Sonntag, 8. Mai 2011

Die Sehnsucht nach dem guten König III


Auf meiner Suche im internet - das Thema der Suche krieg ich nicht mehr zusammen, es war in der Passionszeit und es ging um Begriffe wie Blut oder Opfer - stieß ich  auf ein Gedicht Theodor Körners. Oder besser gesagt, auf das Gedicht Theodor Körners:

Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen,
Hell aus dem Norden bricht der Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in Feindes Herzen tauchen;
Frisch auf, mein Volk! – Die Flammenzeichen rauchen,
Die Saat ist reif – ihr Schnitter, zaudert nicht!
Das höchste Heil, das letzte, liegt im Schwerte!
Drück' dir den Speer ins treue Herz hinein! –
Der Freiheit eine Gasse! – Wasch' die Erde,
Dein deutsches Land, mit deinem Blute rein!

Hätt ich das während meiner protestantisch-pazifistisch geprägten Schulzeit lernen müssen, ich hätt´wahrscheinlich die Schule gewechselt. Körner war Mitglied des Lützowschen Freikorps, Held, Märtyrer und Dichter der Befreiungskriege gegen Napoleon. Auch nichts, womit ich mich vor mehr als  vierzig Jahren hätte identifizieren wollen. War ich doch damals von Lehrern umgeben, die mit verzückt gen Himmel verdrehten Augen von den großartigen Reformen der napoleonischen Zeit schwärmten, dem Straßenbau, dem Code civil, der Vernichtung der deutschen Kleinstaaterei usw. usf. Ganz zu schweigen von den Lehrern und Professoren, die keine Gelegenheit ausließen, die "versäumte" deutsche Revolution zu beklagen, daß man hierzuland vor 200 Jahren nicht auch Köpfe abgeschnitten hat.

Google aber ist unerbittlich. Bei der Suche nach den Eingangszeilen des Körnerschen Gedichts fand ich ausgerechnet die Urteilsbegründung Roland Freislers, des Alptraumjuristen an Hitlers "Volksgerichtshof", im Verfahren gegen die Geschwister Scholl.
Sie sagen der Partei Kampf an, der Tag der Abrechnung sei gekommen, und scheuen sich nicht, ihren Aufruf zum Kampf gegen den Führer und die nationalsozialistische Lebensart unseres Volkes mit dem Freiheitskampf gegen Napoleon (1813) zu vergleichen und auf ihn das Soldatenlied "frisch auf mein Volk, die Flammenzeichen rauchen" anzuwenden!!!
Ein todeswürdiges Verbrechen, denn in den Augen Freislers "gehörte" Körner der nationalsozialistischen Bewegung. Und wenn ich der Dokumentation der bpb glauben soll, war die Berufung der Gruppe um die Geschwister Scholl auf Körner ein so verabscheuungswürdiges Delikt, das der wohl furchtbarste Jurist der deutschen Geschichte dies mit drei Ausrufezeichen hervorheben mußte.

Körner war, wie wir in seinem Gedicht weiter lesen können, ein glühender Anhänger des preußischen Königshauses, vor allem der hochverehrten "preußischen Madonna", Königin Luise.

Luise, schwebe segnend um den Gatten!
Geist unsers Ferdinands, voran dem Zug!
Und all' ihr deutschen, freien Heldenschatten,
Mit uns, mit uns und unsrer Fahnen Flug!

In der Namensgebung der "Weißen Rose"  bezogen sich die Geschwister Scholl auf den aristokratischen Widerstand gegen die französische Republik. Mit dem Zitat aus Theodor Körners Gedicht bezogen sie sich auf den Widerstand gegen Napoleon. Die Geschwister Scholl, so dürfen wir schließen, sahen eine dunkle Beziehung zwischen der von "verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique" des Dritten Reiches und der gewöhnlich als europäische Lichtgestalt, als "Weltgeist zu Pferde" (Hegel) verehrten Person Napoleons und der als Aufbruch des Menschenrechts und der Freiheit bejubelten französischen Revolution.

Die "Scholl-Forschung" hat mittlerweile diesen "aristokratischen (und christlichen) Zug" des Widerstands der Weißen Rose zur Kenntnis genommen. Und nutzt sie zur Denunziation des Widerstands.

Die letzte Kronprinzenhochzeit fand in Deutschland im Jahre 1905 statt. Der letzte Kronprinz ließ sich, wie viele von der Weimarer Republik Enttäuschte zunächst von Hitler für dessen Zwecke einspannen geriet aber alsbald in Konflikt mit der NSDAP. Die Verschwörer des 20. Juli, sahen den letzten Kronprinzen des Deutschen Kaiserreichs als Staatsoberhaupt einer parlamentarisch-demokratischen Monarchie vor. Was die Sieger des Zweiten Weltkriegs nicht daran hinderte, den letzten Kronprinzen Preußens zu inhaftieren und jahrelang unter Hausarrest zu stellen. Das Bild zeigt die Ehefrau des letzten deutschen Kronprinzen, Cecilie Herzogin zu Mecklenburg, ihrerseits wieder Tochter einer russischen Großfürstin. 

1 Kommentar:

Pro Spe Salutis hat gesagt…

Es gibt da noch so einen Fall ... Stauffenberg und der heute sog. "Eid der Erhebung vom 20. Juli" - da weiß ich nie so ganz, ob mir nicht Linksradikale mit ihrer eindeutigen Kampfansage an Stauffenberg am Ende doch noch lieber sind (immerhin eine klare Ansage) als der Popanz der Berliner Republik mit ihrem lichterkettenselig-billigen Antifaschismus, der ausgerechnet Stauffenberg zu vereinnahmen sucht, dessen Größe diese Zwerge weder erreichen noch würdigen können. Läsen sie diesen Eid in ihrer Gendergleichmacherei-Gosse einmal genau, sie würden Stauffenberg wahrscheinlich ohnehin nicht mehr würdigen wollen.

Mußte übrigens den Eintrag zu Afghanistan etwas präzisieren.