Lucetta Scaraffias Artikel im Osservatore Romano, in dem sie die Zulassung weiblicher Ministranten im Jahre 1994 als Errungenschaft im Sinne der "Gleichheit" von Frau und Mann bejubelt, und behauptet, Frauen habe man nicht zum Altardienst zugelassen, weil sie als "unrein" gegolten hätten, ist nicht nur mir sauer aufgestoßen. Der Artikel hat offenbar weite Wellen geschlagen, bis über den Großen Teich.
Wer italienisch versteht, kann hier nachlesen, daß die Berichte durchaus keine Ente sind.
Per le ragazze entrare nello spazio dell'altare ha significato la fine di ogni attribuzione di impurità al loro sesso, ha significato la possibilità di vivere anch'esse questa esperienza formativa di straordinaria importanza nell'educazione religiosa, ha significato un'attenzione diversa alla liturgia e un avvicinamento alla fede nell'accostarsi al suo stesso cuore."la fine di ogni attribuzione di impurità al loro sesso" das ist offenbar ganz, ganz ernst gemeint.
Nun hat ein Kommentator zu diesem Post auf meinem Blog gemeint, es gebe schließlich keine Statistik über die jungen Frauen, die über den Dienst als - wie es im englischen mittlerweile politically correct in inclusive language heißt - altar server zu ihrer Berufung zum geweihten Leben gefunden haben.
Nun diese Statistik gibt es. Sie kommt zu dem Ergebnis, daß vor ihrer Zulassung als - bleiben wir bei der political correctness, weil sie so schön doof ist - altar server die Zahl der Berufungen junger Frauen weit höher war als danach. Die Zahl der Nonnen in Deutschland ist allein von 1991 bis 2008 von 43.474 auf 22.995 gesunken. 2008 waren 83 % der Nonnen über 65 Jahre alt. Geht man davon aus, daß die meisten Menschen ihre Berufung in jungen Jahren, so um die 25 oder jünger erfahren, haben diese 83 % wohl ihre Berufung in vorkonziliaren Zeiten angenommen. Der Einbruch erfolgte also genau zu dem Zeitpunkt in den 60er, zu dem man in Deutschland mit der Zulassung von Ministrantinnen anfing zu "experimentieren". Ein Zufall? Nein, gewiß nicht. Denn die feministische Revolution hat nicht nur zu einer Verunsicherung der männlichen Rollenbilder geführt, sondern noch viel mehr zur Verunsicherung der weiblichen.
Das alte Bild stellt die sieben Weihestufen auf dem Weg der priesterlichen Berufung dar, Ostiarier, Lektor, Exorzist, Acolyth, Subdiakon, Diakon, Priester. Von diesen sieben Stufen hat die Revolution bereits fünf erobert, die nächste Stufe hat die kfd stets fest im Blick.
15 Kommentare:
Der Artikel ist allerdings auch im Vatikan nicht auf Begeisterung gestoßen: http://blog.ilgiornale.it/tornielli/2010/08/10/le-chierichette-e-limpurita-del-sesso-femminile/
Gleichzeitig bzw. im gleichen Zeitraum stattfindende Ereignisse oder Veränderungen sagen noch nichts über deren Kausalität aus. Manch eine/r mag zwar glauben wollen, dass zwischen der Zulassung von Mädchen zum Altardienst und dem zu beobachtenden Rückgang von weiblichen Ordensberufungen ein kausaler Zusammenhang bestünde. Um einen Fehlschluss von Korrelation auf Kausalität zu vermeiden, sollte schon eine eingehendere wissenschaftliche Betrachtung erfolgen.
"Von diesen *sieben* Stufen hat die Revolution bereits *sieben* erobert"?
Da ja vermutlich mein Kommentar an anderer Stelle zum Beitrag animiert hat, erlaube ich mir eine Klarstellung:
Ich habe gefragt, wie viele der vorhandenen weiblichen Berufungen auf den Ministrantendienst zurückgehen, da als unstreitig dargestellt wurde, dass dies bei Priestern der Regelfall sei.
