Montag, 31. Oktober 2011

Vermißtenanzeige



In meinem alten Schott-Meßbuch von 1934 findet sich noch die Vigil von Allerheiligen. Die Vigil läßt sich laut Schott schon im 11. Jahrhundert nachweisen. In neueren Fassungen, auch des Schott für die außerordentliche Form findet sich die Vigil nicht mehr. Weiß jemand, welcher Liturgierevolution die Vigil zum Opfer gefallen ist? Die Ikonoklasten und Pantoffeltierchen der 60iger, um es mit Käptn Haddock zu sagen, können es jedenfalls nicht gewesen sein.

Das Verschwinden der Vigil hat jedenfalls auch bei guten Katholiken mittlerweile die Vorstellung befördert, es handele sich bei All Hallows Eve - Halloween - um ein heidnisches Fest. Auch in der Blogozese ist dieser Unfug, wie es scheint, weit verbreitet.

Zum Nervthema Halloween habe ich mich ja, mehrfach, hier und hier und hier und hier und hier verbreitet.

Liest bestimmt mal wieder kein Schwein.

Samstag, 29. Oktober 2011

Blogpause

Fortbildung tut not. Da ich in den nächsten vier Wochen meine Kenntnisse in Strafrecht auffrischen werde, wird es hier in nächster Zeit zunächst keine neuen Posts mehr geben.

Klausuren werden auch geschrieben werden müssen. Wenn vielleicht so ganz allgemein jemand mal an mich denkt, und vielleicht ein klitzekleines Kerzchen für mich stiftet. Ich forcht mich ja im allgemeinen nicht vor Tod und Teufel aber doch ein bißchen vor den drei Strafrechtsklausuren, die man mir abverlangen wird.

Sonntag, 23. Oktober 2011

Johnny´s in the basement ...


mixin´ up the medicine. Zeitung gelesen. Über die Welt nachgedacht. Bob Dylan verlinkt. Das Lied ist ein bißchen creepy. Aber trotzdem einer meiner Lieblingssongs. Manchmal fühl ich mich halt so. Don´t need the weatherman to know from where the wind blows.

Samstag, 15. Oktober 2011

Die Gottesmutter und das gute Geld


In letzter Zeit muß ich viel über Geld nachdenken. Der Grund ist einfach. In wenigen Jahren werde ich von dem leben müssen, was ich in den letzten Jahrzehnten angespart habe. Wenn es sich herausstellt, daß ich gutes Geld schlechtem hinterhergeworfen habe, wird das sehr schwierig.

Hat das was mit dem Thema dieses Blogs zu tun? Ja, der Titel auf der Münze links deutet es an. "Marien Gros" steht da. Umgangssprachlich Mariengroschen. Eine Kurantmünze, die mehr als dreihundert Jahre lang vor allem in Norddeutschland geprägt wurde. Erstmals im Jahre 1503 geprägt, war diese Münzform bis 1870 im Norddeutschen Raum im Umlauf. Sie definierte sich als 1/36tel oder 1/24tel eines Talers, Zunächst bezogen auf den Reichtstaler mit einem Gehalt von 25,98 gr Feinsilber, später dann auf den preußischen Taler mit einem Silbergehalt von 16,704 gr. Feinsilber. Selbst noch in der Zeit, als der preußische, durch den sogenannten Vereinstaler ersetzt wurde, blieb es in einigen Regionen bei der Prägung von Mariengroschen.

Die erste Münze dieser Art wurde 1503, also in vorreformatorischer Zeit geprägt, und trug auf der "Kopfseite" eine Mariendarstellung. Auch nach der Reformation blieb der Namen Mariengroschen erhalten, war doch diese kleine Silbermünze, in Gegensatz zu den großen und unhandlichen Talern, die Münze, die weitaus am häufigsten im Umlauf war. Die oben dargestellte Münze wurde, wie der Preußenadler und das Jahr 1756 zeigt, im Preußen Friedrichs des Großen geprägt, wahrscheinlich in Niedersachen oder Ostfriesland. Es war ursprünglich keine Scheidemünze, wie das Blech, das wir heute in unseren Portemonnaies mit uns herumtragen und das Spielgeld, das in unseren Brieftaschen knistert, sondern "gutes Geld". Echtes Silber, im Fall dieser Münze enthielt sie theoretisch 1,856 gr Feinsilber. Derzeit hätte sie damit einen reinen Metallwert von heute 1,392 Euro.

