Ich sehe dich in tausend Bildern,
Maria, lieblich ausgedrückt;
Doch keins von allen kann dich schildern,
Wie meine Seele dich erblickt
Ich weiß, daß aus der Welt Getümmel
Seitdem mir wie ein Traum verweht,
Und ein unnennbar süßer Himmel
Mir ewig im Gemüthe steht
Nun hat Novalis auch für andere Frauen, die im eher leibhaftig präsent waren, anrührende Gedichte geschrieben, die "Hymnen an die Nacht", sein berühmtestes Werk, richten sich an seine verstorbene Geliebte, Sophie von Kühn.
Mit anderen, an eine hinreißende Dame gerichtete Gedichte hat sich Hardenberg hingegen zunächst eher in die Nesseln gesetzt.
An den König
Mehr als ein Königreich gab der Himmel Dir in Louisen,Aber Du brachtest Ihr auch mehr, als die Krone, Dein Herz.
usw. usf.
Dem Vernehmen nach war der preußische König über diese höchstdichtleriche Anhimmelung seiner in der Tat ausgesprochen liebreizenden Gattin nicht so sehr angetan, zumal die Gedichte auch noch als Vorspann zu einer kleinen Sammlung ausgesprochen kunstvoll gestalteter Aphorismen diente, in denen Friedrich von Hardenberg einerseits die Königin als Mitregentin empfahl, gleichsam als Regentin des weiblichen Teils des preußischen Staates, andererseits auch noch die Vortrefflichkeit der repräsentativen Democratie lobte.
Was nun weder die politische Karriere von Novalis hinderte, der später zum Supernumerar-Amtshauptmann (heute würde man das etwas weniger poetisch-romantisch Landrat nennen) im Thüringischen Kreis ernannt wurde, noch den politischen Einfluß seiner Familie minderte. Später sollte dann eine anderer von Hardenberg, gemeinsam mit einem Herrn Freiherr von Stein sowie den Herren von Gneisenau, von Scharnhorst und von Humboldt die preußischen Reformen ins Werk setzen.
Die Herren hatten dabei eher die Unterstützung wie auch den Rat der angehimmelten Königin als den des Königs zur Seite. Sie - unsere preußische Madonna - ist womöglich eher als ihr königlicher Gemahl die Architektin der preußischen Reformen, die letztlich den Wiederaufstieg Preußens zur Weltmacht ermöglichten. Unter anderem deshalb, weil sie dem unflätigen Polemiker von Stein Manieren beibrachte und seine von Beschimpfungen und Verbalinjurien strotzenden Denkschriften einer milden, weiblich-diplomatischen Zensur unterzog.
Da sage also noch einer, daß Gedichte schreiben nichts bringt.
Heute ist der 200. Todestag der preußischen Königin Luise. Daß es so viele, allerdings ziemlich unterschiedliche, aber immer entzückende Bilder von ihr gibt, ist offensichtlich nicht nur der Tatsache geschuldet, daß sie in der Zeit Napoleons - die in Deutschland auch die Zeit der Romantik war - nun einmal preußische Königin war. In dem silberdurchwirkten weißen Empire-Kleid, in dem sie Napoleon (übrigens auf Rat von Hardenbergs) aufsuchte, um einen gerechten Frieden zu erbitten, muß sie einfach unwiderstehlich ausgesehen haben. Napoleon konnte sie damit allerdings nicht beeindrucken.
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