In dieser Artikelserie geht es übrigens um die letzten 24 Stunden eines Prominenten, und was der jeweilige Prominente in diesen 24 Stunden zu tun gedenkt (Mein kryptobhuddistischer Lieblingsguru und Glückskekssprücheproduzent Anselm Grün will zum Beispiel Müsli essen). Also Renate (unter uns Grünen spricht man sich stets nur mit dem Vornamen an) Renate hat sich folgendes Plänchen ausgedacht:
An meinem letzten Tag reise ich morgens nach Vancouver-Island in Kanada zu den Walen. Stundenlang werde ich diese unglaublichen Urtiere vom Schiff aus beobachten.Klasse Idee. Nur daß die Redaktion nicht auf die Idee gekommen ist, die werte Chefökologin darauf aufmerksam zu machen, daß ihr nicht mehr die Flugbereitschaft der Bundeswehr zur Verfügung steht, die sie auch nur mit Ach und Krach in mindestens 9 Stunden nach Vancouver und 9 Stunden wieder zurück befördern könnte. Nix is mit stundenlangem Whalewatching. Freund Hein wartet, und die Uhr tickt.
Auf der Rückreise nach Europa blättere ich in einem meiner Gartenbücher. Ich lese in den letzten Stunden keine Buchstaben mehr, sondern spaziere in Gedanken durch die kontemplative Stimmung japanischer Steingärten und englischer Landschaftsgärtnerei.
Tja, und daß der Kerosinverbrauch auf dieser Superstrecke wahrscheinlich die Lebensration eines Mallorca-Urlaubers ausmacht, dessen unökologischen Lebenswandel die Grünen dermaleinst mit Flugzeitrationierungen bekämpfen wollten, ist ihr in der Eile auch nicht aufgefallen.
Beten werde ich nicht. Ich bin aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Es wird vielleicht ein höheres Wesen geben. Aber Gott? Was ist der Sinn des Lebens? Es gibt keinen höheren, übergeordneten Sinn. Die Frage ist vielmehr: Was mache ich aus meiner Zeit hier und heute? Leben und respektvolle Existenz sind selbst der Sinn.Ja, so sinnse, die Grünen. Den Freundinnen und Freunden fällt in ihrem Leben niemals auf, daß sie den Glauben an ein "Höheres Wesen" oder die "Vorrrsehung" mit den Massenmördern Robbespierre, Saint Just und Adolf Hitler teilen. Daß sie der Glauben an die Errichtung des irdischen Paradieses nicht nur mit Karl Marx und Heinrich Heine, sondern auch mit Josef Dschugaschwili Stalin, Mao Tse Tung und Pol Pot verbindet.
Nein nein, Renate (bei uns Grünen sprechen wir uns immer nur mit den Vornamen an) hat keine Angst vor dem Tod.
... ich fühle mich als Teil der Natur, Teil des Ganzen. So heißt dann auch das Buch meines Lebens „Ein Teil“. Nach meinem Tod werde ich schlicht und einfach Teil der Natur sein und in der Natur aufgehen.Da wünscht man sich doch glatt einen Käpt Ahab, der dieses Tier zu Grütze verarbeitet.
Nach meinen letzten 24 Stunden, nach meinem Tod will ich frei wie ein Baum sein. Ich schwanke noch zwischen der Lichtgestalt Birke und einer frei stehenden, weit ausladenden Eiche.
Ach nein: Am Ende will ich doch als großer Wal durch die Weltmeere schwimmen
Aber doch spannend, was sich Renate (bei uns Grünen sprechen wir uns immer nur mit dem Vornamen an) als letzte Musik wünscht. "Geh aus mein Herz und suche Freud". Hat die den Text mal gelesen?
Erwähle mich zum ParadeisUnd lass mich bis zur letzten ReisAn Leib und Seele grünen;So will ich dir und deiner EhrAllein und sonsten keinem mehrHier und dort ewig dienen.
3 Kommentare:
Ich dachte eigentlich, diese Generation sei längst ausgestorben.
Eigentlich sollten man ausgetretenen Prostestant_Innen ja verbieten, sich an solchem Liedgut zu vergreifen. Ein paar Strophen weiter vorn heißt es übrigens:
"Gib, daß der Sommer Deiner Gnad
in meiner Seele früh und spat
viel Glaubensfrüchte ziehe". Solange Frau Künast nochauf Erden wandelt, ist es noch nicht zu "spat", Glaubensfrüchte an den Tag zu legen.
Ich bin der Dame ohnehin nicht grade grün, aber im Vergleich zu Ich-krieg-keine-Luft-mehr-Claudia ist Walwatch Renate ja noch insgesamt erträglich. Auf jeden Fall wünsche ich ihr, daß ihr Leben etwas mehr Sinn finde als das Ende als Lichtbaum Birke. Nicht auszumalen, wenn da plötzlich einige Bagger anrückten und dort, wo sich Frau Künast verbirkt hat, ein AKW bauen wollten ...
Ein köstlicher Beitrag!
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