Mittwoch, 31. August 2011

Zollitsch, Herodias, First Patchwork



Die Interviews unseres obersten deutschen Bischofs Zollitsch verdienen mit allem Recht das Prädikat "berüchtigt". Wenn ich mich zurückbesinne an vergangene Tage - demnächst zähle ich meinen 22.644ten incl Schalttage - fällt es mir schwer, mich an einen ähnlich hochgestellten Mann zu erinnern, der in vergleichbarer Weise die Fähigkeit besaß, in völliger Ahnungslosigkeit auch noch in Fettnäpfe zu tappen, die ihm keiner in den Weg gestellt hat.

Vielleicht Lübke? Nein, nicht direkt, der sprach zwar ein greuliches Englisch, hielt Reden, die von legendärer Bräsigkeit waren, aber Lübke wäre niemals auf die Idee gekommen, die Richtlinien der Partei der er angehörte, oder die Grundordnung des Landes, das er repräsentierte, in Frage zu stellen. Zollitsch - Verzeihung, es geht nicht anders - Geplapper ist lübkianisch, sein fataler Hang zum "Undogmatischen", ist ohne Parallele. Dabei steht ihm der revolutionäre Entwurf etwa so gut zu Gesicht, wie einer 73jährigen Matrone ein Lady-Gaga-Outfit.

Mich interessiert aber nun, an welchem Tag genau Zollitsch der "Zeit" dieses schröckliche Interview gegeben hat. Der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen sei eine Frage der Barmherzigkeit. Jesus hat es ja genau anders herum gesehen. Warum, fragt er seine Zuhörer, hat euch die Thora die Scheidung erlaubt? "Nur weil ihr so hartherzig seid" (Matthäus 19, 8).

Daß Zollitsch in diesem Zusammenhang unser "First Patchwork" erwähnt, haut dem Faß die Krone ins Gesicht. Der hach so katholische Bundespräsident hat ja schon in seiner Autobiographie ad coram publico verkündet, er habe vor seiner Eheschließung "nichts anbrennen lassen". Um drei Jahren nach Veröffentlichung seiner etwas verfrühten Autobiographie zu verdeutlichen, daß er auch nach seiner Ehescheidung nichts anbrennen läßt. Müssen wir einen Mann bedauern, der im Alter von mehr als vierzig Jahren seine Frau und Mutter seines Kindes verläßt, um eine 14 Jahre jüngere zu heiraten?

"Er ist für mich ein Katholik, der seinen Glauben lebt, und darunter leidet, wie die Situation ist". Nein, mir kommen nicht die Tränen, allenfalls die Tränen der Wut.

Ach ja, der Tag, an dem dies gesprochen wurde. Vielleicht war es ja der 29. August. Würde passen Warum hat Johannes der Täufer seinen Kopf verloren? Weil er das "First Patchwork" des jüdischen Staates kritisiert hatte. Die beiden allerhöchsten Ehebrecher Herodias und Herodes Antipas. Beide hatten ihre Ehepartner verstoßen.

Bettina Wulff als Herodias, übrigens auch mit Kind aus einer anderen "Beziehung", Christian Wulff als Tetrarch Herodes Antipas. Paßt leider nicht ganz. Weder hat der erboste Vater der ersten Ehefrau unseres Tetrarchen Herodes Wulff dem guten Christian aufs Haupt geschlagen, noch hat unser oberster Christ Zollitsch auch nur ein ganz ganz winzig kleines Wörtchen der Kritik am doppelten Ehebruch unseres ranghöchsten Ehepaares geäußert.

Na ja, irgendwie kann ich mir auch schlecht das abgeschlagene Haupt unseres obersten Bischofs auf einem Silbertablett vorstellen.

Daß Zollitsch die Grünen für eine Partei hält, bei der sich Christen "beheimatet" fühlen können, hat mich fast von meinem Designerschreibtischstuhl gehauen. Hat der Bischof die neuesten Zeitungen über die geplanten Anti-Papst-Demonstrationen gelesen, gehört, gesehen? Bei keiner fehlen die örtlichen grünen Parteigruppierungen, vor allem die Grüne Jugend. Seit an Seit mit dem "Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten", "pro familia", den Altatheisten der "Humanistischen Union", dem "Humanistischen Verband" und was in der linksschwulbilesbischatheistischhumanistischen Lack und Lederszene Rang und Namen hat.

