Freitag, 23. Juli 2010

Teufel´s Werk


Bevor ich (wieder) begann, an Gott zu glauben, begann ich (wieder) an den Teufel zu glauben. Ich war ihm, woran ich noch heute fest glaube, begegnet. Zumindest war ich seinen Kreaturen begegnet, Menschen die vom Bösen besessen waren. Nicht von dem wolkig-innerpsychisch-bösen "Etwas", sondern von dem, wie er in der deutschen Sprache so plastisch heißt, "Leibhaftigen". Ich erinnere mich an eine bestimmte Szene, die den Charakter eines Tribunals hatte, weil ich wohl nicht so funktionierte, wie meine "Genossen" es erwarteten. Bei diesem Tribunal saßen mir drei "Richter" gegenüber. Nun, sie hatten dazu nicht das "Recht". Aber, so würde ich das heute sagen, in "seinem" Reich gibt es kein "Recht". Das Tribunal endete harmlos. Ich wollte sowieso diese Truppe hinter mir lassen.

Andere Tribunale, die diese Gruppe veranstaltete, später, als sich aus einem harmlosen anarchistischen Studenten- und Schülerverein die "Revolutionären Zellen" entwickelten, endeten weniger harmlos. Sie endeten mit der Erschießung der "Verräter", der "Feinde", und zu diesen Feinden gehörten auch - wieder einmal - Juden. 

Wenn ich mich heute in diese Tribunalszene hineinversetze, meine ich, ihn zu sehen, den Widersacher, den Vater der Lüge, den Mörder von Anfang an. Wie er hinter diesen dreien steht. Sein satanisches Grinsen, das den Raum erfüllt, das man nicht sieht, aber gewissermaßen spürt.

Ich glaubte also, noch bevor ich den Gottesglauben meiner Kindheit wiederfand, zuerst an die Gegenwart, die Wirklichkeit des Teufels - ich hatte drei seiner Jünger kennengelernt. 

Ich bin nun der festen Überzeugung, daß man auch in den seltsamen Umständen, die zum Scheitern des Aufstands vom 20. Juli 1944 führte, seine - des Widersachers - Wirken erkennen kann. Die Gruppe um von Stauffenberg organisierte allein fünf Attentate, die sämtlich scheiterten.
Einer der ersten Attentäter, die als lebende Bombe Hitler umbringen wollten, war Major von Gersdorff, Abwehroffizier der Heeresgruppe Mitte. Er sollte sich bei einer Ausstellung von Beutewaffen im barocken Berliner Zeughaus Unter den Linden in die Luft sprengen - und Hitler mit. In jeder Manteltasche trug er eine Zeitbombe, die Zünder tickten bereits. Aber Hitler eilte, wie von Furien gejagt, durch die Ausstellung. Sechs Offiziere des Hauptquartiers der Heeresgruppe Mitte verschworen sich daraufhin zu einem Gemeinschaftsattentat. Aber Hitler blieb aus. Stauffenberg gewann danach den hünenhaften, hochdekorierten Hauptmann Axel Freiherr von dem Bussche, der Zeuge geworden war, wie die SS in Polen Juden erschoß. Er sollte zuschlagen, wenn Hitler neue Uniformen besichtigte. Kurz zuvor aber wurde von dem Bussche schwer verwundet und verlor ein Bein. An seine Stelle trat Ewald von Kleist, doch die Vorführung fiel aus, weil die Uniformen bei einem Luftangriff verbrannt waren. Hitler hatte seinen Schutzteufel. Insgesamt mehr als 40 Attentate schlugen fehl.
heißt es in einem Artikel über den letzten Überlebenden des 20. Juli Ewald von Kleist in der "Welt".

Wir wissen nicht, was geschehen wäre, wäre die Operation Walküre erfolgreich verlaufen. Aber hätten die Widerständler einen Waffenstillstand erreicht und einen ehrenhaften Frieden für ein anderes Deutschland, dem es gelungen war, das Scheusal abzuschütteln, wäre die polnische Heimatarmee nicht im Warschauer Aufstand verblutet, der nur wenige Tage nach dem Aufstand des 20. Juli 1944 stattfand, Millionen Menschenleben wären gerettet worden, denn in den wenigen Monaten bis zum Mai 1945 starben in diesem Krieg noch einmal mehr, als in den Kriegsjahren davor.

Vor allem aber wäre Osteuropa nicht in die Händen des zweiten Satansdieners gefallen, Stalin, der von der Niederlage seines ehemaligen Bündnispartners weit mehr profitierte, als andere Mächte, die gegen Hitler kämpften. Die dunkle Zeit der kommunistischen Diktatur wäre Osteuropa und auch der Kirche Osteuropas erspart geblieben. 

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich bitte um Verzeihung - im Deutschen gibt es kein Genitiv-Apostroph. Es heißt "Des Teufels". .-)

Johannes hat gesagt…

Ich weiß. Künstlerische Freiheit, oder so?

Anonym hat gesagt…

Ausnahmsweise genehmigt .-)

Anonym hat gesagt…

Auch ein gelungenes Attentat hätte nicht verhindert, daß Osteuropa in die Hände Stalins fällt, das war – wie die Zerschlagung Deutschlands – längst vereinbart. Auch gab es schon seit Casablanca die Forderung nach einer bedingungslosen Kapitulation.