Sonntag, 30. November 2008

Oh Antonio,

    Wer sich nicht gerade mit der Geschichte der Kommunistischen Partei Italiens beschäftigt hat, wird vielleicht gar nicht wissen, wer Antonio Gramscis (von nun an immer Bruder Antonio) war.  Nun, Antonio war einer der Gründer der KPI, der sicher bekannteste, der prominenteste Häftling Mussolinis.
    Die Begriffe, die Antonio geprägt hat, sind heute in aller Munde. Auch wenn Antonios Urheberschaft vergessen ist. Wer weiß schon, daß Bruder Antonio erstmals in seinen "lettere nel carcere" den Begriff der Zivilgesellschaft geprägt und seine Bedeutung beschrieben hat. Wer weiß schon, daß Bruder Antonio die strategische Kategorie der "kulturellen Hegemonie" entwickelt hat.
    Jedenfalls von den ganzen marxistischen Büchern, die ich irgendwann in einem exorzistischen Anfall beim Trödler abgegeben habe, waren seine Briefe aus dem Gefängnis die Bücher, denen ich am meisten nachtrauere.
    Bruder Antonio soll, wie man heute hört, auf dem Totenbett zum katholischen Glauben zurückgekehrt sein. Antonio verbrachte, schwer erkrankt, die letzten Wochen seines Lebens in einem von Nonnen geleiteten Hospital. Nun gehörte es in diesem Hospital zu den Gepflogenheiten, daß die Nonnen den Patienten "Santinis", (Heiligenbildchen) schenkten, vorzugsweise Santinis der Heiligen Thérèse von Lisieux. Der Mitbegründer der KPI bekam natürlich keins, aus Respekt vor seiner atheistischen Überzeugung. Als sich Antonio über diese Benachteiligung beschwerte, bekam er dann doch ein Thérèse-Santini, das er zum Erstaunen der Nonnen erfürchtig küßte und in Sichtweite seines Krankenbettes aufhängte.
    Antonio soll vor seinem Tod die Sterbesakramente verlangt haben. Hab heute eine Kerze für Antonio angezündet vor meinem Thérèse de Lisieux-Altar. So trifft man sich wieder.

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