Mittwoch, 29. September 2010

Eala Frya Fresena!

Bei meiner Beschäftigung mit dem ersten Sarazenensturm auf Europa im 8. Jahrhundert bin ich auf eine Beschreibung der Schlacht bei Tours und Poitiers gestoßen. Karl Martell, der fränkische König hatte bei dieser Schlacht, die eigentlich eine Serie von Scharmützeln, Kriegen und Kämpfen war, nicht nur seine Franken an der Seite, sondern auch Langobarden, Sachsen und Friesen. Daß die Friesen damals nicht unbedingt auf Seiten der Christen standen, zeigt die Ermordung Bonifatius (754 oder 755) im zeitlichen Zusammenhang mit der Schlacht bei Tours und Poitiers (732). Doch im Lauf des 8. Jahrhunderts wurde Friesland wohl vollständig christianisiert. Auch die Sachsen waren damals keineswegs ein christliches Volk.

Meine Vorfahren entstammen wohl beiden Volksstämmen, erzogen wurde ich von einer ein bißchen verrückten Friesin, im friesischen Stolz auf das Freie Friesland, daß wohl schon seit dem 8. oder 9. Jahrhundert bestand, und seine Blütezeit im 13. und 14. Jahrhundert hatte. Mein liebes Mütterlein mußte aber wohl ihre dunklen Augen und kastanienbraunen Haare mit übersteigerter Friesischkeit kompensieren, wie das Außenseiter so manchmal tun. (Für ihre Großmutter, blond und blauäugig war sie immer nur die swatte Brout, die schwarze Braut).

Die Bauernrepublik der Sieben Seelande verfügte jedenfalls über einen Landtag und eine eigene Gerichtsbarkeit. Politisches und geistliches Zentrum der Seelande lagen in unmittelbarer Nachbarschaft. Und Friesland war bis zur Reformation im 16. Jahrhundert marianisches Stammland. Das Gerichtssiegel trägt eine Widmung an die Jungfrau Maria:

his signis vota sua reddit frisia tota cuicum pleb pia sit clemens virgo maria. Was sich in etwa so übersetzen läßt: Dieses Zeichen erwählt sich ganz Friesland aus freiem Willen:  Daß die milde und gütige Jungfrau Maria mit dem Volke sei. Sicherheitshalber brauchte es dann wohl auch noch Kettenhemd, Schwert und Wurfspeer. Es fiel mir schon so manchesmal auf, daß im Norden Heiligenbilder gerne mit martialischen Schwertern, Spießen und Äxten garniert werden.Und die friesische Hauptkirche war selbstverständlich der Jungfrau gewidmet. 

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