Samstag, 30. April 2011

Die Sehnsucht nach dem guten König II



Mein leises Gemoser darüber, daß der erlauchte Bräutigam keinen Ring trägt, war in diesem Fall völlig daneben. Denn das erlauchte Ehepaar hat vollkommen korrekt seine Eheschließung nach einem Ritus vollzogen, der nicht nur dem Rituale der Anglikanischen Kirche, sondern auch dem älteren Rituale der Heiligen Katholischen Kirche entspricht. Dieser Ritus ist in vielerlei Hinsicht asymetrisch. So war es seit alters her nicht üblich, daß beide Ehegatten einen Ring tragen, vielmehr übergab nur der Bräutigam seiner Braut einen Ring, und mehr. Im (englisch)-katholischen Ring von Sarum spricht der Bräutigam dazu die Formel:
"With this ring I thee wed; this gold and silver I thee give, with my body I thee worship and with all my worldly goods I thee endow"
Die anglikanische Kirche hat diese Formel bewahrt, sie wird bis heute mit einer gewissen Abwandlung gesprochen. Der Hintergrund dieser Formel ist weniger das Versprechen ewiger Treue, dieses Versprechen wird vor der Übergabe der Ringe gegeben, sondern vielmehr die Zusage des Bräutigams, daß er seine Braut versorgen werde (with all my wordly goods I thee endow). Die "Catholic Encyclopedia" führt das altehrwürdige Ritual auf germanisch-rechtliche Ursprünge zurück, nach denen die Braut "erkauft" wurde. Wie dem auch sei, daß beide Ehegatten einen Ring tragen, ist erst im 20igsten Jahrhundert üblich geworden.

Die Sitte, daß beide Ehegatten Ringe tauschen, haben wir zunächst rein kommerziellen Interessen zu verdanken. Die amerikanische Schmuckindustrie propagierte diese Abwandlung des historischen Ritus seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Zunächst nicht sonderlich erfolgreich. Noch Anfang der 30iger Jahre des 20. Jahrhunderts tauschten Eheleute nur in 15% der Eheschließungen zwei Ringe, erst nach der Großen Depression setzte sich dieser neue Brauch durch.

Mag sein, daß auch das neue Verständnis von "Gleichberechtigung" nach einem symmetrischen Ritus verlangte. Bis zu den Liturgiereformen der 60iger Jahre blieb aber auch der katholische Ritus asymmetrisch, der Priester weihte nur einen Ring, den der Braut nämlich. Wie auch nur der Braut der Brautsegen zukam.

Ich empfehle, dem guten Bischof und den beiden erlauchten Eheleuten gut zuzuhören. Was da gesagt und getan wird, entspricht christlichem Erbe. Sich zu diesem Erbe zu bekennen, gehört angesichts der wütenden Meute, die gegen die christliche Ehe anrennt, einiges an Mut.

Gott segne William und Catherine, er stärke sie und bewahre ihre Liebe, bis zu ihrem seligen Ende.

Freitag, 29. April 2011

Die Sehnsucht nach dem guten König I


Hab mir die Hochzeit angesehen. Naj, nicht die ganze. Das Jawort hab ich natürlich verpaßt, aber nicht den Auftritt der Braut, und den Einmarsch des Bräutigams nebst seines Bruders und Trauzeugen. Na gut. Die Kirche ist geklaut, des Bischofs Anglikanische Gemeinschaft ist gerade dabei, auseinanderzulaufen, die Braut verweigert ihrem Gespons ausdrücklich den Gehorsam und der Bräutigam weigert sich, einen Ehering zu tragen. Der Papa des Bräutigams kommt mit seiner Kebse, mit der er selbst nur standesamtlich getraut ist und unter den Gästen findet sich so mancher, der keineswegs ein Vorbild an christlicher Lebensführung ist

Also eigentlich so, wie es schon immer gewesen ist. Der erste König, der in Westminster Abbey gekrönt wurde, hatte schließlich, bevor er um einiges respektvoller, William der Eroberer genannt wurde, den nickname William the bastard. (Womit ich nicht gesagt haben will, daß der aktuelle William ein Bastard sei sondern nur, daß die eheliche Disziplin der königlichen Familie of england mitunter zu wünschen übrig ließ)

Sieht man also von der einen oder anderen Kleinigkeit ab und rubriziert man des Bräutigams matte Witze unter british humor, wars doch eine schöne Hochzeit. Der Bräutigam trug keinen Schlips sondern eine anständige und kleidsame Uniform, die Braut in ihrem formidablen Brautkleid nebst Schleier war einfach hinreißend und auch der Bischof hatte sein schönstes Pluviale an, wie seine Mitzelebranten. Vom outfit der Priesterschaft hätte man sich auch bei den Piusbrüdern befinden können, und das Ordinarium der Messe wurde in latein gesungen.

Die Stadt war heute eigentümlich leer, mir fiel auf, daß es vor allem Personen männlichen Geschlechts waren, die heute auf der Straße zu sehen waren, so daß ich annehme, daß sich doch heute ein dezent monarchistischer odeur ausbreitete. Leider ist ja unser Kaiser weggeloffen, und wie man hört, sind gerade mal 10 Prozent der deutschen Bevölkerung monarchistisch gesinnt. Wobei ichs ja interessant fände, was z.B. die Bayern von einem Kinni hielten, oder die Bewohner der ehemals preußischen Lande von einem neuen Kaiser Wilhelm.

Das Thema könnte man mal vertiefen.

William the ...

Dienstag, 26. April 2011

Duodi 2. Floreal 219: Zuckungen am Römer



War mal wieder prophetisch. Meine "absolute Lieblingsparteijugendorganisation, die pubertären Knallchargen des multikulturellen, konsequent durchgegenderten juste millieu" hat präzise für Karfreitag um 16:00 zu einem Flashmob gegen das Tanzverbot auf dem Frankfurter Römer aufgerufen. In diesem konkreten Fall die Grüne Jugend Hessen.

Daß zu dieser Stunde am selben Ort eine Karfreitagsprozession stattfand, muß den Veranstaltern bekannt gewesen sein.

Was kommt wohl als nächstes? Ein Flashmob gegen das Tanzverbot am Volkstrauertag? Bekanntlich wie der Totensonntag in Hessen ein "stiller Feiertag", an dem öffentliche Tanzveranstaltungen untersagt sind. Er dient dem Gedenken an die Millionen Gefallenen und Toten der beiden Weltkrieg. Passenderweise sollte das dann auf einem Soldatenfriedhof, oder einem Massengrab des Zweiten Weltkrieges stattfinden. Findet sich in jeder Stadt. Auf dem Massengrab der mittelgroßen Stadt, in der ich aufgewachsen bin, liegen an die 10.000 nicht identifizierte Tote.

Ich bin echt gespannt. Offenbar kennt die Spaßguerilla ja keine Grenzen, keine Scham und keinen Respekt. Vor allem nicht vor der Trauer anderer Menschen. Oder nur vor der Trauer christlicher Menschen?

