreiche Mission, die erst mit der Verfolgung und Vertreibung des Ordens und der Ermordung ihrer wichtigsten Missionare endete. Was wohl die jesuitischen Märtyrer zu ihren heutigen, meist in Holzfällerhemden und Jeans gekleideten Ordensbrüdern zu sagen hätten? 
Das frühe Kabuki-theater kann man sich durchaus  als eine Kulturform vorstellen, die für den Karneval typische Elemente aufweist. Die These daß das Kabuki-theater beeinflußt wurde durch die bei den Jesuiten beliebten Mysterienspiele, wird zumindest diskutiert.

Dienstag, 2. Februar 2010

Nunc dimittis II


  Geht auch in modern. Also wenn sowas ein NGL ist, ein neues geistliches Lied, könnt ich mich fast daran gewöhnen.
Zum Mithören:
Nunc dimittis servum tuum domine.
secundum verbum tuum in pace.
Quia viderunt oculi mei
salutare tuum
quod parasti
ante faciem omnium populorum
lumen ad revelationem gentium
et plebis tuae Israel
Gloria patri et filio
et spiritui sancto
Sicut erat in principio et nunc et semper
et in saecula saeculorum amen.

Nunc dimittis


Ich dachte mir, daß es doch sehr schön wäre, heute am Tag der Darstellung des Herren, das Canticum des Simeon zu hören. Nunc dimittis servum tuum domine, secundum verbum tuum in pace.
Dargeboten in einer Version von Palestrina, in der Basilica Santa Maria Maggiore in Rom - Palestrinas Wirkungsstätte. Nur das blöde Geklatsche am Schluß nervt etwas.