Dienstag, 31. Mai 2011

1. Juni 1961: als sich Deutschland die Kugel gab.


Vergiß 68. Gegen die fundamentale Revolution, die in Deutschland am 1. Juni 1961 begann, war 68 ein nasser Furz im Wind. Die Zulassung der "Anti-Baby-Pille" Anovlar von Schering leitete eine Revolution im Verhältnis der beiden Geschlechter ein, gegen deren fundamentale Wirkung alle anderen Revolutionen der vergangenen Jahrzehnte verblassen.

Die katholische Kirche reagierte auf diese Revolution erst Jahre später. 1968 erschien die Encyklika humanae vitae. damals erschien sie uns, die wir ja schon in der Welt des New Moral Code lebten, völlig aus der Zeit gefallen. Paul VI wurde von uns als Pillen-Paule verspottet, und liest man sich heute Zeitungsartikel über die Reaktion der katholischen Kirche stellt man in der Regel fest, daß dies wohl die am meisten zitierte, aber am wenigsten gelesene Encyklika der Kirchengeschichte ist. (Meist liest man das dumpfe Vorurteil, daß nach Auffassung der Kirche der eheliche Akt nur dem Zweck der Zeugung von Kindern dienen dürfe. Auf diesen Unfug gründen sich ganze "Wissenschaftler-" und "Schriftsteller"karrieren.)

Die düsteren Prognosen der Encyklika wurden in den Wind geschlagen.
Verständige Menschen können sich noch besser von der Wahrheit der kirchlichen Lehre überzeugen, wenn sie ihr Augenmerk auf die Folgen der Methoden der künstlichen Geburtenregelung richten. Man sollte vor allem bedenken, wie bei solcher Handlungsweise sich ein breiter und leichter Weg einerseits zur ehelichen Untreue, anderseits zur allgemeinen Aufweichung der sittlichen Zucht auftun könnte. Man braucht nicht viel Erfahrung, um zu wissen, wie schwach der Mensch ist, und um zu begreifen, daß der Mensch - besonders der Jugendliche, der gegenüber seiner Triebwelt so verwundbar ist - anspornender Hilfe bedarf, um das Sittengesetz zu beobachten, und daß es unverantwortlich wäre, wenn man ihm die Verletzung des Gesetzes selbst erleichterte. Auch muß man wohl befürchten: Männer, die sich an empfängnisverhütende Mittel gewöhnt haben, könnten die Ehrfurcht vor der Frau verlieren, und, ohne auf ihr körperliches Wohl und seelisches Gleichgewicht Rücksicht zu nehmen, sie zum bloßen Werkzeug ihrer Triebbefriedigung erniedrigen und nicht mehr als Partnerin ansehen, der man Achtung und Liebe schuldet.
Hat das jemand gelesen, oder gar beherzigt? Durchaus. Nicht die Oswald Kolles dieser Welt, wohl aber die vielbeschimpften 68er selbst.
"Die Anti-Baby-Pille liefert das biologische Fundament, auf dem sowohl die bewußte Bestimmung der Frau über ihren Körper als auch neue Formen der Versklavung des Körpers und des Bewußtseins aufbauen könne. Die Anti-Baby-Pille kann auch dazu dienen, der Frau ihr letztes natürliches Argument aus der Hand zu schlagen, wenn sie sich verweigern will." (Bundesvorstand des AUSS 1971)
Die Pille müssen wir mit dem Tod der erotischen Liebe bezahlen. ... Liebe gründet in der Sehnsucht, in der Sehnsucht nach der geliebten Person. Sie ist nicht frei vom Geschlechtlichen. Je größer die Sehnsucht nach Vereinigung mit dem geliebten Menschen ist, um so größer ist die Liebe. Hebt man nun dieses Tabu des Geschlechtlichen auf, fällt die Schranke, die Sehnsucht weitgehend erzeugt, dann verliert die Liebe ihre Basis. ... Die Pille macht Romeo und Julia zu einem Museumsstück. Lassen Sie es mich drastisch sagen: Heute würde Julia ihrem Romeo erklären, daß sie nur noch schnell die Pille nehmen wolle und dann zu ihm komme. (Max Horkheimer, die Sehnsucht nach dem ganz anderen)
Für so manchen Memorandisten und WiSiKiler wäre die Lektüre der "Klassiker" ja vielleicht gar nicht so falsch.

Die Richtigkeit der Prognosen von Paul VI lässt sich mit harten statistischen Fakten beweisen. Im annus horribilis 1961wurden in Deutschland 699.339 Ehen geschlossen und 75.493 Ehen geschieden. Im Jahr 2009 wurden 378.439 Ehen geschlossen und 185.817 Ehen geschieden. 1961 wurden 1.313.505 Kinder geboren, 2009 665.129.  Ein dramatisches Absinken der Eheschließungszahlen und ein dramatischer Anstieg der Scheidungszahlen. Und wer behauptet, der Rückgang der Geburtenzahlen habe mit dem Niedergang der "traditionellen Ehe" nichts zu tun, versteht nichts von Mathe und gar nichts von Statistik-

Man könnte also schon sagen, daß sich statistisch gesehen "Deutschland abschafft". Wer das aber nun behauptet, riskiert bekanntlich seinen Job. Wer das Gegenteil behauptet, ist in der Regel fein raus.

Vor zwei Tagen fiel mir ein Artikel auf, in dem eine solcherart hochgeehrte Wissenschaftlerin unumwunden erklären, daß ihr der Bevölkerungsrückgang herzlich egal ist. Sie schlägt vielmehr vor, bei Müttern und potentiellen Müttern noch weiter die Daumenschrauben anzuziehen, Das Familiensplitting abzuschaffen (was de facto zur Verarmung von Familien führen würde) und das Kindergeld zu kürzen (dito). All dies, um die Frauen an die Werkbänke zu treiben. Auf die Frage, ob sie dieses Konzept nicht schizophren findet, wenn es doch darum gehe, daß mehr Kinder geboren werden, lesen wir die unverblümte Antwort: "Ich halte nichts von dieser Geburtenpolitik, diesem Drohbild, daß die Deutschen aussterben."

Nun ist das ja kein "Drohbild" sondern statistisch erhärtetes Faktum. Ist aber ja egal, dann brauche man eben ein "klares Bekenntnis zur Zuwanderungspolitik".

Da hat mich doch interessiert, was das für eine Person ist, die sowas schreibt. Professorin, unverheiratet, ein Kind, Leiterin eines wirtschaftswissenschaftlichen Instituts. Ihre letztes Buch hatte den Titel "Verschenkte Potenziale. Lebensverläufe nichterwerbstätiger Frauen." 2011 wurde sie mit dem "Berliner Frauenpreis" geehrt. Im Gremium das diesen Preis verleiht finden wir eine alte Bekannte. Frau Anetta Kahane, Leiterin der Antonio Amadeu-Stiftung. Kahane hat sich bekanntlich 2010 massiv für eine Gegendemonstration gegen einen Trauermarsch christlicher Lebensschützer eingesetzt. Paßt doch.

Deutschland treibt sich ab. Könnte man mal ein Buch drüber schreiben.

Montag, 30. Mai 2011

Soldaten und Priester


In einer einzigen Woche starben in Afghanistan 3 Soldaten der Bundeswehr bei Anschlägen der Taliban. Bei dem letzten Anschlag wurden zwei Soldaten der Bundeswehr getötet, mehrere Soldaten wurden verletzt, darunter auch ein hochrangiger Offizier der deutschen Bundeswehr in Afghanistan, Generalmajor Markus Kneip. Kneip erlitt Schrappnellverletzungen und Verbrennungen.

Kneip ließ sich von diesem Anschlag auf sein Leben nicht beeindrucken. "Ich bin Kommandeur hier im Norden Afghanistans und werde gemeinsam mit meinen Soldaten den Auftrag weiter ausführen." "Das erwarten die Menschen hier von uns, nach 30 Jahren Krieg. Diese Erwartung werde ich erfüllen, dafür stehe ich persönlich ein." Er bete für die Genesung der Verletzten.

Der Generalmajor ließ es sich trotz seiner Verletzungen nicht nehmen, die getöteten Soldaten zu verabschieden.

Ein Bild von Tapferkeit und Frömmigkeit. Ich gebe zu, daß ich tief gerührt bin. Durch Zufall - Zufälle gibt es nicht - fiel mir vor zwei Tagen ein alter Redetext aus dem 19. Jahrhundert in die Hände. Es geht in diesem Text um die Rolle des Priesters und die Rolle des Soldaten.
Ich weiß nicht, meine Herren, ob es Ihre Aufmerksamkeit erregt hat, wie die meine erregte: die Ähnlichkeit, die fast völlig Gleichheit, die zwischen zwei Personen besteht, die die gegensätzlichsten und verschiedenartigsten zu sein scheinen: die Ähnlichkeit zwischen dem Priester und dem Soldaten. Weder der ein noch der andere lebt für sich, weder der eine noch der andere lebt für seine Familie; für den einen wie für den anderen liegt der Ruhm im Opfer und in der Selbstverleugnung. Der Auftrag des Soldaten ist es, über die Unabhängigkeit der zivilen Gesellschaft zu wachen. Der Auftrag des Priesters ist es, über die Unabhängigkeit der religiösen Gesellschaft zu wachen. Die Pflicht des Priesters ist es, sein Leben hinzugeben, wie ein guter Hirte für seine Schafe zu sterben, die Pflicht des Soldaten ist es, wie die eines guten Bruders, das eigene Leben für seine Kameraden in die Schanze zu schlagen. Wenn sie die Härte und Strenge des priesterlichen Lebens betrachten, wird ihnen das Priestertum als das erscheinen, was es ist, als ein wirklicher Kriegsdienst. Wenn sie die Heiligkeit des Kriegsdienstes betrachten, wird Ihnen der Kriegsdienst als wahres Priestertum erscheinen. War wäre die Welt, was wäre die Zivilisation, was wäre Europa, wenn es weder Priester noch Soldaten gäbe? (Langanhaltender Beifall) (Juan Donoso Cortés, Rede über die allgemeine Lage Europas von 30. Januar 1850)
Ich frage mich, ob wohl eine solche Rede heute überhaupt noch gehalten werden dürfte. Ich glaube nicht. Ich glaube noch weniger, daß es irgendjemand wagen würde, einer solchen Rede auch noch Beifall zu spenden.