Liest der Mann keine Zeitung? Hat der kein Radio? Keine Zeit zum Fernsehgucken? War dem Bistum der Internet-account zu teuer? Kann mich da mal jemand aus der Entourage des Bischofs aufklären? Oder besser noch, kann den Bischof mal jemand in den Umgang mit google einweisen?

Das Bild der Herodias mit dem faszinierenden Schlafzimmerblick ist von einem Maler meiner Lieblingsstilepoche, dem "akademischen Realismus", Hippolyte Delaroche gemalt worden. Es ist im Wallraf-Richartz-Museum in Köln zu besichtigen. Gar nicht so weit weg von Freiburg.

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Vergelt's Gott! Wenn man Bischof Zollitsch schon manches Mal für einen weichgespülten Mittelmäßigen gehalten hat, so fragt man sich nach diesem Interview, ob man den Herrn mit seinen Steuern weiterhin finanzieren und das Wort "katholisch" missbrauchen lassen sollte!

Arminius hat gesagt…

Habt Geduld! Vor drei Wochen ist Zollitsch 73 Jahre geworden. Seine Rente ist in Sicht.

jolie hat gesagt…

das sind doch steilvorlagen für den papstbesuch. und nun hat es der heilige vater schwarz und weiß, wie weit das schisma schon gediehen ist.

von daher ist dieser beitrag für die weitere entwicklung eine ungewollte hilfe.

Anonym hat gesagt…

@ Arminius, das hatten wir von Bischof Karl auch gehoffdacht...

lg
Maerilu

Teresa hat gesagt…

Wer reicht denn in Berlin dem Bundespräsidenten die hl. Kommunion? Die heikle Frage wird im Ablaufprotokoll schon geklärt sein.

Anonym hat gesagt…

Alles Berechnung. Der Mann will unbedingt verhindern, dass er Kardinal wird...

Catocon hat gesagt…

Teresa,
wahrscheinlich wird das schon geklärt sein. Aber eigentlich müsste sie ihm verweigert werden. Was wäre, wenn unser Heiliger Vater vor dem Kommunionempfang dies noch einmal deutlich herausstellen würde?
"Vor dem Empfang des Leibes unseres Herrn möchte ich noch einmal alle Nichtkatholiken und alle, die derzeit in schwerer Sünde leben, darunter unser werter Herr Bundespräsident, dazu auffordern, vom Empfang der Kommunion abzusehen, aus Respekt vor der Würde unseres Herrn."
So viele Herzinfarkte in einer Stadt an einem Tag... Ich glaube, wir bräuchten mindestens 20 neue Bischöfe und 100 neue Parlamentarier...

Johannes hat gesagt…

20 neue Bischöfe? Makaber. Aber es erinnert mich doch an den Ausspruch Otto Hahns, daß sich neue Ideen nicht dadurch durchsetzen, daß sich die Anhänger der alten Ideen von den neuen Ideen überzeugen lassen, sondern meist so, daß die Anhänger der alten Ideen aussterben, und die jüngeren sich die neuen Ideen zu eigen machen. Fromme Menschen sind nun allgemein langlebig, es braucht also noch einige Jährchen Geduld.

Anonym hat gesagt…

Bei allem Respekt vor der Würde des Bischofamtes, aber Mons. Zollitsch passt da nicht hin.
Ist das etwa der Beginn des Aufbruchs der uns bevorsteht.
Zumindest ist jetzt öffentlich wohin der Weg geht. Sicher ist das der Weg der die Kirchen noch leerer macht.
Hinzu kommt das naive Feststellung über die Grünen. Wir befinden uns auf einer seichten und glitschigen Strasse direkt in die Hölle.
Da hilft nur eines: Die Bitte um Barmherzigkeit.
Unsere liebe Imaculata ist die Adresse die uns vor übereifrigem Tun bewahren möge.

Anonym hat gesagt…

Tja, und in welcher Partei ist man als Christ beheimatet? In der von Herrn Schäuble, der für PID gestimmt hat? Diesbezüglich war ich doch erstaunt über das gemischte Bild bei den Grünen und selbst den Linken - so ziemlich im Gegensatz zur SPD und natürlich den Liberalen
Gabriele