Mittwoch, 24. November 2010

Der Papst als Centerfold


Wieder eine lange, lange Bahnfahrt. Gelegenheit, Akten zu studieren und die nahezu komplette deutsche Presse. Heute erscheint doch DAS BUCH, leider gibt es noch nichts an den Bahnhofsbuchhandlungen. Dafür jede Menge Vorabdrucke. Worte, die man in Marmor meißeln könnte. Z.B. über die Revolutionen unserer Tage:
... der Mensch erstrebt eine unendliche Freude, er möchte Lust bis zum Äußersten, möchte das Unendliche. Aber wo es Gott nicht gibt , wird es ihm nicht gewährt, kann es nicht sein. Da muss er nun selber das Unwahre, die unwahre Unendlichkeit schaffen. Dies ist eine Zeichen der Zeit, das uns gerade als Christen dringend herausfordern muß.
Über Drogen:
Ganz viele Bischöfe, vor allem Dingen aus Lateinamerika, sagen mir, daß da, wo die Straße des Drogenanbaus und Drogenhandels verläuft ... es so ist wie wenn ein böses Untier seine Hand auf das Land gelegt hätte und die Menschen verdirbt. ... Da ist eine Gier nach Glück entstanden, die sich mit dem Bestehenden nicht begnügen kann. Und die dann in das Paradies des Teufels ... flüchtet und Menschen rundum zerstört.
Über negative Toleranz:
Es breitet sich eine neue Intoleranz aus, das ist ganz offenkundig. Es gibt eingespielte Maßstäbe des Denkens, die allen auferlegt werden sollen. Diese werden dann in der sogenannten negativen Toleranz verkündet. Als etwa wenn man sagt, der negativen Toleranz wegen darf es kein Kreuz in öffentlichen Gebäuden geben. Im Grund erleben wir damit die Aufhebung der Toleranz, denn das heißt ja, daß die Religion, daß der christliche Glaube sich nicht mehr sichtbar ausdrücken darf.
Ziemlich düster, aber andere Zitate waren derzeit nicht zur Hand und ein bißchen entsprechen sie auch nach mehrstündigen ergebnislosen Verhandlungen vor einem unwilligen Gericht gegen eine gnadenlose Behörde meiner Stimmung. Und Drogen, Unglück, Intoleranz, Gewalt, zerstörte Beziehungen gehören leider zu meinem Metier.

Aber doch freut es mich, daß sich Presseorgane um den Papst bemühen, von denen man es nicht erwartet hätte. Ausgerechnet die Frankfurter Rundschau präsentiert den Papst als Centerfold garniert mit vier Seiten exklusiver Auszüge aus dem neuesten Interviewband mit Peter Seewald. Der Focus bringt Benedikt auf dem Titelblatt.

Der Tagespiegel konzentriert sich auf das K-Thema, die Welt hats irgendwie verpennt. Und die FAZ. bringt Christian Geyer, der sich - potztausend - der K-Frage widmet und mit der Empfehlung schließt, die Kirche solle doch endlich aufhören, "in die Sexualität reinzureden". Noch 37 Tage, bis mein FAZ-Abo endlich, endlich ausläuft. Dann aber:

BAHNERS, DECKERS, GEYER!

ACH KÜSST MIR DOCH DIE NASE!

Wer es nicht weiß: ein Centerfold ist ein Plakat, das in der Mitte einer Zeitschrift eingeheftet wird, und herausgetrennt und entfaltet werden kann. Gabs bei der BRAVO als Starschnitt und beim Playboy - nein  den hab ich NIEMALS gelesen, nur davon gehört.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

So ganz nebenbei:

Mann MUSS die Zeitung ja nicht lesen, auch wenn sie im Hause liegt. Ist wie mit dem Fernsehen...

:o)

lg
Märilu

Elsa hat gesagt…

Trotzdem toll! Danke! Hatte mir kein Vorabexemplar bestellt, da momentan keine Zeit wg. eigenem Buchprojekt.

Außerdem wurde ich ja vom Osservatore schon bes-tens informiert :-)))

Und ja, Faz sucks...