Aber Cortés hat recht. Jedenfalls haben wir den Beweis gewissermaßen ex negativo vor uns. In unserem Land, das keinesfalls Vaterland mehr genannt werden darf, hat der Soldat einen mindestens ebenso schlechten Ruf wie der Priester.

Das merkwürdige Konstrukt da oben ist ein Entwurf für das "Ehrenmal der Bundeswehr". Im offiziellen Text vermied der zuständige Minister sogar das Wort "Gefallene". Es ist vielmehr lediglich "Den Toten der Bundeswehr. Für Frieden, Recht und Freiheit." gewidmet. Es muß ja nicht gleich ein Heldendenkmal sein. Aber daß alle Soldaten der Bundeswehr irgendwann einmal tot sein werden, ist doch eher banal. Oder hab ich da was mißverstanden?
"In der Cella werden für jeweils etwa fünf Sekunden Namen von über 3100 im Dienst ums Leben gekommener Soldaten an die Wand projiziert. Damit ähnelt es einer Videoinstallation und unterscheidet sich von traditionellen Kriegerdenkmälern und Gedenktafeln, bei denen die Namen dauerhaft auf Stein, Metall oder Holz festgehalten sind. Dadurch soll Heldenverehrung vermieden und stattdessen die Vergänglichkeit des Lebens und Individualität des Todes betont werden." Wahrscheinlich das verklemmteste Soldatendenkmal der Welt. Peinlich. Vor allem aber undankbar.

Sonntag, 29. Mai 2011

Lateinische Formeln murmelnd...



Eigentlich werden die "lateinischen Formeln" ja seltener gemurmelt, als vielmehr lauthals gesungen.

Qui cantat, bis orat. Schon vergessen?

Regina coeli laetare. Die marianische Antophon der Osterzeit. Hier noch einmal in einer musikalisch klareren Version. Gleichzeitig ein Lehrfilm über die korrekte Handhabung einer Mantilla (für Elsa!). Pietro Mascagnis "Cavalleria Rusticana" dürfte für Herrn Kohlmaier wohl eher ein Lehrstück über die dramatischen Folgen der "repressiven Sexualmoral" "sexualneurotischer (katholischer) Sonderlinge" sein. Es geht um unerwiderte Liebe eheliche Untreue und um den Tod. Das Stück endet dramatisch mit dem Tod des Ehebrechers.

Samstag, 28. Mai 2011

amnesty wird 50. Kein Grund zum Feiern.


Nur wenige Menschen können so wunderbar verknautscht in die Kamera sehen, wie Peter Benenson, der Gründer von amnesty international. Irgendwie sympathisch.

Die von ihm gegründete Organisation, der ich selbst Jahrzehnte angehört habe, ist mir hingegen heute nicht nur nicht sympathisch. Vor rund vier Jahren hab ich den Verein "unter Absingen schmutziger Lieder" hinter mir gelassen. Konkreter Anlaß war die "Entdeckung" eines vorgeblichen Rechts auf "reproductive health"durch amnesty, für die, die sich vom Newspeak des Gutmenschentums noch verwirren lassen, des "Menschenrechts auf Abtreibung". amnesty, einst gegründet zur Verteidigung von Menschen, die ihr Gewissen und die Inanspruchnahme des Rechts auf freie Meinungsäußerung ins Gefängnis brachte, ficht heute gegen Gesetze, die die Tötung von ungeborenen Kindern verbieten. "Reproductive health is a human right". Newspeak, wie man in sich verlogener und perfider kaum vorstellen kann.

Irene Khan. ehemalige Generalsekretärin von ai, hat 2006 die neue Pro-Abtreibungspolitik von amnesty in einem Interview mit der Schweizer "Weltwoche" damit begründet, daß es "gemäß Menschenrechtsgesetzgebung" "kein Recht auf Leben für einen Fötus", das sei auch"die Position des Europarats". Womit Irene Khan, zumindest bezogen auf den Europarat, so unrecht nicht hat.

Anfang des Jahres war zu lesen, daß Frau Khan, die immer so stolz darauf war, die erste Frau und die erste Muslimin an der Spitze von ai zu sein, sich den Abschied von ai mit einer Abschlußzahlung von 533.103 £ hat vergolden lassen.

Der Gedanke daran, mit welchen Idioten ich viele Jahre meines Lebens meine Zeit verplempert habe, dreht mir heute abend mal wieder den Magen um.

War amnesty eine politische und humanitäre Fehlinvestition? Haben tausende von hochherzigen, engagierten Menschen nur ihre Zeit verschwendet? Es spricht einiges dafür. amnesty war eine, wie Augstein sagen würde "im Zweifel linke" Organisation. Der Anspruch der Universalität der Menschenrechte wurde nie wirklich umgesetzt. Politisch hatte ai stets einen blinden Fleck auf dem linken Auge. Angesichts der Herkunft ihrer Gründer kein Wunder. 

Doch an der Realität der politischen Verfolgung auf dieser Welt geht ai seit Jahren vorbei. Die wachsende Verfolgung religiöser, meist christlicher Minderheiten ist kaum Thema. Wer auf solche Informationen angewiesen ist, wie der Rechtsanwalt "Johannes" muß sich woanders umsehen.

Peter Benenson konvertierte als junger Mann zur katholischen Kirche. Sein Glaube war unbestritten eine der Triebfedern seines Engagements für Gefangene und Verfolgte. ai propagiert heute nicht nur das "Menschenrecht auf Abtreibung" sondern ermutigt auch "Gay Pride"-Aufmärsche, die die Kirche verspotten und beleidigen. In seinem aktuellen Jahresreport wird der Vatican-Staat gar als "Verfolgerstaat" eingestuft.

Freitag, 27. Mai 2011

Voll blöd


Nicht nur Papier ist geduldig. Auch die Festplatten der internet-Server sind von grenzenloser Toleranz. Also liest man häufig so manches saublöde Zeug. Auch dieser blog steht ja, wie ich in christlicher Demut bekenne, unter dem  eschatologischen Vorbehalt.

Aber so toll viel dummes Zeug auf einmal, wie auf diesem von Herrn Mertes SJ (meinem Lieblingsjesuiten) verantworteten Text liest man doch wirklich selten.

Da wären dann zunächst mal die ollen Kamellen:
Papst Benedikt wird in Berlin von einem Bundespräsidenten begrüßt werden, der katholisch, geschieden und wiederverheiratet ist.
First patchwork, so to say. Und was das angeht folgt natürlich:
Wir wünschen uns ein befreiendes Wort, das auch wiederverheirateten Geschiedenen den Zugang zur Kommunion neu eröffnet.
Ich möchte an dieser Stelle besser verschweigen, was ich mir wünsche. Oder ich sage es poitiv, ich wünsche mir einen Papst, der das Heilige Sakrament der Ehe zwischen Mann und Frau, die auf Lebensdauer angelegt ist, und auf Kinder ausgerichtet, hochhält, daß es strahlen möge und die Herzen unserer verstockten politischen Repräsentanten erwärme. Vielleicht sogar das Herz von Klaus Mertes SJ.
Papst B. wird sich in das goldene Buch der Stadt eintragen. Neben ihm wird ein schwuler und zugleich katholischer Bürgermeister der Stadt stehen. Die Schwulen- und Lesbenverbände in Berlin haben im Vorfeld des Papstbesuches bereits zu Protestaktionen und Demonstrationen aufgerufen. Wir schlagen vor, dass die Kirche diese Ankündigungen zum Anlass nimmt, homosexuellen Männern und Frauen zuzuhören, um ihren Zorn und ihren Schmerz über die Kirche besser verstehen zu lernen.
Du, das macht mich nun echt betroffen Du. Ich meine, daß Wowi "katholisch" ist. Wowi ist katholisch getauft, indeed, aber er ist auch jemand, der den Christen in der Stadt mit seiner von den Altkommunisten mit großer Freude unterstützten Kampagne gegen den Religionsunterricht das Leben schwer macht etc. etc. Von "Zorn und Schmerz" der lesbischwulen Szene lese ich übrigens seltener. Weit häufiger von Hohn und Spott auf die katholische Kirche. Unter anderem auf einer mit Klaus Mertes SJ verbandelten Seite.
Diese (ökumenische) Einheit könnte ein Echo im Gottesdienst vor dem Hohenzollernschloss finden, wenn im Hochgebet nicht nur der eigenen Hierarchie, sondern auch der Verantwortungsträger in anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften gedacht wird. Auch beim Heiligengedenken im Hochgebet könnten die „Martyrer von Plötzensee“ erwähnt werden, ohne sie nach Konfessionen zu unterscheiden.
Im Hochgebet? Ich versuche mit das gerade vorzustellen "vereint mit unserem Papst Benedikt (Was sagt da eigentlich der Papst selbst?), unserem Bischof (unserer heißt immer noch Karl), Herrn EKD-Ratsvorsitzenden Schneider und" (ja ab dann wird es sehr sehr lang, denn es gilt ja selbstverständlich nicht nur die Landeskirchen, sondern auch die Baptisten, Methodisten, Adventisten, Pfingstler, Altkatholiken, serbisch, russisch, ukrainisch, griechisch und sonstwie Orthodoxen, Anglikaner, Lutheraner, Calvinisten usw. usf. zu bedenken. Jedenfalls ein seeeeeeeehr langes Hochgebet, und dies auch noch von Katholikastern, die das Erste Hochgebet unter anderem deshalb ablehnen, weil es viiiiiiiel zu lang ist.
Wir bitten sehr darum, dass der Frieden der Kommunion in der Feier am 22. September nicht durch lautstarke Regieanweisungen vor der Austeilung der Kommunion verletzt wird, durch die getaufte Nicht-Katholiken ausdrücklich ausgeladen werden.
Elsa hat das ja schon treffend, unnachahmlich kommentiert. Ich möchte meinen, daß man ja eigentlich keinen ausladen kann, den man nicht eingeladen hat.