Die Frage, ob X von 100 Ordensfrauen vorher Ministrantinnen waren (parallel die Frage nach Y ehemaligen Ministranten von 100 Priestern) bitte ich doch zu trennen von der Frage, warum es jetzt nur mehr noch 22.995 statt 43.474 Ordensfrauen gibt (der guten Ordnung halber: die offenbar genutzte Statistik gibt es hier: http://www.orden.de/index.php?rubrik=3&seite=t1s).
Wer hilft hierzu mit Datenmaterial?
Dass es einen Rückgang an _realisierten_ Berufungen insgesamt gibt, ist eine ganz andere Frage, und die muss gesamtgesellschaftlich und soziologisch betrachtet werden.
Da ich mich dazu nicht qualifiziert sehe, darf ich zur zweiten Frage deshalb nur ein paar Daten nachtragen: Laut Statistik der Vereinigung Deutscher Ordensoberen gab es am 31.12.1999 in der Bundesrepublik Deutschland in Männerorden 6.966 Ordensmitglieder mit Profess und 180 Novizen (www.steyler.at); die Gesamtzahl der Ordensmitglieder mit Profess sank bis zum Jahr 2009 auf 4.965, die Zahl der Novizen auf 94 (!) (www.orden.de aaO). Ich habe auf die Schnelle leider keine Zahlen für Priester in diesem Zeitraum finden können, aber vermute einen ebensolchen Rückgang (ich fand nur den Rückgang von Priesterkandidaten von 351 in 1991 auf 179 in 2008 (www.dbk.de).
Und jetzt schiebe bitte niemand den Ministrantinnen auch noch den Rückgang der Taufen von noch 299.796 in 1990 auf 185.589 in 2008 in die Schuhe! (www.dbk.de, Zahlen & Fakten)...
@polyglott. Der Vatikan hat 2001 noch einmal darauf hingewiesen, daß man die Zulassung junger Frauen anstelle von jungen Männern doch bitte mit der gebotenen Zurückhaltung behandeln möge, Rom hält die Befürchtung, daß junge Männer verdrängt werden, und damit die Priesterberufungen zurückgehen, offenbar für begründet.
Und natürlich sind Ministrantinnen nicht für den Rückgang der Geburten und Taufen verantwortlich, beides aber ist aus dem selben Geist geboren, dem durch Beauvoir, Badinter und Schwarzer et. al. geprägten Gleichheitsfeminismus. Maria Shriver hat das mal auf eine einleuchtende Formel gebracht: “I grew up watching my brothers serve as altar boys, and I was never allowed. That was something I would always say like, “Well, why can’t I be an altar boy?’ And they were like, ‘You’re a girl; you can’t be a priest; you can’t be an altar boy; you can be a nun.’” Ein altar boy werden zu können war verbunden mit dem Wunsch, keine Nonne werden zu müssen. Eine männliche Rolle anzunehmen, dies war und ist das Ziel dieser spezifischen Form des Feminismus. Sie ist verbunden mit dem Wunsch, keine weibliche Rolle mehr annehmen zu müssen. Paradoxerweise führt damit der Feminismus zur Diskriminierung der Frau als Frau, nämlich als Ehefrau, Mutter, Diakonissin, Nonne. Als Juristin hätte ich da anzumerken, daß wir eine feministischen Ministerin das Frauen am meisten benachteiligenden Eherecht der Nchkriegszeit zu verdanken haben. Dies aber ist die logische Konsequenz.