Wer sich mit der Geschichte des Geldes beschäftigt, wird feststellen, daß diese Geschichte stets eine Geschichte des Krieges der Münzherren gegen das Volk waren. Immer waren die Münzherren in Versuchung, durch die Verschlechterung des Geldes das Volk zu bestehlen. Im heiligen Römischen Reich hatte das Volk in diesem ungleichen Kampf immerhin eine Chance. Münzen, die den vorgeschriebenen Edelmetallgehalt, in der Regel Silber, unterschritten, wurden amtlich ausgeschieden. Sie wurden "verrufen" und zwar durch eine Institution, die auf dem Recht des Heiligen Römischen Reiches basierte.

Die Silberwährung ist in Europa mehr als ein Jahrtausend alt. Oder besser gesagt, sie war ein Jahrtausend alt, bis sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunächst durch den auf "Banknoten" basierenden Goldstandard, dann - nach dem zweiten Weltkrieg - durch das "Fiat-Geld" ersetzt wurde, mit anderen Worten Geld, von dem die jeweilige Zentralbank durch schlichte Definition erklärt, dies sei Geld.

Und da wird es religiös. Am Anfang der Welt stand das Wort Gottes "Es werde Licht". Dixitque Deus fiat lux facta est lux. Am Anfang unseres Wirtschaftssystem, daß der ordoliberalen Definition nach ein System der  Bettler und Diebe ist stand die Zentralbank, die Papiergeld und wertlose Münzen unter die Leute brachte. Und die Bank sprach, es werde Geld, und es ward Geld. "Fiat-Money" ist übrigens kein Schimpfwort systemkritischer Traditionalisten, die dem "guten Geld" hinterherjammern, sondern ein Fachbegriff der wissenschaftlichen Volkswirtschaftslehre.

Vor der Einführung des Fiat-Geldes existierten im Heiligen Römischen Reich, ebenso wie in allen Staaten vor Ende des 19. Jahrhunderts lediglich gesetzliche Regelungen, die den Silbergehalt der Großmünzen definierten und die Einhaltung der Regelung durch chemische Analyse der von den jeweiligen Münzherren herausgegebenen Münzen regelten. So war der sogenannte Vereinstaler, der auf dem preußischen Taler basierte, definiert als Münze mit einem Feinsilbergehalt von 500/30tel Gramm. Die Münze existierte fast ein Jahrhundert und galt im gesamten deutschsprachigen Raum.

Das heutige Geld ist "Regierungsgeld". Mit dem Fiatgeld unserer Tage ist ein Maximum an Staatlichkeit verbunden. Damit bewahrheitet sich erneut die Vision Donoso Cortez, der vorhersagte, daß das"Thermometer der Politik", das Maß der politischen Regulierung des Lebens des Volkes durch den Staat, um so mehr steige, um so tiefer das "Thermometer der Religion" sinke. Agnostizismus und Etatismus waren stets Zwillingsbrüder, das "schlechte Geld" ist ein integraler Bestandteil der allregulierenden Gewalt des modernen Staats.

Der Marientaler zeigte auf seiner Kopfseite das Bild der Gottesmutter mit dem Kind. Die Blechmünzen des Fiatgeldes sind meist mit dem Konterfei des jeweiligen Staatsoberhauptes versehen.

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Los Wochos



Meine Lieblingsserie in Kindertagen. Natürlich in SchwarzWeiß, allerdings in einer amerikanischen Fassung mit commercials. Die noch einen weiteren Pop-Classiker bieten, nämlich Campbell´s Tomato-Soup.