Die folgende Sequenz hat mich aber nun in einer ganz eigenen Weise irritiert:
Wir halten einen intensiven Diskurs zwischen gläubigen und nichtgläubigen Menschen in dieser Stadt über die Frage nach Gott und die Rolle von Religion im öffentlichen Raum für dringlich geboten. Die Glaubwürdigkeit eines solchen Diskurses hängt nicht zuletzt auch von der ökumenischen Einheit derer ab, die ihn führen – einschließlich der religionsübergreifenden Einheit mit Juden, Muslimen, Hindus und allen anderen Menschen in der Stadt, die aufrichtigen Herzens Gott suchen.
Das interreligiöse Gespräch liegt mir, und zwar ganz im Ernst, am Herzen. Um so unappetitlicher ist mir allerdings die graue Soße, zu der "die Religionen" ebenso wie "die Konfessionen" von den "Eseintunsmehralsunstrennt-Ökumenikern" verrührt wird. Hindus, die "aufrichtigen Herzens Gott suchen", gibt es nicht. Das sollte jeder wissen, der sich ernsthaft mit den fernöstlichen Religionen auseinandergesetzt hat. Der Bhuddismus ist dezidiert a-theistisch, der Hinduismus ist es im Kern. Bhuddisten und die vielen Glaubensrichtungen des Hinduismus eint vieles, etwa der Glaube an den ewigen Kreislauf der Wiedergeburt, aber nicht die "Suche nach Gott", jedenfalls nicht, wenn man darunter einen personalen Gott im Sinne der jüdischen, christlichen, muslimischen Religion versteht

Aber wem die eigene Religion so herzlich wurscht ist, dem ist letztlich auch die Religion derer, mit denen vorgeblich ein "Dialog" geführt wirdl, scheißegal. Die häufig beschränkte, manchmal völlige Kenntnislosigkeit betreffend Riten, Theologie und Dogmen der eigenen Religion korrespondiert meist aufs innigste mit der dumpfnasigen Ignoranz die sich erzählen läßt, der Islam sei eine "Religion des Friedens" und der Hinduismus eine "Religion der Toleranz".

Wir waren alle mal Hindus. Spätestens als Jimi Hendrix Platte "Bold as Love" auf den Markt kam. Die Scheibe steht für den fernöstlich-astrologischen Esomüll, der sich in den 60er über  die Popszene ergoß. Mit "Axis" ist die Erdachse gemeint. Warum Gott Krishna in seiner Incarnation als Jimi Hendrix so gut zu sex an drugs an rock n roll passte, ist mir ja irgendwie klar, aber so klar auch wieder nicht. Benedikt hat mal was von spiritueller Autoerotik gesprochen. Passt irgendwie.

Dienstag, 24. Mai 2011

Der Glaube der Völker der See


Völker, die zur See fahren, haben untereinander eine eigenartige Verbindung. Grund dafür sind zunächst einfach ihre Handelsbeziehungen. So kommt etwa der Schmuck der zur Tracht der Friesinnen gehört, aus  Portugal und Spanien. Aber auch Symbole und Gläubigkeit der Völker der See haben ähnliche Formen und Rituale. Im Kreuz der Camargue finde ich Symbole, die mir aus Norddeutschland bekannt sind. Kreuz, Anker und Herz als Symbol für Glaube, Hoffnung und Liebe.

Heute beginnt in Sainte-Maries-de-la-Mère die Große Wallfahrt zu Ehren der beiden Marien und der Heiligen Rita.

Bob Dylan: unterirdischer Geburtstag


Ich war mal ein ganz großer Bob Dylan-Fan. Jede Scheibe hab ich mir gekauft, und als Bob Dylan Mitte der siebziger in Deutschland ein großes Konzert gab, war ich da, um den Meister zu hören. Oder auch nicht. Denn Bob Dylan ist mit seinem kratzigen Näselorgan nicht unbedingt der beste Interpret seiner Songs. Oder doch. Denn einen Dylan-song so nachzusingen, daß er so klingt, wie er klingen soll ist komplizierter als es sich anhört.

Gerade bei diesem Song läuft es mir allerdings kalt den Rücken runter. Der Homesick blues war, wenn man so will der song , der den amerikanischen weathermen zu ihrem Namen verholfen hat. You don´t need the weatherman, to know, from where the wind blows.

Das Konzert fand übrigens auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg statt. Fand ich damals ein bißchen gruselig.

Heute zieh ich Verbindungslinien von love and peace zur Terrorszene der siebziger. Wie kam es, daß sich aus der Szene der Blumenkinder der blutrünstige und mordlüsterne Terror der 60er und siebziger Jahre entwickelte? Ich kann es erklären. Aber heute nicht. Heute feiert Bob Dylan seinen 70igsten Geburtstag. Und ich höre mir vielleicht, vielleicht eine meiner Dylanscheiben an. Aber heute eher doch nicht. Heute trifft sich der Chor. Heute ist Palestrina dran.

Sonntag, 22. Mai 2011

Die Kirche und die schönen Frauen


Scipios Beschwerde darüber, daß ein 42 Jahre alter kurzhalsiger, bräsiger Moppel mit beginnender Glatze,  die deutsche katholische "Jugend" repräsentiert, während die "schönste Frau Koreas", Kim Tae hee als das "Gesicht" der katholischen Kirche in Korea gilt, inspiriert mich zunächst dazu, wieder ein Boucher-Bild einzustellen, selbstverständlich mit dem Lieblingssujet Francois Bouchers, der Madame de Pompadour.

Die nun gottlob beendete Hauptversammlung der "katholischen Jugend" hat uns mal wieder ein Papierle beschert das die sattsam bekannten Thesen von WiSiKi bis Memorandum Freiheit referiert. Klar, daß der zentrale Text wieder mit dem F-Wort garniert ist. Nach "Kirche der Freiheit" (Huber, EKD), "Memorandum Freiheit", nun also "Freiheit der Kinder Gottes". Daß sich unsere offenkundig eher mittelalten als wirklich jungen Freiheitsfreunde nicht entblödet haben, ernsthaft, wie angekündigt, ihre Thesen nach vermeintlich lutherschem Vorbild anzuschlagen, sagt mehr über den Geist der in Altenberg Versammelten aus, als das unsägliche Sammelsurium weitestgehend "geistloser" Resolutionen, die die Versammlung beschlossen hat.

Es ist ja schon so, daß mich ex-altlutheranischen katholisch konvertierten Apo-Opa eine gewisse Verzweiflung packt, wenn ich sehe, daß da ein Trupp offenkundig bildungsferner Endzwanziger bis Mittvierziger ein vorgeblich historisches Ereignis nachvollzieht, von dem aufgeklärte Lutheraner wissen, daß es sich so nie zugetragen hat. Aber das nur nebenbei.


Nun kreiselt die Versammlung wieder um das Thema der "Beteiligung der Frauen an der Leitung". Frauen also sind nur dann in der Kirche "gleichberechtigt", spielen nur dann eine Rolle, wenn sie "Macht teilen". Macht aber ist  Priester/Männermacht. Von da gelangen wird flott zur These, daß erst mit  der Zulassung der Frauen zu den Weiheämtern das emanzipatorische Ziel erreicht sei.
Wir teilen die Überzeugung nicht, dass es der Kirche verboten ist, Frauen zu den Weiheämtern zuzulassen.
Haben unsere katholischen "Jugendlichen" beschlossen. Überzeugung? Daß Frauen nicht zu den Weiheämter zugelassen sind, ist verbindliche kirchliche Lehre.

Daß die katholische Kirche Koreas im Kontrast zum betont androgynen Auftritt der BDK"J"  - Hauptthema der Versammlung war offenbar die Geschlechterpariät, also die genderistische Gleichmacherei - ausgerechnet bei koreanischen Soldaten mit dem Bild einer wunderschönen Frau wirbt, macht mich ja irgendwie nachdenklich. Darf man das? Sind katholische Mädchen etwa hübscher als andere? Kann es ein Motiv sein, katholisch zu werden um einer schönen Frau willen?

Oder besser gesagt, darf es ein Motiv sein?

Historisch gesehen ist es immer ein Motiv gewesen. Die hübschen katholischen Mädchen waren hochwahrscheinlich effektiver als der Jesuitenorden. Und mit Sicherheit gläubiger. Wegen der Glaubensstärke und Durchsetzungsfähigkeit der mit protestantischen Männern verheirateten katholischen Frauen der preußischen Westprovinzen hat der preußische Staat den ersten Akt des Kulturkampfs eingeleitet. Beendet wurde er erst durch Preußens König Friedrich Wilhelm IV - der mit einer katholischen bayerischen Prinzessin verheiratet war. Wie man sah, waren Frauen doch die besseren Missionare. Die koreanische Kirche liegt also richtig. Oder?

Wenn ich mich in die Denke unserer Berufsjugendlichen versetze (was mir leicht fällt, war dies Denke doch einstmals auch meine Denke), liegen die Koreaner natürlich falsch. "Mit den Waffen einer Frau" für den Glauben zu kämpfen ist natürlich völlig daneben. Weil eben dies ja voraussetzt, daß sich Frau dem "traditionellen Rollenmodell" unterwirft, nämlich sich einen Mann sucht, heiratet und Kinder erzieht, statt sich dem hehren Ziel zu widmen die "Berufswelt" zu erobern, Vorstandssitze in kapitalistischen  AGs und Ministerposten zu erklimmen. Oder Womynpriest, Bischöfeuse und letztendlich Papesse zu werden.

