Sonntag, 23. Januar 2011

Jüdisch-christliches Irrenhaus


Gegenüber Menschen, die Hunde und Kinder mögen, bin ich erklärtermaßen befangen. Broder mag Hunde, und Broders Hund Wilma ist einer der knuddeligsten Drahthaarfoxterrier der Filmgeschichte. Aber dieses Knuddelhundetierbild ist zugegebenermaßen nur ein Teaser um die geneigte Leserschaft auf die geniale Laudatio Henryk Broders für Manfred Lutz anläßlich der Verleihung des Dingsbumspreises (irgendsoeinLiteraturdings, jedenfalls gings um Manfred Lütz Buche "Irre", weiß jemand was genaueres?) an Manfred Lütz hinzuweisen.

Seltsamerweise stellt die "Welt" Henryk Broder trotz des folgenden Textes als Agnostiker vor:
Es bleibt schwierig, die Begriffe „irre” und „normal” sauber zu definieren und sie voneinander abzugrenzen. Manfred Lütz ist dazu in der Lage, weil er als Theologe dort ansetzen kann, wo er als Psychiater nicht weiterkommt.
Es gibt einen Raum jenseits der Realität, abseits von Fakten, Zahlen und so fundamentalen Einsichten, dass die Basis die Grundlage des Fundaments ist. Alle Versuche zum Beispiel, den Antisemitismus mit den Mitteln der Psychologie, der Soziologie und der Ökonomie zu erklären, sind auf hohem Niveau gescheitert.
Bleibt also nur die Sache mit Gott und seinem auserwählten Volk, eine Option, die auch gestandene Atheisten und dialektische Materialisten in den Wahnsinn treibt. Denn: Wenn es keinen Gott gibt, kann es auch kein von Gott auserwähltes Volk geben. Aber das ist eine ganz andere Geschichte, über die wir uns mal in Ruhe unterhalten müssen, sozusagen von einem Irren zum anderen.
Meine Rede. Siehe hier, hier, hier und hier. Verglichen mit den grandios gescheiterten Versuchen, Nazismus und Antisemitismus als Folge der kapitalistischen Gesellschaftsordung (II., III. , IV. Internationale, Rudi Dutschke bis Ahlener Programm der CDU) der repressiven Sexualmoral der katholischen Kirche (Wilhelm Reich), der Dialektik der Aufklärung (Adorno/Horkheimer) zu erklären, erscheint eine Erklärung aus dem Antagonismus von Gut und Böse bemerkenswert elegant.

Nein, dieser Hund ist nicht Wilma. Für Wilma-Fans bitte hier entlang.

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