Montag, 5. April 2010

Lightshow

Langsam beginne ich, mich von unserem mehrtägigen Osterausflug in den Allgäu zu erholen. Oder besser von dem Abschied aus dem österlichen Allgäu. Die wenigen Urlaubstage, die wir uns dieses Jahr gönnen, wollten wir wenigstens in einer Region verbringen, in der Ostern gefeiert wird. Wir haben also die Ostertage in Wigratzbad verbracht. Nicht nur ein moderner - teilweise ein bissel zu moderner - Wallfahrtsort, sondern auch der Standort des für Europa zuständigen Priesterseminars der Petrusbruderschaft. Ein lichtreicher Ort - im ganz wörtlichen Sinn. Nicht nur daß hier die Zahl der mit elektrischem Licht illuminierten Christus- und Marienstatuten besonders dicht ist - in der Sühnekirche des Wahlfahrtsortes ist nicht nur der Heiligenschein der großen Marienstatue mit kleinen Glühbirnen besetzt, auch der Rosenkranz, den die Immaculata in Händen hält, besteht aus 58 kleinen elektrischen Lichtern - bei dem Besuch der nahegelegenen Wallfahrtskirche Maria Thann fand sich eine ganz altertümliche, nämlich spätbarocke Lightshow.
Die Kirche war nicht verschlossen, aber ich wollte den Rosenkranz, der gerade begonnen hatte nicht stören, und weil ich ein schrecklich neugieriger Mensch bin, wollte ich mir wenigsten einen Blick durchs Schlüsselloch verschaffen und blickte direkt auf eine Batterie aus grünen, gelben, roten und blauen Lichtern. Discobeleuchtung in einer Barockkirche? Was ich bei meinem kurzen Blick gesehen hatte, war eine der seltenen, genau genommen selten gewordenen spätbarocken Ostergräber. Zu der noch vollständigen, in diesem und dem letzten Jahrhundert sorgfältig ergänzten und restaurierten Ausstattung der Kirche gehört auch ein "Ostergrab", illuminiert mit großen, farbigen und mit Wasser gefüllten Glaskugeln, die ein mystisches vielfarbiges Licht auf die Jesusfigur werfen, die in einem eigens für die Nacht von Karfreitag auf Karsamstag aufgestellten Ostergrab ruht.

Leider kein Bild des Ostergrabs von Maria Thann, weil ich meine Kamera vergessen habe, und ein Handyfoto nur ganz blöd aussah. Nun sind die Ostergräber ein "Produkt" der Gegenreformation, die, wie sich an den Kirchenbauten des Barock und des Rokoko ablesen läßt, nicht zuletzt auf bildliche Darstellungen verließ. Für die katholische Theologie des Zeitalters der Aufklärung ein Graus, der im süddeutschen und österreichischen Raum zeitweise zu einem Verbot der Ostergräber führte. Nur wenige haben dieses Zeitalter überlebt, die letzten Ostergräber wurden nach den Liturgiereformen des 20. Jahrhunderts, die wiederum auf Pädagogik setzten, außer Dienst gestellt.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Also, bei uns in der Pfarrei gibt es schon seit 10 Jahren das Ostergrab wieder, natürlich nicht mehr so prachtvoll, wie hier. Aber ich kenne andere Orte in Oberbayern, wo sich die Tradition bis heute erhalten hat, z.B. Gaißach und Fischbachau.