Daß dies für einen normal berufstätigen Menschen ein wenig zu viel des Guten war, fiel mir alsbald auf. Aber ein Ergebnis hat das ganze Projekt denn doch. Immerhin ist es ja erhebend, bei dieser Arbeit festzustellen, daß andere ihre Mühe auch schon diesem Projekt widmeten. Ein "Kleines Officium" gab es schon immer. Die Damen und Herren auf dem obigen Bild - es handelt sich um eine Skizze, die Hans Holbein d.J. als Vorarbeit für ein Gemälde anfertigte - halten vermutlich eine kleines Gebetbuch mit dem Officium parvum BMV in Händen.
Was da an wunderschönen Büchern unter dem Namen "Stundenbuch" so manche Museumssammlung ziert, war nichts anderes, als eben dieses "Kleine Officium", das "Officium parvum Beatae Mariae Virginis". Am Ende des 14. Jahrhunderts gab es eine richtige Konjunktur für diese kleinen Büchlein, meist wundervoll ausgeschmückt und mit viel Liebe gebunden. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts ersetzte das Officium parvum für kleine Ordensgemeinschaften und Laien das "große" Brevier.
Daß in meiner norddeutschen Heimat die Begeisterung für das kleine Officium so groß war, daß man zur Zelebration sogar eigene "Marientiden"-Kapellen baute, wußte ich bisher nicht.
Diese Andachts- und Gebetspraxis fiel unter anderem der Reformation zum Opfer, denn vor allem in Nord- und Westeuropa war das Officium parvum zu hause. Den Rest besorgte dann die Liturgiereform (ich behaupte ja nicht, das die LF an allem schuld war, aber in diesem Fall sind Täter und Opfer eindeutig zu identifizieren)
Die Skizze gehört zu einem durch einen Brand verloren gegangenen Bild des Haushalts des Lord Chancellor Henry VIII, St. Thomas Morus.
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