Montag, 25. April 2011

Streit um den Karfreitag - die neue grüne Zeitrechnung


Welchen Tag haben wir heute? Nun, wir haben Qintidi, den 5. Floreal des Jahres 219. Und dieser Tag ist nicht etwa Ostersonntag, nein, er ist vielmehr der Ancolie geweiht, der Akelei. 

Morgen ist Maiglöckchentag, Mittwoch ist Champignontag, da freuen wir uns doch drauf, nicht? Jeder Monat hat 30 Tage, kann man sich leicht merken und am Ende des Jahres hat die Arbeiterklasse 5 Tage frei (in Schaltjahren 6), dann darf sie die Sansculottiden feiern. Die Tage der Unbestrumpften, so to say.

Die Tage sind natürlich nicht mehr irgendwelchen längst verstorbenen sogenannten Heiligen geweiht, sondern haben Blumen-, Pflanzen- und Tiernamen.

Und auch die Jahresbezeichnung orientiert sich in der korrekt-säkular-republikanischen Zeitrechnung nicht mehr an der Geburt des Gottessohnes Jesu Christi, sondern entspricht so recht der republikanischen Offensive des Generalsekretärs Krischan Lindner. Das erste Jahr der neuen Zeitrechnung ist nämlich das Jahr 1792 der gregorianischen Zeitrechnung. 1792 wurde die Republik eingeführt. Im Folgejahr, an Duodi, dem 2. Pluviôse (Regenmonat) des Jahres 2, dem Moostag, wurde dem Nachfahren des Heiligen Ludwig, Louis XVI der Kopf abgeschlagen. Man könnte also mit einem gewissen Recht sagen, daß wir heuer das 291. Kopf-ab-Jahr haben.

Und um nun zum aktuellen Anlaß zu kommen: der Parteivorsitzende der Grünen NRW,  Sven Lehmann, ein Jung-Fuzzi von bissel mehr als 30 Lenzen, hat doch, um den Christen des Landes eine Freude zu machen, gefordert, daß das Verbot von Lustbarkeiten am Karfreitag aufgehoben wird.

Und die Grüne Jugend - meine absolute Lieblingsparteijugendorganisation, die pubertären Knallchargen des multikulturellen, konsequent durchgegenderten juste millieu - hat dies mit folgender messerscharf durchdachten Argumentation begründet:
In einer multikulturellen und pluralistischen Gesellschaft ist es wichtig, jedem die freie Ausübung seiner Religion und der entsprechenden Feiertage zu ermöglichen. Wir halten es jedoch für grundlegend fraglich, ob es noch zeitgemäß ist, nur für christliche Feiertage Freiraum im Alltag zu schaffen, nicht aber auch für Feiertage anderer Religionen. Wir halten die aktuelle Gesetzeslage die gesetzlichen Feiertage betreffend daher für überholt und fordern zu einem Umdenken auf.
Jawoll, denken wir also um. Nun kann das ja wohl nicht heißen, daß wir nun, wie Krischan Ströbele (warum heißen die Kulturkämpfer unserer Tagen eigentlich ausgerechnet Christian?) etwa den Pfingstmontag abschaffen, um dafür das türkisch-muslimische Zuckerfest zu begehen, oder etwa, daß wir nun unterschiedslos alle denkbaren religiösen Feiertage zu gesetzlichen Feiertag erheben, sondern eben, wie das doch mit der Abschaffung des Karfreitags angedacht ist, alle Feiertage, jedenfalls soweit sie religös begründet sind, aufheben, und stattdessen einen pluralistisch-multikulturell-republikanischen Kalender einführen. Woneben dann jeder seine religiören Feiertage nach seiner façon feiern kann, aber bitte privat, im Wohnzimmer, hinter zugezogenen Gardinen, damit keiner belästigt wird. Einen Allerweltskalender eben. Ja Vielfalt macht eben reich.
... Selbstbestimmung und Vielfalt (sind) bereichernd und unverzichtbar für eine spannende Gesellschaft. Ich werbe nicht nur für die Akzeptanz jedes Lebensentwurfes, sondern arbeite seit Jahren dafür, dass politisch diese Vielfalt auch gefördert wird: durch die Möglichkeit von „Familienverträgen“ für so genannte „alternative Familienformen“, durch gleiche Rechte für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender, durch die Streichung der Ehe-Privilegien, durch gleiche Rechte für Menschen mit Migrationshintergrund und wirksamen Diskriminierungsschutz. Eine bunte, vielfältige Gesellschaft ist für mich alternativlos.
Alternativlos? Das Unwort des Jahres 2010. Nein, einem 30jährigen Fuzzi mit linksalternativem Fusselkopp muß ich als Apo-Opa sagen, daß "Pluralismus" nicht reich macht, sondern bitterarm. So arm, wie unsere Gesellschaft werden wird, wenn die Grünen, die Speerspitze des neuen juste Millieu an der Macht sein werden. Arm an Traditionen, arm an Festen, arm an Kindern, arm an Verstand. So arm wie die französische Republik einst wurde, als sie den , wie man heute wohl sagen würde alternativ-republikanischen Multikultikalender eingeführt hat. Napoleon hat ihn wieder abgeschafft, und die Pariser Kommune, die erste kommunistische Räterepublik der Welt, Marxens und Lenins Paradeis auf Erden, hat den Kalender wieder eingeführt.

Ich habe übrigens an Duodi, dem 22. Fructidor Geburtstag. Das ist Haselnußtag. Ich habe immer an Duodi Geburtstag. Das ist sehr praktisch. Hochzeitstag haben wir an Tridi, dem 13. Brumaire, dem Topinambourtag. Wir haben immer an Tridi Hochzeitstag. Das ist doch wunder-wunderschön, findet ihr nicht? Und so praktisch.

Von den republikanischen Uhren sind nicht viele erhalten geblieben. Stellt auch keiner mehr her. Schade, wäre doch ein nettes Geschenk für unsere Lehmanns, Lindners, und für unsere "Laizisten in der SPD".

Sonntag, 24. April 2011

Die Ostersequenz und das Gerücht vom Diebstahl des Leibes Jesu



Die Nacht war ziemlich kurz, die Schola am Morgen müde. Entsprechend war der Vortrag des "Victimae paschali Laudes" leider ein bißchen verstolpert. Nun ist die Ostersequenz kein ganz einfaches Stück. Sie ist, wie so vieles, heute nur in verkürzter Form gebräuchlich. Das ändert die Struktur des Vortrags. Die Sequenz ist wie die meisten Hymnen für den Wechselgesang konzipiert. Doch an einer bestimmten Stelle fehlt das "Gegenstück".

die Sequenz beginnt mit der Aufforderung zum Gotteslob.

1. Victimae paschali laudes immolent Christiani.

Christen, opfert Lob dem (geopferten) Osterlamm!

2a Agnus redemit oves, Christus innocens Patri, reconciliavit peccatores

Das Lamm errettet die Schafe, der schuldlose Christus versöhnt die Sünder mit dem Vater

2b Mors et vita duello, conflixere mirando, dux vitae mortuus, regnat vivus.