Aus kirchlicher Sicht ist der traditionelle Dienst der Frauen an und in der Kirche allerdings wesentlich effizienter. Der Priestermangel ist ein großes Problem, der Ehefrauen- und Müttermangel ist ein viel größeres.

Samstag, 21. Mai 2011

Voll geil


Wer sich noch zum Papstbesuch anmelden will, sollte sich beeilen. Mittlerweile scheint die Homepage zu funktionieren.

Auch andere außer gläubigen Katholiken wollen den Papst "begrüßen". So hat sich ein "breites Bündnis" von Gruppen zusammengetan, die unter einer wie üblich zotigen Parole gegen die "menschenfeindliche Geschlechter- und Sexualpolitik" des Papstes protestieren wollen.

Nun klingt der Aufruf ja ein bißchen verschwurbelt.
Gerade die sexuellen und reproduktiven Rechte von Frauen werden, z.B. durch das Verbot von Schwangerschaftsverhütung und -abbruch, deutlich negiert.
"Negiert" war zu meiner Zeit des jugendlichen Aufbruchs neben "frustriert" das Lieblingswort der Adorniten-Fraktion. Da muß sich wohl einer in die Redaktion verirrt haben. Ansonsten transportiert der Aufruf das gängige Sammelsurium sexualpolitischer Vorurteile gegen die rSkK (für Nicht-68er: repressive Sexualmoral der katholischen Kirche).

Ralf König, taz-Karikaturist hat ein Bildchen beigesteuert, auf dem der Heilige Vater so grimmig dreinschaut, daß es eine Art hat, und das breite Bündnis ist vor allem eine Bündnis der atheistischen und genderistischen Gruppen mit sich selbst. Außer den üblichen Verdächtigen weit und breit nichts zu erkennen, was dieses Bündnis wenigstens etwa mittelschmal machen würde. Noch nicht einmal WiSiKi ist beigetreten. Das kann nichts werden, Jungs und Mädels.

Der IPPF-Sproß pro familia ist mal wieder dabei, und natürlich das Atheisten-Spektrum HU, HVD und IBKA. Bin ja mal gespannt, wie es Renate Künast, Claudia Roth und Sabine Leutheuser-Schnarrenberger schaffen, dem Heiligen Vater artig ihre Aufwartung zu machen, während ihr Verband gemeinsam mit Berlin Leder und Fetisch e.V. (für was die Deutschen alles Vereine gründen!) begleitet von der üblichen schwulen Softporno- Lack- und Lederszene gegen den vorgeblichen Freund "brutaler Diktaturen" auf die Straße geht.

Montag, 16. Mai 2011

Eine Predigt Kardinal von Galens zum casus Gunter Sachs.


Ich habe mir nach Jahren der Abstinenz wieder den Stern gekauft, ich wollte einfach wissen, wie wohl die propagandistische Speerspitze des "New Moral Code" den "mannhaften" "Freitod" Gunter Sachs kommentieren würde. Überschrift und Kommentar im "Stern" haben mich nicht überrascht. "Die letzte Freiheit: Gunter Sachs starb, wie er lebte: selbstbestimmt". So kennen wir den "Stern", ich erinnere mich noch gut an die morbide "Wir haben abgetrieben" -Kampagne. Nun also "Ich habe mich erschossen". Nach einer lobenden Erwähnung des publizistisch wohl vorbereiteten Selbstmords Jean Amérys
"der österreichische Schriftsteller Jean Améry hat in seinem Buch "Hand an sich legen" den Freitod nicht als verwerflichen Selbstmord beschrieben, sondern als letzten Akt der Freieheit eines Menschen verteidigt. Das war damals, 1976, für viele noch eine Tabubruch."
lesen wir im aktuellen Stern:
"Als letzte Freiheit, die er sich nahm, will auch Gunter Sachs anscheinend seinen Suizid verstanden wissen. Seine Entscheidung, lieber zu sterben, als mit Alzheimer dahinzusiechen, verdient Respekt. Zur Würde des Menschen gehört auch, selbst zu entscheiden, wann es keinen Sinn mehr hat."
Und wann macht es keinen Sinn mehr? Ich glaube, daß man den folgenden Satz, immer und immer wieder lesen sollte, und ihn sich einprägen sollte:
Der Verlust der geistigen Kontrolle über mein Leben wäre ein würdeloser Zustand, dem ich mich entschlossen habe, entschieden entgegenzutreten.
Wer also die "geistige Kontrolle" nicht mehr besitzt ist "würdelos" mit der Folge, daß diesem Zustand "entschieden entgegenzutreten" ist. Daß Sachs sich ja gewissermaßen selbst entschieden entgegentritt, macht es nicht besser, denn es geht ihm ja um den Zustand, dem entgegenzutreten ist.

Ganz besonders entschieden sind bekanntlich die Nazis diesem "Zustand" entgegengetreten. Kardinal von Galen hat in seiner berühmten Predigt vom 3. August 1941 die Theorie von der Würdelosigkeit des "lebensunwerten Lebens" Geisteskranker wie folgt kommentiert:
“Seit einigen Monaten hören wir Berichte, dass aus Heil- und Pflegeanstalten für Geisteskranke auf Anordnung von Berlin Pfleglinge, die schon länger krank sind und vielleicht unheilbar erscheinen, zwangsweise abgeführt werden. Regelmäßig erhalten dann die Angehörigen nach kurzer Zeit die Mitteilung, der Kranke sei verstorben, die Leiche sei verbrannt, die Asche könne abgeliefert werden. Allgemein herrscht der an Sicherheit grenzende Verdacht, dass diese zahlreichen unerwarteten Todesfälle von Geisteskranken nicht von selbst eintreten, sondern absichtlich herbeigeführt werden, dass man dabei jener Lehre folgt, die behauptet, man dürfe sogenanntes lebensunwertes Leben’ vernichten, also unschuldige Menschen töten, wenn man meint, ihr Leben sei für Volk und Staat nichts mehr wert. Eine furchtbare Lehre, die die Ermordung Unschuldiger rechtfertigen will, die die gewaltsame Tötung der nicht mehr arbeitsfähigen Invaliden, Krüppel, unheilbar Kranken, Altersschwachen grundsätzlich freigibt!"
"Hast du, habe ich nur solange das Recht zu leben, solange wir produktiv sind, solange wir von anderen als produktiv anerkannt werden? Wenn man den Grundsatz aufstellt und anwendet, dass man den ‘unproduktiven’ Mitmenschen töten darf, dann wehe uns allen, wenn wir alt und altersschwach werden! Wenn man die unproduktiven Mitmenschen töten darf, dann wehe den Invaliden, die im Produktionsprozeß ihre Kraft, ihre gesunden Knochen eingesetzt, geopfert und eingebüßt haben! Wenn man die unproduktiven Mitmenschen gewaltsam beseitigen darf, dann wehe unseren braven Soldaten, die als schwer Kriegsverletzte, als Krüppel, als Invaliden in die Heimat zurückkehren! Wenn einmal zugegeben wird, dass Menschen das Recht haben, ‘unproduktive’ Mitmenschen zu töten - und wenn es jetzt zunächst auch nur arme, wehrlose Geisteskranke trifft -, dann ist grundsätzlich der Mord an allen unproduktiven Menschen, also an den unheilbar Kranken, den arbeitsunfähigen Krüppeln, den Invaliden der Arbeit und des Krieges, dann ist der Mord an uns allen, wenn wir alt und altersschwach und damit unproduktiv werden, freigegeben. Dann braucht nur irgendein Geheimerlaß anzuordnen, dass das bei den Geisteskranken erprobte Verfahren auf andere ‘Unproduktive’ auszudehnen ist, dass es auch bei den unheilbar Lungenkranken, bei den Altersschwachen, bei den Arbeitsinvaliden, bei den schwerkriegsverletzten Soldaten anzuwenden ist. Dann ist keiner von uns seines Lebens mehr sicher. Irgendeine Kommission kann ihn auf die Liste der ‘Unproduktiven’ setzen, die nach ihrem Urteil ‘lebensunwert’ geworden sind. Und keine Polizei wird ihn schützen und k e i n Gericht seine Ermordung ahnden und den Mörder der verdienten Strafe übergeben!"
Nun wissen wir nicht, was Gunter Sachs bei seinem Selbstmord wirklich angetrieben hat. Der eigentümlich verquere Satz, in dem sich Sachs selbst gegenüber tritt, könnte vielleicht auch Ausdruck einer Erkrankung sein. Aber die Sätze, für die er jetzt von den Propagandisten des neuen moralischen Codes bejubelt wird, offenbaren ihren fatalen Sinn, wenn man sie auf den "assistierten Freitod" einer artikulationsunfähigen Person bezieht.

Erst vor nicht langer Zeit, hat der Gesetzgeber unseres Landes den assistierten Selbstmord durch Unterlassen legalisiert, die Gerichte haben die Neuregelung umgesetzt. Das Perfide an dieser Gesetzgebung ist, daß die Tötung einer artikulationsunfähigen Person schon dann legal ist, wenn es dem "mutmaßlichen Willen" dieser Person entspricht. Wenn aber nun Gunter Sachs nicht nur für sich, sondern auch für andere diesen mutmaßlichen Willen artikuliert, wenn sich die Meinung durchsetzt, daß ein Alzheimer-Kranker in der Regel lieber sterben als leben will, gibt es keine argumentative Schranke mehr gegen den assistierten "Freitod" eines Dementen.
Und keine Polizei wird ihn schützen und kein Gericht seine Ermordung ahnden.

Sonntag, 15. Mai 2011

Der Märtyrer des Ehesakraments


25 Jahre hat es gedauert von der Einleitung des Seligsprechungsverfahrens bis zur Seligsprechung der Märtyrerpfarrers Georg Häfner. Nichts also von Santo subito, sondern eher das gut Ding, das Weile braucht. Dabei war Georg Häfner keineswegs umstritten, er war eben nur ein unbedeutender Land-Priester, der schon zu seinen Lebzeiten nicht weiter auffiel, der nicht bekannt wurde als großer Prediger, als großer Mystiker oder als großer katholischer Denker. Ein kleiner Landpfarrer, nicht mehr.

