Sonntag, 10. Juli 2011

PID, die Neue Heimsuchung


Bevor sich jemand wundert, warum ich einen Beitrag über das PräimpG des ehemaligen evangelischen Pfarrers Peter Hintze u.a. mit einer Darstellung der "Visitatio Mariae" illustriere, ein kleines Rechenexempel. Von dem Evangelisten Lukas wissen wir, daß Maria wenige Tage nach der Verkündigung ihre Verwandte Elizabeth besuchte, die zu diesem Zeitpunkt mit Johannes dem Täufer im 6. Monat schwanger war. Diese wenigen Tagen berechnet die lateinische Kirche nicht, die Feier der Visitatio als Abschluß der Oktav von Fronleichnam ist ein symbolischer Termin. Die Ostkirche allerdings geht davon aus, daß zwischen Verkündigung und Heimsuchung 5 Tage lagen. Jesus Christus, wahrer Mensch, befand sich zu diesem Zeitpunkt morphologisch gesehen im Zustand des Wandels von einer Zygote zu einer Blastozyste, kurz vor der Nidation in die Gebärmutter der seligen Jungfrau Maria.

Eine strafrechtlich gesehen wesentliche Etappe, denn die Verhinderung der Nidation, der Einnistung der Blastozyste in die Gebärmutter, ist seit 1974 keine Straftat mehr, was die Pille, die Mini-Pille, die Spirale und die Pille danach legal macht. Abtreibung ist gesetzlich - allerdings erst seit den Tagen der glorious sexual revolution - als Abtreibung eines Embryos nach der Nidation definiert. Davor ist der menschliche Embryo selbst nach Auffassung unserer Verfassungsgerichts kein menschliches Wesen, dem das Grundrecht auf Leben zukommt.

Die Bibel definiert menschliches Leben offenkundig anders. Jesus Christus ist von Anfang seiner Menschwerdung an wahrer Mensch, und am Hochfest der Heimsuchung feiern wir nicht den Jesus blastozystus, sondern den Herrn. Auf vielen Ikonen, aber auch auf Bildern westlicher Künstler, zeichnen die Ikonenschreiber und Maler Jesus Christus, den Herrn, aufrecht stehend den knienden Johannes den Täufer segnend.

Fünf Tage alt waren auch die Embryonen an denen der Arzt Matthias Bloechle eine Blastozytenbiopsie durchführte, um jeweils festzustellen, ob diese Blastozysten Chromosomenanomalien aufwiesen. An insgesamt neun Embryonen nahm er diese Operation vor, 3 Embryonen durften leben, 5 Embryonen mußten sterben, von der Lebendgeburt eines Kindes wird nur einmal berichtet. Der BGH hielt diese Praxis für legal. Bloechle erstattete nach seiner "Pioniertat" Selbstanzeige. Das weitere Prozedere ist bekannt.

Das PräimpG ist Peter Hintzes Gesetz. Hintze ist der spiritus rector dieses Verfahrens. Wahrscheinlich nicht obwohl, sondern vielmehr gerade weil Hintze der Partei mit dem großen C angehört. Nicht obwohl, sondern gerade weil Hintze von Beruf, und vielleicht sogar einmal von Berufung evangelischer Pastor war. Auch unserer Herr Bloechle ist nach eigenem Bekenntnis gläubiger lutheranischer Christ. Und wie Ex-Pfarrer Hintze seinen Gesetzesentwurf mit der christlichen Nächstenliebe begründet, so begründet der Sohn eines evangelischen Pastors und bekennender Lutheraner Bloechle seine Haltung mit der "Gewissensfreiheit", beruft sich auf Kant und Martin Luther. Daß Bloechle auch noch ein Forum bei "evangelisch.de" bekommt, ist ja schon interessant und gibt Hubers Begriff von der Kirche der Freiheit ein ganz eignes Gschmäckle, notabene einen hautgout, um es in klarem Deutsch zu sagen.

Wie viele Parlamentarier, die für die Legalisierung der PID stimmten, haben ihr Gewissen wohl damit beruhigt, daß doch wohl nicht sittlich verwerflich sein kann, was von einem protestantischen Pastoren und einem evangelischen Pfarrerssohn gutgeheißen wird, ja gar noch als Akt der Nächstenliebe und als Ausdruck der Gewissensfreiheit anzusehen ist? Die Redebeiträge der meisten Parlamentarier, die sich zu diesem Thema geäußert haben, kann man übrigens hier sehen und hören. Auch Hintzes Beitrag, der von der Nächstenliebe handelt. Was sich auch sehr gut beobachten läßt, sind die leeren Abgeordneten-Sitze der Abgeordneten die offenbar Wichtigeres zu tun hatten, als dieser angeblichen "Sternstunde" des Parlaments beizuwohnen.

