Sonntag, 25. Oktober 2009

Nervthema Halloween

   Das Tellerhafte naht heran, würde der Dichter sagen. Das nervigste Fest des Jahres naht heran, sage ich, und das ist für mich Halloween. Nicht daß ich etwa Probleme mit dem Fest als solches hätte. Nö, immer eine Tüte mit Süßzeug im Haus. Wegen der Kinder. Und Heiligenbildchen, ganz kleine, winzige, mit Goldrand, so wie Kinder sie mögen. 
    Nervig, weil dieses eigentlich urkatholische Fest heute so was ist wie das Zuckerfest einer völlig säkularisierten Kultur. Und keiner mehr Ahnung hat von seinen Ursprüngen. Die Christen am wenigsten. So ist der Wunsch, das Fest irgendwie umzubenennen in Gemeinden jeglicher Konfession weit verbreitet. Wer in Google "Statt Halloween" eingibt, findet tausende von Meldungen.
   Bei dem Wort Halloween handelt es sich aber nun um eine verkürzte Version des Begriffs All Hallow´s Eve(ning). Soweit sind sich die Gelehrten einig. Die amerikanischen jedenfalls, und die müssens ja wissen. Warum also umbenennen?
    Statt dessen wäre etwas Geschichtsunterricht von Nöten. Daran scheint es mittlerweile gewaltig zu hapern. Die Erläuterungen zur Geschichte von Allerheiligen im "Neuen Schott" sind z.B. mindestens unvollständig. Im "Alten Schott" findet sich noch folgende Erklärung. Die Ostkirche feiert ein Fest aller heiligen Märtyrer seit dem 4. Jahrhundert bis heute am letzten Tag der Pfingstoktav. 
   Im Jahr 609 oder 610 weihte Papst Bonifatius der IV das Pantheon zur Kirche der Heiligen Maria und Aller Märtyrer. Dafür soll Bonifatius 28 Wagenladungen menschlicher Knochen aus den Katakomben herangeschafft haben. Das Thema "Märtyrer" und Knochen solle man sich also merken, wenn es um Allerheiligen geht. Warum Gregor IV das Fest nun auf den 1. November verlegte ist, soweit ich das sehe Gegenstand vieler Spekulationen, eine schlüssige und nachvollziehbare Begründung finde ich nirgendwo. Möglich, daß der finstere November eher zu einem Totenfest passt als der Frühlingsmonat Mai.
   Die Traditionen von Halloween lassen sich meist ohne Probleme auf christlichen Totenkult zurückführen. Daß da heidnische Bräuche mitschwingen, beweist nicht das Gegenteil. Die Existenz vorchristlicher Totenkulte beweist nicht, daß der spezifisch christliche, genauer katholische Kult des Gedenkens, des Gebets und des Opfers für die Toten, der ja aber seine spezifisch katholische Gestalt hat, nicht genuin jüdisch-christlichen Ursprungs ist.
   Daß aus Halloween ein Hollywood-Spektakel geworden ist, gewissermaßen Holloween statt Halloween, hat seine Ursache in der Kritik der Reformation an der spezifisch katholischen Form des Gebets und des Opfers für die Toten. Die Fürbitte für die Toten, um sie aus dem Fegefeuer zu erlösen erschien nun sinnlos, seine Bedeutung geriet in Vergessenheit., und daß der banale Mummenschanz Holloween ausgerechnet im mehrheitlich protestantischen Nordamerika entstand, hat seinen Grund in dieser völligen Ignoranz gegenüber den Inhalten des katholischen Totenkults.
    Aber sagt das etwas gegen den Brauch, Totenlichter (Kürbislaternen) zu tragen, Knochenmänner spazierenzuführen, Speiseopfer zu bringen (die man dann selber essen darf)? Darf man sich am Allerheiligen-Abend gruseln? Ich denke an die 28 Wagenladungen voller Knochen von Menschen, von denen man glaubte,  daß sie den Märtyrertod starben. Grusel kann durchaus eine fromme Übung sein.

2 Kommentare:

Lumen Cordium hat gesagt…

Speiseopfer? Für wen denn eigentlich?

Seitdem ich keinen Fernseher mehr habe, nervt mich Halloween nicht mehr halb so sehr wie zuvor. Ich musste feststellen, dass gute 60% des Halloween-Schmus durchs Fernsehen gedrückt wird. Die anderen 30% kann man geschickt umgehen und für die restlichen 10 % sind die Nerven immer noch gut belastbar.

Übrigens ist das eine hervorragende Idee mit den Heiligenbildchen für die Kinder.

Was die Ursprünge des Halloween angeht, so hat wohl jede Fraktion ihre eigene Geschichte dazu. Neuheiden behaupten, das Fest sei viel viel älter als das Christentum. Es war das Neujahrsfest der Kelten. Die Christen haben sich dann das Fest einverleibt. Dementsprechend feiern Neuheiden Anfang November Neujahr, opfern ihren verstorbenen Ahnen, die als Geister umherschwirren, Speis und Trank und feiern Rituale für die verschiedenen Totengöttinnen Hel, Hekate und Kali. Also eher gruselig.

Für den Totenkult der Kirche gibt es doch keine bessere Zeit dafür. Im November sind alle Pflanzen, die sich nicht im Erdinneren überwintern, bereits so gut wie tot. Die Natur beginnt zu schlafen. Und im Christentum hat man die Feste unter Berücksichtigung des Jahreskreise gelegt. So z.B. auch die Sommersonnenwende als Zeichen, dass Johannes der Täufer abnehmen muss usw.

Der Herr Alipius hat gesagt…

Der Kürbis wurde auch erst von den Protestanten in Nordamerika eingefürt. Wegen der Farbe (Orangemen).