Im Zweikampf Leben und Tod, sich rätselhaft bekriegen, der Herr des Lebens, tot, herrscht (doch) lebendig.

3a Dic nobis Maria, quid vidisti in via? Sepulchrum Christi viventis et gloriam vidi resurgentis.

Sag uns Maria, was hast du unter Wegs gesehen? Das Grab des lebenden Christ sah ich, und den Glanz des Auferstandenen.

3b Angelicos testes, sudarium et vestes, surrexit Christum spes mea, praecedet suos in Galilaeam.

Sah die Engel als Zeugen, das Schweißtuch, die Binden, Christ, meine Hoffnung ist erstanden, den Seinen geht er voraus nach Galilaea.

Es folgt in der ursprünglichen Version das heute fehlende Gegenstück.

4a Credendum est magis soli, Maria veraci, Quam Judaeorum Turbae fallaci.

Der wahrhaftigen Maria (Magdalena) allein ist mehr zu glauben, als der betrügerischen Menge von Juden.

Wegen ihres als pejorativ antijüdisch verstanden Inhalts wurde die Sequenz verkürzt. Der "Betrug der Menge von den Juden (und nicht: Der Betrug der Juden)" wird allerdings von Matthäus (Kapitel 28, Vers 11-15) mit zahlreichen Details bestätigt, das Gerücht von der Entwendung des toten Leibes Jesu findet sich später im babylonischen Talmud, ist damit gleichsam Teil der offiziellen antichristlichen Polemik des nachchristlichen Judentums. In der Lesart Matthäus ist das "Gerücht" von den jüdischen Autoritäten bewußt in Umlauf gebracht worden. Liest man diesen Teil der Sequenz mit dem Bericht Matthäus als Hintergrund, ist der Text keineswegs "antijüdisch", er richtet sich vielmehr gegen die jüdischen Autoriäten, die mit allen Mitteln, auch dem der Bestechung und der bewußten Verbreitung von Unwahrheiten die zum Zeitpunkt des Todes noch nahezu ausschließlich aus Juden bestehende christliche Sekte bekämpften.

4b Scimus Christum surrexisse. a mortuis vere, tu nobis victor Rex, miserere.

Wir wissen, daß Christus wahrhaft von den Toten auferstanden ist, Du, unser siegreicher König, erbarme Dich unser. Halleluja.

Die Struktur der Sequenz in der Form von Doppelstrophen zeigt, daß sie in der Regel im Wechselgesang von Halbchören gesungen wurde. Vers 1 wird heute meist vom ganzen Chor gesungen, folgt man den üblichen Regeln wie auch dem Sinn des Textes, der ja verschiedene Sprecher (und eine Sprecherin) vorsieht, wäre die Intonation durch den Kantor oder den Zelebranten sinngemäßer.

Die Verkürzung der Sequenz erfolgte wohl im 16. Jahrhundert, bereits im Missale von 1570 fehlt Vers 4a.

Über den Sinn kann man sich streiten. Musikalisch führte die Reform der Sequenz zum Bruch mit den Regeln des musikalischen Vortrags. Theologisch ist die Zensur eher riskant, dementiert sie doch den eindeutigen Bericht Matthäus, den man ja eigentlich als Hintergrundtext hinzunehmen muß, um diesen Vers richtig zu verstehen - daß er sich nämlich gegen die jüdischen Autoriäten, nicht gegen das jüdische Volk richtet. Wie so oft, kollidiert die durchaus nachvollziehbare Absicht, als antijüdisch zu verstehende, meist mißzuverstehende Botschaften zu vermeiden, mit dem Gebot der Authenzität, und der Autorität der biblischen Überlieferung.

Die Zensur zerstört darüber hinaus die Komposition des Textes, 4a ist der Kommentar zum Bericht der Maria, dem 3a und 3b vorbehalten ist, in der heutigen Fassung endet der Text unvermittelt und übergangslos mit dem "Scimus". Maria von Magdala ist hier Hauptperson, so wie die Frauen in den Berichten der Evangelien, insbesondere bei Johannes, die ersten Zeuginnen der Auferstehung sind, und die, die dem Herrn bis zum Ende beistehen, während - auch hier ist der Bericht bei Johannes die Ausnahme - die Jünger fliehen.

Auch die Differenz in der Frage der Zeugen zwischen den Evangelien und dem gleichsam juristisch korrekten Bekenntnis in 1. Kor. 15 3-5 gerät damit in den Hintergrund. Frauen taugten in der Rechtspraxis der Antike nicht als Zeugen, hier aber steht die "Maria veraci" als einzig wahrhafte Zeugin gegen die (männliche) "turbae fallaci". Paulus, der in dem jerusalemischen Urbekenntnis nur Männer als Zeugen kennt, steht gegen den authentischen Bericht der Evangelien, der sich als Tatsachenbericht von dem Ur-Credo absetzt. Benedikt setzt sich in seinem kürzlichen erschienen zweiten Band seines Jesus-Buchs ausführlich mit den Ursachen für diese Differenz auseinander und gibt eine plausible Erklärung. Danach ist das von Paulus wiedergegebene Urbekenntnis als Wiedergabe der rechtlichen Struktur der Urgemeinde zu verstehen, nicht aber als Tatsachenbericht.

Die Zensoren von Trient erscheinen damit in der Rückschau als Macker, die unter dem Vorwand antijüdische Mißverständnisse auszuräumen, die hervorragende Rolle der Frauen der Urgemeinde vergessen machen wollen.

Trotz des verkürzten Textes des Meßbuchs ist der vollständige Text bis in die heutige Zeit immer wieder tradiert worden. Und welchen sollen wir nun singen? Hat jemand einen Vorschlag? Ich plädiere für das Original. Als Feminist, jawoll.

Die Sequenz im Wechselgesang von Frauen und Männern zu singen, entspricht ihrem Sinn. Ist doch der Bericht der Maria von Magdala der Kern des Textes.

Samstag, 23. April 2011

Karfreitag



Warum das popule meus heute in der Liturgie nur selten vorkommt, hat möglicherweise damit zu tun, daß die wenigsten Scholen sich überhaupt noch um den gregorianischen Gesang bemühen. Vielleicht ist auch die modische Unterstellung, der Text sei antijüdisch, Ursache dafür, daß man die Klage des Herrn über sein Volk nur selten hört. Für unsere Schola gehört das popule meus zum Standardrepertoire. Wir singen das popule meus am Karfreitag während der Kreuzverehrung. Meist ist es ganz still in der Kirche, wenn der Gesang verklingt.

Man fühlt sich "wie bei den Mönchen" hat mir ein Gemeindemitglied erklärt. Dieser Gesang ist einer der Gründe dafür, warum ich bei dieser Gemeinde bin.

Mittwoch, 20. April 2011

Ein neues Würgwort: kruziforme Toleranz


Für die, die gerade kein altgriechisch/kirchenlateinisches Wörterbuch dabei haben. Eleemosyna:Almosen; Jejunium: Fasten; Abstinentia: Verzicht; Flagellatio: Züchtigung. So hart waren also die Sitten zu der Zeit, zu der das lateinisch/englische Meßbuch erschien, aus dem dieses Bild stammt (Nachdruck übrigens bei Angelus Press)

Manchmal erscheint mir die Fastenzeit heutzutage aber ungleich härter. Nun ist es nicht ganz ohne Schmerz und Herzeleid, auf das preisgünstige Mittagsschnitzel mit Pommes im Herrngartencaffée zu verzichten, daß gerade eben zur sonndurchglänzten Frühlingszeit wiedereröffnet hat, und daß von meinem Büro nur 300 m zu Fuß entfernt ist, ebenso entbehrungsreich wie der Verzicht auf den Caramel Macchiato mit Vollmilch bei *Schleichwerbung* (auch gerade um die Ecke, schnief) ganz zu schweigen von dem guten, nach altitalienischem Rezept selbstgemachten Pistazien-, Nuß- und Malagaeis beim Italiener um die Ecke.

Chorproben in der Fastenzeit, insbesondere nahe Ostern gehören angesichts eines Chorleiters mit dezent sadistischen Neigungen, der den armen Tenor, dem ich anzugehören das Unglück habe, durch das Händelsche Halleluja quält, eindeutig zur Kategorie "flagellatio".

Doch all dies ist steigerbar durch die lichtvollen Meditationen deutscher Theologen in der deutschen Qualitätspresse.

Nun habe ich von einem Pfarrer Jochen Teuffel noch nie etwas gehört.  Aber daß er auserwählt wurde, im Feuilleton der FAZ über die Fastenzeit zu meditieren läßt eigentlich nur auf eindeutige Absichten bei den antikatholischen Quälgeistern Bahners, Deckers, Geyer schließen.

Schon das verschwurbelte mit Ideologemen gespickte Deutsch, in dem der Artikel verfasst ist, ist für einen in die deutsche Sprache unglücklich Verliebten wie mich eine Teufelei sondergleichen.
In der Auseinandersetzung um die gesellschaftliche Anerkennung des Islam in Deutschland ist häufig von einer christlichen Leitkultur die Rede. Wo damit ein abendländisch-christlicher Gesinnungsvorbehalt gegenüber Muslimen ins Spiel gebracht werden soll, ist dies der sicherste Weg, das Evangelium und das Kreuz Christi gesellschaftlich zu diskreditieren. An Stelle der kruziformen Toleranz tritt hier ein menschenmächtiger Religionsanspruch, der mit politischen Mitteln außerhalb des persönlichen Glaubens geltend gemacht wird. Da mögen sich für wertkonservative Christen kurzfristig Allianzen mit kirchendistanzierten oder gar atheistischen Islamkritikern ergeben. Auf Dauer kann jedoch die Propagierung einer abendländisch-christlichen Erbengemeinschaft nicht anders denn als „postsäkularer“ Versuch verstanden werden, eine partikulare, kirchliche Traditionsbindung gesellschaftspolitisch nachzubilden.
"Kruziforme Toleranz"? Der Autor dementiert im Namen der "Theologie des Kreuzes" die legitime Existenz eines christlichen Abendlandes. Die christliche Leitkultur Europas wird als "menschenmächtig" denunziert. Glaube ist - persönlich. Also privat. Also gefälligst allenfalls hinter zugezogenen Gardinen bei Zimmerlautstärke zu zelebrieren. Jedenfalls dann, wenn es sich um den christliche Glauben handelt, den dieser hat ja "kruziforme Toleranz" zu üben.
Ist im Namen christlicher Werte ein gesamtgesellschaftlicher Anspruch auf Einschluss neu gestellt, wird damit unweigerlich das kollektive Gedächtnis an das voraufklärerische Corpus Christianum geweckt. Gegen die imaginierte Restauration einer religiös motivierten Sozialdisziplinierung steht noch einmal das Pathos bürgerlicher Freiheit und Selbstbestimmung auf dem Panier. Was in Deutschland als Religionskritik gegen den Islam geltend gemacht wird, trifft langfristig die Kirchen. So kann die gegenwärtige Islamdebatte nur die Entwicklung hin zu einem laizistischen Staat befördern, was einer Verdrängung der Kirchen aus der Öffentlichkeit gleichkäme.
Nur damit ich das richtig verstehe: wenn also die Kirche - Oh Chesterton exsurge! - den Anspruch erhebt, die europäische Kultur geprägt zu haben und weiter prägen zu dürfen, wenn sie also "Christenrecht" der Sharia vorzieht, weckt sie das "kollektive" Gedächtnis an das "voraufklärerische" Corpus Christianum, weckt also die Intoleranz gegenüber jeglichem Religösen, die sich zunächst gegen die Muslime, in der Folge dann gegen die Kirche(n) richtet. Die Kirche hat also das volle Programm des religions- und christentumsfeindlichen Laizismus zu übernehmen, um sich auf das Wohnzimmer- und Katakombenchristentum zurückzuziehen, andernfalls sie sich ja gegen die Prinzipien der kruziformen Toleranz verginge.

Um also den konsequenten Laizismus - Benedikt nennt ihn die Diktatur des Relativismus - zu vermeiden, müsse man eben diesen konsequenten Laizismus selbst befördern. Also (wenigstens kulturellen) Selbstmord begehen aus Angst vor dem Tod.

Zeitung lesen kann manchmal ein rechtes Martyrium sein.

Aber auch in anderer Lesart ist dieser Artikel einer, der ganz neue Perspektiven erlaubt.

Sonntag, 17. April 2011

Sepp meets Fritz


Ob unser Papst wohl als Kind von seinen Eltern so gerufen wurde, wie man in Bayern einen Jungen mit dem Taufnamen Joseph anspricht? Mit Sepp nämlich. Eltern brauchen das. Vor allem bei Jungen. Der kürzest mögliche Kammandoton ist unbedingt und existentiell notwendig. Meist im Verbund mit einem Kurzsatz in der grammatischen Form des Imperativ, in etwa eine Umschreibung von "Würdest Du bitte die Güte haben, deine Schwester nicht an den Zöpfen zu ziehen?" Oder so. 

Und wehret den Knaben und lehret die Mädchen.

Zweisilbige Namen sind da untauglich. Also wird der in meiner Herkunftsregion sehr beliebte Name Johann(es) meist zu Hans - wegen des Zischlautes am Schluß nur mäßig tauglich - noch häufiger zu Jan verkürzt. Absolut tauglich für den Kasernenhofdiskant einer zornigen Frau Mutter. Die liebende Ehefrau kann den Namen dann ja zu dem wieder etwas weicheren Hans umwandeln.

In WestNorddeutschland ist indessen der Name Friedrich häufiger gebräuchlich. Wegen der noch immer nur mäßig erfolgreichen Christianisierung dominieren die altgermanischen Namen. Soweit männliche Kleinkinder nicht Kevin getauft werden, aber das ist ja bekanntlich kein Name, sondern eine Diagnose. Bekanntlich verkürzt sich der Name Friedrich in seiner muttertauglichen Variante zu Fritz.

Sepp also, in seinem jetzigen SoSein der Heilige Vater, Papst Benedikt XVI, begegnet am 22. September Fritz. In concreto wird der Heilige Vater am 22. September vor dem preußischen Schloß 

Charlottenburg
eine Heilige Messe zelebrieren.

Errichtet wurde Schloß Charlottenburg von dem vormaligen Kurfürsten Friedrich (Fritz) III., dem späteren ersten König Preußens - und somit gleichzeitig Friedrich (Fritz) der I. Zur Ehre seiner Frau Sophie Charlotte von Hannover nannte der König das um 1700 noch recht überschaubare Schlößchen Charlottenburg.


Das Schloß sah dann noch eine ganze Reihe von mit "Fritz" benamsten preußischen Königen, bis sich dann im 19. Jahrhundert, nach einer Übergangsphase der mit Friedrich Wilhelm benannten Königen, der Name Wilhelm durchsetzte.

Charlottenburg war allerdings selten die Hauptresidenz der preußischen Könige, Friedrich Wilhelm der I. Sohn des Erbauers, ließ das Schloß im wesentlichen leerstehen, der "Alte Fritz" bevorzugte seine bescheidenere Sommerresidenz Sanssouci, und die Lieblingsresidenz der "Preußischen Madonna" Luise von Mecklenburg-Strelitz und ihres Mannes Friedrich Wilhelm III. war das Herrenhaus Paretz, eher eine etwas größere ländliche Villa, als ein Schloß.

Denkbar, daß die barocken Dimensionen, die das Schloß später annahm, doch der preußischen Botschaft von Sparsamkeit und Zurückhaltung widersprachen.


Der pompöse Endausbau des Schlosses war ein Werk Friedrich Wilhelms II., kein besonders beliebter König, dem das Volk (man bedenke, daß sich die Könige Preußens unvorsichtigerweise in der Nähe Berlins niederließen) den wenig schmeichelhaften Spitznamen "Der dicke Lüderjahn" verpaßte. Insbesondere seine Mätressenwirtschaft entsprach eher nicht dem im Volk erwünschten "preußischen Stil".

Halten wir also fest, daß dieses Schloß im wesentlichen das Schloß von Fritz ist, vor dem Sepp - der Heilige Vater, Papst Benedikt XVI - am 22. September eine Heilige Messe zelebrieren wird. Preußisch und katholisch paßt also doch besser zusammen, als man so denken sollte. Oder nicht?

Auf diesem Bild sieht Friedrich II. - der Alte Fritz - doch freundlicher aus, als auf den bekannteren Bildern, die ihn als grimmigen Grummelgreis darstellen, der nur seine Hunde liebte, aber nicht - zum Beispiel - seine bedauernswerte Ehefrau. Es ist gleichzeitig das einzige Porträt, für das Friedrich II. persönlich Modell gesessen hat. 1763 entstand das Bild, Fritz war damals 41 Jahre alt. Vielleicht vermittelt es ja ein etwas freundlicheres Bild des Königs, in dessen Reich "jeder nach seiner façon selig" werden durfte, der die Folter abschaffte, und die Kartoffel einführte, der ein begabter Komponist und Musiker, Literat und Philosoph war. Und ein Staatsmann, der erste Diener des Staates. Und, was einen Juristen natürlich am meisten rührt, der Initiator des Grundgesetzes des preußischen Rechtsstaates, des Preußischen Allgemeinen Landrechts. Am 17. August 1991 wurde Friedrich endlich, seinem letzten Willen entsprechend, vor seinem Lieblingsschloß beerdigt. Man ehrt den "Alten Fritz" für gewöhnlich damit, daß man eine Kartoffel auf sein Grab legt.


Samstag, 16. April 2011

Die neuen Kulturkämpfer: Lesbischwultransgender, links, grün, feminazistisch und atheistisch


Nun demonstrieren sie wieder, oder genauer gesagt, sie gegendemonstrieren. Für den Besuch des Papstes hat das "bunte Bündnis"aus Lesbischwultransen, Feminazis, Grünen, "Humanisten", Atheisten, Sozis zu einer Gegendemonstration aufgerufen. Wie üblich unter einem titulus, der einem Faustschlag ins Gesicht gleichkommt: "Der Papst kommt". Schon dafür meine allerherzlichsten altantiautoriären Grüße.

Komische Sache das. Denn der Papst kommt ja nicht zum demonstrieren. Vielmehr hält er als Staatsoberhaupt einen Staatsbesuch ab, und zelebriert als Bischof von Rom eine Heilige Messe. Also wo keine Demonstration, da auch keine Gegendemonstration. Aber das nur nebenbei.

Demonstriert habe ich in meinem Leben ja viel, man könnte das Demonstrieren schon fast als meine Passion ansehen. Ich demonstriere immer noch gern, auch wenn der Herr Pfarrer seine Stirn runzelt, wenn ich die Fronleichnamsprozession als Demo ansehe. Sie ist eine, nämlich die öffentliche Bekundung des freien Bekenntnisses freier Bürger zur katholischen Kirche. Die Teilnehmer einer Fronleichnamsprozession nehmen die selbstverständlichen Rechte des Bürger eines freiheitlichen Rechtsstaats in Anspruch, nämlich das Recht, sich unbewaffnet unter freiem Himmel zu versammeln, das Recht auf freie Ausübung ihrer Religion und das Recht auf das öffentliche Bekenntnis zu dieser Religion. (Das im übrigen nur die EMRK explizit benennt, nicht das GG)

Gegendemonstriert habe ich trotz meines faibles für Demonstrationen noch nie. Ich fand das, auch in meinen linksradikalen Zeiten, absurd. An Demos "gegen Rechts" habe ich mich nie beteiligt. Rechtsstaatliches Denken ist mir ja gewissermaßen von Berufs wegen eingeimpft worden. Eine politische Versammlung dient der Kundgabe der eigenen "Meinung", nicht der Verhinderung der Meinungskundgabe anderer. Doch "Gegendemonstrationen" sind geradezu zum Ausweis demokratischer Gesinnung geworden. Dabei sind Gegendemonstrationen schon aus Prinzip Bekundungen rechtsstaatsfeindlicher Gesinnung.

Das Kartell nun, daß da "gegen den Papst" demonstrieren will, ist für mich ein Pandämonium wirklicher Feinde der Freiheit.

Es ist ungemein interessant, den gemeinsamen geistigen Hintergrund dieser Vereine zu untersuchen, der Aufruf des LSVD zeigt, worum es geht. Benedikt XVI nenne die "freiheitliche Gesellschaft eine "Diktatur des Relativismus"". Id est. Was uns da begegnet, sind die Kampftruppen der Dekonstruktion. 