Vielleicht war sein Seligsprechungsprozeß auch deshalb so mühsam, und als es endlich soweit war, fanden sich denn auch und gerade deshalb, weil hier eine "Kleiner" seliggesprochen wurde, die "Kritiker", die offenbar jeden Seligsprechungsprozeß heute "kritisch" begleiten.

Auch die sind diesmal ein bißchen kleiner, es sind nicht gleich Hans Küng oder Heiner Geißler, die das Seligsprechungsnörgeli machen, sondern bloß WiSiKi-Sprecher Magnus Lux.
Magnus Lux, Sprecher der Kirchenreformbewegung „Wir sind Kirche“, hält Selig- und Heiligsprechungen für mittelalterlich, inflationär vollzogen und spricht angesichts von etwa 300.000 Euro Kosten für das Bistum Würzburg von Geldverschwendung. „Das sind unzeitgemäße Formen, die gerade die Leute heute nicht mehr ansprechen.“ Die Menschen suchten sich ihre Vorbilder selber.
Georg Häfner wurde am 31. Oktober 1941 durch die GeStaPo verhaftet und verbrachte zunächst 6 Wochen in einer Haftanstalt. Das Urteil aber war bereits am 3. Oktober gesprochen worden. Der Reichsführer SS hatte bereits an diesem Tag die Überführung des Pfarrers in "Schutzhaft" und seine Verbringung in ein KZ angeordnet.

Der Pfarrer hatte den Hitlergruß verweigert. Mehrfach war der Pfarrer von treuen Volksgenossen wegen kritischer Äußerungen denunziert worden. Vor allem die linientreuen Lehrer der Schule, an der er unterrichtete, sollen ihm das Leben schwer gemacht haben. Die meisten Anzeigen stammten aus den Reihen der "lieben Kollegen". Häfner untersagte man schließlich den weiteren Unterricht an einer Schule. Seine Predigten wurden überwacht.

Die mörderische Wut des Apparates aber hatte eine Handlung provoziert, die der Priester in korrekter Anwendung des Kirchenrechts und in Ausübung seiner priesterlichen Pflicht vollzogen hatte: die kirchliche Beerdigung eines NSDAP-Parteigenossen. Der Parteigenosse und Forstwart Michael Wünsch hatte den Pfarrer um die Sterbesakramente gebeten. Wünsch aber lebte in "wilder Ehe", er war nach Scheidung mit seiner zweiten Frau standesamtlich verheiratet. Um also die Sterbesakramente erteilen zu können, war zunächst dieser kirchenrechtliche Makel zu beseitigen. Wünsch unterschrieb daher eine Erklärung mit folgendem Wortlaut: "Ich, Wünsch, erkläre hiermit, dass ich die mit Dora Benkert geschlossene Zivilehe vor Gott und meinem Gewissen als nichtig erkläre und mich den Gesetzen Gottes und der Kirche unterwerfe. Das von mir durch diese Ehe öffentlich gegebene Ärgernis soll durch öffentliche Bekanntgabe dieser Erklärung wieder gut gemacht werden. Dies erkläre ich hiermit feierlich."

Die Erklärung wurde öffentlich verlesen, wie es Vorschrift und Brauch war. Das aber brachte nun den Ortsgruppenleiter auf den Plan, der es offenbar nicht verwinden konnte, daß ein Parteimitglied sich auf dem Sterbebett mit der Kirche versöhnte, statt sich mit einem stattlichen Parteibegräbnis zufrieden zu geben. Die Wut des obersten Orts-PGs wird auch noch gesteigert haben, daß sich Häfner erdreistete, eine vor staatlichen Behörden korrekt geschlossene Ehe infrage zu stellen, sich also in Dinge einmischte, die ihn "nichts angingen". Häfner zog, kurz gesagt, gegen die Ersatzreligion von Partei und Staat zu Felde. Der Pfarrer wurde nochmals angezeigt, bald darauf erfolgte seine Verhaftung.

Die diversen Kommentare in Printmedien und Netz zeigen, daß "aus Sicht der Nachgeborenen" der Vorgang "abseitig wirkt". Wieso sich Ärger einhandeln, bloß weil da einer wiederverheiratet in "wilder Ehe" zusammenlebt? Kann man sich ernsthaft vorstellen, daß ein "heutiger" Pfarrer die Sterbesakramente verweigert, weil der Sterbende geschieden und wiederverheiratet ist? Und kann man sich vorstellen, daß "ein Heutiger" deshalb gar noch das Martyrium auf sich nimmt, um der Heiligkeit des Sakraments der Ehe willen? Stattdessen kann man sich sehr gut den Aufschrei vorstellen, würde ein heute lebender Priester so "herzlos" handeln wie 1941 Georg Häfner. Vermutlich würde WiSiKi am lautesten schreien.
... er hatte sich für seine entscheidende Auseinandersetzung mit dem NS-System ein Thema gesucht, das aus Sicht der Nachgeborenen abseitig wirkt. Ins Lager brachte ihn kein Konflikt um Hitlers Angriffskriege, um Rassenwahn oder Judenverfolgung, sondern einer um Scheidung, Wiederheirat und eine kirchliche Beerdigung.
lesen wir in der FAZ, in einem im übrigen lesenswerten Artikel. Es ging also "bloß" um die Sakramente der Kirche.

Georg Häfner wurde im KZ halb tot geprügelt, nach nur acht Monaten Haft starb Landpfarrer Häfner. Er ist mit einiger Sicherheit verhungert. Im Pfarrerblock des KZ Dachau war das eine der häufigsten Todesursache. Sie grassierte vor allem im Todesjahr Georg Häfners.

Im Pfarrerblock des KZ Dachau waren 2.720 Priester aus ganz Europa inhaftiert. Die katholischen Priester stellten mit 2579 Häftlingen fast 95% der Inhaftierten. 1034 Pfarrer starben im KZ, an Folter, Unterernährung, Seuchen.

Die Diözese Würzburg hat eine sehr sehens- und lesenswerte Seite zur Seligsprechung Georg Häfners gestaltet. Überhaupt ist die Diözese auf allen Kanälen präsent.

Ein kleiner Hint zum Schluß. Wie alle revolutionären Bewegungen, waren auch die Nazis letztlich "Anti-Marriage". Häfners  Handlung war keineswegs "abseitig". Sie traf offenbar den Nerv eines totalitären Systems.

Samstag, 14. Mai 2011

It´s me babe. (Alipius, bitte weghören)



Unser allerliebster Herr Alipius wird heute zum Priester geweiht (genau gesagt, ist er jetzt ja doch hoffentlich schon zum Priester geweiht worden, und ich war nicht dabei, schnief) Und ausgerechnet heute kommt mir ein Song in den Sinn, der mit Love and Devotion, mit der Selbsthingabe eines Priesters (oder auch eines Ehemannes) so ganz und gar nichts zu tun hat. Vielleicht gerade deshalb.

It ain´t me babe halte ich neben "love is just a four-letter word" für den bescheuertsten Song, den Bob Dylan jemals geschrieben hat. Und Joan Baez, die immergleiche, mit dem immergleichen Vibrato in ihrer immergleichen Stimme für die bescheuertste Interpretin dieses bescheuerten Songs.

(Ich sehe schon, es will einfach mal wieder nicht die rechte Andacht aufkommen bei mir)
This is a Protestsong called No, No, No, It Ain´t Me Babe. It´s dedicated to all the married people in New-Orleans. And all the people who are about to get married. I guess I´m anti-marriage.
Muß man ja echt nicht wirklich lange raten. Nun, die gute Joan fand ich schon voll peinlich, als ich selber noch die ollen Protestsongs geträllert habe. Wo, wenn ich die alten Fotos sehe mit dem langhaarigen Schnucki mit der Zwölfsaitengitarre und dem Stirnband, wirds mir irgendwie ganz anders. (War doch süß! Aber welcher junge Mann will schon "süß" sein)

Doch ist dieser Song ausgezeichnet geeignet, um den Kern von "love and peace" und die Wurzel der nachfolgenden Betroffenheitskultur offenzulegen.

You say, you´re locking for someone,
who will promise never too part
someone to close his eyes for you
someone to close his heart
someone to die for you and more
But it ain´t me babe, No, no, no it ain´t me babe
It ain´t me, you´re looking for babe.

Promise, never to part, dies ist der Eid, den Priester, Mönchen, Nonnen und christliche Eheleute schwören, bei Weihe, ewiger Profess und Ehegelübde. Das schloß für Ehemänner, auf die sich dieser Song bezog, auch ausdrücklich das Versprechen ein, für ihre Frau zu sterben.
Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat (Epheser 5, 25)
Bob Dylan hatte möglicherweise diese Bibelstelle vor Augen, die in den 60igern noch bei jeder christlichen Eheschließung gelesen wurde (bis - bei den Katholiken - die Liturgieform kam).

Joan´s Interpretation des Songs ist zutreffend, es ist ein Protestsong - ein Anti-Marriage-Song. Und daß dieser Protestsong neben die anderen Protestsongs tritt, die vor allem Anti-Kriegs-Songs, vor allem Anti-Vietnam-Kriegs-Songs waren, macht deutlich, was der Hippie-Slogan "Make love, not war" eigentlich bedeutete. Er denunzierte die Hingabe der Eheleute "bis zum Tod" ebenso wie die Hingabe des Soldaten, der sein Land und seine Lieben verteidigt "bis zum Tod".

