Sonntag, 26. September 2010

Der Rheinische Merkur wird abgewickelt. Und was lernen wir?


Möglicherweise war es bereits ein Fehler, einer eigentlich katholisch sein sollenden Zeitung den Namen "Rheinischer Merkur" zu geben. Denn der Zeitungstitel geht zwar auf den katholischen Autor Joseph Görres zurück, doch als Görres den Rheinischen Merkur aus der Taufe hob, hätte man Görres selbst bestenfalls als nationaldemokratisch-liberal-freimaurerischen Publizisten einstufen können. Als sich Görres zu einem der wichtigsten Vertreter der politischen Katholizismus wandelte, war der Rheinische Merkur schon längst Geschichte. Hätte man sich wirklich auf Görres berufen wollen, so hätte es wohl näher gelegen, diese Zeitschrift auf den Namen Athanasius zu taufen. Aber da hätte man ja Parallelen zum den sogenannten Kölner Kirchenstreit ziehen können, in den sich Göres wortgewaltig einmischte. Was denn nun zum staatsfrommen, harmoniesüchtigen Nachkriegskatholizismus so gar nicht gepaßt hätte.

Nun ist aus der von der DBK lange Jahre hochsubventionierten Zeitung, die doch ein bißchen die ehrenvolle Tradition des politischen Katholizismus fortführen sollte, nichts geworden. Vielleicht lags an der Namenswahl, die sich auf eine liberale, nationaldemokratische Zeitung zurückbezieht, aber nicht eigentlich auf den katholischen Autor Görres.

Wer sich auf der Homepage des Merkurs umschaut, wird recht schnell feststellen, was die Ursache des jahrelangen Siechtums war und ist. Der Merkur hat sich stets linksliberal verortet, hat man doch vor Jahren etwa die Abonnentenkartei des unter anderem von dem Ex-Streetfighter und passionierten Katholikenfressers Jörges geleiteten "Woche" übernommen. Geholfen hat es nichts. Ebensowenig die Übernahme der liberalen, staatskirchenprotestantischen "Christ und Welt". Damit gehen nun gleich drei Zeitungen unter, zwei davon zum zweiten Mal, Die Woche, Christ und Welt und Rheinischer Merkur. 

So läßt sich am Niedergang des Merkurs die bittere Realität des linksliberalen protestantisch-katholischen Lagers nachvollziehen. Die locken nicht nur keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor, immer weniger Menschen in die Kirchen, sondern auch keinen Leser mehr an die Kioske. Die Schrumpfung des Abonnentenstamms dieses Organs des iberalen Protestantismus wie des nachkonziliaren Deutschkatholizismus hat aber bislang niemanden zum Umdenken veranlaßt. Das Blatt wird vielmehr als subventionierte Zeitungsleiche weiter existieren, konsequenterweise als Beilage zur gleichfalls im Zweifel antiklerikalen "Zeit". So wie ja auch der Staatsprotestantisums den ungeneigten Leser weiter mit seiner "chrismon" nervt.

Aber den behördenkirchlichen Langeweilern Huber und Lehmann bleibt wie auch der unsäglichen Frau Käßmann in chrison damit weiter ein kirchenoffizielles Blättgen erhalten, das sich nicht mehr am Markt beweisen muß, und deshalb weiter die Illusion nährt, man höre ihnen in Deutschland noch zu. Und auch die brutalstmöglichen Kirchenreformer Klaus Mertes und Wunibald Müller können sich sicher sein, daß es in diesem unseren Lande noch eine sich christlich gebende Redaktion gibt, die ihre Ergüsse ganz toll findet. Nur daß ihnen keiner ihre Thesen mehr für bare Münze abkauft.

Ja, Alkohol vertrag ich schlecht, aber dennoch werde ich an Sylvester ein Fläschlein edlen Spätburgunders auf den endgültigen Untergang dieses publizistischen Wechselbalgs kippen.

Dennoch reißt eine Lücke auf. Eine Zeitung, die von ihrem Selbstverständnis einen christlichen Hintergrund hat, und die wirklich unabhängig ist - die Tagespost ist es nicht -  und nicht vorwiegend auf kirchliche Themen fokussiert ist, existiert in Deutschland nicht. Die ehemals lebendige und einflußreiche katholische Tagespresse, etwa die "Kölnische Volkszeitung" oder die in Berlin erscheinende "Germania" wurde im Dritten Reich zunächst gleichgeschaltet dann liquidiert, und erstand nach 1945 nicht wieder. 

Nun bemüht sich die "Junge Freiheit" um den Titel des "Rheinischen Merkur". Eigentlich keine gute Idee. Wenn man sich schon um alte, einstmals anspruchsvolle Zeitungstitel bemüht, läge eigentlich der Titel der Berliner Germania näher. Aber bitte sehr in altdeutsch Fraktur. 

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