Wir ziehen im Geiste nach St. Paul vor die Mauern Roms hinaus, wo Reliquien der heiligen Unschuldigen Kinder verehrt werden. Selbst unmündige Kinder legen für die Ankunft und für das Erlöserwirken Christi Zeugnis ab; freudig anerkennen und bekräftigen wir dies Zeugnis (Introitus). Mit den aus reinster Gnade den Schlingen des Bösen entrissenen Kindern fühlt die ganze Kirche und fühlen wir glaubend und dankend die Wahrheit der gnadenvollen ersten Ankunft Christi (Graduale, Halleluja), die durch den Kindermord in der ganzen Umgegend von Betlehem bekannt wird (Evangelium). Mit den sich im Sterben für Christus opfernden Unschuldigen Kindern entziehen auch wir uns in ernstem Operwillen den Schlingen der Welt, Satans und des Fleisches (Offertorium).Die Kirchenfarbe ist heute Violett (an Sonntagen Rot) die Farbe des Kummers und der Betrübnis; die Kirche fühlt gleichsam den Schmerz der betlehemitischen Mütter nach, die ihre Kinder verloren haben. Deshalb versagt sie sich auch das Gloria, das sonst der Weihnachtszeit zu eigen ist.
Womit wir wieder einmal beim Rätsel der Neuen Liturgie wären. Einem Scholasänger fällt sofort auf, daß das "Eingangsgebet" des Novus Ordo mit dem Introitus textlich nichts zu tun hat, und so schmerzlich ist die Erinnerung an die ermordeten Kinder heute auch wieder nicht, daß man sich das Gloria versagte.
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