Donnerstag, 25. Juni 2009

Zollitsch geißelt, Liminski geißelt mit

   Als ich - lang, lang ist her - einstmals als Redakteur einer Schülerzeitung ein Fortbildungsseminar der JPH besuchte, belehrte man mich als erstes, was der Unterschied  zwischen einer Nachricht und keiner Nachricht ist. Keine Nachricht ist z.B. "Hund beißt Mann". "Mann beißt Hund" ist hingegen zweifelsfrei eine Nachricht. Die Tiraden der deutschen Bischöfe gegen die Pius-Bruderschaft haben inzwischen etwas so unverkennbar gebetsmühlenhaftes, daß der Nachrichtenwert eines Aufmachers "Zollitsch geißelt geplante Priesterweihe (der Priesterbruderschaft)" gegen Null tendiert. Liest wer sowas, liebe Kollegen vom "Focus"?
   Aufregender ist es da schon, wenn Nathanael Liminski in kath.net zu diesem Nervthema  vom "Selbstrauswurf der Pius-Bruderschaft" - ja wie soll man sagen - schwadroniert? Liminski im Kasinoton, ein ganz neue Erfahrung. Dazu noch im Gerhard-Schröder-Jargon. Einen  "Aufstand der Anständigen" fordert der flotte Nathanael, der sich - um auch ja gaaaaaanz authentisch rüberzukommen - dazu noch stilecht im Agitprop-Look ablichten läßt. Mikro locker in der Rechten, Linke beschwörend erhoben. 
   (Tut mir echt leid Jungs, aber ich bin ja kriegsversehrt, und beim Anblick eines solchen Fotos rasten mal wieder die ollen Anarchosynapsen ein, beim Anblick einer solchen Geste krieg ich ... (zensiert). Bei wem hat er sich das abgeguckt, Cohn-Bendit? Joschka Fischer? Rudi Dutschke?). Angesichts der Metaphorik (Aufstand der Anständigen) wohl offensichtlich von Gerhard Schröder.
  Die Logik der Argumentation der Herren Zollitsch, Müller, und nun auch Liminski (hat der vielleicht bei "Ich kann Kanzler" mitgemacht, weiß da wer was?) fand ich schon immer haarsträubend. Spaemann hat in einem Leserbrief (!) an die DT den Widersinn dieser Denke prägnant zusammengefasst:
Wo der gute Wille fehlt, fehlt eigenartigerweise oft auch das logische Denken. Große Aufregung um die geplanten Priesterweihen der Piusbruderschaft. Sie seien unerlaubt, bestätigt nun der Pressesprecher des Vatikan (DT vom 18. Juni). Gottlob nur der Pressesprecher, denn es handelt sich hier ja um nichts Neues.
Die Priester der Bruderschaft waren längst vor der Exkommunikation suspendiert. Das heißt, sie durften keine Sakramente mehr spenden, nicht mehr die Messe feiern, nicht mehr Beichte hören und die Krankensalbung spenden. Natürlich gehört auch die Priesterweihe zu den unerlaubten Handlungen.

Wollte Rom die Lehrgespräche mit der Bruderschaft an die Bedingung des einstweiligen Verzichts auf Sakramentenspendung knüpfen, dann hieße das: die Priester der Bruderschaft dürften bis zur endgültigen Klärung der Angelegenheit keine Messe mehr feiern und keine Sakramente mehr spenden, das heißt, sie müsste sich erst einmal auflösen, ehe die Gespräche überhaupt begonnen haben. Kein gutwilliger und vernünftiger Mensch wird das verlangen. Wer es verlangt, will eine Bedingung stellen, von der er weiß, dass sie unerfüllbar ist.

Im Übrigen müssten dann alle Wiedervereinigungsgespräche mit den orthodoxen Kirchen suspendiert werden, weil ihre Weihen nicht vom Papst approbiert, also „unerlaubt“ sind. Und ebenso hätte der Papst sich schuldig gemacht durch die Wiederaufnahme der chinesischen „patriotischen“ Bischöfe, ohne dass von ihnen der Austritt aus der patriotischen Vereinigung verlangt worden wäre. Die Barmherzigkeit, der Realitätssinn und die Zielstrebigkeit des Papstes, mit denen er „gschlamperte Verhältnisse“ vorübergehend in Kauf nimmt, wird offenbar von seinen mehr an Prinzipien als an Menschen interessierten Landsleuten weniger verstanden als vom Rest der Christenheit in der Welt.
Als Ex-Parteipolitiker und Ex-Partei- und Staatsfunktionär ist mir die Mentalität junger Parteipolitiker allerdings sehr wohl bekannt. Nathanel strebt, wie man aus seiner Vita ohne weiteres ablesen kann, offenkundig die Karriere eines Jungpolitikers an, der das "Katholische" als "Alleinstellungsmerkmal" nutzt. Der Gestus im Auftreten zeigt unverkennbar die Standards des bei Parteipolitikern gängigen Rhetorikunterrichts. Das Ausrutschen in eine klassische Schrödermetapher ist dem Umstand geschuldet, daß die von politischen Parteien engagierten Rhetoriklehrer mit Vorliebe Schröder-Reden als Lehrmaterial nutzen. Ein Studium in Geschichte, Politische Wissenschaft und "Öffentliches Recht" kann sich nur jemand leisten, für den die Karriere als Berufspolitiker schon am Horizont aufleuchtet. Für alle, die dieses Szene nicht so gut kennen, wie ich sie nach 3 Jahrzehnten parteipolitischer Aktivitäten kenne: Finger weg von diesen Typen. 

4 Kommentare:

Stanislaus hat gesagt…

Hey, den scheinst Du ja richtig gefressen zu haben.

Eigentlich müßten die Bischöfe doch froh und dankbar darüber sein, wenn die Piusbrüder zu einer Personalprälatur würden, wie P. Schmidberger gegenüber der KNA gesagt hat. Dann müßten sie sich nicht mehr damit herumschlagen.

Tiberius hat gesagt…

Großartig! Ich habe den Liminski Artikel mit Kopfschütteln zur Kenntnis genommen. Er muß es echt nötig habe. Als angehender Politiker sollte er eigentlich wissen, daß Verhandlungen mit der Forderung "ich will alles und zwar sofort" nicht zusammengehen.

Johannes hat gesagt…

Es ist der Typus, den ich so ätzend finde. Der zielstrebige Parteikarrierist, der sein ganzes Streben und Denken, ja sogar seine Lebensplanung inclusive der Berufsausbildung auf die Parteikarriere ausrichtet. Das sind die Parteifunktionäre die in der Folge ihrer Lebensplanung keine Alternative zu einer politische Laufbahn haben, die uns regieren wollen, ohne jemals das Leben eines Normalbürgers gelebt zu haben. Dieser Typus geht über Leichen, den jeder Karriereknick bedeutet das existentielle Ende. Ich bin solchen Menschen häufig begegnet, sie sind meist ebenso unfähig wie intrigant. Es sollte eigentlich sich herumgesprochen haben, daß wir von dieser Art des Berufspolitikers übergenug haben.

Anonym hat gesagt…
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