Für gewöhnlich versteht man unter den "Katholiban" radikale oder besser gesagt fundamentalistische, noch besser gesagt extremistische Katholiken. Doch den Titel könnte man auch anders verstehen.
Nehmen wir den zweiten Teil dieses Kunstwortes. Was zeichnet die Taliban in den Augen der Welt aus? Was war die Aktion, die als die bekannteste, am klarsten ihr Wesen bezeichnende Gewalttat gilt?
Fragt man nach, wird den meisten mit einiger Sicherheit die Sprengung der Buddhastatuen von Bamian einfallen. Mit Sprengstoff, Maschinengewehren und Kanonen zerstörten die Taliban ein jahrtausendealtes einzigartiges Ensemble vom Statuen. Eines der letzten alten Weltwunder, die größten Buddhastatuen der Welt. Vergleichbar mit den Pyramiden von Gizeh, der Kathedrale von Chartres, der Saint Chapelle, dem Taj Mahal oder auch der Kabaa.
Ein moderner Akt des Ikonoklasmus, des Bildersturms. Gerichtet gegen eine andere Religion, und damit gleichzeitig ein Akt der Intoleranz, ein Gewaltakt, der sich nicht nur gegen das Bild, sondern vor allem gegen die Menschen richtet, denen dieses Bild heilig war und immer noch ist.
Den Kampf gegen die Bilder kämpften und kämpfen nicht nur die Taliban. Die orthodoxen Ikonoklasten, die calvinistischen Bilderstürmer, die Schwärmer zählen zu einer Tradition, die keineswegs nur islamisch ist, auch wenn sich eigenartige geistige Verbindungen zeigen.
Wer an den Bildersturm denkt, denkt an die Schwärmer des Mittelalters, an die Kunsttradition des Islam, die die Darstellung von Menschen vermeidet, und deren kreative Energie sich auf Kalligraphie und Arabeske beschränkt.
Katholiken scheint der Ikonoklasmus fremd zu sein. Die verbrennen keine Bilder, zerhacken keine Altäre, übertünchen keine Kirchenwände. Falsch gedacht. Auch in der Tradition des Katholizismus gibt es den Bildersturm. Beeinflußt durch den freudlosen und bilderfeindlichen Protestantismus wurde so manches Bild übermalt und versteckt, brach eine ganze bildnerische Tradition ab, beeinflußt durch die Aufklärung wurde so manches Gnadenbild zerstört und im Hinterzimmern versteckt oder landete im Kunstmuseum, beeinflußt durch den Geist der sechziger wurden hundert von Altären beseitigt, altehrwürdige Hochaltäre verhunzt und zur Staffage degradiert.
Auch der oben abgebildete Magdalenenaltar, eines der wenigen vollständig erhaltenen Werke Lucas Cranachs sah nach dem Tridentinum anders aus als vorher. Bis vor wenigen Jahren war Evas entzückender Rücken von Blattwerk verdeckt, erst die Restauration brachte die Renaissance-Version zurück. Ein harmloses Beispiel, über das man noch lächeln könnte. Aber es gibt andere, die eher zu Tränen rühren.
Es gibt sie auch, die bilderstürmerischen Katholiban. Ihnen werde ich auf diesem Blog ein eigenes label widmen.
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