Einige dürften sich gewundert haben, daß ich einen Post verfasse über die Hochzeit des englischen Prinzen und mich darüber freue, daß er in der Uniform seines Regiments vor den Traualtar tritt. Ich freue mich deshalb, weil der Prinz den selben Eid leistete, den christliche Ehemänner seit mehr als einem Jahrtausend ihren Frauen im Angesicht Gottes und der Gemeinde geleistet haben, und in aller Öffentlichkeit : "to promise never to part".

And Hippies use backdoor, no exceptions.

Es geht darum, das eigene Leben dem anderen zu weihen, ohne wenn und aber, ohne Scheidungsgedanken im Hintergrund und Ehevertrag, ohne Netz und doppelten Boden ganz und gar. Das ganze Leben, und nicht nur ein Teilchen davon. Das ist der Eid, den Priester, Eheleute und Soldaten leisten. Auch wenn das mit den Soldaten vielleicht keiner hören will.

Ach ja, zu Alipius Weihe hätt ich lieber was Andächtiges geschrieben. Aber ich kanns nicht. Aber glücklicherweise gibt es in der Blogozese andere, die das können. Hier und hier und hier und hier und hier.

Dienstag, 10. Mai 2011

Gunter Sachs Selbstmord und Mr. Archers Golden Age


Pünktlich zum Beginn der "Woche für das Leben", hat sich Gunter Sachs, Unternehmer, Künstler und - so liest man insbesondere in der internationalen Presse - Brigitte Bardot´s Third Husband - Ehemann und Vater dreier Kinder umgebracht. Genauer gesagt, erschossen, noch genauer gesagt mitttels eines Kopfschußes erschossen. Seiner Familie hat er einen Abschiedsbrief hinterlassen, in dem man lesen kann:
In den letzten Monaten habe ich durch die Lektüre einschlägiger Publikationen erkannt, an der ausweglosen Krankheit A. zu erkranken.
Ich stelle dies heute noch in keiner Weise durch ein Fehlen oder einen Rückgang meines logischen Denkens fest – jedoch an einer wachsenden Vergesslichkeit wie auch an der rapiden Verschlechterung meines Gedächtnisses und dem meiner Bildung entsprechenden Sprachschatzes. Dies führt schon jetzt zu gelegentlichen Verzögerungen in Konversationen.
Jene Bedrohung galt mir schon immer als einziges Kriterium, meinem Leben ein Ende zu setzen.
Ich habe mich großen Herausforderungen stets gestellt.
Der Verlust der geistigen Kontrolle über mein Leben wäre ein würdeloser Zustand, dem ich mich entschlossen habe, entschieden entgegenzutreten.
Die Bild-Zeitung findet diesen Abschiedsbrief bewegend.  Ich auch. Nur hat er mich wahrscheinlich anders bewegt, als den veranwortlichen Bild-Redakteur. Sachs hatte die Befürchtung - nicht die Gewißheit - an Alzheimer erkrankt zu sein. Dies hat schon genügt. Nicht mehr alles unter Kontrolle zu haben ist für ihn eine "große Herausforderung" der sich Gunter Sachs gestellt hat - mit einem "mannhaften" Kopfschuß.

Irgendwie archaisch, wie die bourgeoisen Pleitiers des 19. Jahrhunderts, die sich angesichts der Schande des Bankrotts angetan mit Bratenrock, Vatermörder und Plastron mit ihrer Offizierswaffe erschossen. Und irgendwie ganz schrecklich modern. Im Sinne des "New Moral Code", den ich auf diesem Blog schon häufiger thematisiert habe.
Erfülltes Leben, davon sind Christen überzeugt, hängt nicht davon ab, ob Menschen gesund oder krank oder behindert sind.
Lesen wir hier. Eine Botschaft, die nicht ankommt, sicher auch deshalb, weil jeder weiß, daß die Unterzeichner dieses Aufrufs, die EKD und die DBK sich längst nicht mehr einig sind in der Frage des Schutzes des ungeborenen Lebens, in der Frage von Abtreibung, Embryonenschutz, PID, und ebensowenig in der Frage des assistierten Selbstmordes am Ende eines Lebens. Hat es die "Woche für das Leben" in irgendeiner Zeitung wenigstens auf die dritte Seite gebracht? Hat man irgendwo mehr als eine viertel Spalte lesen können? Was die "Kirche" zu sagen hat, ist nur noch ein Flüstern, nur noch ein "Nein, aber".

Hingegen wird der "mannhafte" Tod von Gunter Sachs fast schon - man lese bitte die größte Zeitung Deutschlands - als Heldentat bejubelt. "Wir haben Günters Entscheidung zu akzeptieren und zu respektieren" (Niki Lauda); "Das muß man respektieren. Da gehört viel Mut dazu und das passt zu ihm." (Udo Jürgens), "Aber trotz allem passt dieser Abgang zu seinem stets so konsequenten Lebensstil" (Eckart Witzigmann).

Die Botschaft des "Neuen Goldenen Zeitalters", die Botschaft des mannhaften, des mutigen, des respektablen "Freitodes" kommt lautstark daher, auf allen Titelseiten und weitestgehend ohne auch nur die leiseste Kritik.

Von Brigitte Bardot, heute, vielleicht ja auch schon immer, eine tiefgläubige Katholikin hört man nur, daß sie diese Nachricht sprachlos gemacht hat. Wie Frau und Kinder von Gunter Sachs den Selbstmord ihrers Mannes und Vaters verstanden haben, sagt uns die Presse nicht.

Mit diesem Wochenende ist das Golden Age des Mr. Archer wieder ein wenig näher gerückt.
Mr. Archer schlägt vor, im "Goldenen Zeitalter" Münzeinwurfmaschinen aufzustellen, in denen man sich selbst für einen Penny umbringen kann. In dieser Frage stehe ich denen, die sich selbst liberal und human nennen,  absolut feindlich gegenüber. Selbstmord ist nicht nur eine Sünde, es ist die Sünde. Selbstmord ist das endgültige und absolute Übel, die Negation des bloßen Interesses an der Existenz; die Negation des heiligen Lehnseides auf  das Leben. Der Mensch, der einen Menschen tötet, tötet einen Menschen. Der Mensch, der sich selbst umbringt, bringt alle Menschen um; soweit es ihn selbst angeht, löscht er die ganze Welt aus. Seine Handlung ist verdammenswerter (symbolisch gesehen) als jede Vergewaltigung und jeder Bombenanschlag. Denn sie zerstört alle Häuser, sie beleidigt alle Frauen. Der Dieb ist zufrieden mit Diamanten: der Selbstmörder ist es nicht: das ist das Verbrechen. Mit nichts kann man ihn bestechen, nicht einmal mit dem strahlenden Glanz der Steine der Himmlischen Stadt.  Der Dieb macht den Dingen, die er stiehlt, ein Kompliment, wenn nicht dem Eigentümer seines Diebsguts. Aber der Selbstmörder beleidigt alles auf dieser Erde, indem er es nicht stiehlt. Er zerpflückt jede Blume, indem er sich weigert, ihr zuliebe weiterzuleben. Für keine Kreatur, auch nicht die kleinste, ist sein Tod etwas anderes anderes als eine Beleidigung. Wenn sich ein Mann an einem Baum erhängt, sollten die Blätter abfallen wegen dieses Ärgernisses, die Vögel sollten auffliegen vor Zorn: den jedes Blatt und jeder Vogel wurde persönlich beleidigt. Natürlich gibt es viele pathetische Entschuldigungen für diese Handlung. Wie es ja auch oft pathetische Rechtfertigungen für eine Vergewaltigung gibt, und fast immer für Dynamit. Aber soweit es um klare Ideen und den Sinn einer Handlung geht, findet sich mehr rationale und philosophische Wahrheit in der Beerdigung an einer Straßenkreuzung und dem Pflock, der durch den toten Körper getrieben wird, als in Mr. Archers automatischen Selbstmordmaschinen." (Gilbert Keith Chesterton)

Sonntag, 8. Mai 2011

Die Sehnsucht nach dem guten König III


Auf meiner Suche im internet - das Thema der Suche krieg ich nicht mehr zusammen, es war in der Passionszeit und es ging um Begriffe wie Blut oder Opfer - stieß ich  auf ein Gedicht Theodor Körners. Oder besser gesagt, auf das Gedicht Theodor Körners:

Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in Feindes Herzen tauchen;
Frisch auf, mein Volk! – Die Flammenzeichen rauchen,
Die Saat ist reif – ihr Schnitter, zaudert nicht!
Das höchste Heil, das letzte, liegt im Schwerte!
Drück' dir den Speer ins treue Herz hinein! –
Der Freiheit eine Gasse! – Wasch' die Erde,
Dein deutsches Land, mit deinem Blute rein!

Hätt ich das während meiner protestantisch-pazifistisch geprägten Schulzeit lernen müssen, ich hätt´wahrscheinlich die Schule gewechselt. Körner war Mitglied des Lützowschen Freikorps, Held, Märtyrer und Dichter der Befreiungskriege gegen Napoleon. Auch nichts, womit ich mich vor mehr als  vierzig Jahren hätte identifizieren wollen. War ich doch damals von Lehrern umgeben, die mit verzückt gen Himmel verdrehten Augen von den großartigen Reformen der napoleonischen Zeit schwärmten, dem Straßenbau, dem Code civil, der Vernichtung der deutschen Kleinstaaterei usw. usf. Ganz zu schweigen von den Lehrern und Professoren, die keine Gelegenheit ausließen, die "versäumte" deutsche Revolution zu beklagen, daß man hierzuland vor 200 Jahren nicht auch Köpfe abgeschnitten hat.

