Donnerstag, 9. Oktober 2008

Pius XII. Et lux perpetua luceat ei

    Heute jährt sich zum 50ten Mal der Todestag  des Pius XII. Gelegenheit für den amtierenden Papst, eine Gedenkmesse für seinen Vorgänger im Petrusamt zu feiern, Gelegenheit für andere, um die sattsam bekannten Theorien über den angeblich dem Nationalsozialismus gegenüber zu nachgiebigen, zu unkritischen, vielleicht sogar mit ihm verbündeten Papst zu wiederholen. 
    Nun muß man nicht unbedingt der Theorie anhängen, der Stichwortgeber der Rufmörder und Autor des Bühnenstücks "Der Stellvertreter" , Rolf Hochhuth, sei ein kommunistischer Einflußagent gewesen. Daß Hochhuth vom KGB mit Informationen versorgt, bestochen oder sonstwie beeinflußt wurde, ist nur schwach belegt, es ist aber nur am Rande von Belang. Entscheidend ist, daß es Hochhuth und seinen Brüdern im Geiste gelungen ist, die Verfolgten als Komplizen der Verfolger erscheinen zu lassen, und daß dies bis heute die Überzeugung eines erheblichen Teils der veröffentlichten Meinung ist.
   Hundertausende Juden wurden durch katholische Ordensangehörige, durch mutige Priester, vor allem aber durch einfache katholische Gläubige vor der Ermordung gerettet. Der Papst wußte um diesem Widerstand und half, ihn zu organisieren. Die amtierende Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, hat ihr Leben einer mutigen und tiefgläubigen Katholikin zu verdanken. Auch ihr Vorgänger im Amt, Spiegel, überlebte im Versteck bei einer katholischen Bauernfamilie. Nach dem Krieg erkannten viele Verfolgte an, von Albert Einstein bis Max Horkheimer, daß die katholische Kirche zu den wenigen Institutionen des alten Europas zählte, die als Institution in ihrem Kern der faschistischen Versuchung widerstand.
    Mit der Verleumdung ihres Oberhauptes schnitt man auch den vielen tausenden Katholiken, die widerstanden, die dabei in vielen Fällen ihre Ehre, ihre Freiheit und ihr Leben verloren, ihre Ehre ab. 
   Max Horkheimer, einer der wichtigsten Vertreter der "Kritischen Theorie", wurde durch Zufall im amerikanischen Exil zum Nachbarn Thomas Manns. Nach Deutschland zurückgekehrt, regten beide eine Untersuchung darüber an, welche gesellschaftlichen Millieus dem Nationalismus am standhaftesten widerstanden. Das Ergebnis dieser Studie war, daß es die gläubigen Katholiken waren, die am ehesten bereit waren, den verfolgten Juden zu helfen. Als Institution war es die katholische Kirche, die die meisten Juden vor Verfolgung rettete.
    Mit der Verleumdung Pius XII. als Komplize Hitlers durch Unterlassen findet die politische Realität des katholischen Widerstands gegen Hitler seine fast schon diabolische Umkehrung.

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