Samstag, 22. Mai 2010

Mutig heißt feige, feige mutig


Clemens Bittlinger sieht es nüchtern: "Es sind keine neuen Impulse von München ausgegangen."

*Seufzer der Erleichterung*

Doch zu früh gefreut, unter der Überschrift Ziel ist, mutiger zu streiten, lese ich:
Mit dem neu besetzten Ökumeneausschuss will der Referent eine ,,neue ökumenische Vision für das Dekanat (Darmstadt und Darmstadt-Land" suchen. Der Ausschuss setzt sich zusammen aus evangelischen und katholischen Haupt- und Ehrenamtlichen aus dem Dekanat. Auch die evangelisch-freikirchliche Gemeinde Ober-Ramstadt ist vertreten. Man will vor allem ,,Basisökumene" betreiben, so Christoph Rinneberg, der mit seiner katholischen Frau Margret dem neuen Ausschuss angehört.
Der Protestant Rinneberg, der in Wembach lebt, ist im ,,Ökumenischen Netz in Deutschland" aktiv. Seine Einschätzung nach dem Kirchentag: ,,Von oben ist nichts zu erwarten, es muss von unten aufbrechen." Rinneberg hat persönlich schmerzlich erfahren, dass er nicht gemeinsam mit seiner Frau an der Eucharistie teilnehmen kann.
,,In dieser Frage sind Teile unseres Dekanates rückschrittig", sagt Bittlinger. Gerade in diesem Punkt hat jedoch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, in München ein Hoffnungszeichen gesetzt: Er wolle ,,weiter bohren" und dazu beitragen, dass konfessionsverschiedene Ehepaare gemeinsam an der Eucharistie teilnehmen dürfen.
Eine starke Verantwortung in der ,,Ökumene der Zukunft" liegt laut Bittlinger darin, wie ,,die Evangelischen die Katholischen an die Hand nehmen". ,,Wir müssen mehr miteinander wagen", nur aus dem gelebten Glauben heraus könne Ermutigung erfahren werden. Man dürfe nicht zu schnell kuschen vor römisch-katholischen Strukturen, um nur niemanden zu verletzen, so Bittlinger. ,,Wir müssen lernen, mutiger zu streiten und uns auf Augenhöhe begegnen."
Dem weniger in den Begrifflichkeiten des ökumenistischen Newspeak bewanderten muß man dieses harmlos klingende Pamphlet wohl erklären. "Es muß von unten aufbrechen" ist so zu verstehen, daß man versuchen wird, einzelne katholische Pfarrer und Gemeinden dazu zu bewegen, sich dem klaren Verbot der Eucharistiefeier "für jedermann" zu widersetzen. "In dieser Frage sind Teile unseres Dekanates rückschrittlich" heißt, daß es der  - mit Verlaub - ökumenistischen Mafia unseres Dekanates (gemeint ist das Dekanat, dem ich angehöre) gelungen ist, einzelne Priester dazu zu bewegen, die Interkommunion stillschweigend zuzulassen. Die, die es nicht zulassen, stehen unter Druck.

In welcher Weise die "Evangelischen die Katholischen an die Hand nehmen" hat uns Meister Bittlinger ja häufig genug vorgeführt. Natürlich geht es nur darum, nicht "vor römisch-katholischen Strukturen zu kuschen". Daß zu diesen "Strukturen" nicht nur das Recht der katholischen Kirche, sondern auch die Glaubensüberzeugungen ihrer "zurückgebliebenen" Mitglieder gehören, war dieser Sorte von (nun folgt ein typischer Apoopabegriff, also Kinder mal weghören) *piep*liberalen ja schon immer *piep*egal. "Mutig"? Seit wann ist es mutig, mit den säkularistischen Wölfen zu heulen?

Das Bild zeigt die Schlacht von Mentana. Am 3. November 1867 gelang es einer Armee von italienischen Freiwilligen, einem Expeditionscorps der französischen Armee und Zuaven des Kirchenstaates einen Versuch der Armee Garibaldis zurückzuschlagen, die Stadt Rom zu erobern und den Kirchenstaat zu zerschlagen. Trotz der Kunst des begabten Militärs (und Freimaurers) Garibaldi scheiterte der Angriff am Mut der katholischen Zouaven, die ausschließlich freiwillig im Dienst des Papstes standen. Was nun zur Frage führt, warum ich, wenn ich den Namen "Bittlinger" höre, immer an Schießgewehre denke. (Die der päpstlichen Zuaven waren übrigens die modernsten Ihrer Zeit.)

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