Der LSVD, der seine Existenzberechtigung aus der Lehre ableitet, daß sich homosexuelle Partnerschaften von "heteronormativen" Ehen nicht unterscheiden. Ungleich ist gleich. Gewissermaßen das Grundgesetz der relativistischen Gesellschaft. Man muß sich nicht wundern, warum die Interessenvertretung einer kleinen gesellschaftlichen Minderheit genug Einfluß besitzt, um ihre Sicht der geschlechtlichen Dinge durchzusetzen. Es geht nicht um die "Rechte" der Homosexuellen, es geht, wie es Reimut Reiche einmal genannt hat, um die "Homosexualisierung" der Gesellschaft, um die Durchsetzung homosexuellen Verhaltens als gesellschaftlich normativ.

Margaret Sangers Pro familia ist auch dabei. Wie immer. Ein Verein, der seit jeher das "Menschenrecht auf Abtreibung" propagiert. Und das Menschenrecht auf Leben damit untergräbt. Eine der vielleicht wirkmächtigsten Vereinigungen der Neuzeit, die Speerspitze der pressure groups, die den "New Moral Code" durchgesetzt haben.

Kommen wir zu den Grünen. Bei denen dürfen ja auch eingeschriebene Katholiken Mitglied sein. Was mich als mehr als ein Jahrzehnt eingeschriebener Ex-Grüner nicht wirklich wundert. Die katholischen Grünen sind ja auch danach. Und bei den Grünen rächt es sich bis heute, daß sie nie einen eigenen Weg gefunden haben zwischen links, liberal und konservativ, zwischen agnostisch und religiös, zwischen sozialistisch und kapitalistisch  . Das Ökothema hat alles überdeckt und hat die Ausbildung einer über Atomkraft-Nein-Danke hinausreichenden Programmatik verhindert. So sind die Grünen vor allem eines. Multikulti bis ins innerste Mark. Wenn man die deutschen Parteien danach sortiert, welche wohl dem relativistischen Zeitgeist am nächsten sei, dann fällt mir die Wahl nicht schwer. Zweifellos die Grünen. Und da der Zeitgeist nun mal dem Relativismus huldigt, sind sich auch die Partei der Zeit. Bis diese Zeit untergeht. Und das könnte sehr bald sein.

Das HVD und Giordano-Bruno-Gesellschaft dabei sind, als Sprachrohr des deutschen Neo-Atheismus ist ja Ehrensache. Über diese Verbände muß in diesem Zusammenhang nicht viel gesagt werden, nur daß sie in diesem Bündnis die als "bürgerlich und konservativ" eingeschätzten Grünen dort einnorden, wo sie hingehören. Sag mir mit wem Du gehst, und ich sag Dir, wer Du bist.

Eine Gegendemonstration. Das Bild ist am Rand des Weltjugendtages aufgenommen worden.

Donnerstag, 14. April 2011

Schiefe Ebene PID


Heute trugen die Befürworter und Gegner einer Zulassung der PID (Präimplantationsdiagnose) im Bundestag ihre Argumente für und gegen die Zulassung vor. Die Fronten sind erschreckend klar. Hier die Gnadenlosen um die in dieser Hinsicht sattsam bekannte FDP-Abgeordnete Ulrike Flach und den CDU-Abgeordneten Peter Hintze, den atheistisch-humanistischen Blogozesen-Liebling Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die herzallerliebste Ex-Justizministerin Zypries, die sozialdemokratischen Publikumslieblinge Steinmeier und Steinbrück (alias "Die Stones"), nicht zu vergessen die Superministerin Ursula von der Leyen, des Alphabetes halber Wange an Wange mit der Oberkommunistin Gesine Lötzsch, Herrn Trittin (ehemals Kommunistischer Bund), Herrn Ströbele (ehemals Rote Armee Fraktion), die laizistischen Sozis Doris Barnett und Peter Schwanitz und noch einige andere, bunt gemischt, "Christen" zumindest Christdemokraten, jakobinische Liberale, Ex-Kommunisten und Immernochkommunisten, ExAnarchos (ist Ströbele wirklich "Ex"?), Humanisten, Laizisten, Atheisten.

Dann die, die noch immer nicht verstanden haben, daß in Gefahr und schwerer Not der Mittelweg nichts bringet als den Tod, voran René Röspel, dann ein weiterer Blogozesen Liebling, der zumindest von Herrn Kardinal Lehmann hochverehrte Herr Lammert,

Schließlich die, die ich die Tapferen nennen möchte, bei denen man es von einigen doch schon erwarten durfte, wie Frau Göring-Eckardt, die leider nicht die einzige evangelische Stimme in dieser Sache ist, Volker Kauder, Johannes Singhammer und einige bei denen es eher nicht zu erwarten war, wie Pascal Kober (FDP), Annette Schavan(CDU) und Wolfgang Nešković.

Für die Gegner steht das Argument in Vordergrund, daß eine Selektion den Druck auf Eltern erhöhen würde, eine gesundes Kind "haben zu müssen". Wie oft werden nach einer Zulassung der PID sich Eltern behinderter Kinder anhören müssen "das habe man doch verhindern können"?

Das von den Befürworten meistgebrauchte Argument - zu dem auch der BGH seine Zuflucht nimmt - ist, daß es ja legal sei, selbst noch ein mehr als drei Monate altes behindertes Kind abzutreiben, so daß es dann doch nicht illegal sein könne, einen "behinderte Blastozyste" nicht "einzupflanzen".

In der Tat, es ist zwar nicht "legal" ein behindertes Kind auch noch nach dem dritten Schwangerschaftsmonat abzutreiben, aber straflos, und zwar ohne daß das StGB eine "embryopathische" Indikation zuläßt. Straflos ist nämlich die Abtreibung nach einer "medizinischen Indikation", weil man bei einer Schwangeren, der man die Diagnose der schweren Behinderung ihres Kindes stellt, stets eine schwere gesundheitliche, nämlich psychische Gefährdung annimmt.

Daß dies heute so ist, hat damit zu tun, daß man sich mit der Legalisierung der Abtreibung auf eine schiefe Ebene begeben hat, die von der nur in den ersten drei Monaten aufgrund einer Indikation zulässigen Abtreibung zum heutigen Rechtszustand geführt hat, der Zulässigkeit der Abtreibung in den ersten drei Monaten nach "Beratung" (selbst wenn sie von einem Abtreibungskonzern wie pro familia geleistet wird) sowie der Spätabtreibung behinderter Kinder. Wer garantiert uns eigentlich, daß uns die schiefe Ebene, die nunmehr beschritten werden soll, nicht zum "Designerbaby" führt? Offenkundig niemand. Alle Erfahrung spricht dagegen.

Mittwoch, 13. April 2011

Jeesas! Bericht vom Zipfelmützenkongreß.



Manche Gottesdienste jagen mir Schauer über den Rücken. Manchmal sind es Schauer der Ehrfurcht und Rührung. Manchmal sind es - wie bei diesem Beispiel - Schauer der peinlichen Beschämung, wenn ich ansehen muß, wie Menschen sich zum Narren machen. Diese "Liturgy" läßt von Gospel über Jazz bis liturgischem Tanz, Broadwaychoreographie und dem Einsatz vieler, vieler "Stealth priestesses" nichts an liturgischen Verirrungen aus, wie sie in den letzten Jahrzehnten über die Christenheit hereingebrochen sind.

Man beachte die Stealth priestess, die statt eines Weihrauchfasses eine Opferschale mit Weihrauch hoch über ihr Haupt erhebt (ich erwarte irgendwie instinktiv, daß sie gleich anschließend einen Jüngling auf dem Altar schlachtet), die Traubensaftkaraffen auf dem Mahltisch, die krampfig durchgegenderte Mannfrauschaft, die da zelebriert, das Multikultigewese, das in einer Lesung in chinesischer Sprache gipfelt.

Auf der nackten Bühne, erscheinen die Bischöfe, die da zelebrieren, wie eine zipfelmützige Schar von lustigen, violett gewandeten Gartenzwerge.

Oh Shudda, um es mit Jabba the hutt zu sagen.

Sonntag, 10. April 2011

Judica me


Lent - Passion Sunday: Introit from Corpus Christi Watershed on Vimeo.

Der Introitus des heutigen Tages noch einmal in gregoriansch. Zum Mitlesen. Man beachte das fehlende Gloria.

Schaff Recht mir, Gott

Wir lesen heute im Schott (natürlich ist DER SCHOTT  gemeint):
   Heute ändert sich der Charakter des Fastenliturgie mit einem Male. Die Beziehungen auf die Katechumenen treten jetzt mehr zurück, auch fehlen die Anspielungen auf die Stationskirchen, dagegen tritt der leidende Christus in den Vordergrund. In erschütternder Weise schreit er oft mit dem Psalmisten zum Vater um Rettung aus übergroßer Leidensangst. Die Lesungen stellen uns den Mann der Schmerzen vor Augen. Immer düsterer ballen sich die Gewitterwolken über seinem Haupt zusammen, bis sie sich endlich am Karfreitag furchtbar entladen. Neben dieser unergründlich tiefen Verdemütigung Christi in seinen Leiden tritt in dieser Zeit aber auch deren gewaltige Wirkung: der Segen des Opfertodes, im Lobe des Kreuzes, hervor.
   Um ihren Schmerz über das Leiden und den Tod ihres Bräutigams noch mehr zu bekunden, läßt die Kirche in den Tagesmessen der Passionszeit im Staffelgebet den Psalm Judica, der in freudigem Jubel ausklingt und im Introitus des Palmsonntags wiederkehrt, wegfallen und das Gloria Patri, den frohen Lobruf an die heilige Dreifaltigkeit, verstummen. Sie verhüllt auch das Altarkreuz und die Altarbilder mit dunklen Tüchern, um so an die Erniedrigung des Erlösers zu erinnern und das Bild des Gekreuzigten um so tiefer in unsre Herzen zu prägen. Die Altarkreuze bleiben verhüllt bis nach der Kreuzverehrung am Karfreitag, die Altarbilder bis zum Gloria des Karsamstags.
    In wahrer Seelen- und Opfergemeinschaft einigen wir uns mit dem leidenden Christus und beten mit ihm den Introitus, das Graduale, den Tractus und die Communio. Er ist der Hohepriester und Vermittler der zukünftigen Güter, der sich in seinem Leiden und jetzt wieder in der Heiligen Meßfeier Gott zum Opfer darbringt (Epistel, Communio). Das Evangelium offenbart die tiefe Spannung, die zwischen dem Heiland und den Juden bestand und die schließlich zum Gottesmord führte. Mit voller Seelenruhe, den Lobpreis des Vaters auf den Lippen, ging der Heiland dem Leiden entgegen; so wollen auch wir auf den Opfergang des Lebens weiterwandern (Offertorium).
Der Text läßt sich nur verstehen, wenn man die Lesungen kennt, auf die sich DER SCHOTT bezieht. Im Gegensatz zur Lesung im NOM waren dies Hebr. 9, 11-15 und Joh. 8, 46-59, der den bitteren Streit zwischen Jesus und den "turbis Judæorum" beschreibt. Wie so häufig, hat der NOM hier die "Schatzkammer der Bibel" (SC 51) nicht weiter aufgetan, sondern die Tür zugeklappt, um im Bilde zu bleiben. Die Lesung aus Joh. 8, 46-59 fehlt heute in den Sonntagslesungen gänzlich. Schade, denn so fehlt der Bezug zum Passionssonntag, der ja so auch nicht mehr heißen darf.

"Da hoben sie Steine auf, um nach Ihm zu werfen: Jesus aber verbarg Sich und ging hinweg aus dem Tempel." So lautet der letzte Satz des Evangeliums. In früheren Zeiten wartete man bis zu diesem Satz, um das Kreuz zu verhüllen und die Türen der Altäre zu schließen. Die Kreuzverhüllung gehört Gottlob noch immer zu den nicht vorgeschriebenen aber üblichen Gebräuchen.

Ansgar Wallenhorst spielt auf einer Wahnsinnsorgel eine Wahnsinnsimprovisation zum Introitus des Passionssonntags. Da hört man doch so recht den Donner und Blitz, das Wetterleuchten des kommenden Dramas. Ist ein bißchen neutönisch manchmal, aber das brauch ich ab und zu.

Samstag, 9. April 2011

Marx´sche Weisheiten und marxistische Katastrophen


Kardinal Marx hat die "Kernenergie" (als ergrauter Altökopax sag ich ja immer noch Atomenergie, weil es vieeeel grusliger klingt) als "Teufelszeug" bezeichnet. Eine gewichtige Aussage, ist der Bischof doch Mitglied der in Windeseile aus dem Boden gestampften "Ethikkommission Kernenergie". 

Nun ist der Kardinal ja nicht der einzige Katholik, der die "ungeheuren Risiken" dieser Energieform geiselt, und sie aus ethischen Gründen für inakzeptabel hält. Der verehrte Kardinal Höffner hat ja schon 1980 auf die hohen Risiken hingewiesen, und diese Technologie als nicht akzeptabel angesehen. Allerdings hat er diese Aussage noch mit einem "Wenn" relativiert. Wenn die Risiken der Atomenergie so groß sind, wie ihre Kritiker behaupten, dann ... Höffner hat sich also zurückgehalten, hat sich zu moraltheologischen Fragen geäußert, und sich keinesfalls zu der zwar modischen, aber einem Kardinal der Katholischen Kirche nicht angemessenen Aussage verstiegen "Atomenergie ist Teufelszeug".

Die Risiken der Atomenergie sind uns seit Höffners Ausspruch, seit Tschernobyl und Fukushima deutlich vor Augen geführt worden. Bei der Tschernobyl-Katastrophe starben kurze Zeit nach dem Unfall 47 Menschen an der Strahlenkrankheit, die Zahl der durch tödlich verlaufende Krebserkrankungen, verursacht durch radiokative Kontamination, bewirkten Todesfälle wird von dem Tschernobyl-Forum, das sich aus mehreren internationalen Organisationen zusammensetzt, auf rund 4.000 geschätzt. Inoffizielle Schätzungen gehen von weit höheren Zahlen aus. Eine Katastrophe, der tausende Menschen zum Opfer fielen. 