Google aber ist unerbittlich. Bei der Suche nach den Eingangszeilen des Körnerschen Gedichts fand ich ausgerechnet die Urteilsbegründung Roland Freislers, des Alptraumjuristen an Hitlers "Volksgerichtshof", im Verfahren gegen die Geschwister Scholl.
Sie sagen der Partei Kampf an, der Tag der Abrechnung sei gekommen, und scheuen sich nicht, ihren Aufruf zum Kampf gegen den Führer und die nationalsozialistische Lebensart unseres Volkes mit dem Freiheitskampf gegen Napoleon (1813) zu vergleichen und auf ihn das Soldatenlied "frisch auf mein Volk, die Flammenzeichen rauchen" anzuwenden!!!
Ein todeswürdiges Verbrechen, denn in den Augen Freislers "gehörte" Körner der nationalsozialistischen Bewegung. Und wenn ich der Dokumentation der bpb glauben soll, war die Berufung der Gruppe um die Geschwister Scholl auf Körner ein so verabscheuungswürdiges Delikt, das der wohl furchtbarste Jurist der deutschen Geschichte dies mit drei Ausrufezeichen hervorheben mußte.

Körner war, wie wir in seinem Gedicht weiter lesen können, ein glühender Anhänger des preußischen Königshauses, vor allem der hochverehrten "preußischen Madonna", Königin Luise.

Luise, schwebe segnend um den Gatten!
Geist unsers Ferdinands, voran dem Zug!
Und all' ihr deutschen, freien Heldenschatten,
Mit uns, mit uns und unsrer Fahnen Flug!

In der Namensgebung der "Weißen Rose"  bezogen sich die Geschwister Scholl auf den aristokratischen Widerstand gegen die französische Republik. Mit dem Zitat aus Theodor Körners Gedicht bezogen sie sich auf den Widerstand gegen Napoleon. Die Geschwister Scholl, so dürfen wir schließen, sahen eine dunkle Beziehung zwischen der von "verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique" des Dritten Reiches und der gewöhnlich als europäische Lichtgestalt, als "Weltgeist zu Pferde" (Hegel) verehrten Person Napoleons und der als Aufbruch des Menschenrechts und der Freiheit bejubelten französischen Revolution.

Die "Scholl-Forschung" hat mittlerweile diesen "aristokratischen (und christlichen) Zug" des Widerstands der Weißen Rose zur Kenntnis genommen. Und nutzt sie zur Denunziation des Widerstands.

Die letzte Kronprinzenhochzeit fand in Deutschland im Jahre 1905 statt. Der letzte Kronprinz ließ sich, wie viele von der Weimarer Republik Enttäuschte zunächst von Hitler für dessen Zwecke einspannen geriet aber alsbald in Konflikt mit der NSDAP. Die Verschwörer des 20. Juli, sahen den letzten Kronprinzen des Deutschen Kaiserreichs als Staatsoberhaupt einer parlamentarisch-demokratischen Monarchie vor. Was die Sieger des Zweiten Weltkriegs nicht daran hinderte, den letzten Kronprinzen Preußens zu inhaftieren und jahrelang unter Hausarrest zu stellen. Das Bild zeigt die Ehefrau des letzten deutschen Kronprinzen, Cecilie Herzogin zu Mecklenburg, ihrerseits wieder Tochter einer russischen Großfürstin. 

Samstag, 7. Mai 2011

Zum Marienmonat Mai: Lieblingsmarienlied



Ave Maris Stella, Meerstern sei gegrüßet, ist mein Lieblingsmarienlied. In der Mehrstimmigen Fassung von Guillaume Dufay hört es sich ein wenig so an, als hätte sich ein Zwölftöner dran versucht. Aber nur ein wenig.

Es ist übrigens auch Hymnus der Vesper des officium parvum B.M.V. an dem ich in den nächsten Wochen, nachdem mich viele dazu ermuntert haben, weiterarbeite. Dieser Blog wird dann ein bißchen weniger aktiv sein.

Freitag, 6. Mai 2011

´s ist Krieg - ein Nachwort


Daß ich die Tötung Osama bin Ladens irgendwie nicht ganz ungut finde, irritiert offenbar viele. Daß ich das Reden über die angeblich "gezielte Tötung" (von der wir noch immer nicht wissen, ob es eine solche war) aus prinzipiellen Gründen für  abwegig halte, finden noch mehr schwer verständlich. Daß ich meine, daß von "rechtsstaatlichem Verfahren", "Unschuldsvermutung", "Menschenrechten" hier völlig überflüssigerweise geredet wird, kapiert schon gar keiner mehr.

Ich versuche mich hiermit an einer Erklärung. 

Es kann hier nicht die Rede sein von der "Festnahme" eines "Verbrechers". Osama Bin Laden ist weder in der Sicht seiner Verfolger, schon gar nicht in seiner eigenen Sicht ein "Verbrecher", so verbrecherisch seine Taten und die Taten von Al Qaida auch gewesen sein mögen. Um zu verstehen, was am "Gerechtigkeitssonntag" (when "justice had been done" (Obama, button unten rechts besser nicht klicken)), dem 1. Mai 2011 geschehen ist, muß man die Dinge so sehen, wie sie die, wie es in PC-Deutsch so schön heißt, Betroffenen sehen. 

Wie sah George W. Bush die Jagd nach Bin Laden? Als war against terrorism.

Wie sieht der Friedensnobelpreisträge Obama die Jagd nach Bin Laden? Als, wie zu hören ist, "war against al Qaida". In diesem Video spricht nicht der President of the United States, sondern der Commander in Chief. Nicht der Justizminister, sondern der Oberbefehlshaber der Armee, der die Aktion gegen Osama Bin Laden kommandiert.

Wie der andere Betroffene es gesehen hat, Osama Bin Laden, wissen wir. Als Feldzug gegen den "Großen Satan". Wir halten fest: Feldzug.

Mit welchem Recht sehen wir es anders? Warum sehen vor allem die "guten Deutschen" eine kriegerische Handlung als Polizeiaktion? Warum ist hier von "Hinrichtung" die Rede, warum von "gezielter Tötung"? Warum polemisiert ein amerikanischer Kommentator gegen die USA und Israel als die "einzigen Staaten, die sich das Recht herausnehmen, ihre Gegner gezielt zu liquidieren".  Warum wedelt Andrew Napolitano mit der Verfassung? Weil er den Kampf gegen Al Qaida nur als "Polizeiaktion" für legitim hält. Und dabei unter den Tisch fallen läßt, daß ein "polizeilicher" Kampf gegen Al Qaida von vorneherein verloren ist.

Unter anderem weil eine Polizeiaktion in Staaten, deren Regierung ihr Gewaltmonopol nicht durchsetzen kann, wie der nicht gefallene, aber fallende Staat Pakistan, dessen Sicherheitskräfte infiltriert sind, scheitern muß. Schon deshalb, weil die Zuständigkeit für diese Polizeiaktion der "falling state" selbst hat. Rechtsstaatlich gesehen, hat der CIA in Pakistan nichts zu suchen. Völkerrechtlich gesehen, haben die "Seals" in Pakistan kein Zugriffsrecht. Bei Achtung rechtsstaatlicher und völkerrechtlicher Normen würde Bin Laden heute noch in seiner Villa sich an seinem Harem erfreuen und Terroraktionen koordinieren.

Aber Al Qaida ist keine Drogendealerbande. Al Qaida ist, was Al Qaida sein will. Eine Partisanenarmee im Kampf gegen die "westliche" Zivilisation, den "Großen Satan".

Sieht man es aus der Sicht Osama Bin Ladens, aus der Sicht eines Soldaten auf dem Feldzug gegen den Großen Satan, wird es auf einmal absurd, von einer "gezielten Tötung" zu reden. Ein Soldat, der sich in einer aussichtslosen militärischen Situation nicht ergibt, wird nicht überleben. Er wird "gezielt getötet". Daß sich Bin Laden ergeben könnte, ist völlig ausgeschlossen.

Und wenn man nach der moraltheologischen Legitimation dieses Krieges sucht, wird man finden, daß auch die katholische Kirche, die niemals die Naturrechtslehre vom "gerechten Krieg" aufgegeben hat, den "war against terrorism" nicht als verwerflich ansehen kann. Dieser Krieg erfüllt alle Voraussetzungen, die ein gerechter Krieg nach der von Augustinus begründeten Lehre erfüllen muß:
- Der Schaden, der der Nation oder der Völkergemeinschaft durch den Angreifer zugefügt wird, muß sicher feststehen, schwerwiegend und von Dauer sein.
- Alle anderen Mittel, dem Schaden ein Ende zu machen, müssen sich als undurchführbar oder wirkungslos erwiesen haben.
- Es muß ernsthafte Aussicht auf Erfolg bestehen.
- Der Gebrauch von Waffen darf nicht Schäden und Wirren mit sich bringen, die schlimmer sind als das zu beseitigende Übel. Beim Urteil darüber, ob diese Bedingung erfüllt ist, ist sorgfältig auf die gewaltige Zerstörungskraft der modernen Waffen zu achten.
Eine äußerst moderne Fassung übrigens, kennt sie doch nicht nur den Krieg zwischen Nationen, sondern auch den "Krieg gegen die Völkergemeinschaft" und erwähnt sie doch die Zerstörungskraft von Massenvernichtungswaffen. Sofern man nicht dem Irrglauben anhängt, daß es genüge, "auf die Menschen zuzugehen", wird kein Mensch, der sich um ein gerechtes Urteil bemüht, den USA absprechen können, einen gerechten Krieg gegen Al Qaida zu führen.

