Von Johannes las ich erstmals in den sechziger Jahren, als ich Hans Blumenbergs "Legitimität der Neuzeit" lesen mußte. Das war gerade DER Lesehit, der Adorniten-Szene. Nicht daß ich diese 700-und-mehr-Seiten-Schwarte wirklich verstanden habe. Jedenfalls ging es irgendwie darum, daß die böse Kirche dem menschlichen Denken Fesseln anlegen wollte, und daß der Johannes einer war, der an diesen Fesseln rüttelte. (Verzeihung, wenn das ziemlich verkürzt sein sollte, ich war damals noch ziemlich klein, und diesen Schinken lese ich bestimmt nie, nie mehr).
Das sieht Benedikt der XVIte nun ein ganz bißchen auch so, in seiner Regensburger Rede befaßt sich Benedikt ausführlich mit Johannes Duns Scotus, Duns Scotus gilt als Begründer des philosphischen Voluntarismus, den Benedikt in dieser Rede kritisiert. Johannes ist jedenfalls einer, an dem sich die Geister und wohl auch die Zeiten scheiden. Ein neuzeitlicher Denker, vielleicht einer, der Kant vorbereitet hat, und doch der doctor subtilis der Franziskaner, dessen 700. Todestag wir an diesem 8. November feiern.
Wg. Johannes feiere ich an diesem Tag meinen Namenstag, denn mit dem Doctor subtilis und marianus verbindet mich etwas. Johannes ist der Vordenker des erst viele Jahrhunderte später, nämlich im Jahre 1854 verkündeten Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Johannes hatte es theologisch gegen die gegenteilige Auffassung des Aquinaten begründet und viele hundert Jahre später setzte sich Johannes gegen den Aquinaten durch. Viele Jahrhunderte stritt man sich um den Inhalt dieses Dogmas, und auch nach seiner Verkündung rappelte es ziemlich im katholischen Karton. Das Dogma war u.a. Anlaß für die Abspaltung der Altkatholiken, diese Abspaltung war mit Ursache des preußischen Kulturkampfes, etc. Opportun war diese Lehre nicht, aber eben deshalb hat sie die katholische Kirche verteidigt.
Jedenfalls die katholische Kirche, die es mal gab.
Für jeden, der sich durch Thomas von Aquins Werke durchquälte, dürfte die Verkündung des Dogmas ein besonders festlicher Anlaß sein. Zeigt es uns doch, daß der Aquinat auch nur mit Wasser kocht.
Da ich am 8. September geboren und am 8. Dezember gefirmt bin, ist es doch eigentlich klar, daß mein Namenstag der 8.11. sein muß, dem Ehrentag des seligen Johannes Duns Scotus. Die Seligsprechung erfolgt übrigens erst am 20.3.1993.
Auch wenn er ihn in seiner Regensburger Rede Duns Scotus als Begründer des Voluntarismus kritisiert, zu seinem Ehrentag hatte Benedikt dann doch noch etwas Nettes zu sagen.
1 Kommentar:
Glaubte immer, die Bildung bzw. Abspaltung der Altkatholiken sei auf das päpstl. Unfehlbarkeitsdogma von 1870 zurückzuführen.
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