Auf allen Kanälen plötzlich "altar girls". Da scheint ja endlich die Wurzel allen Übels gefunden worden zu sein: Die Mädels sind schuld. Übrigens gab es vorletzte Woche dieses riesige Meßdienertreffen in Rom, das man ja auch mal positiv hätte betrachten können. Stattdessen allerorten im Netz Gemecker über die schlimmen "altar girls". Wollt ihr die im Ernst abschaffen? Na dann mal viel Glück - und richtet Eure ganzen Energien auf dieses so wichtige Thema. Dann wird es mit der Kirche und dem Glauben sicher wieder aufwärts gehen. :-)
@ Dybart
Die Formulierung scheint mir auch unglücklich. Tatsächlich sind nur die ersten fünf Stufen (defacto)"erlaubt" übernommen worden. Praktisch aber gibt es inzwischen auch "Diakoninnen", "Priesterinnen" und "Bischöfinnen" (alle wenigstens unerlaubt - die Frage der Gültigkeit lasse ich mal aus.)
Neuerdings gibt es ja nur noch drei Stufen: Der Diakon wurde beibehalten, die Stufe des Priesters geteilt und aus dem Bischofsamt eine eigene Weihestufe gemacht, was sie ja (siehe Bild) vorher nicht war.
Ich finde, es war ein guter Hinweis von Polyglott, von "realisierten" (!) Berufungen zu sprechen. Denn wenn man tatsächlich annimmt, dass es weniger Priesterberufungen wegen der Ministrantinnen gibt, dann nimmt man an, dass GOTT deswegen weniger Priester beruft. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Gott so tickt. Was ich mir vorstellen kann, ist, dass zumindest in einem gewissen Alter Jungs vom Altardienst abgeschreckt werden, wenn das eine überwiegende Mädchenveranstaltung ist. Da würden dann vielleicht geschlechtergetrennte Gruppen helfen.
Gabriele
Zu Kausalitäten und Korrelationen:
Man könnte ja auch vorsichtig einwerfen, dass seit der Zulassung von Mädchen zum Altardienst die Anzahl der sexuellen Mißbrauchsfälle drastisch zurückgegangen sind.
@Anonym: "fünf von sieben" halte ich noch für diskutabel, bin aber da auch anderer Meinung. Aus katholischer Sicht ist spätestens mit Ordinatio Sacerdotalis klar, daß das mit den "Priesterinnen" schon per se unmöglich ist, vermutlich gilt das auch für Diakoninnen (auch wenn die letzte kirchenrechtliche Änderung des Papstes da für etwas Verwirrung gesorgt hat). Bei den Vollmachten der ersten vier Weihestufen bin ich mir da nicht so sicher, aber keinesfalls ist haltbar, die "Revolution" habe die Subdiakonatsweihe "erobert". Außerhalb der Indultgemeinschaften existiert diese Stufe einfach nicht mehr. Sie wird aber meines Wissens nach auch nicht durch beauftragte Laien ausgeübt, auch nicht durch Ministrantinnen.
"Als Juristin hätte ich da anzumerken, daß wir eine feministischen Ministerin das Frauen am meisten benachteiligenden Eherecht der Nchkriegszeit zu verdanken haben. Dies aber ist die logische Konsequenz."
Ist Johannes eine Frau?
Er ist wohl eher Satirikerin.
Nö, Johannes ist ein Mann, aber manchesmal kommt meine feministische Seite zum Audruck. (Alles Blödsinn ich habe mich nur verschrieben).
Das mit dem frauenfeindlichsten Eherecht aller Zeiten ist allerdings bitterer Ernst.
@ Dybart
Ich habe keinen Zweifel an der Unmöglichkeit eine Frau zu Weihen, ich wollte nur (im Bezug auf den Text) darauf hinweisen, daß manche Frauen sich längst "weihen" erobert haben.
Wichtiger war mir allerdings, daß es nach den 2. Vaticanum nur noch zwei der alten und eine Neue Weihestufe (Bischof) gibt. Die Theologie und Form dieses Sakraments ist in den Wurzeln verändert worden. Für mich übrigens kaum verständlich.
@Anonym: Da sind wir uns ja größtenteils einig. Die Einführung der Bischofsweihe als eigenständige Weihestufe finde ich auch verwunderlich. Allerdings habe ich mich mit der Theologie der Weihen nicht intensiv genug auseinandergesetzt, als daß ich dazu hier etwas fundiertes sagen könnte.
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