Ist der Glaube, selbst bei einem so fest im Glauben Verwurzelten, so schwach, daß er nicht einmal mehr Trost für die Zocker bietet, die doch wissen, was sie riskieren?
Sicher, das war keine Partie Canasta, bei der um ein paar Cent ging. Es ging hier um Milliarden Cent. Aber es war doch nur ein Spiel.
Zeit für die großen Talkrunde, Zeit für den Aufmarsch der Zeitgeister, Zeit für Anne Will.
Klar, daß die wichtigste Talkshow des Fernsehens sich mit Merckle und den letzten Dingen beschäftigen muß. Die Rund ist illuster. Bischof Mixa, Katrin Göring-Eckardt, der unsägliche Ex-Justizsenator Kusch, die Mutter eines jungen Mannes, der sich umgebracht hat, und Oswalt Kolle. Oswalt Kolle? Wieso Oswalt Kolle? Doch nicht der Chefpropagandist der "sexuellen Revolution" der 60iger und 70iger? Doch, genau der. Diesmal in seiner Rolle als Betroffener. Oswalt Kolles unheilbar und schwer krebskranke Frau hat sich in Holland im Beisein ihres Ehemannes durch Ärzte ganz legal töten lassen.
In dieser Debatte hat Kolle eine unschlagbare Trumpfkarte, als leidender Hinterbliebener einer Schwerstkranken. Nahezu unangreifbar. Daß ihm in dieser Rolle niemand Paroli bieten, versteht sich fast von selbst.
Nun, Kolle hat sich in einer Kurzbiographie selbst beschrieben. Sein Ziel, so sagt er es selbst auf seiner Homepage, sei es gewesen, einem "new moral code" zum Durchbruch zu verhelfen. Diesen code beschreibt er kurz und bündig.
Mein neuer innerer Auftrag umfasste viele Facetten: Die Idiotie der Jungfräulichkeit, Homosexualität, Abtreibung und natürlich die Sexualität zwischen Mann und Frau.Diesen Code hat Kolle als einer der erfolgreichsten Volkserzieher des 20igsten Jahrhunderts nicht nur propagandistisch durchgesetzt, er hat sein Ideal auch gelebt. Immerhin können wir ihn für seine große Offenheit loben. So hat Kolle die Legalisierung der Abtreibung niemals tränenreich (und mit falschen Statistiken untermauert) mit den angeblichen Opfern illegaler Abtreibungen begründet. Er hat die Legalisierung der Abtreibung stets, wie sein großes Vorbild Wilhelm Reich unverblümt als konsequente Voraussetzung für das Ausleben einer "freien Sexualität" angesehen. Wie der andere große Sexualrevolutionär, Carl Djerassi, hat sich Oswalt stets zur dunklen Seite eines freien Sexuallebens bekannt, daß er, der Propagandist der "freien Sexualität" nun auftritt als offenkundig wirksamer Propagandist des "Freitodes" läßt mich frösteln.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen