"Die Sonntagskomplet ist das ideale Gebet für die fromme Seele, Nach den Stürmen des Tages sucht der vierte Psalm die Seele zur Ruhe zu bringen. Dies ist die Zeit, um Halt zu sagen, des Tages Arbeit zu beenden, alles auszuschließen außer dem Einen, dem Gedanken an Gott. Dies ist die Zeit, um die Orientierung unser Lebens auf Gott hin zu erneuern. Dies ist die Zeit, um zurückzukommen, zur Rast in Gottes Frieden. Einmal mehr erkennen wir, daß uns die Welt betrügt mit sündigen Freuden, nichts als lauter Lügen und Nichtigkeiten, zerbrechlich wie schillernde Seifenblasen. Wir erkennen, daß nur wahre Frömmigkeit einen wirklichen Wert hat. Das Licht der Gnade Gottes erleuchtet die fromme Seele, tiefe Freude überflutet sie, Friede wohnt in ihrem Herzen, und die Hoffnung auf die ewige Heimat im Himmelreich ist der starke Anker in der See des Lebens.
Während der erste Psalm der Komplet im Ton Ruhe und Schutz vermittelt, ist Psalm 90 positiv und aktiv. Die Seele fühlt sich sicher unter Gottes schützenden Flügeln. Während um uns der Kampf tobt, ruht die Seele, tief verwurzelt im Vertrauen auf Gott. In der Mitte von Nacht und Schrecken weiß sie von Gottes Schutz. Dieser Psalm ist unübertroffen als Abendgebet. Dieser Psalm gibt uns die Gewissheit, daß wir sicher sind in Gottes Hand, und erneuert unser Vertrauen, daß wir als Kinder Gottes über alle unsere Feinde siegreich sein werden.
Der letzte Psalm macht uns zu Wächtern des Tempels, denen Schlaf verboten ist: "Ihr müßt wachen, die Welt braucht euer nächtliches Gebet, damit uns der Feind nicht überwältigt." Das Stundengebet ist unsere Waffe! " (Aus der Einleitung zur Sonntagskomplet (Officium Divinum, abridged for Use of the Laity, Angelus Press))
Das Bild stammt aus dem englischen Blog der Dominikaner.
7 Kommentare:
Er legt uns mehr Freude ins Herz als andere haben bei Korn und Wein in Fülle.
Einen gesegneten Rest-Sonntag und vielen Dank für Deine sehr informativen Beiträge!
[Auch wenn ich dem Spruch "qui cantat, bis orat" nur bedingt zustimmen kann, eher schon "qui bene cantat", aus eigener Erfahrung ;)]
Das passt ja hervorragend!
http://lumen-cordium.blogspot.com/2010/08/wachen-und-beten-wer-macht-mit.html
Also dann bete ich nachher die Alte Komplet! Danke für den Hinweis. Wäre natürlich von selbst wieder nicht drauf gekommen.:-(
Beten, nicht singen. Ich kann nicht singen und ich gerate in sehr unfromme Zustände, wenn ich mich selbst singen hören muss.
@ Florian. Das bene hab ich weggelassen, weil es sowieso nicht O-Ton Augustinus ist und mich das irgendwie - auch wenn ich nicht ganz schlecht singen kann - einschüchtert.
@Elsa. Die Komplet kann man natürlich auch "nur" sprechen. Sie soll nach benediktinischer Übung sogar gesprochen werden - allerdings im tonus in directum, also rezitiert - in meinem Antiphonale monasticum finden sich deshalb keine Melodien für die Komplet. Das Breviarium ist , wie man an den sorgfältig gesetzten Akzenten sieht, für das gesprochene Gebet gedacht. Singe auch nicht immer. Bin heute völlig heiser. Ich hab heute das Proprium, das die Gemeinde gesungen hat, mitgesprochen. Interessanter Effekt. Außerdem hört man besser, wie die anderen singen, wenn man nicht selbst singt. Neben mir saßen Rosa und Doris, (beide Chormitglieder und begabte Sängerinnen) war wirklich sehr schön.
Wenn Du jedenfalls die Komplet feierlich in gemessenem Ton rezitierst, darfst Du gewiss sein, daß des Seligen Benedikts Augen wohlgefällig auf Dir ruhen.
Ne, is ja okay, wollte damit nur andeuten, dass ich, wenn ich anfange zu singen, andere einschüchtere, weswegen ich meistens still oder leise bete. :-)
die drei erwähnten wahrhaft klassischen Kompletpsalmen finden sich auch in erneuerten Stundenbüchern: Im Brevier der Abtei Heiligenkreuz täglich (Latein) und im monast. Stundenbuch bzw. Benediktinischen Antiphonale und Brevier jeweils am Sonntag.
Und was das Singen angeht: ich murmle sie gerne:-)
Die Benediktiner haben sich die drei Psalmen der Komplet (die nach der Regula Benedicti jeden Abend zu singen sind) weltweit nicht nehmen lassen. Ich habe sie zum ersten Mal bei den Benediktinerinnen von St. Hildgard gehört, die im übrigen aus musikalischen Gründen die Singweise des "vorkonziliaren" Antiphonale Monasticum bevorzugen. Auch im erneuerten Ritus sind sie für die Benediktiner selbstverständlich nach wie vor verbindlich. Auch wenn man an anderer Stelle sich doch den Reformern gebeugt hat. Das aus der benediktinischen Komplet abgeleitete Abendgebet das DER SCHOTT ( nicht der, der heute als solcher ausgegeben wird) empfliehlt ist ebenfalls aus dem 90 (91) Psalm komponiert.
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