Welches Ereignis der Heilsgeschichte wir nun heute liturgisch feiern, ist so eindeutig nicht mehr. Mehr als tausend Jahre - nachweislich seit dem 9. Jahrhundert - hat die Kirche am heutigen Tag das Fest Beschneidung des Herrn gefeiert . Schon vor der Radikalreform des Jahre 69/70 hieß der heutige Festtag im Schott 62 etwas verschwiemelt nur noch "Oktavtag vom Fest der Geburt es Herrn", was ja nicht falsch ist, uns aber doch etwas verschweigt. Introitus, Oration, Lesung et. blieben identisch. Das Evangelium (Lucas 2,21) handelte von der Beschneidung. Schon immer war das Fest auch ein Fest der Jungfrau und Gottesmutter Maria. Dies kommt in der Messe zwar nur in der Oration zum Ausdruck, in der um die Fürsprache der Gottesmutter gebetet wird. Dafür ist aber nun die 1. und 2. Vesper des Tages eine reine Marienvesper, deren Antiphonen angesichts der Popularität des Officium Parvum B.M.V. jeder gläubige Katholik wohl hat mitbeten können. Um wieder einmal meinen geliebten "Alten Schott" (in einer Ausgabe von 1934) zu zitieren:
Am achten Tage nach seiner Geburt bringt der göttliche Heiland das erste Opfer seines unschuldigen Leibes in der Beschneidung dar. Obwohl der Sohn Gottes, als Urheber des Gesetzes und als die Heiligkeit selbst dem Gesetze der Beschneidung nicht unterworfen war, erfüllt er es doch in Demut und Gehorsam. Er erhält dabei den "Namen über alle Namen", den Namen Jesus, d.h. Erlöser, Heiland.
Nach der Liturgierevolution blieb uns die Lesung aus Lucas 2, 21 zwar erhalten, durch die Verlängerung des Textes ab Lucas 2,16 verschieben sich aber die Akzente. Nun wird auch über die Anbetung der Hirten gelesen, die liturgisch eigentlich in der missa in aurora in der Morgendämmerung des 25.12. angesiedelt ist. Mehr ist hier, wie so oft, weniger. Weniger an Klarheit, weniger an akzentuierter Liturgie.
Das Fest nennt sich nun "Hochfest des Gottesmutter Maria". Auch wenn ich mich ja sonst über die "Entmarianisierung" der Neuen Liturgie beschwere, über dieses "neue" Marienfest freue ich mich nicht wirklich.
Die Reform erinnert mich eher an das, was bei Kulturhistorikern unter dem Begriff "Messertabu" bekannt ist. Nur keine scharfen Sachen. Bloß keine Erwähnung von Themen, die sich unterhalb der Gürtellinie abspielen. Spießig, irgendwie.
Das Bild ist von Albrecht Dürer. Und der ältere Herr, der vor dem Kind kniet, hat ein Messer in der Hand, das wirklich richtig gefährlich aussieht.
1 Kommentar:
Kommt mir so vor als würde man - bewusst oder unbewusst - eine große und wichtige Szene im Leben Jesu ausblenden: Seine Beschneidung, welche zu den ersten Zeichen der Demut unseres Herrn gehört.
Also ich finde das ehrlich gesagt schade und ich würde mir sehr wünschen, wenn die Weihnachtsoktav wieder eine klare Linie bekommen würde - sprich: wenn man das feiert, was einem im Evangelium zum achten Tag nach Weihnachten beschrieben ist.
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