Daß nun Hintzes Entwurf noch viel weiter geht, als der BGH und Bloechle - bei Bloechle ging es um Embryonen, die nicht lebensfähig waren - soll nicht unerwähnt bleiben. Ich empfehle den Beitrag des Abgeordneten Henke, übrigens Vorsitzender des Marburger Bundes, der Vereinigung der deutschen Klinikärzte. Der Arzt Henke sorgt sich, wie viele andere Ärzte, ob nicht die PID bei der In-Vitro-Fertilisation durch die Legalisierung der PID zum Standardverfahren werden könnte. Ob nicht das Screening auf praktisch alle Arten der Behinderung ausgedehnt werden könnte.

Ob es eine Rolle spielt, daß Hintze Protestant, Henke Katholik ist? Wenn man sich die Zahlen ansieht, durchaus. Von 111 katholischen CDU-Abgeordneten, die sich an der Abstimmung beteiligt haben, haben 92 gegen und 19 für die Zulassung der PID gestimmt. von den 79 protestantischen Abgeordneten 39 für Hintze und 40 dagegen. Daß der Hugenottensproß De Maizière gegen Hintze stimmen mußte, kann man schon bei Max Weber nachlesen.

Ursula von der Leyen, die sich in der Debatte für Hintzes Entwurf einsetzt, hat sich kurz davor für die erneute Bezuschußung der IVF durch die Krankenkassen eingesetzt. Nachdem alle anderen Maßnahmen zur Vermehrung der Geburten wohl nichts gefruchtet haben. Damit hätte wir dann eine im wahrsten Sinne höllische Mischung. Die Übernahme der Kosten der IVF durch die Krankenkassen hat die Zahlen im Jahre 2007 auf mehr als 30.000 steigen lassen. Die IVF ist eine Tortur. Warum diese Tortur auf sich nehmen, wenn man nicht gleichzeitig die Garantie auf ein gesundes Kind hat? Dafür gibt es nach der Legalisierung der PID keinen Grund. Also wird die PID zum Standardverfahren bei jeder IVF werden. Der Widerstand der Ethikkommissionen - wenn sie überhaupt Widerstand leisten - wird schnell abgeräumt werden. Die Klientel ist klagefreudig.  Die Justiz ist willig.

Dann rechnen wir zum Schluß noch einmal. Die Baby-take-home-rate, das Zahlenverhältnis zwischen den eingesetzten befruchteten Eizellen und den Lebendgeburten beträgt 1:32. Nur jede vierte Frau wird nach der Kombination IVF plus PID schwanger. Um eine größere Zahl auszuwählender Embryonen zu haben, werden nach internationalen Standards 8 bis 12 Embryonen bei jedem Versuch befruchtet. Da müßte man in Deutschland allerdings das Emryonenschutzgesetz noch ändern. Wird kommen, jede Wette, die Dämme sind nun endgültig gebrochen.

Die Todesrate liegt damit bei 30.000 mal (mindestens) 8 minus 7500 (Geburten) im worst case scenario. Das bedeutet mehr als 200.000 tote oder "überflüssige" Embryonen. In der Bundestagsdebatte sprach man von wenigen hundert Fällen. Hab ich mich etwa verrechnet? Zählt man die 200.000 "diskreten" Abtreibungen durch Pille, Spirale etc. dazu und die mehr als 100.000 "offiziellen" Abtreibungen, werden dann bald mehr als eine halbe Million ungeborene Kinder per anno sterben müssen. War da nicht von "Nächstenliebe" und "Gewissen" die Rede?

7 Kommentare:

Tiberius hat gesagt…

Die Bundesrepublik Deutschland hat ihre Maske fallengelassen. Es war ein langer Weg von 1974 bis heute und es wird ein langer Weg zurück werden. Wir sehen uns in Berlin.

Tiberius hat gesagt…

Unfaßbar, daß Bloechle mit solchen Aussagen ein Forum auf evangelisch.de eingeräumt bekommt.

Maria Magdalena hat gesagt…

Ich könnt' heulen. Wie recht Paul VI mit "humanae vitae" doch hatte ...

Anonym hat gesagt…

Eine kleine Korrektur zum ansonsten guten Artikel: durch die Einnahme der Pille wird der Eisprung verhindert, es kann somit nicht zu einer befruchteten Eizelle, also einem ungeborenen Menschen, kommen. Insofern ist diese Verhütungsmethode nicht mit einer Abtreibung gleichzusetzen. Im Gegensatz dazu verhindern Spirale und "Pille danach" das Einnisten einer befruchteten Eizelle in die Gebärmutter, was man als gleich unmoralisch wie eine Abtreibung ansehen kann.

Johannes hat gesagt…

@Anonym; Irrtum. Die meisten Pillen sind Kombinationspräparate, sie verhindern nicht nur die Ovulation sondern auch gleichzeitig die Nidation eines befruchteten Embryos. http://www.pharma-information.de/41364.html Was die Pharmafirmen auch unumwunden einräumen.

Anonym hat gesagt…

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