Dienstag, 6. Januar 2009

Kymbalon alalazon - zur verlorenen Liturgie der Fastnacht

   Kommt Fastnacht denn in der Liturgie der Kirche überhaupt vor? Gibt es - liturgisch gesehen - eine katholische Fastnacht? Nicht, daß Fastnacht nicht katholisch wäre, aber kennt die Kirche eine fastnachtliche Liturgie? Sie kannte. Bis zur Liturgiedekonstruktion durch Herrn Bugnini und Co. kannte das Meßbuch eine Vorfastenzeit, und in der Lesung des Fastnachsonntags, des Sonntags Quinquagesima eine theologisch eindeutig fastnachtliche Lesung.
    Gemeint ist der letzte Sonntag vor der  Fastenzeit "Estomihi" nach dem Text des Introitus, der heute nur noch am 6. Sonntag im Jahreskreis gesungen oder gelesen wird und deshalb keinen eindeutigen Bezug mehr zum Fastnachtsonntag hat. Gelesen wurde an diesem letzten Vorfasten-Sonntag Paulus Brief an die Korinther, Vers 13, 1-13, der nach der Luther-Übersetzung mit den Worten beginnt:
Wenn ich mit Menschen-und mit Engelzungen redete, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle (im griechischen Urtext kymbalon alalazon, was so zu verstehen ist, wie es klingt, scheppernde Zymbel)
    Womit der Prediger einen eleganten Einstieg für eine Fastnachtspredigt hatte. Schelle = Narrenschelle. Oder anders gesagt, bis zur Liturgiereform konnte jeder Katholik in der dazugehörigen Sontagslesung nachvollziehen, was es mit dieser Symbolik der Fastnacht theologisch auf sich hatte.
   Von der klingenden Schelle hört man übrigens in unserem heute angeblich viel reicheren Lesungskatalog überhaupt nichts mehr, 1. Korinther 1-13 wird heute nur noch verkürzt gelesen, ohne das tönend Erz und die klingende Schelle.

Keine Kommentare: