Freitag, 12. Juni 2009

Fritz Teufel, Ausgeburt der Hölle

   Nein, das ist nicht Fritz Teufel, der Hauptdarsteller der Kommune I, das ist vielmehr sein Namensgeber, so wie ihn William Blake gesehen hat. Der übrigens einiges an geistiger Verwandtschaft mit dem hedonistischen Linken Teufel aufzuweisen hat.
   Anlaß dieses Eintrags ist aber eine Frage, die sich Stanislaus gestellt hat wg. Mundkommunion. Wie können wir die - Stanislaus nennt sie Erlebnisgeneration - verstehen? Was sind die Gründe für die "Häresie der Formlosigkeit"?
   Als Fritz Teufel sich - wieder einmal - vor Gericht verantworten mußte, und sich - wieder einmal - weigerte, dem einziehenden Gericht seine Reverenz zu erweisen, indem er sich von seinem Stuhl erhob, und als Fritz Teufel - wieder einmal - sich die Androhung einer Ordnungsstrafe einhandelte, hat er sich schließlich von seinem Stuhl erhoben und mit gen Himmel gerichtetem Blick gesagt: "Wenn´s der Wahrheitsfindung dient."
   Die ganze Republik fand das zum Brüllen komisch. Ich hab mitgelacht. Und wie viele Kollegen bin ich anschließend in Jeans und T-Shirt bei Gericht aufgelaufen, hab über das Stirnrunzeln der hohen Herren hinweggesehen, und habe mir dann auch mal eine Warnung eingefangen, daß man mich demnächst als "Nicht erschienen" ansehen werde, würde ich es wagen, noch einmal ohne Krawatte aufzutreten.
  Das Lachen ist mir vergangen. Nun, Richter tragen keine Barette mehr, und der Richter und der Staatsanwalt erscheinen auch schon mal selbst mit Jeans und Sneakers. Mein Ausbilder führte seine Verhandlungen vorwiegend in einer schwarzen Lederjacke gekleidet, nur die konservativeren Herren, die in der Freizeit Anzug oder Trachtenjanker anziehen, erscheinen noch im vollen Wichs und in korrektem SchwarzWeiß.
  Heute findet niemand mehr etwas dabei, im Trainingsanzug auf die Straße zu gehen, wer sich im Straßenbild umsieht, wird nur wenige Menschen, Männlein wie Weiblein, entdecken, die nicht in den ubiquitären Jeans gekleidet sind. Allenfalls ältere Herrschaften mit Migrationshintergrund tragen noch Anzug oder Kleid. Wer einer Dame die Tür aufhält, riskiert, als Chauvi angemacht zu werden, wer auf Etiquette hält, sieht sich als Spießer abgestempelt. Teufels bon mot beschrieb eine Epochenwende.
   Warum sollte es nun in der Kirche anders zugehen? Weil die Kirche nicht von dieser Welt ist, hieße die richtige Anwort. Aber sie ist Teil dieser Welt.
   Heute habe ich mich mit einem Gemeindemitglied auseinandergesetzt, der der festen Überzeugung war, eine Kommunionbank sei "vorkonziliar". Ich hab versucht, ihm darzulegen, daß es sich nicht um eine "vorkonziliare" Vorrichtung handele, sondern um eine vorteuflische.
   Glaube nicht, daß er mich verstanden hat.
   Nun ist ja immerhin Asfa-Wossen Aserates Buch über Manieren zu einem Bestseller geworden, es enthält ein explizites "Lob des Spießbürgers". Es geht also wieder aufwärts. Was Fritz Teufel wohl heute so macht?

2 Kommentare:

Sarah hat gesagt…

oh das mit der Kommunionbank habe ich auch mitgemacht. Da gibt es bei uns einen Gottesdienstleiter der hatte behauptet das wäre so verfügt worden und seit dem 2. Vatikanischen Konzil solle es keine Trennung mehr zwischen der Gemeinde und dem Altar geben ?!, der hat die Kommunionbank (es ist bei uns nur eine kleine Doppelkniebank - so wie für Brautläute) dann immer wieder weg getragen bis ich den Pfarrer eingeschaltet habe und der dann mal ein Wörtschen mit dem Herrn gesprochen hat und seitdem bin ich nicht mehr seine "beste Freundin". ..Egal....

Anonym hat gesagt…

I don’t usually reply to posts but I will in this case.

nolvadex