Ob Andy Warhol wohl in seiner Kindheit Lassie gesehen hat? Als die Serie im deutschen Fernsehen erschien, war ich 6 oder 7 Jahre alt. Es gab damals nur einen Sender und nur Schwarzweiß-Fernsehen. Jeden Sonntag gab es Krach, weil ich Lassie gucken wollte, und meine Mutter unbedingt mit unserem bescheuerten BMW 600 "an die frische Luft" wollte, wie sie es nannte. In Wirklichkeit ging es darum mit dieser gräßlichen Kiste, die nach billigem Plastik, Öl und Benzin müffelte und eine grauenvolle Straßenlage hatte und sowieso eine Gefahr für die Menschheit, insbesondere seine Insassen war, durch die Gegend zu rottern.

Aus Rache hab ich jedesmals das Auto vollgekotzt. Ich hasse BMWs. Und einen Hund wie Lassie bekam ich auch nie. Ich bekam überhaupt keinen Hund, weil der in unsere mit fünf Personen völlig überbevölkerte 45 qm 3ZKBWohnung sowieso nicht reingepasst hätte.

Und weil meine Mutter Hunde hasste. Mit Lassie wäre ich bestimmt den ganzen Tag "an der frischen Luft" gewesen.

Also bitte eine Runde Mitleid.

Montag, 3. Oktober 2011

Einheitsbrei, fade Suppen, liturgischer Schrott


Gemeinsame Darstellungen der drei Erzengel sind eigentlich ungewöhnlich. Ein gemeinsamer Spaziergang der Erzengel Michael, Raphael und Gabriele (von links) mit Tobias (zweiter von rechts) ist jedenfalls biblisch nicht überliefert. Nur Raphael allein ist der Begleiter Tobias im Buch Tobit. 

Das hat nun die Liturgiereformer nicht daran gehindert, die drei Erzengelfeste Gabriels (24. März), Michaels (29. September) und Raphaels (24. Oktober) zu einem Fest zusammenzufassen.

Eine grundstürzende Reform, denn das Fest des Erzengels Michael wird spätestens seit dem fünften Jahrhundert als Fest "In Dedicatione S. Michaelis Archangeli", also zum Gedenken an die Weihe der dem Erzengel Michael gestifteten Kirche begangenen. Das Fest geht damit in die Zeit des Papstes Leo der Große zurück.

Welche Motive die Liturgiereformer dabei bewogen haben, die drei Feste zusammenzuwerfen, sind mir nicht bekannt. Die Folgen sind jedenfalls jedes Jahr zu beobachten. Liturgisch blieb alles beim "Alten", so daß nach wie vor etwa das Graduale des Tages lediglich den Erzengel Michael erwähnt. Auch das seit dem 17. Jahrhundert bekannte und an diesem Tag übliche Prozessionslied "O unüberwindlicher Held" (heute: unüberwindlich starker Held) von Friedrich Spee erwähnt nur den einen, den Erzengel Michael, womit faktisch Raphael und Gabriel liturgisch und hymnisch "entfallen". Damit wird liturgischer Schrott produziert, Raphael und Gabriel werden höchst unelegant "entsorgt". 

Das Michaelslied hat eine interessante Geschichte. Es ist gewissermaßen das erste "Lied der Deutschen". Wer sich Gedanken darüber macht, wo wohl der Begriff des "Deutschen Michel" herkommt, sollte sich mit dem seit 1642 bekannten lateinischen Text befassen. Solche Nuancen gehen heute im liturgischen Einheitsbrei verloren. Lateinisch singt man ohnehin kaum noch.

Daß Spee nicht nur das Michaelslied, sondern auch ein Lied für den Erzengel Raphael gedichtet hat, ist seit der Liturgiereform und der Vereinheitlichung der katholischen deutschen Gesangbücher durch das  "Gotteslob" in Vergessenheit geraten. Was wohl noch so im Einheitsbrei versunken ist? Ich bleib da mal dran.