Sonntag, 3. April 2011

Laetare: die Rose und die Kaiserin


Im Gegensatz zum Rosenmontag, dessen Benamsung wir den "bürgerlichen" Karnevalisten des 19. Jahrhunderts zu verdanken haben, hat der Rosensonntag - der Sonntag Laetare - eine jahrhundertealte Tradition. Nun heißt der Sonntag nicht nur wegen der rosenfarbenen Paramente Rosensonntag, sondern auch deshalb, weil seit dem 11. Jahrhundert der Papst an diesem Tag einer besonders verdienstvollen Person, gemeint ist natürlich der Verdienst um die katholische Sache, eine goldene Rose verleiht. Ursprünglich wurde die Rose nur Männern verliehen, später wurden überwiegend Frauen ausgezeichnet.

Daß Pius IX im Jahre 1856 der Kaiserin Eugénie von Frankreich eine goldene Rose verehrte, war dennoch eine gewagte Aktion. Denn schließlich ehrte er damit nicht den Souverän Frankreichs, den Kaiser Napoleon III, sondern dessen Ehefrau.  Genau genommen war die goldene Rose ein Geschenk aus Anlaß der Geburt des einzigen Sohnes des Kaiserpaares. Doch Pius IX wußte sehr wohl, daß der vitalen und durchsetzungsstarken Kaiserin das Schicksal des Vatikanstaates, der gegen die italienischen Jakobiner um seine Existenz kämpfen mußte, weit mehr am Herzen lag, als ihrem Ehemann.

Die goldene Rose war jedenfalls eine lohnende Investition. Sie sicherte dem Kirchenstaat, der angesichts der italienischen Einigungsbestrebungen um seine Existenz fürchten mußte, die militärische Unterstützung der französischen Armee. Mit diesem Bündnis gelang es mehrfach, die Truppen Garibaldis zurückzuschlagen, und die Existenz des Kirchenstaates zu sichern.

Die goldene Rose war jedenfalls ein manchmal höchst wirksames Mittel des Vatikan, sich Einfluß zu sichern, oder Bündnisse zu festigen. Manchmal, geht man die Liste der Geehrten durch, aber auch nicht. Die Verleihung an Friedrich den III, Kurfürst von Sachsen, wird sich wohl kaum gelohnt haben. Dem Fürst waren seine machtpolitischen Ambitionen, deretwegen er sich der Schachfigur Luther bediente, wichtiger als die Sache des Glaubens.

Die Gelegenheit, wieder einmal ein Sujet des französischen Rokoko, diesmal des Neospätbarock abzubilden. Eugénie lehnte sich im Stil nicht ganz ohne Hintergedanken dem Stil der Madame Pompadour an. Auch ihre politischen Ambitionen und Strategien ähnelten der ihrer großen Vorgängerin in entscheidenden Details. Doch das französisch-österreichische Bündnis gegen Preußen scheiterte erneut. 1870 griff Preußen Frankreich an, die französische Armee unterlag, der Kaiser wurde festgenommen, Kaiserin Eugenie flüchtete unter abenteuerlichen Umständen nach England. Der Kirchenstaat verlor seine wichtigste Bündnispartnerin und unterlag den italienischen Jakobinern. Der Papst wurde zum Gefangenen im Vatican. Bismarcks Krieg hatte die politische Balance Europas verändert.  Jahrzehnte später sollte das Chaos zwei Monstren gebären.

1 Kommentar:

Admiral hat gesagt…

Korrektur für den 2. Satz:

Nun heißt der Sonntag nicht nur wegen der rosenfarbenen Paramente Rosenmontag,...

Muß wohl "Rosensonntag" heißen.