Sonntag, 7. Juni 2009

Pfarrer im Harlekinskostüm

   Was für ein Gewand trägt der Herr da rechts? Na klar: ein Harlekinskostüm! Kleidungsstücke dieser Art scheinen unter modernen Priester - vor allem denen im Einzugsbereich des DLI - ja neuerdings modern zu sein. Auch der neue Trierer Bischof trug zu seiner Amtseinführung einen solchen Fummel. Von liturgischer Symbolik kaum noch eine Ahnung, vor allem aber keine Ahnung von der Anti-Symbolik des Harlekinskostüm.
Der Harlekin, von italienisch Arlecchino, der wiederum auf den noch älteren altfranzösischen ((H)arlekin, (H)erlekin, (H)ellequin, Harlequin u.ä.) aus dem 12. Jahrhundert zurückgeht, ist eine der Dienerfiguren aus der Commedia dell’arte der Renaissance. Er ist in ein buntes Flickengewand aus rautenförmigen Stoffteilen gekleidet und trägt eine Kappe mit Stoffhörnern und/oder Hahnenfeder oder Fuchsschwanz, manchmal eine Halbmaske.
Sein Name lässt sich über italienisch (H)ellechin(n)o ("kleiner Teufel") erklären (in(n)o ist die männliche Verkleinerungsform). Dante Alighieri erwähnt im 21. Gesang des Inferno seiner Göttlichen Komödie einen Dämon namens Alichino (Eistreter in der deutschen Übersetzung).
Die ursprüngliche französische Gestalt geht wahrscheinlich auf einen uralten mythischen Luftgeist zurück, der mitsamt seinem Gefolge (Herlekinsleute) ganz nach Art des auch hierzulande bekannten sagenhaften wilden Jägers Menschen erschreckte.
Die dämonischen, teuflischen Züge vererbten sich auch an den derben Spaßmacher und Possenreißer Harlekin, in Form der Hörnerkappe und der schwarzen Halbmaske oder fratzenhaften Mimik.
   So lesen wir bei Wikipedia. Ein wohl recherchierter Text. Lauter kleine Teufelchen hüpfen also auf unseren Kanzeln herum, jedenfalls dann, wenn sie sich im Stil des Deutschen Liturgischen Instituts kleiden und das - siehe Ackermann - scheint ja grad ganz große Mode zu sein.
    Obiges Teufelchen ist mir leider, leider heute mal wieder über den Weg gelaufen und hat mir den Sonntag versaut. Und Anlaß für dieses Artikelchen gegeben. Es war wie befürchtet, die Messe beginnt mit einem ellenlangen Sermon, der mit dem Anlaß der Heiligen Feier rein gar nichts zu tun hat. Es folgt eine Abfolge von Liedern (man kennt die "liederlichen" Messen, in denen kein originärer Meßtext mehr vorkommt), vorzugsweise solchen, die die Gemeinde nur mitbrummeln kann (ein alter Katholik hat mir mal erzählt, diese Form der participatio actuosa nenne man das "Thurmair-Brummeln"). Schließlich eine Predigt, in der der Herr Pfarrer vor allem über sich erzählt, was er in der Zeitung gelesen hat, wem er heute begegnet ist, was er so denkt und empfindet und zwar ganz spontan und so eben, irgendwie heutig). Kein Wort über die Heilige Dreifaltigkeit, deren Fest wir doch heute begegnen. Nur über die "Liebe" von der die postkonziliaren Reformpriester so gerne reden, weil sie zu einem Allerweltsthema geworden ist, höchst beliebt bei Hochzeitsfeiern, wo man sich das sogenannte "Hohelied der Liebe" "bestellen" kann.
   Warum nur springt mir bei dieser Predigt bloß Bob Dylans böser Song "love is just a four letter word" in den Sinn? 
   Noch hält es mich auf dem Sitz, ich bin schließlich Härten gewöhnt. Dann aber geht es tierisch zur Sache. Kein einziger Satz, kein einziges Wort des Messbuchs taucht in dieser Eucharistiefeier auf, noch nicht einmal der reichlich banale des Zweiten Hochgebetes. Alles, alles ist offenbar aus der kreativen Feder des Zelebranten geflossen. Kein Wechselgebet mit der Gemeinde, kein "erhebet die Herzen", Jesus wurde nicht ausgeliefert und unterwarf sich nicht aus freiem Willen dem Leiden, er war auch nicht von seinen Jüngern umgeben, sondern von den "Seinen". Und so geht es weiter. Bei der Wandlung erhebt der Pfarrer nicht etwa die Hostie, sondern hält sie während des ganzen Sermons hoch, wie als wollte er verhindern, daß sich da irgendwer nach den Wandlungsworten ehrfürchtig bekreuzigt und verneigt.
   Spätestens in diesem Moment setze ich mich, statt zu knien. Nachdem es dann im hochkreativen Stil - selbstverständlich unter ängstlicher Beachtung der ehernen Regel der inclusive language - weitergeht, verlasse ich den Saal, der mir nicht mehr als Kirche erscheint. Ich scheide mit dem dumpfen Gefühl, daß dort vorne nicht der Leib Christi, sondern leere Plätzchen verteilt werden.
   Erwähnenswert wäre wohl noch, daß der Zelebrant nicht etwa ein kleiner Provinzpfarrer ist, der es gut meint, und vielleicht nicht besser weiß. Der Herr ist Leiter der Hochschulgemeinde einer Großstadt und Vorsitzender der Konferenz für Katholische Hochschulpastoral. Natürlich Mitunterzeichner der Petition Vaticanum II, und - folgt man den links auf der Seite seiner Gemeinde - Unterstützer der Initiative Homosexuelle und Kirche.
   Auch wenn ich mir vielleicht wieder Schimpfe bei einzelnen Mitgliedern der Blogozese einhole: könnte es sein, daß sich auf die Kanzeln unserer Pfarreien vielleicht das eine oder andere "kleine Teufelchen" verirrt hat?