Über den Charakter des Krieges von Al Qaida sollte man sich keine Illusionen hingeben. Osama war der "absolute Partisan." Die USA ist und war in der Vorstellungswelt des Terrors - keineswegs nur des Terrors von Al Qaida, sondern  auch der RAF oder der RZ - der absolute Feind. Wir erleben den Krieg, den der Rechtsphilosoph Carl Schmitt in einer seiner düstersten Visionen voraus-gedacht hat, als "asymmetrischen" Krieg.
„Die Feindschaft wird so furchtbar werden, dass man vielleicht nicht einmal mehr von Feind oder Feindschaft sprechen darf und beides sogar in aller Form vorher geächtet und verdammt wird, bevor das Vernichtungswerk beginnen kann. Die Vernichtung wird dann ganz abstrakt und ganz absolut. Sie richtet sich überhaupt nicht mehr gegen einen Feind, sondern dient nur noch einer angeblich objektiven Durchsetzung höchster Werte, für die bekanntlich kein Preis zu hoch ist. Erst die Ableugnung der wirklichen Feindschaft macht die Bahn frei für das Vernichtungswerk einer absoluten Feindschaft.“ (Carl Schmitt, Theorie des Partisanen, 1963)
Goya Radierung illustriert eine fiktive Szene aus dem spanischen Partisanenkrieg gegen die napoleonische Besatzung. Carl Schmitt hat diesen Krieg in seinem Werk bearbeitet. Die absolute Feindschaft bezog Schmitt allerdings noch auf den Staatsterrorismus. Schmitt dachte an den Albtraum eines nuklearen Krieges. Den Terrorismus der RAF, der als Teil des internationalen Terrorismus nur ein Vorspiel gegen den Terror von Al Qaida war, war nicht Thema der Schrift.

Mittwoch, 4. Mai 2011

Osama, Wicked Witch



"Ding Dong the Witch is Dead" soll derzeit der Hit bei amerikanischen Straßenfesten anläßlich des Todes von Osama bin Laden sein. Nicht ganz geschmackssicher, aber doch authentischer Ausdruck der fast kindlichen Freude, die wohl die meisten US-Amerikaner empfinden, angesichts der Nachricht vom Tod des gnadenlosesten Massenmörders des 21. Jahrhundert. Allein der Angriff auf das World Trade Center kostete 2.752 Menschenleben. 2.752 Menschen starben, zerquetscht, zerschmettert, zerrissen, erstickt, bei lebendigem Leib verbrannt. Und die fast 3.000 Menschenopfer der Attacken des 11.Sept 2001 waren nur der kleinere Teil der vielen Tausend, die in den Jahren davor und den Jahren danach bei Terroranschlägen und Mordattacken von Al Qaida starben. Die meisten davon waren übrigens selbst Muslime, meist Angehörige anderer muslimischer Konfessionen als der des jüngst verstorbenen Dieners Satans. Oder Scheitan, oder Iblis, schließlich glauben Muslime wie Christen an einen sehr verschiedenen Gott, aber an einen sehr ähnlichen Teufel.

Unterwegs im Radio höre ich ein Interview mit einem Muslim. Der wird von dem offenbar westlichen Interviewer gefragt, ob es denn nach dem Ende Bin Laden besser werde. Nein, antwortet der. Das Böse verschwinde deshalb nicht von dieser Welt, denn das Böse hafte dem Scheitan an, und der sei eben unsterblich. Die Assoziationskette Osama Bin Laden, Scheitan, das Böse hätte ein guter deutscher Christ wohl niemals geknüpft.

Geknüpft werden da ganz andere Assoziationsketten zum Beispiel die Assoziationskette extralegale Hinrichtung - Mittelalter. Frau Merkel hat es gewagt, im Zusammenhang mit einer Stellungnahme zum Ende des Hauptes einer Bande von Folterknechten und Massenmördern das Wort "Freude" zu äußern. Wie da genau der Zusammenhang war, bleibt unklar. Ganz klar für die guten deutschen Christen, daß man dies aufs allerschärfste zu verurteilen hat.
Als Christin kann ich nur sagen, dass es kein Grund zum Feiern ist, wenn jemand gezielt getötet wird.
Ein Zitat, das eher dafür spricht, daß bei der Präses der EKD die falschen Synapsen eingerastet sind. Denn Frau Göring-Eckardt weiß schon von einer "gezielten Tötung" von der sonst noch niemand weiß. Nach offizieller Lesart kam Bin Laden bei einem Feuergefecht um.

Auch Göring-Eckardts zentralkatholische Schwester im Geiste Ingrid Fischbach weiß:
Aus christlicher Sicht ist es sicher nicht angemessen, Freude über die gezielte Tötung eines Menschen und dessen Tod zu äußern
Dito. Zapp! Da rasten sie ein, die alten antiamerikanischen Synapsen. Und, ach ja, die lieben Kollegen:
Eine willkürliche Tötung ist nach dem internationalen Pakt über bürgerliche und politische Freiheiten nicht erlaubt. Wenn man zu dem Ergebnis kommt, bin Laden war schon längst nicht mehr aktiv, könnte die Tötung willkürlich sein.
So der Abgeordnete Kauder, im Zivilberuf Advokat. Zu blöd, daß der kein Diktiergerät vor der Nase hatte, wo man allzu dumme Sätze noch wegzappen kann. Bedeutet die Logik dieses Satzes doch, daß eine extralegale Tötung (von der auch Kauder überzeugt ist) legal sein kann, wenn der Terrorist "noch aktiv" ist.
Hier sind die Vereinten Nationen gefordert, endlich verbindliche Regeln zu schaffen. Es muss glasklar sein, was geht und was geht nicht
Eine UN-Charta betreffend die Voraussetzungen für die Einstweilige Erschießung international gesuchter Massenmörder? Oder so? Darf ich gar nicht drüber nachdenken, bevor bei mir die Synapsen verschmurgeln.

Schon erstaunlich, daß der größte Unfug - lassen wir mal den alternden Ex-Terroristen Ströbele weg, der ja gewissermaßen pro domo spricht - in dieser Angelegenheit von friedensbewegten Parteichristen geäußert wird. Oder protestantischen Prälaten:
Gewalt anzuwenden, um Gewalt aus der Welt zu schaffen ist eine verhängnisvolle Logik. Die Welt wird nicht besser, indem man Menschen tötet, sondern dadurch, daß man auf seine Feinde zugeht.
So Alfred Buß, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen. Das kann ich mir irgend gar nicht so recht vorstellen. Alfred Buß, begleitet von zum Beispiel Margot Käßmann und Clemens Bittlinger zur Audienz bei Ossama, wo Clemens ja erst mal zur Einstimmung sein nettes "Aufstehn, aufeinander zugehn" vortragen könnte, beschlossen von einer Menschenkette aus Terroristen und klampfenden Pfarrern. Geht gar nicht. Vor allem weil man die Stimmung ja noch nicht einmal mit einer Familienpackung Jägermeister auflockern könnte. Aber er bringt es dann doch auf den Punkt.
Hier zeigt sich wohl eine sehr amerikanische Befindlichkeit: Der Gerechtigkeit ist Genüge getan, wenn der Böse vernichtet wurde. Auch die Todesstrafe wird so gerechtfertigt.
Schnalz! Die Synapse. Massenmörder aus dem Weg zu räumen ist "amerikanisch". Hat ja was. Warten wir mal ab, was Henryk Broder zu diesem Interview schreibt.

Ist der Gerechtigkeit Genüge getan, wenn der Böse vernichtet wurde? Der oben zitierte Aufsatz auf catholic.org weist auf den katholischen Katechismus hin und dessen Kritik an der Todesstrafe. Nur daß der Katechismus eben nicht die ultimative Strafe ausschließt.
The traditional teaching of the Church does not exclude, presupposing full ascertainment of the identity and responsibility of the offender, recourse to the death penalty, when this is the only practicable way to defend the lives of human beings effectively against the aggressor.
Noch nicht einmal in seiner Enzyklika "Evangelium Vitae" schließt der Selige Papst Johannes Paul II die Todesstrafe gänzlich aus. Es war schon immer etwas komplizierter, Katholik zu sein.

Sonntag, 1. Mai 2011

The Chaplet of Divine Mercy



Ein kleiner Trost dafür, daß es uns am Samstag nicht gelungen ist wg. diverser Ausfälle an Vorsängerinnen und Vorsängern, den Barmherzigkeitsrosenkranz zu singen. Und um daran zu erinnern, daß wir heute den Barmherzigkeitssonntag begehen. (über NLM mit Bildern von der Seligsprechung Johannes Paul des IIten in Rom) (Den letzten link unbedingt ansehen!)

Catherine and John Paul II


Ich stelle fest, daß die kommunizierenden Röhren des christlichen Europa noch immer gut funktionieren. Die Koinzidenz zweier Ereignisse, der Hochzeit von William und Catherine  und die Seligsprechung Johannes Paul II, spricht dafür.

Was denn verbindet die Seligsprechung Johannes Paul des IIten mit der Hochzeit des künftigen britischen Kronprinzen und seiner Frau Catherine? Es ist der Name der Braut. Es sind nur Vermutungen, allerdings Vermutungen, denen niemand widersprochen hat, daß die Wahl des Hochzeitstages bewußt auf den 29. April festgesetzt wurde, den Festtag der Heiligen Katarina von Siena, und damit Namenspatronin der Braut.

So beginnt denn die Homilie des anglikanischen Bischofs von London mit einem Zitat von Catherine of Siena:
“Be who God meant you to be and you will set the world on fire.” So said St Catherine of Siena whose festival day it is today. Marriage is intended to be a way in which man and woman help each other to become what God meant each one to be, their deepest and truest selves."
Der Bischof zitierte neben Katharina von Siena noch einen anderen berühmten Katholiken, Geoffrey Chaucer. An diesem Ort fast unvermeidlich, den Chaucer wurde die Ehre zuteil, in Westminster Abbey begraben zu werden.

Die besondere Verehrung, die die Päpste immer Katharina von Siena entgegenbrachten, hat nun auch der selige Johannes Paul der II geteilt. Gemeinsam mit Birgitta von Schweden und Edith Stein ernannte er sie 1999 zur Patronin Europas.

Aber es gibt da noch einen anderen Link. Westminster Abbey ist, wie der Petersdom dem Heiligen Apostelfürsten geweiht.

Daß im Zuge der Kalenderreform der Festtag der Heiligen Katharina wieder auf den 29. April gelegt wurde, ist eine der - eher wenigen - guten Entscheidungen im Rahmen der Kalenderreform. Die Dominikanerinnen jedenfalls haben  das königliche Paar herzlich gerne in ihre Gebete eingeschlossen.