Aber auch andere Formen der Energieerzeugung sind gefährlich. Weitaus gefährlicher sogar. Allein durch den Bruch des Banqiao Dammes im Jahre 1975 starben nach offiziellen Angaben 171.000 Menschen, 5.960.000 Gebäude wurden zerstört und 11. Millionen Menschen wurden obdachlos. Auch hier liegen die inoffiziellen Schätzungen höher, nämlich bei bis zu einer viertel Million Menschen.

Man könnte natürlich auch von den tausenden Todesopfern reden, die in explodierenden und zusammenstürzenden Kohlgruben, durch explodierende Dampfkessel ums Leben kamen. Auch deren Zahl ist heute weit höher als alle bisher bekannten und vermuteten Todesopfer der Atomenergie. Und wenn man an den Klimakollaps glaubt, dann ist doch jegliche thermische Erzeugung von Energie, selbst ein harmloses Kohlefeuer, um Tee zu kochen, "Teufelszeug" nicht? Glaubt man den Katastrophikern - sie sind ja schließlich die mächtigste religiöse Bewegung dieser Welt- wird das Kohle- , Gas-, und Ölfeuer Milliarden töten.

Ist  also auch die Erzeugung von Energie mittels Kohle, Gas, Öl und Wasserkraft "Teufelzeug"? Nein? Und warum nicht? Was sagt uns der katholische Moraltheologe? 

Das Bild zeigt einer der gebrochenen Staudämme des Bangqiao-Systems. Die Katastrophe wurde im maoistischen China geheimgehalten. Bilder und Dokumente gibt es nur sehr wenige. Das Desaster von  Banqiao war eine im Wortsinn marxistische Katastrophe. Ursache der Katastrophe war das Fehlen jeglicher demokratischen oder bürokratischen Kontrolle. Sicherheitsregeln wurden mißachtet, Warnungen in den Wind geschlagen. Das Projekt war Teil eines der mörderischsten Vorhaben der Menschheitsgeschichte überhaupt, des "Großen Sprung nach vorn". Der "Sprung" führt im Jahre 1962 zu einer Hungersnot, die nach heute anerkannten Schätzungen 36 Millionen Menschen das Leben kostete.


Freitag, 8. April 2011

Kann mir mal jemand sagen ...



Warum an Pfingsten die Petrusbruderschaft vom Paris nach Chartres pilgert, während die Piusbruderschaft von Chartres nach Paris pilgert?

Der Jingle der N.D. de Chrétiente gefällt mir jedenfalls besser



Und außerdem hab ich, was ich ja schon wußte, mal wieder gelernt, daß die Franzmänner mindestens genauso einen Aküfi haben wie die Deutschmänner. 1968 hab ich gelernt, daß in Französisch eine Demo eine Manif ist. Jetzt hab ich gelernt, daß eine Wallfahrt, also eine Pelerinage eine pelé ist. Geht einer von Euch auf die pelé von P. nach C.? oder von C. nach P.? Ist das überhaupt was für immerhin demogestählte 68er, die inzwischen schon ein bißchen tatterig werden? 40 km zu Fuß am Tag ist ja schon hart. Und wenn ich mir die Filme von dieser pelé ansehe, sind die meisten so um die zwanzig.

Also falls es  jemand nicht weiß: eine Demo ist eine Demonstration, eine  Manif eine Manifestation. Und eine pelé ist eine Pelerinage. Was wäre das dann in Deutsch? Eine Wallf? Oder eine Wallfa? Oder bloß eine Wall? Rätsel über Rätsel.

Sonntag, 3. April 2011

Laetare: die Rose und die Kaiserin


Im Gegensatz zum Rosenmontag, dessen Benamsung wir den "bürgerlichen" Karnevalisten des 19. Jahrhunderts zu verdanken haben, hat der Rosensonntag - der Sonntag Laetare - eine jahrhundertealte Tradition. Nun heißt der Sonntag nicht nur wegen der rosenfarbenen Paramente Rosensonntag, sondern auch deshalb, weil seit dem 11. Jahrhundert der Papst an diesem Tag einer besonders verdienstvollen Person, gemeint ist natürlich der Verdienst um die katholische Sache, eine goldene Rose verleiht. Ursprünglich wurde die Rose nur Männern verliehen, später wurden überwiegend Frauen ausgezeichnet.

Daß Pius IX im Jahre 1856 der Kaiserin Eugénie von Frankreich eine goldene Rose verehrte, war dennoch eine gewagte Aktion. Denn schließlich ehrte er damit nicht den Souverän Frankreichs, den Kaiser Napoleon III, sondern dessen Ehefrau.  Genau genommen war die goldene Rose ein Geschenk aus Anlaß der Geburt des einzigen Sohnes des Kaiserpaares. Doch Pius IX wußte sehr wohl, daß der vitalen und durchsetzungsstarken Kaiserin das Schicksal des Vatikanstaates, der gegen die italienischen Jakobiner um seine Existenz kämpfen mußte, weit mehr am Herzen lag, als ihrem Ehemann.

Die goldene Rose war jedenfalls eine lohnende Investition. Sie sicherte dem Kirchenstaat, der angesichts der italienischen Einigungsbestrebungen um seine Existenz fürchten mußte, die militärische Unterstützung der französischen Armee. Mit diesem Bündnis gelang es mehrfach, die Truppen Garibaldis zurückzuschlagen, und die Existenz des Kirchenstaates zu sichern.

Die goldene Rose war jedenfalls ein manchmal höchst wirksames Mittel des Vatikan, sich Einfluß zu sichern, oder Bündnisse zu festigen. Manchmal, geht man die Liste der Geehrten durch, aber auch nicht. Die Verleihung an Friedrich den III, Kurfürst von Sachsen, wird sich wohl kaum gelohnt haben. Dem Fürst waren seine machtpolitischen Ambitionen, deretwegen er sich der Schachfigur Luther bediente, wichtiger als die Sache des Glaubens.

Die Gelegenheit, wieder einmal ein Sujet des französischen Rokoko, diesmal des Neospätbarock abzubilden. Eugénie lehnte sich im Stil nicht ganz ohne Hintergedanken dem Stil der Madame Pompadour an. Auch ihre politischen Ambitionen und Strategien ähnelten der ihrer großen Vorgängerin in entscheidenden Details. Doch das französisch-österreichische Bündnis gegen Preußen scheiterte erneut. 1870 griff Preußen Frankreich an, die französische Armee unterlag, der Kaiser wurde festgenommen, Kaiserin Eugenie flüchtete unter abenteuerlichen Umständen nach England. Der Kirchenstaat verlor seine wichtigste Bündnispartnerin und unterlag den italienischen Jakobinern. Der Papst wurde zum Gefangenen im Vatican. Bismarcks Krieg hatte die politische Balance Europas verändert.  Jahrzehnte später sollte das Chaos zwei Monstren gebären.