6 Kommentare:

Elsa Laska hat gesagt…

Ich schimpf nicht mit dir. Der einzige, der geschimpft gehört, ist der Pfarrer. Besonders peinlich ist aber seine Unterschrift unter die Pro Vaticanum II Petition. Hat er Sacrosanctum Concilium denn nicht gelesen? Schreib ihm dazu einen Brief! (Brauchst ja nicht auf dem Harlekin rumzureiten).

22. § 1. Das Recht, die heilige Liturgie zu ordnen, steht einzig der Autorität der Kirche zu. Diese Autorität liegt beim Apostolischen Stuhl und nach Maßgabe des Rechtes beim Bischof.

§ 2. Auch den rechtmäßig konstituierten, für bestimmte Gebiete zuständigen Bischofsvereinigungen verschiedener Art steht es auf Grund einer vom Recht gewährten Vollmacht zu, innerhalb festgelegter Grenzen die Liturgie zu ordnen.

§ 3. Deshalb darf durchaus niemand sonst, auch wenn er Priester wäre, nach eigenem Gutdünken in der Liturgie etwas hinzufügen, wegnehmen oder ändern.

Katholik hat gesagt…

Ich schimpf auch nicht mit dir....
Aber ob es so ein Brief bringt...? Ich befürchte, bei weiten Teilen des deutschen Klerus ist Hopfen und Malz (bzw. Katechismus und Rubriken) verloren , und zwar für immer.
Das dahinter der große Verwirrer, der Teufel steckt, das ist für mich keine Frage.
Schade ist es, dass wir so gezwungen werden zu "Liturgiekritikern" zu werden, die immer erst schauen müssen: ist das, was der da am Altar macht, auch noch "würdig und recht", ist das noch die Liturgie der Kirche...? Bei dem, was du schilderst, würde ich sagen: Nein, Gut, das du gegangen bist!

Sarah hat gesagt…

Ich danke dir für deine Ansichten (PUNKT)

Rosenkranz-Atelier hat gesagt…

Und ich dachte bisher immer, dass es in meiner Heimat in vielen Pfarreien so ganz und gar unkatholisch zugeht...aber sowas hab ich bisher noch nicht gesehen; obwohl Trier ja nicht weit ist und viele von uns dorthin fahren um ihre Kleider kaufen ....da bleibt zu hoffen, dass unsere Pfarrer sich dem Trend nicht anschliessen!

Tiberius hat gesagt…

Wenn ich Deine Beschreibung mit der Messe vergleiche, die ich gestern am Institut erlebt habe, dann bringe ich das eine mit dem anderen nicht mehr zusammen.

Laurentius Rhenanius hat gesagt…

Warum sollte ich mit Dir schimpfen? Da wüßte ich aber einen, der es bestimmt verdient hätte, der es aber als Vertreter liberalen Denkens wohl kaum als angebrachte Kritik annähme, sondern als persönlichen Angriff im Sinne einer Majestätsbeleidigung. Vielmehr möchte ich meine Hochachtung vor Deiner Leidensfäigkeit zum Ausdruck bringen.
Schon schimpfenswerter erscheint mir da mein eigenes Verhalten. Ich verlasse solche Veranstaltungen schon mal frühzeitig, weil ich nicht dieses Durchahltevermögen habe. Von einem Freund habe ich die Angewohnheit übernommen, daß wenn ich bei einer solchen Veranstaltung zum Hostienempfnag hinzutrete (Vom Leib des Herrn wage ich hier nicht zu sprechen!), den Pfarrer dann frage, wenn er die Spendeformel " Der Leib Christi!" murmelt: "Sind sie sich da sicher?"
Zu den Harlekingewändern aus Trier:
Ich habe vor einigen Jahren eine Ausstellung über neue liturgische Gewänder in Krefeld besucht. Das ganze war als "Nachwuchswettbewerb" des DLI Trier ausgeschrieben gewesen. Von Peter-Pan- Kostümen für Kommunionhelferinnen bis hin zu Skapulieren aus Fugensilikon und Meßgewändern in hochliturgischen Farben wie "apricot" war alles an Unbrauchbarkeiten vertreten, die man sich nur vorstellen kann. "Der Nachwuchs" war mit seinen Entwürfen in dieser Ausstellung überhaupt nicht vertreten!!! Gewonnen hat ein namhafter Paramentenhersteller aus dem Rheinland... Honi soit qui mal y pense!